Arthur Japin, Aldous Huxley
Der niederländische Schriftsteller Arthur Japin wurde am 26. Juli 1956 in Haarlem geboren und studierte zunächst niederländische Literatur in Amsterdam. Nebenbei studierte er ab 1982 zudem Schauspiel an Theaterschulen in Amsterdam und London. Er spielte kleinere Rollen in Fernsehen und Rundfunk, dabei war auch eine kleine Rolle in der Niederländischen Oper.
1987 entdeckte er den historischen Stoff für seinen Roman De zwarte met het witte hart (dt. Der Schwarze mit dem weißen Herzen). Daraufhin gab er seine Karriere als Schauspieler auf und begann, Hörspiele und Theaterstücke zu schreiben und den gefundenen Stoff in einen Roman umzuarbeiten. Dieser Roman erschien schließlich 1997 und wurde bislang in 13 Sprachen übersetzt, er recherchierte hierfür u.a. in Afrika, Deutschland und Indonesien. Derzeit wird er in Holland verfilmt.
Nach Een schitterend gebrek (dt. Die Verführung, 2006) aus dem Jahr 2003 erschien mit De overgave im Jahr 2007 sein dritter historischer Roman in den Niederlanden, der sich, wie seine Vorgänger, anschickt, auch diverse Preise zu gewinnen. So bekam Japin für De zwarte met de witte hart u.a. 1998 den Lucy B. en C.W. an der Hoogtsprijs. Een schitterend gebrek wurde 2004 mit dem Libris literatuurprijs und 2005 mit dem De Inktaap-Preis ausgezeichnet.
Aus: Die Verführung (Übersetzt von Mirjam Pressler)
„Aber der Höhepunkt meines Glücks sollte erst noch kommen. Es erschien in der ersten Septemberwoche hinten auf einem Bauernkarren und ging fast verloren zwischen den reichgeschmückten Karossen, die den ganzen Tag ankamen oder abfuhren. Ich stand versteckt zwischen der Küche und den Nebengebäuden und betrachtete die Pracht, bis meine Aufmerksamkeit zufällig von den beiden Jungen angezogen wurde, die von der Ladefläche sprangen. Sie gaben dem Bauern, der sie gebracht hatte, ein paar Soldi, klopften sich den Hafer aus der Kleidung und liefen so selbstverständlich zum Vorplatz, als wären sie gerade aus einer vergoldeten Kutsche gestiegen. Ich mußte vermutlich so laut lachen, daß sie mich hörten, denn der eine stieß den anderen an und deutete auf mich. Daraufhin nahm dieser seinen Hut ab. Für mich. Seinen Hut! Er nahm seinen Hut ab, hielt ihn einen Moment in der Luft und machte mit dem Kopf eine kleine Verbeugung. Dabei schaute er mich an. Von allen Aufmerksamkeiten, die ich seither in meinem Leben genossen habe, wird mir auf meinem Totenbett nur diese vor Augen kommen. Nie zuvor hatte mir jemand Ehre bezeugt. Ich hatte auch nie danach gestrebt, aber nun, da es mir geschah, verstand ich nicht, warum ich solche Aufmerksamkeiten bisher nie vermißt hatte. Ich fragte mich, ob mich vorher überhaupt jemand so wahrgenommen hatte. In diesem Moment fing der Junge an zu lachen. Er legte einen Finger auf die Lippen, um mich zu bitten, über ihre Armut Stillschweigen zu wahren, und zwinkerte mir zu, zum Zeichen, daß dieses kleine Geheimnis uns fortan verband.
Frech wie Hunde liefen die beiden daraufhin zu meinem Vater, dem sie ihre Namen nannten. Offenbar standen sie auf seiner Gästeliste, denn er kreuzte etwas an und hieß sie willkommen, genau wie er die anderen Eingeladenen begrüßte. Alle wurden zu den Salons geführt, wo sie sich an Getränken und Leckereien erfrischen konnten, bis ihnen ihre Zimmer zugewiesen wurden. Sobald meine neuen Freunde von der Freitreppe verschwunden waren, rannte ich zu meinem Vater und versuchte, auf seiner Liste zu lesen, wer sie waren. Er erriet meine Gedanken.
