Peter Høeg, Lars Gustafsson
Der dänische Schriftsteller Peter Høeg wurde am 17. Mai 1957 in Kopenhagen geboren. Als junger Erwachsener orientierte er sich in die künstlerische Richtung, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. 1984 schloss er mit dem Magister Artium in Vergleichender Literaturwissenschaft sein Studium ab. Er arbeitete in einer Vielzahl von Bereichen, u. a. als Schauspieler und Tänzer (Klassisches Ballett). Häufig befand er sich auch auf Reisen, vor allem in der Karibik und in Afrika. Zwischendurch arbeitete er als Matrose auf Yachten reicher Leute und spielte Theater in Afrika. Im Anschluss an diese Reisen gründete er auch eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Der Autor lebt als freier Schriftsteller in Jütland (Dänemark).
Sein soziales Engagement spiegelt sich auch in seinen Texten. Internationalen Ruhm erlangte er mit der Veröffentlichung des Romans Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Frøken Smillas fornemmelse for sne), der 1992 herauskam und später vom dänischen Regisseur Bille August mit Julia Ormond in der Titelrolle verfilmt wurde.
Aus: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels (Übersetzt von Angelika Gundlach)
“Das Zweitbeste, um die Vorderpartie zu stärken, nach dem Geräteturnen, war Leichtathletik, vor allem die Wurfdisziplinen, das war im Winter jedoch schwieriger, weil sie im Freien stattfand.
Die einzige Ausnahme davon war Laufen. Klastersen hatte der Juniorennationalmannschaft beigebracht, im Winter auf den gefrorenen Mooren und Seen zu trainieren, und schöne Ergebnisse erzielt. Das war eines seiner Prinzipien: Wenn man lief, gab es kein Wetter, bei dem man nicht draußen sein konnte.
Also hatte man Lauftraining zu allen Jahreszeiten, er hatte jedoch eine Vorliebe für Schnee. Bei Schnee konnte man ziemlich sicher sein, daß man auf jeden Fall die erste halbe Stunde durch den Park laufen würde.
Er selbst lief vorneweg. Das bedeutete, wenn man nicht zur Spitzengruppe gehörte oder wenn man sich sogar zurückfallen ließ, war man plötzlich allein.
Sie stand an einem Baum, mit dem Rücken zu mir. Ich sah den schwarzen Mantel. Hinter ihr war der fallende Schnee eine Wand, sie löste sich von dem Baum, ging durch die Wand und war weg.
Ich bog vom Weg ab und kam hinunter an den See. Es war an einer Stelle, die lange eisfrei war. Da stand ein Reiher, und es gab auch Schwäne. Es war, als spürten sie die Kälte nicht, und sie waren in Bewegung, als sei jemand vorbeigegangen.
Ich dachte, ich hätte sie verloren, oder vielleicht war sie es nicht gewesen. Der Schnee bildete noch immer Räume, man lief durch eine Reihe von weißen Zimmern, die nie endeten. Ich wandte mich zu dem Hügel, wo die Statuen waren, mit gefrorenen Kleidern aus Schnee auf der grünen Bronzehaut. Eine von ihnen löste sich von den anderen und ging weg. Ich marschierte los. Wir kamen hinunter an die Stelle, wo im Sommer Rosen gestanden hatten. Sie waren zurückgeschnitten und mit Tannenzweigen bedeckt.”
Peter Høeg (Kopenhagen, 17. Mai 1957)
Der schwedische Lyriker und Schriftsteller Lars Gustafsson wurde am 17. Mai 1936 in Västerås geboren. Er studierte Literatur, Philosophie und Soziologie an den Universitäten von Uppsala/Schweden und Oxford. Durch ein DAAD-Stipendium gelangte er auch nach Deutschland und lebte ab 1972 zwei Jahre in West-Berlin. 1961 promovierte er in Philosophie, 1979 schloss er seine Habilitation ab. 1981 konvertierte Gustafsson zum Judentum. 1983 bis 2006 war er Professor für Germanistische Studien und Philosophie an der University of Texas in Austin/Texas. Seit Mai 2006 lebt er in Södermalm, Stockholm. Er ist als Lyriker, Philosoph und Romancier hervorgetreten. 1957 gab er sein literarisches Debüt mit dem Roman Vägvila (Wegesrast), der eine Mischung aus Prosa und Lyrik darstellt. In der Romanreihe Die Risse in der Mauer geht es um die späten 60er und frühen 70er Jahre. Der Band umfasst die Autobiographie Herr Gustafsson persönlich (1972), das Jugenddrama Wollsachen (1974) sowie Familientreffen (1976), Sigismund (1977) und Tod eines Bienenzüchters (1978).
A Men's Choir
The voice one has when
talking to small children
and large dogs
is not the same
as that at the barber's
or from the lectern.
It comes from another life
from far, far away
one that maybe never existed
whereas the voice
one has
when caressing a woman's breast
or belly
is a third voice
that comes from a third world
(green warm moist shadow under
huge ferns, marshland, and
huge birds that fly up).
And there are many, many more.
