Jacinto Benavente, Thomas Mann
Der spanische Schriftsteller Jacinto Benavente y Martínez wurde am 12. August 1866 in Madrid als Sohn eines wohlhabenden und angesehenen Kinderarztes geboren. Als er im Alter von 19 Jahren das Vermögen seines Vaters erbte brach er sein Jurastudium, das er auf Drängen des Vaters begonnen hatte, ab und begab sich auf ausgedehnte Reisen durch Frankreich, England und Russland. Auf seinen Reisen war er als Schauspieler und für kurze Zeit als Zirkusdirektor tätig. Nach seiner Rückkehr begann er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Im Jahre 1893 konnte er seinen ersten Gedichtsband veröffentlichen. Erste größere Erfolge hatte er noch im selben Jahr mit dem kritischen Werk Cartas de mujeres. Ab 1899 leitete er die literarische Zeitschrift Vida literaria, später die satirische Madrid Cómico. Im Jahre 1912 wurde er zum Mitglied der Königlich Spanischen Akademie gewählt. 1920 wurde er zum Direktor des Spanischen Nationaltheaters ernannt. Ab 1947 war er Ehrenpräsident des Internationalen Schriftsteller- und Komponistenverbands. Er verfasste rund 170 Theaterstücke.
Aus: No Smoking (No Fumadores, übersetzt von John Garrett Underhill)
„LADY: For goodness' sake, don't stop upon our account! Smoke as much as you want to--it doesn't bother me, or my daughter, either. We are used to it. Her poor father, my first husband--who is now in glory--was never without a cigar in his mouth. As he bit off one, it lit it with the butt of the other. And my second husband--who now rests in peace--they were alike as two buttons; you could scarcely tell the difference. I had a difficulty at one time myself, a suffocating feeling, all stuffed up here--terrible distress--and the doctors were telling me that it was asthma and that it wasn't asthma-- Well, I smoked then myself--aromatic cigarettes--which didn't do me any good, either, by the way, I can say that. So you see as far as we are concerned, you needn't think you are inconveniencing us. You can't annoy us by smoking. Before we changed we were travelling in the ladies' compartment, and we transferred to this one as soon as we could because there were people in it one simply couldn't travel with; they were out of the question. You would think that people who travelled first class would have manners, that they would know something. But not a bit of it! Believe me, if you want to find out what people are like, play cards with them, or watch them eat, or else go travelling. You'll find out soon enough. There was a woman in that compartment--I say she was a woman because I don't know what else to call her--with her companion--she must have been her companion, she was with her anyway--well, I can tell you I was mortified. I was ashamed--such a conversation! Between the two of them! They might as well have been sitting in their own parlors. As far as that goes, you know, speaking for myself, a widow twice, it was nothing to me; but before my daughter.... I had to make her sit with her head out of the window all the way. It was pretty chilly for her. You can see for yourself she has taken cold. And she's got a cinder in her eye, too--worse luck! Her eyes are the best part of her.“

