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Montag, 3. August 2009

Rupert Brooke

Der englische Dichter Rupert Brooke wurde am 3. August 1887 in Rugby, Warwickshire, geboren. 1906 bis 1909 studierte er am King's College , in Cambridge . 1908 wurde er in die Cambridge Apostles aufgenommen und ein Mitglied (später Präsident) der Fabian Society . Außerdem gründete er mit Hugh Dalton einen Debattierklub namens „Carbonari“. Während des Studiums entdeckte er seine große Liebe zur englischen Literatur und vernachlässigte seine eigentlichen Studien - die der Altphilologie - zunehmend, so dass er nur einen Second Class Degree erhielt, mit Gedichten jedoch mehrere Preise gewann.
Zu dieser Zeit besaß er einen großen Freundes- und Bekanntenkreis ( Virginia Woolf , Gerald Shove , George Mallory , Maynard und Geoffrey Keynes , u.v.m.) und genoss hohes Ansehen bei Schriftstellern wie Henry James . Manche seiner Freunde bewunderten sein Talent, andere wiederum waren mehr von seinem Äußeren beeindruckt, das ihm den Beinamen eines „jungen Apollo “ eintrug. William Butler Yeats bezeichnete Brooke als den „bestaussehenden Mann in England“.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat er in die Armee ein und nahm im Oktober 1914 an der Antwerpen-Expedition teil, geriet aber nie wirklich in Kampfhandlungen. Im Februar 1915 ging er mit der britischen Mediterranean Expeditionary Force ins Mittelmeer , erkrankte nach mehreren Impfungen jedoch schwer und starb am 23. April 1915 an Bord eines französischen Schiffes auf dem Weg nach Gallipoli . Noch am selben Tag wurde er gegen 23 Uhr in einem Olivenhain auf der Insel Skyros beigesetzt. Sein Grab befindet sich noch heute dort.


Clouds

DOWN the blue night the unending columns press
In noiseless tumult, break and wave and flow,
Now tread the far South, or lift rounds of snow
Up to the white moon's hidden loveliness.

Some pause in their grave wandering comradeless,
And turn with profound gesture vague and slow,
As who would pray good for the world, but know
Their benediction empty as they bless.

They say that the Dead die not, but remain
Near to the rich heirs of their grief and mirth.
I think they ride the calm mid-heaven, as these,
In wise majestic melancholy train,
And watch the moon, and the still-raging seas,
And men, coming and going on the earth.



Heaven

FISH (fly-replete, in depth of June,
Dawdling away their wat'ry noon)
Ponder deep wisdom, dark or clear,
Each secret fishy hope or fear.
Fish say, they have their Stream and Pond;
But is there anything Beyond?
This life cannot be All, they swear,
For how unpleasant, if it were!
One may not doubt that, somehow, Good
Shall come of Water and of Mud;
And, sure, the reverent eye must see
A Purpose in Liquidity.
We darkly know, by Faith we cry,
The future is not Wholly Dry.
Mud unto mud! -- Death eddies near --
Not here the appointed End, not here!
But somewhere, beyond Space and Time.
Is wetter water, slimier slime!
And there (they trust) there swimmeth One
Who swam ere rivers were begun,
Immense, of fishy form and mind,
Squamous, omnipotent, and kind;
And under that Almighty Fin,
The littlest fish may enter in.
Oh! never fly conceals a hook,
Fish say, in the Eternal Brook,
But more than mundane weeds are there,
And mud, celestially fair;
Fat caterpillars drift around,
And Paradisal grubs are found;
Unfading moths, immortal flies,
And the worm that never dies.
And in that Heaven of all their wish,
There shall be no more land, say fish.







