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Donnerstag, 9. Juli 2009

Jan Neruda, Ann Radcliffe

Der tschechische Dichter und Schriftsteller und Journalist Jan (Nepomuk) Neruda wurde am 9. Juli 1834 in Prag geboren. Hier verbrachte er auch sein gesamtes Leben. Obwohl Neruda aus einfachen Verhältnissen stammte, besuchte er seit 1845 das Gymnasium, studierte er Philologie, Geschichte und Jura, ab 1856 war er Mitarbeiter des deutschsprachigen Tageboten aus Böhmen, ab 1861 Feuilletonist der tschechischen Zeitung Národní listy, später in Bilder der Heimat (Obrazy domova) und Zeit (Čas). Er schrieb über 2.000 Feuilletons und veröffentlichte zahlreiche Gedichte, sympathisierte mit der Künstlergruppe Máj und fühlte sich besonders der Aufgabe der tschechischen nationalen Wiedergeburt verpflichtet. 1871 wurde er als Verräter der Nation bezeichnet, verließ Böhmen und reiste durch andere Teile Österreichs (Wien, Graz), Deutschland, Frankreich, Ungarn, Italien, Griechenland und Ägypten. Seine Reiseberichte aus dieser Zeit sind ein interessantes Zeugnis über das Leben und die zeitgenössische Gesellschaft.

Aus: Die Hunde von Konstantinopel (Reisebilder, übersetzt von Christa Rothmeier)

„Die zwei nackt aussehenden Türme der Frauenkirche, oben in zwei riesigen Birnen endend, und rundherum ein paar nichtssagende Häuser und Häuschen, so zeigt sich München dem Fremden.
Und von diesem ersten Eindruck verliert sich wahrlich wenig. Die pfeilschnell fließende Isar verzweigt sich, manchmal allerdings künstlich, in zu viele und zu schwache Arme, als daß die Stadt durch den Anblick eines großen Flusses gewänne. Weit um die Stadt erstreckt sich eine unschöne, unfruchtbare Ebene; erst in den hintersten Nebeln schimmern die schneebedeckten Alpen.
Ich kann nichts dafür, daß mir München nur wie eine Kleinstadt vorkam. Mit Ausnahme einer einzigen, vom schönen, von Bürklein erbauten Bahnhof zur Vorstadt Au führenden Straße sind die übrigen
Stadtteile still, einzelne fast tot. Die Geschäfte können sich hinsichtlich Eleganz bei weitem nicht mit den Pragern messen, die Häuser sind vorwiegend häßlich, die Straßen unregelmäßig, schmal, schlecht gepflastert oder ganz ohne Belag. Schön sind nur zwei, die Ludwig- und die Maximilianstraße; doch ist die eine noch unfertig, die andere trotz ihrer Pracht fast zum Gähnen leblos. Hier residiert die österreichische Botschaft, in deren Haus ich – da der »Eintritt in die Kanzlei niemandem gestattet« ist – nur den Herrn Hausmeister und noch irgendeinen ähnlichen Herrn kennenlernte. Die französische Botschaft befindet sich in der lebhafteren Briennerstraße und ist mit sehr höflichen und entgegenkommenden Leuten besetzt, zu denen man sogar direkt in die Kanzlei treten darf.
Um aber zu den Straßen zurückzukehren, ich glaube, die Münchner könnten getrost eines ihrer Siegestore oder die Propyläen oder auch ein Stück der Neuen Pinakothek verkaufen und sich dafür ein bißchen Pflaster, bessere Kanäle und besseres Trinkwasser kaufen. Man würde gar nicht erwarten, hier in einer ansehnlichen Straße mit vielen Palästen nichts als einen Fahrweg vorzufinden, mit Gräben daneben, damit der schöne klebrige Schlamm, sofern er das will, abfließen kann! Mir fielen auf sämtlichen Photographien von München die kotigen Schuhe auf, eine Uniformität, die fast wie ein Nationalkostüm wirkt.“






jan_neruda
Jan Neruda (9. Juli 1834 – 22. August 1891)
Statue in Prag





Die englische Lyrikerin und Schriftstellerin Ann Radcliffe wurde am 9. Juli 1764 als Ann Ward in London als Tochter des Kurzwarenhändlers William Ward geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend bei gesellschaftlich höher gestellten Verwandten. Im Jahr 1772 zog sie mit dieser Familie nach Bath, wo sie zur Schule ging. Im Alter von 23 Jahren heiratete sie William Radcliffe, einen Oxford-Absolventen und politischen Berichterstatter, der später Besitzer und Herausgeber des English Chronicle wurde. Er ermutigte seine Frau, zum Zeitvertreib zu schreiben. Ihre ersten Versuche waren die Liebesromane The Castle of Athlin and Dunbayne (1789) und A Sicilian Romance (1790), die beide anonym veröffentlicht wurden. Der große Durchbruch gelang ihr mit The Romance of the Forest (1791). Die erste Ausgabe wurde noch anonym publiziert, alle weiteren jedoch trugen den Namen der Autorin. Dieser Roman etablierte sie als erstklassige Vertreterin der Gothic Novel, die innerhalb des Genres ihren eigenen Stil vertrat, der sich deutlich von dem der bisherigen Schauerromane abhob. Radcliffes Romane inspirierten in unterschiedlicher Weise die Werke zahlreicher Kollegen wie beispielsweise den Roman Northanger Abbey von Jane Austen, Little Dorrit von Charles Dickens, Das ovale Porträt von Edgar Allan Poe, Rebecca von Daphne du Maurier und viele andere.



Song

Life's a varied, bright illusion,
Joy and sorrow---light and shade;
Turn from sorrow's dark suffusion,
Catch the pleasures ere they fade.

Fancy paints with hues unreal,
Smile of bliss, and sorrow's mood;
If they both are but ideal,
Why reject the seeming good?

Hence! no more! 'tis Wisdom calls ye,
Bids ye court Time's present aid;
The future trust not---Hope enthrals ye,
'Catch the pleasures ere they fade.




Air

Now, at Moonlight's fairy hour,
When faintly gleams each dewy steep,
And vale and Mountain, lake and bow'r,
In solitary grandeur sleep;

When slowly sinks the evening breeze,
That lulls the mind in pensive care,
And Fancy loftier visions sees,
Bid Music wake the silent air.

Bid the merry, merry tabor sound,
And with the Fays of lawn or glade,
In tripping circlet beat the ground,
Under the high trees' trembling shade.

"Now, at Moonlight's fairy hour,"
Shall Music breathe her dulcet voice,
And o'er the waves, with magic pow'r,
Call on Echo to rejoice.







Ann_Radcliffe
Ann Radcliffe (9. Juli 1764 – 7, Februar 1823)
Buchumschlag, The Mysteries of Udolpho

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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