Jacinto Benavente (12. August 1866 – 14. Juli 1954)
Am 12. August 1955 starb der deutsche Schriftsteller Thomas Mann.
Aus: Buddenbrooks
„Hiermit begannen schöne Sommerwochen für Tony Buddenbrook, kurzweiligere und angenehmere, als sie jemals in Travemünde erlebt hatte. Sie blühte auf, nichts lastete mehr auf ihr; in ihre Worte und Bewegungen kehrten Keckheit und Sorglosigkeit zurück. Der Konsul betrachtete sie mit Wohlgefallen,
wenn er Sonntags mit Tom und Christian nach Travemünde kam. Dann speiste man an der Table d’hoˆ te, trank bei der Kurmusik den Kaffee unter dem Zeltdach der Konditorei und sah drinnen im Saale der Roulette zu, um die lustige Leute, wie Justus Kröger und Peter Döhlmann, sich drängten: Der Konsul spielte niemals. –
Tony sonnte sich, sie badete, aß Bratwurst mit Pfeffernußsauce und machte weite Spaziergänge mit Morten: den Chausseeweg zum Nachbarort, den Strand entlang zu dem hoch gelegenen »Seetempel«, der eine weite Aussicht über See und Land beherrschte, oder in das Wäldchen hinauf, das hinterm Kurhause lag und auf dessen Höhe die große Table d’hoˆ te-Glocke hing . . . Oder sie ruderten über die Trave zum »Priwal«, wo es Bernstein zu finden gab . . .
Morten war ein unterhaltender Begleiter, wiewohl seine Meinungen ein wenig hitzig und absprechend waren. Er führte über alle Dinge ein strenges und gerechtes Urteil mit sich, das er mit Entschiedenheit hervorbrachte, obgleich er rot dabei wurde. Tony ward betrübt und sie schalt ihn, wenn er mit etwas
ungeschickter aber zorniger Geste alle Adeligen für Idioten und Elende erklärte; aber sie war sehr stolz darauf, daß er ihr gegenüber offen und zutraulich seine Anschauungen aussprach, die er den Eltern verschwieg . . . Einmal sagte er:
»Dies muß ich Ihnen noch erzählen: Auf meiner Bude in Göttingen habe ich ein vollkommenes Gerippe . . . wissen Sie, so ein Knochengerippe, notdürftig mit etwas Draht zusammengehalten.
Na, diesem Gerippe habe ich eine alte Polizistenuniform angezogen . . . ha! Finden Sie das nicht ausgezeichnet?
Aber sagen Sie es um Gottes Willen nicht meinem Vater!« –
Es konnte nicht fehlen, daß Tony oftmals mit ihrer städtischen Bekanntschaft am Strande oder im Kurgarten verkehrte, daß sie zu dieser oder jener Re´union und Segelpartie hinzugezogen wurde. Dann saß Morten »auf den Steinen«. Diese Steine waren seit dem ersten Tage zwischen den beiden zur stehenden Redewendung geworden. »Auf den Steinen sitzen« das bedeutete: »Vereinsamt sein und sich langweilen«. Kam ein Regentag, der die See weit und breit in einen grauen Schleier hüllte, daß sie völlig mit dem tiefen Himmel zusammenfloß der den Strand durchweichte und die Wege überschwemmte, dann sagte Tony:
»Heute müssen wir beide auf den Steinen sitzen . . . das heißt in der Veranda oder im Wohnzimmer. Es bleibt nichts übrig, als daß Sie mir Ihre Studentenlieder vorspielen, Morten, obgleich es mich greulich langweilt.«
»Ja«, sagte Morten, »setzen wir uns . . . Aber, wissen Sie, wenn Sie dabei sind, so sind es keine Steine mehr!«

Thomas Mann (6. Juni 1875 – 12. August 1955)

Katia und Thomas Mann vor dem zerstörten Buddenbrookhaus, 1953
Aus: No Smoking (No Fumadores, übersetzt von John Garrett Underhill)
„LADY: For goodness' sake, don't stop upon our account! Smoke as much as you want to--it doesn't bother me, or my daughter, either. We are used to it. Her poor father, my first husband--who is now in glory--was never without a cigar in his mouth. As he bit off one, it lit it with the butt of the other. And my second husband--who now rests in peace--they were alike as two buttons; you could scarcely tell the difference. I had a difficulty at one time myself, a suffocating feeling, all stuffed up here--terrible distress--and the doctors were telling me that it was asthma and that it wasn't asthma-- Well, I smoked then myself--aromatic cigarettes--which didn't do me any good, either, by the way, I can say that. So you see as far as we are concerned, you needn't think you are inconveniencing us. You can't annoy us by smoking. Before we changed we were travelling in the ladies' compartment, and we transferred to this one as soon as we could because there were people in it one simply couldn't travel with; they were out of the question. You would think that people who travelled first class would have manners, that they would know something. But not a bit of it! Believe me, if you want to find out what people are like, play cards with them, or watch them eat, or else go travelling. You'll find out soon enough. There was a woman in that compartment--I say she was a woman because I don't know what else to call her--with her companion--she must have been her companion, she was with her anyway--well, I can tell you I was mortified. I was ashamed--such a conversation! Between the two of them! They might as well have been sitting in their own parlors. As far as that goes, you know, speaking for myself, a widow twice, it was nothing to me; but before my daughter.... I had to make her sit with her head out of the window all the way. It was pretty chilly for her. You can see for yourself she has taken cold. And she's got a cinder in her eye, too--worse luck! Her eyes are the best part of her.“