Rupert_Brooke_statue
Rupert Brooke (3. August 1887 – 23. April 1915)
Statue in Rugby

Isabel Allende

Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende wurde am 2. August 1942 als erstes Kind von Tomás Allende und Francisca Llona in der peruanischen Hauptstadt Lima geboren, wuchs jedoch nach der drei Jahre später erfolgten Trennung ihrer Eltern mit ihren Geschwistern Pancho und Juan bei ihrer Mutter in Santiago de Chile auf. Als Isabel Allende elf Jahre alt war, zog ihre Mutter mit ihrem neuen Lebensgefährten und den Kindern nach La Paz. Von 1956 bis 1958 lebte die Familie in Beirut. Von ihrem achtzehnten Lebensjahr an arbeitete Isabel Allende als Journalistin und moderierte eine chilenische Fernsehsendung. 1962 vermählte sie sich mit dem Bauingenieur Michael Frías, und im Jahr darauf wurde sie von ihrer Tochter Paula entbunden. Ihr Sohn Nicolás folgte 1966. Nach dem blutigen Militärputsch von General Augusto Pinochet (*1915) gegen die Regierung ihres Onkels Salvador Allende (1908 - 1973) am 11. September 1973 ging sie ins Exil (Caracas, 1975). Nach der Scheidung von Michael Frías heiratete sie 1987 den Anwalt William Gordon und zog zu ihm nach San Francisco. Ihre Tochter Paula erkrankte 1991 an Porphyrie und starb im Jahr darauf.
In den Siebzigerjahren wurden bereits Theaterstücke von Isabel Allende aufgeführt. Mit ihrem Debütroman – "Das Geisterhaus" ("La casa de los espíritus") – gelang ihr 1982 ein internationaler Welterfolg als Schriftstellerin. Es folgten: "Von Liebe und Schatten" (1984) und "Eva Luna" (1987).

Aus: Das Siegel der Tage (Übersetzt von Svenja Becker)

“ Meinem Leben fehlt es nicht an Dramatik, zirkusreifes Material, über das ich schreiben könnte, findet sich mehr als genug, und doch weiß ich am 7. Januar nicht, wohin mit mir. Letzte Nacht habe ich kein Auge zugetan, draußen tobte das Unwetter, der Wind brüllte in den Eichen und rüttelte an den Fenstern, die Sintflut der letzten Wochen hatte ihren Höhepunkt erreicht. Einige Wohngebiete im County standen bereits unter Wasser, die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, des gigantischen Desasters Herr zu werden, und die Leute verließen ihre Häuser und wateten bis zur Hüfte durch die Fluten, um zu retten, was zu retten war. Möbel trieben durch die Hauptstraßen, und auf den Verdecks versunkener Autos hockte manches verstörte Haustier und hoffte auf das rettende Herrchen, während die Presse aus dem Hubschrauber die Bilder von einem kalifornischen Winter einfing, der eher an einen Hurrikan in Louisiana erinnerte. Manche Viertel waren für zwei Tage ganz von der Außenwelt abgeschnitten, und als man endlich wieder hinkam und das Ausmaß der Schäden zutage trat, karrte man Trupps lateinamerikanischer Einwanderer herbei, die sich daranmachten, das Wasser mit Pumpen und die Trümmer von Hand wegzuschaffen. Unser Haus, hoch oben auf einem Hügel, ist dem peitschenden Wind ausgesetzt, der die Palmen niederdrückt und Bäume, die zu stolz sind, ihr Haupt zu beugen, zuweilen mitsamt der Wurzel ausreißt, aber von Überschwemmungen bleibt es verschont. Hin und wieder bauen sich während der heftigsten Sturmtage launische Brecher auf, die den einzigen Weg zu uns herauf unpassierbar machen; dann schauen wir, gefangen, von oben hinab auf das ungewohnte Schauspiel der wutschäumenden Bucht.
Ich mag den erzwungenen Rückzug im Winter. Ich lebe im Marin County, nördlich von San Francisco, zwanzig Minuten von der Golden Gate Bridge entfernt, zwischen Hügeln, die sich im Sommer golden und im Winter smaragdfarben kleiden, am Westufer der weiten Bucht. An klaren Tagen können wir in der Ferne noch zwei andere Brücken sehen, außerdem die verschwommene Silhouette der Häfen von Oakland und San Francisco, die schweren Containerschiffe, viele hundert Segelboote und darüber die Möwen wie weiße Papiertaschentücher.“






isabel-allende
Isabel Allende (Lima, 2. August 1942)