»Es sind Priesterstudenten«, sagte er und neckte mich, aber schließlich nannte er mir ihre Namen: Francesco und Giacomo Casanova. Bei letzterem imitierte mein Vater übertrieben die Gebärde mit dem Hut, das war ihm also nicht entgangen. Beleidigt, daß er mich nicht ernst nahm, drehte ich mich um und machte mich auf die Suche nach meiner Mutter. Ich fand sie im Souterrain, wo sie mit der Zuteilung der Zimmer beschäftigt war. Sie stand vor der großen Tafel im Hauptgang, an der die Schlüssel aller Zimmer hingen. Auch sie hatte eine Liste, auf der sie jeden Gast durchstrich, von dem sie erfuhr, daß er angekommen war.“

Arthur Japin (Haarlem, 26. Juli 1956)
Der britische Schriftsteller Aldous Huxley wurde am 26. Juli 1894 in Godalming, Surrey, geboren. Seine Mutter starb 1908 als Huxley gerade 13 Jahre alt war. Drei Jahre später erkrankte er am Auge wodurch sein Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Wegen seiner Blindheit wurde er vom Dienst im Ersten Weltkrieg freigestellt. Aldous Huxley schrieb seinen ersten (unveröffentlichten) Roman im Alter von 17 Jahren. Als er Anfang 20 war machte er die Schriftstellerei zu seinem Beruf. Seine Romane erzählen von einer Entmenschlichung der Gesellschaft durch wissenschaftlichen Fortschritt (z.B. Brave New World deutsch: Schöne neue Welt ) gleichzeitig schrieb er auch über pazifistische Themen (z.B. Geblendet in Gaza ).
Während des Krieges verbrachte er die meiste Zeit in "Garsington Manor" dem Wohnsitz von Lady Ottoline Morell. In seinem späteren Roman Chrome Yellow ( 1921 ) karikiert er den Lebensstil von Garsington was seine Freundschaft mit den Morrels aber nicht beeinträchtigte.
1937 zog Huxley nach Kalifornien . Hier setzt seine zweite Schaffensphase ein die geprägt ist von einer neuen Hinwendung zum Menschen. Der dezidierte Kritiker und scharfzüngige Zyniker wendet sich den großen Weisheitslehren der Welt zu und entdeckt in ihnen ein einendes Band welches sich am ehesten mit dem Begriff Mystik definieren lässt. Beredtes Zeugnis dieser Erkenntnis liefert "The Perennial Philosophy".
Aus: Brave New World
“A squat grey building of only thirty-four storeys. Over the main entrance the words, Central London Hatchery and Conditioning Centre, and, in a shield, the World State’s motto, Community, Identity, Stability.
The enormous room on the ground floor faced towards the north. Cold for all the summer beyond the panes, for all the tropical heat of the room itself, a harsh thin light glared through the windows, hungrily seeking some draped lay figure, some pallid shape of academic goose-flesh, but finding only the glass and nickel and bleakly shining porcelain of a laboratory. Wintriness responded to wintriness. The overalls of the workers were white, their hands gloved with a pale corpse-coloured rubber. The light was frozen, dead, a ghost. Only from the yellow barrels of the microscopes did it borrow a certain rich and living substance, lying along the polished tubes like butter, streak after luscious streak in long recession down the work tables.
‘And this,’ said the Director opening the door, ‘is the Fertilizing Room.’
Bent over their instruments, three hundred Fertilizers were plunged, as the Director of Hatcheries and Conditioning entered the room, in the scarcely breathing silence, the absentminded, soliloquizing hum or whistle, of absorbed concentration. A troop of newly arrived students, very young, pink and callow, followed nervously, rather abjectly, at the Director’s heels. Each of them carried a note-book, in which, whenever the great man spoke, he desperately scribbled. Straight from the horse’s mouth. It was a rare privilege. The DHC for Central London always made a point of personallyconducting his new students round the various departments.
‘Just to give you a general idea,’ he would explain to them. For of course some sort of general idea they must have, if they were to do their work intelligently — though as little of one, if they were to be good and happy members of society, as possible. For particulars, as everyone knows, make for virtue and happiness; generalities are intellectually necessary evils. Not philosophers, but fret-sawyers and stamp collectors compose the backbone of society.”