Jacinto Benavente (12. August 1866 – 14. Juli 1954)
Am 12. August 1955 starb der deutsche Schriftsteller Thomas Mann.
Aus: Buddenbrooks
„Hiermit begannen schöne Sommerwochen für Tony Buddenbrook, kurzweiligere und angenehmere, als sie jemals in Travemünde erlebt hatte. Sie blühte auf, nichts lastete mehr auf ihr; in ihre Worte und Bewegungen kehrten Keckheit und Sorglosigkeit zurück. Der Konsul betrachtete sie mit Wohlgefallen,
wenn er Sonntags mit Tom und Christian nach Travemünde kam. Dann speiste man an der Table d’hoˆ te, trank bei der Kurmusik den Kaffee unter dem Zeltdach der Konditorei und sah drinnen im Saale der Roulette zu, um die lustige Leute, wie Justus Kröger und Peter Döhlmann, sich drängten: Der Konsul spielte niemals. –
Tony sonnte sich, sie badete, aß Bratwurst mit Pfeffernußsauce und machte weite Spaziergänge mit Morten: den Chausseeweg zum Nachbarort, den Strand entlang zu dem hoch gelegenen »Seetempel«, der eine weite Aussicht über See und Land beherrschte, oder in das Wäldchen hinauf, das hinterm Kurhause lag und auf dessen Höhe die große Table d’hoˆ te-Glocke hing . . . Oder sie ruderten über die Trave zum »Priwal«, wo es Bernstein zu finden gab . . .
Morten war ein unterhaltender Begleiter, wiewohl seine Meinungen ein wenig hitzig und absprechend waren. Er führte über alle Dinge ein strenges und gerechtes Urteil mit sich, das er mit Entschiedenheit hervorbrachte, obgleich er rot dabei wurde. Tony ward betrübt und sie schalt ihn, wenn er mit etwas
ungeschickter aber zorniger Geste alle Adeligen für Idioten und Elende erklärte; aber sie war sehr stolz darauf, daß er ihr gegenüber offen und zutraulich seine Anschauungen aussprach, die er den Eltern verschwieg . . . Einmal sagte er:
»Dies muß ich Ihnen noch erzählen: Auf meiner Bude in Göttingen habe ich ein vollkommenes Gerippe . . . wissen Sie, so ein Knochengerippe, notdürftig mit etwas Draht zusammengehalten.
Na, diesem Gerippe habe ich eine alte Polizistenuniform angezogen . . . ha! Finden Sie das nicht ausgezeichnet?
Aber sagen Sie es um Gottes Willen nicht meinem Vater!« –
Es konnte nicht fehlen, daß Tony oftmals mit ihrer städtischen Bekanntschaft am Strande oder im Kurgarten verkehrte, daß sie zu dieser oder jener Re´union und Segelpartie hinzugezogen wurde. Dann saß Morten »auf den Steinen«. Diese Steine waren seit dem ersten Tage zwischen den beiden zur stehenden Redewendung geworden. »Auf den Steinen sitzen« das bedeutete: »Vereinsamt sein und sich langweilen«. Kam ein Regentag, der die See weit und breit in einen grauen Schleier hüllte, daß sie völlig mit dem tiefen Himmel zusammenfloß der den Strand durchweichte und die Wege überschwemmte, dann sagte Tony:
»Heute müssen wir beide auf den Steinen sitzen . . . das heißt in der Veranda oder im Wohnzimmer. Es bleibt nichts übrig, als daß Sie mir Ihre Studentenlieder vorspielen, Morten, obgleich es mich greulich langweilt.«
»Ja«, sagte Morten, »setzen wir uns . . . Aber, wissen Sie, wenn Sie dabei sind, so sind es keine Steine mehr!«

Thomas Mann (6. Juni 1875 – 12. August 1955)

Katia und Thomas Mann vor dem zerstörten Buddenbrookhaus, 1953
froumen - 12. Aug, 18:37