Ko Un

Der koreanische Dichter und Schriftsteller Ko Un wurde am 1. August 1933 in Kunsan/Südkorea geboren. Während des Korea-Krieges wurde er zum Arbeitsdienst in die koreanische Volksarmee eingezogen; 1952 wurde er buddhistischer Mönch. Er studierte östliche Lehren und westliche Philosophie (Kant, Hegel) und gründete eine "Buddhistische Zeitung". 1960 erschien sein erster Gedichtband. Er wurde Prior des Chondung-Tempels, später Erziehungsdirektor das Haein-Tempels. Aus Protest gegen den sich zum Buddhismus bekennenden Militärmachthaber Park Chung-Hee gab Ko Un sein Mönchsleben auf. Während der Zeit des Militärregimes leistete er politischen Widerstand, was er mit zahlreichen Verhaftungen und Folter bezahlte. Außerdem erhielt er Publikationsverbot. Seit 1992 ist er Professor für koreanische Sprache und Literatur in Seoul.



Laute des Nachtregens

Es regnet.
Tropfen für Tropfen spalten die Bahnen des Regens
tausend- und zehntausendfach den schwarzen Lack der Nacht.
Für gewöhnlich in solchen Nächten
sind Vögel wie Vieh beunruhigt
und wachen offenen Augs.
Auch Strandvögel und Schnepfen
verbringen diese Nacht geradeso wie das Meer
weit aufgerissenen Augs.
Der Schauer hört auf.
Noch ist des Menschen Gehör vom Getrippel des Regens ertaubt.
Vögel und Vieh schlummern ein.
Auch die von ihnen beherrschte Nacht entschwindet.
Draußen im Garten ist schließlich auch auf den Blättern der Morgenlilie
das Tröpfeln ganz verstummt.
Von einem höheren Standpunkt aus:
Die sogenannte Arbeit der Natur ist Tatenlosigkeit.



Herbstbrief

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Wer du auch sein magst, bitte empfange ihn.
Schon häuft sich's Laub überall.
Einsame Frau, du bist schön.

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Wer du auch sein magst, bitte empfange ihn.
Schon wirbelt's Laub umher überall.
Umherschlendernde Frau, du bist schön.

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Mein ganzes grübelndes Herz send' ich dir.
Schon verweht's Laub überall.
Fremde Frau, du bist schön.




Übersetzt von Frank Hoffmann






Ko_Un
Ko Un (Gunsan, 1. August 1933)

Cees Nooteboom

Der niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. Sein Werk umfasst Romane, Novellen, Reiseberichte und Gedichte; er war auch als Journalist und Literaturkritiker tätig. Seine Bücher erhielten zahlreiche Preise und wurden in mehr als 15 Sprachen übersetzt.
Durch einen Bombenangriff auf Den Haag verlor Nooteboom 1945 den Vater. Seine Mutter heiratete 1948 erneut; auf Betreiben seines streng katholischen Stiefvaters besuchte Nooteboom daraufhin von Franziskanern und Augustinern geleitete Klosterschulen. Nach eigener Auskunft fühlte er sich dort von der Zeremonialität angezogen, nicht aber von der Dogmatik und er verließ die Schule vorzeitig.
Ab 1950 arbeitete Nooteboom bei einer Bank in Hilversum und nahm Gelegenheitsarbeiten an. 1953 begann er ausgedehnte Reisen durch Europa, häufig als Tramper. Diese Fahrten inspirierten seinen ersten Roman Philip en de anderen (1955; dt.: Das Paradies ist nebenan, 1958); er wurde mit dem Anne-Frank-Preis (1957) ausgezeichnet und in den Schulkanon aufgenommen und machte somit seinen Autor in den Niederlanden unmittelbar bekannt. In Deutschland erreichte der Roman erst in der Neuübersetzung Philip und die anderen (2003) von Helga van Beuningen ein breites Publikum.
1957 heuerte Nooteboom auf einem Schiff in die Karibik als Leichtmatrose an, um in Suriname beim Vater seiner Braut Fanny Lichtveld um deren Hand anzuhalten. Die beiden heirateten entgegen dessen Willen, trennten sich jedoch 1964 wieder. Die Erlebnisse dieser Reise fanden in den Erzählungen des Bands De verliefde gevangene (1958; dt.: Der verliebte Gefangene. Tropische Erzählungen, 2006) Niederschlag.
Nootebooms zweiter Roman, De ridder is gestorven (1963; dt.: Der Ritter ist gestorben, 1996), blieb 17 Jahre lang sein letzter. Bekannt wurden während dieser Zeit hauptsächlich zahlreiche Reiseberichte. Diesen verdankt Nooteboom seinen Ruf als Reiseschriftsteller, obgleich er sich selbst in erster Linie als Poet begreift.