Aldous Huxley (26. Juli 1894 – 22. November 1963)
Porträt von Vanessa Bell
1987 entdeckte er den historischen Stoff für seinen Roman De zwarte met het witte hart (dt. Der Schwarze mit dem weißen Herzen). Daraufhin gab er seine Karriere als Schauspieler auf und begann, Hörspiele und Theaterstücke zu schreiben und den gefundenen Stoff in einen Roman umzuarbeiten. Dieser Roman erschien schließlich 1997 und wurde bislang in 13 Sprachen übersetzt, er recherchierte hierfür u.a. in Afrika, Deutschland und Indonesien. Derzeit wird er in Holland verfilmt.
Nach Een schitterend gebrek (dt. Die Verführung, 2006) aus dem Jahr 2003 erschien mit De overgave im Jahr 2007 sein dritter historischer Roman in den Niederlanden, der sich, wie seine Vorgänger, anschickt, auch diverse Preise zu gewinnen. So bekam Japin für De zwarte met de witte hart u.a. 1998 den Lucy B. en C.W. an der Hoogtsprijs. Een schitterend gebrek wurde 2004 mit dem Libris literatuurprijs und 2005 mit dem De Inktaap-Preis ausgezeichnet.
Aus: Die Verführung (Übersetzt von Mirjam Pressler)
„Aber der Höhepunkt meines Glücks sollte erst noch kommen. Es erschien in der ersten Septemberwoche hinten auf einem Bauernkarren und ging fast verloren zwischen den reichgeschmückten Karossen, die den ganzen Tag ankamen oder abfuhren. Ich stand versteckt zwischen der Küche und den Nebengebäuden und betrachtete die Pracht, bis meine Aufmerksamkeit zufällig von den beiden Jungen angezogen wurde, die von der Ladefläche sprangen. Sie gaben dem Bauern, der sie gebracht hatte, ein paar Soldi, klopften sich den Hafer aus der Kleidung und liefen so selbstverständlich zum Vorplatz, als wären sie gerade aus einer vergoldeten Kutsche gestiegen. Ich mußte vermutlich so laut lachen, daß sie mich hörten, denn der eine stieß den anderen an und deutete auf mich. Daraufhin nahm dieser seinen Hut ab. Für mich. Seinen Hut! Er nahm seinen Hut ab, hielt ihn einen Moment in der Luft und machte mit dem Kopf eine kleine Verbeugung. Dabei schaute er mich an. Von allen Aufmerksamkeiten, die ich seither in meinem Leben genossen habe, wird mir auf meinem Totenbett nur diese vor Augen kommen. Nie zuvor hatte mir jemand Ehre bezeugt. Ich hatte auch nie danach gestrebt, aber nun, da es mir geschah, verstand ich nicht, warum ich solche Aufmerksamkeiten bisher nie vermißt hatte. Ich fragte mich, ob mich vorher überhaupt jemand so wahrgenommen hatte. In diesem Moment fing der Junge an zu lachen. Er legte einen Finger auf die Lippen, um mich zu bitten, über ihre Armut Stillschweigen zu wahren, und zwinkerte mir zu, zum Zeichen, daß dieses kleine Geheimnis uns fortan verband.
Frech wie Hunde liefen die beiden daraufhin zu meinem Vater, dem sie ihre Namen nannten. Offenbar standen sie auf seiner Gästeliste, denn er kreuzte etwas an und hieß sie willkommen, genau wie er die anderen Eingeladenen begrüßte. Alle wurden zu den Salons geführt, wo sie sich an Getränken und Leckereien erfrischen konnten, bis ihnen ihre Zimmer zugewiesen wurden. Sobald meine neuen Freunde von der Freitreppe verschwunden waren, rannte ich zu meinem Vater und versuchte, auf seiner Liste zu lesen, wer sie waren. Er erriet meine Gedanken.