Not my own voice—
and not exactly that of anyone else.
Is there such a thing as
the voices in between?
I recall your foot
still warm with morning.
I imagine
they must be like that.
And if one could hear
all the voices at the same time
one would get the impression
of a men's choir
defiantly executing
a breakneck series of dissonances.
Übersetzt von John Irons
Lars Gustafsson (Västeras, 17. Mai 1936)
Sein soziales Engagement spiegelt sich auch in seinen Texten. Internationalen Ruhm erlangte er mit der Veröffentlichung des Romans Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Frøken Smillas fornemmelse for sne), der 1992 herauskam und später vom dänischen Regisseur Bille August mit Julia Ormond in der Titelrolle verfilmt wurde.
Aus: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels (Übersetzt von Angelika Gundlach)
“Das Zweitbeste, um die Vorderpartie zu stärken, nach dem Geräteturnen, war Leichtathletik, vor allem die Wurfdisziplinen, das war im Winter jedoch schwieriger, weil sie im Freien stattfand.
Die einzige Ausnahme davon war Laufen. Klastersen hatte der Juniorennationalmannschaft beigebracht, im Winter auf den gefrorenen Mooren und Seen zu trainieren, und schöne Ergebnisse erzielt. Das war eines seiner Prinzipien: Wenn man lief, gab es kein Wetter, bei dem man nicht draußen sein konnte.
Also hatte man Lauftraining zu allen Jahreszeiten, er hatte jedoch eine Vorliebe für Schnee. Bei Schnee konnte man ziemlich sicher sein, daß man auf jeden Fall die erste halbe Stunde durch den Park laufen würde.
Er selbst lief vorneweg. Das bedeutete, wenn man nicht zur Spitzengruppe gehörte oder wenn man sich sogar zurückfallen ließ, war man plötzlich allein.
Sie stand an einem Baum, mit dem Rücken zu mir. Ich sah den schwarzen Mantel. Hinter ihr war der fallende Schnee eine Wand, sie löste sich von dem Baum, ging durch die Wand und war weg.
Ich bog vom Weg ab und kam hinunter an den See. Es war an einer Stelle, die lange eisfrei war. Da stand ein Reiher, und es gab auch Schwäne. Es war, als spürten sie die Kälte nicht, und sie waren in Bewegung, als sei jemand vorbeigegangen.
Ich dachte, ich hätte sie verloren, oder vielleicht war sie es nicht gewesen. Der Schnee bildete noch immer Räume, man lief durch eine Reihe von weißen Zimmern, die nie endeten. Ich wandte mich zu dem Hügel, wo die Statuen waren, mit gefrorenen Kleidern aus Schnee auf der grünen Bronzehaut. Eine von ihnen löste sich von den anderen und ging weg. Ich marschierte los. Wir kamen hinunter an die Stelle, wo im Sommer Rosen gestanden hatten. Sie waren zurückgeschnitten und mit Tannenzweigen bedeckt.”
Peter Høeg (Kopenhagen, 17. Mai 1957)
Der schwedische Lyriker und Schriftsteller Lars Gustafsson wurde am 17. Mai 1936 in Västerås geboren. Er studierte Literatur, Philosophie und Soziologie an den Universitäten von Uppsala/Schweden und Oxford. Durch ein DAAD-Stipendium gelangte er auch nach Deutschland und lebte ab 1972 zwei Jahre in West-Berlin. 1961 promovierte er in Philosophie, 1979 schloss er seine Habilitation ab. 1981 konvertierte Gustafsson zum Judentum. 1983 bis 2006 war er Professor für Germanistische Studien und Philosophie an der University of Texas in Austin/Texas. Seit Mai 2006 lebt er in Södermalm, Stockholm. Er ist als Lyriker, Philosoph und Romancier hervorgetreten. 1957 gab er sein literarisches Debüt mit dem Roman Vägvila (Wegesrast), der eine Mischung aus Prosa und Lyrik darstellt. In der Romanreihe Die Risse in der Mauer geht es um die späten 60er und frühen 70er Jahre. Der Band umfasst die Autobiographie Herr Gustafsson persönlich (1972), das Jugenddrama Wollsachen (1974) sowie Familientreffen (1976), Sigismund (1977) und Tod eines Bienenzüchters (1978).
A Men's Choir
The voice one has when
talking to small children
and large dogs
is not the same
as that at the barber's
or from the lectern.
It comes from another life
from far, far away
one that maybe never existed
whereas the voice
one has
when caressing a woman's breast
or belly
is a third voice
that comes from a third world
(green warm moist shadow under
huge ferns, marshland, and
huge birds that fly up).
And there are many, many more.
Not my own voice—
and not exactly that of anyone else.
Is there such a thing as
the voices in between?
I recall your foot
still warm with morning.
I imagine
they must be like that.
And if one could hear
all the voices at the same time
one would get the impression
of a men's choir
defiantly executing
a breakneck series of dissonances.
Übersetzt von John Irons
Lars Gustafsson (Västeras, 17. Mai 1936)
froumen - 17. Mai, 18:41