Aus: Nachts kommen die Füchse (Übersetzt von Helga van Beuningen)

„Gondeln sind atavistisch, er wußte nicht mehr, wo er das gelesen hatte, und wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken, weil dann, so meinte er, etwas vom Pathos des Augenblicks verfliegen würde. Tiefstehende Sonne, die schwarze vogelartige Form einer Gondel im Nebel über der Lagune, die schweren Duckdalben wie eine vorrückende einsame Phalanx von Soldaten, die am unsichtbaren anderen Ufer verschwand zu einer Mission von Tod und Verderben, und er selbst hier an der Riva degli Schiavoni mit einem vergilbten, eingerissenen Foto in der Hand, wenn das kein Pathos war? Hier ungefähr hatte die Gondel angelegt, hier, an dieser Treppe oder der nächsten, noch dichter am halb im Wasser ruhenden Denkmal der standrechtlich erschossenen Partisanin, waren sie ausgestiegen. Es war ähnliches Wetter gewesen, das konnte man auf dem Foto noch erkennen. Sie hatten sich auf die Treppe gesetzt, und fast im gleichen Augenblick war ein junger Offizier gekommen, der ihnen sagte, diese Treppe habe frei zu bleiben für die Wasserschutzpolizei, und dabei auf ein Schild deutete. Dieses Schild mußte er jetzt also suchen, das konnte nicht schwer sein. Und wenn ich es finde, was dann? Dann stehe ich genau an derselben Stelle wie vor vierzig Jahren, und dann? Er zuckte mit den Achseln, als hätte jemand anders diese Frage gestellt. Dann also nichts, und genau darum, dachte er, ging es. Den Auftrag, etwas über die Ausstellung im Palazzo Grassi zu schreiben, hatte er angenommen, um diese eigenartige Pilgerfahrt anzutreten.
Zu einem Schemen, nein, nicht einmal das, zu einer Abwesenheit. Die Treppe hatte er schnell gefunden, in ewigen Städten neigen die Dinge dazu, sich nicht zu verändern, nach wie vor legte die Wasserschutzpolizei hier an. Das Schild war noch da, an der Seitenmauer aus Backstein befestigt. Neu gepinselt, das denn doch. Er setzte sich auf die oberste Stufe. Der junge Offizier von damals mußte längst pensioniert sein, und auch wenn er in diesen vierzig Jahren nicht gealtert wäre, würde er den älteren Mann, der jetzt dort saß, nicht wiedererkennen. Das Foto war damals von einem Unbekannten gemacht worden, der sich ein Stück von ihnen entfernt, mit dem Rücken zur Lagune, an den Rand des Kais gestellt hatte. Ein Winkel von dreißig Grad, so daß der Dogenpalast in der Ferne noch drauf war. Er betrachtete das Foto und wunderte sich wie immer über das Trügerische daran. Nicht nur, daß ein Foto eine Tote abbilden konnte, es konnte einem auch eine ungültig gewordene Version der eigenen Person auftischen, einen nicht mehr erkennbaren Langhaarigen, der einst so
perfekt ins damalige Bild gepaßt hatte, das diesem Foto das schal gewordene Aroma einer endgültig
vergangenen Zeit gab. Daß man noch immer denselben Körper hatte, war das eigentliche Wunder. Aber natürlich war es nicht derselbe Körper. Sein Besitzer hatte noch immer denselben Namen, das war alles.
Was dieses Foto im Grunde sagen wollte, dachte er, mehr als Feststellung denn als Ausdruck von Tragik oder Selbstmitleid, war, daß auch für ihn allmählich die Zeit kam, daß auch er verschwinden mußte.“