»Es sind Priesterstudenten«, sagte er und neckte mich, aber schließlich nannte er mir ihre Namen: Francesco und Giacomo Casanova. Bei letzterem imitierte mein Vater übertrieben die Gebärde mit dem Hut, das war ihm also nicht entgangen. Beleidigt, daß er mich nicht ernst nahm, drehte ich mich um und machte mich auf die Suche nach meiner Mutter. Ich fand sie im Souterrain, wo sie mit der Zuteilung der Zimmer beschäftigt war. Sie stand vor der großen Tafel im Hauptgang, an der die Schlüssel aller Zimmer hingen. Auch sie hatte eine Liste, auf der sie jeden Gast durchstrich, von dem sie erfuhr, daß er angekommen war.“

Arthur Japin (Haarlem, 26. Juli 1956)
Der britische Schriftsteller Aldous Huxley wurde am 26. Juli 1894 in Godalming, Surrey, geboren. Seine Mutter starb 1908 als Huxley gerade 13 Jahre alt war. Drei Jahre später erkrankte er am Auge wodurch sein Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Wegen seiner Blindheit wurde er vom Dienst im Ersten Weltkrieg freigestellt. Aldous Huxley schrieb seinen ersten (unveröffentlichten) Roman im Alter von 17 Jahren. Als er Anfang 20 war machte er die Schriftstellerei zu seinem Beruf. Seine Romane erzählen von einer Entmenschlichung der Gesellschaft durch wissenschaftlichen Fortschritt (z.B. Brave New World deutsch: Schöne neue Welt ) gleichzeitig schrieb er auch über pazifistische Themen (z.B. Geblendet in Gaza ).
Während des Krieges verbrachte er die meiste Zeit in "Garsington Manor" dem Wohnsitz von Lady Ottoline Morell. In seinem späteren Roman Chrome Yellow ( 1921 ) karikiert er den Lebensstil von Garsington was seine Freundschaft mit den Morrels aber nicht beeinträchtigte.
1937 zog Huxley nach Kalifornien . Hier setzt seine zweite Schaffensphase ein die geprägt ist von einer neuen Hinwendung zum Menschen. Der dezidierte Kritiker und scharfzüngige Zyniker wendet sich den großen Weisheitslehren der Welt zu und entdeckt in ihnen ein einendes Band welches sich am ehesten mit dem Begriff Mystik definieren lässt. Beredtes Zeugnis dieser Erkenntnis liefert "The Perennial Philosophy".
Aus: Brave New World
“A squat grey building of only thirty-four storeys. Over the main entrance the words, Central London Hatchery and Conditioning Centre, and, in a shield, the World State’s motto, Community, Identity, Stability.
The enormous room on the ground floor faced towards the north. Cold for all the summer beyond the panes, for all the tropical heat of the room itself, a harsh thin light glared through the windows, hungrily seeking some draped lay figure, some pallid shape of academic goose-flesh, but finding only the glass and nickel and bleakly shining porcelain of a laboratory. Wintriness responded to wintriness. The overalls of the workers were white, their hands gloved with a pale corpse-coloured rubber. The light was frozen, dead, a ghost. Only from the yellow barrels of the microscopes did it borrow a certain rich and living substance, lying along the polished tubes like butter, streak after luscious streak in long recession down the work tables.
‘And this,’ said the Director opening the door, ‘is the Fertilizing Room.’
Bent over their instruments, three hundred Fertilizers were plunged, as the Director of Hatcheries and Conditioning entered the room, in the scarcely breathing silence, the absentminded, soliloquizing hum or whistle, of absorbed concentration. A troop of newly arrived students, very young, pink and callow, followed nervously, rather abjectly, at the Director’s heels. Each of them carried a note-book, in which, whenever the great man spoke, he desperately scribbled. Straight from the horse’s mouth. It was a rare privilege. The DHC for Central London always made a point of personallyconducting his new students round the various departments.
‘Just to give you a general idea,’ he would explain to them. For of course some sort of general idea they must have, if they were to do their work intelligently — though as little of one, if they were to be good and happy members of society, as possible. For particulars, as everyone knows, make for virtue and happiness; generalities are intellectually necessary evils. Not philosophers, but fret-sawyers and stamp collectors compose the backbone of society.”

Aldous Huxley (26. Juli 1894 – 22. November 1963)
Porträt von Vanessa Bell
froumen - 26. Jul, 17:56