Cees_Nooteboom
Cees Nooteboom (Den Haag, 31. Juli 1933)

Patrick Modiano, Emily Brontë

Der französische Schriftsteller Patrick Modiano wurde am 30. Juli 1945 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren. Sein Vater war ein jüdischer Kaufmann, seine Mutter Luisa Colpeyn (geb. 1918 in Antwerpen) ist eine flämische Schauspielerin. Seine Eltern hatten sich in Paris während der deutschen Besatzungszeit kennengelernt. Seine Kindheit verbrachte er in Paris im Haus Nr. 15 am Quai de Conti. Als Schüler lebte er bis zur Volljährigkeit in Internaten. Sein einziger Bruder Rudy starb 1957 im Alter von zehn Jahren. Modianos Arbeiten von 1967 bis 1982 sind ihm gewidmet.
Er erreichte sein Abitur im Lycée Henri-IV, wo er bei dem Schriftsteller Raymond Queneau, einem Freund seiner Mutter, Geometrieunterricht nahm. Diese Begegnung veranlasste ihn dazu, seinen hohen schulischen Abschluss zu vernachlässigen: Modiano wurde stattdessen von Queneau in die Welt der Literatur eingeführt, indem er ihm die Möglichkeit gab, eine Cocktailparty des Verlags Éditions Gallimard zu besuchen, der ihn auch unter Vertrag nahm. 1968 veröffentlichte er sein erstes Werk, La Place de l’Étoile, welches er zuvor Queneau zu lesen gab.

Aus: Unfall in der Nacht (Übersetzt von Elisabeth Edl)

“Spät in der Nacht, vor sehr langer Zeit, kurz bevor ich volljährig wurde, da überquerte ich die Place des Pyramides in Richtung Concorde, als ein Wagen aus der Dunkelheit auftauchte. Zunächst glaubte ich, er habe mich gestreift, dann spürte ich einen stechenden Schmerz vom Knöchel bis hinauf ins Knie. Ich war auf das Trottoir gestürzt. Doch ich schaffte es, wieder aufzustehen. Der Wagen hatte plötzlich einen Schlenker gemacht und war mit dem Geklirr zerbrechenden Glases gegen einen der Arkadenpfeiler auf dem Platz geprallt. Die Tür ging auf, und eine Frau stieg schwankend aus. Jemand, der vor dem Hoteleingang unter den Arkaden stand, hat uns ins Foyer geführt. Wir, die Frau und ich, warteten auf einem roten Lederkanapee, während er an der Rezeption telephonierte. Sie hatte sich an der Wange, auf dem Backenknochen und der Stirn verletzt, und sie blutete. Ein brünetter Klotz mit sehr kurzem Haar hat das Foyer betreten und ist auf uns zugekommen.
Draußen umringten sie den Wagen, dessen Türen offenstanden, und einer machte sich Notizen wie für ein Protokoll. Als wir in den Streifenwagen stiegen, merkte ich, daß ich keinen Schuh mehr am linken Fuß hatte. Die Frau und ich saßen nebeneinander auf der Holzbank. Der brünette Klotz hatte sich uns gegenüber auf der anderen Bank niedergelassen. Er rauchte und warf von Zeit zu Zeit einen kalten Blick auf uns. Durch das vergitterte Fenster habe ich gesehen, daß wir den Quai des Tuileries hinunterfuhren. Man hatte mir keine Zeit gelassen, den Schuh zu holen, und ich habe gedacht, daß er nun die ganze Nacht dort auf dem Trottoir liegenbleiben würde. Ich wußte nicht mehr genau, ob es ein Schuh war oder ein Tier, das ich im Stich gelassen hatte, jener Hund aus meiner Kindheit, der von einem Wagen überfahren worden war, als ich in der Nähe von Paris lebte, in einer Rue du Docteur-Kurzenne. Mir war ganz wirr im Kopf."






modiano
Patrick Modiano (Boulogne-Billancourt, 30. Juli 1945)





Die britische Schriftstellerin Emily Jane Brontë wurde am 30. Juli 1818 in Thornton, Yorkshire, geboren. Emily Brontë war die jüngere Schwester von Charlotte Brontë. 1820 zog die Familie Brontë nach Haworth, West Yorkshire, nachdem Emilys Vater die dortige Pfarrstelle angeboten worden war. Das familiäre Umfeld begünstigte die Entwicklung des literarischen Talents von Emily. Noch als Kinder erschufen die vier Geschwister Charlotte, Branwell, Emily und Anne die fiktiven Länder Angria, Gondal und Gaaldine, die sie in kurzen Geschichten beschrieben. Von Emilys Arbeit aus dieser Periode ist außer einigen Gedichten (The Brontë's Web of Childhood, Fannie Ratchford, 1941) nichts erhalten. Ihre lyrische Arbeit, die sich oft auf das Traumreich Gondal bezog, setzte Emily Brontë bis zu ihrem Tod fort.
Emily Brontë besuchte zusammen mit ihrer Schwester Charlotte die Internatsschulen Cowan Bridge und Roe Head. 1838 arbeitete Emily Brontë als Lehrerin am Internat Law Hill. 1842 ging sie zusammen mit ihrer Schwester Charlotte nach Brüssel, um dort in der Schule der Madame Heger zu studieren. Emily kehrte einige Monate vor Charlotte nach Haworth zurück, wo sie sich fortan um den Familienhaushalt und die Finanzen der Familie kümmerte. Neben dem Schreiben, das zunächst ein Hobby für die Geschwister war, liebte Emily die Beschäftigung mit Tieren, das Wandern und die Naturbetrachtung, was im frühen Viktorianismus ungewöhnliche Interessen für eine Frau waren.
1846 veröffentlichten die drei Schwestern Emily, Anne und Charlotte den Gedichtband Poems unter den männlichen Pseudonymen Ellis, Acton und Currer Bell. 1847 veröffentlichte Emily Brontë ihren einzigen Roman Wuthering Heights, der als Klassiker der englischen Literatur gilt. Auch der Roman erschien unter dem Pseudonym Ellis Bell. Die Schriftstellerin beharrte zeitlebens auf Diskretion über ihre Identität und legte ihr Pseudonym nie ab.

Aus: Wuthering Heights

“When he saw my horse's breast fairly pushing the barrier, he did put out his hand to unchain it, and then sullenly preceded me up the causeway, calling, as we entered the court--"Joseph, take Mr. Lockwood's horse; and bring up some wine."
"Here we have the whole establishment of domestics, I suppose," was the reflection suggested by this compound order. "No wonder the grass grows up between the flags, and cattle are the only hedge-cutters."
Joseph was an elderly, nay, an old man: very old, perhaps, though hale and sinewy. "The Lord help us!" he soliloquised in an undertone of peevish displeasure, while relieving me of my horse: looking, meantime, in my face so sourly that I charitably conjectured he must have need of divine aid to digest his dinner, and his pious ejaculation had no reference to my unexpected advent.
Wuthering Heights is the name of Mr. Heathcliff's dwelling. "Wuthering" being a significant provincial adjective, descriptive of the atmospheric tumult to which its station is exposed in stormy weather.
Pure, bracing ventilation they must have up there at all times, indeed: one may guess the power of the north wind blowing over the edge, by the excessive slant of a few stunted firs at the end of the house; and by a range of gaunt thorns all stretching their limbs one way, as if craving alms of the sun. Happily the architect had foresight to build it strong: the narrow windows are deeply set in the wall, and the corners defended with large jutting stones.
Before passing the threshold, I paused to admire a quantity of grotesque carving lavished over the front, and especially about the principal door; above which, among a wilderness of crumbling griffins and shameless little boys, I detected the date "1500," and the name "Hareton Earnshaw." I would have made a few comments, and requested a short history of the place from the surly owner; but his attitude at the door appeared to demand my speedy entrance, or complete departure, and I had no desire to aggravate his impatience previous to inspecting the penetralium.”






Bronte
Emily Brontë (30. Juli 1818 – 19. Dezember 1848)

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