Benedict Kiely, Leonie Ossowski
Der irische Schriftsteller und Journalist Benedict Kiely wurde am15. August 1919 in Dromore, County Tyrone, geboren. Schon als Jugendlicher wollte Kiely, der in Nordirland als Sohn des britischen Soldaten Thomas Kiely aufwuchs, Schriftsteller werden. Seine großen Vorbilder waren George Bernard Shaw, H. G. Wells und Jonathan Swift. Nach seiner Schulzeit an der Mount St. Columba Christian Brothers School in Omagh arbeitete er zunächst bei der Post. Da ihn diese Arbeit nicht ausfüllte, entschied er sich schließlich, Priester zu werden. Doch auch diese Pläne gab er rasch auf und begann 1938 Anglistik und Geschichtswissenschaften an der Universität Dublin zu studieren. Nebenbei arbeitete er bereits als Journalist. Nach seinem Hochschulabschluss 1941 begann er eine Karriere als Journalist und Rundfunksprecher in Irland. 1945 erschien seine erste Kurzgeschichte Counties of Contention. Mehr als ein Dutzend Romane wie Land Without Stars (1946), The cards of the gambler (1953), The Captain with the Whiskers (1960), Dogs Enjoy the Morning (1968) und Nothing Happens in Carmincross (1985) folgten. Einem breiten Leserkreis bekannt wurde er jedoch durch seine Novellen, die er in einer Reihe von Sammlungen veröffentlichte. Wiederkehrendes Sujet seiner Werke war seine Heimat Nordirland.
Aus: The Collected Stories Of Benedict Kiely
“At the age of five, when asked what he wanted to be when he grew up, Isaac said he wanted to be a German. He was then blond and chubby and not at all pugnacious. Because he stuttered, he pronounced the word, German, with three, sometimes with six, initial consonants. He had heard it by his father's bedside where, propped most of the day on high pillows, the old fusilier remembered Givenchy and Messines Ridge in the hearing of his friends: Doherty the undertaker Mickey Fish, who sold fish on Fridays from a flat dray and from door to door, and who stopped young women - even under the courthouse clock - to ask them the time of evening Pat Moses Gavigan who fished pike and cut the world's best blackthorns; and the Cowboy Carson, the only man in our town who lived completely in the imagination. Occasionally the old fusilier read aloud out of one or other of the learned anthropological tomes dealing with the adventures of Tarzan the ape man, but mostly the talk was about Germans. Isaac, quiet on his creepie stool, liked the sound of the word. Bella, the loving wife of the old fusilier, had received her husband home from the war, we were told, in a glass case, the loser by a stomach shot away when - all his superior officers dead - he, the corporal, gallantly led an action to success, carried the kopje or whatever it was they carried in Flanders, and stopped just short of advancing, like the gallant Dublins, into the fire of his own artillery.”

Benedict Kiely (15. August 1919 - 9. Februar 2007)
Porträt von Stephen McKenna
Die deutsche Schriftstellerin Leonie Ossowski (geb. Jolanthe von Brandenstein wurde am 15. August 1925 in Röhrsdorf geboren. Bei Kriegsende flüchtete sie nach Hessen, später nach Bayern und verkaufte dort auf Wochenmärkten, arbeitete in einer Fabrik, in einem Fotolabor und als Sprechstundenhilfe. Sie lebte von 1978 bis 1979 mit ihrem dritten Mann zusammen, dann war ein Jahr Pause zwischen den beiden, seit 1980 leben sie wieder zusammen und das bis heute noch in Berlin.
Anfang der 1950er Jahre begann sie Kurzgeschichten zu schreiben. Bei einem Besuch in der DDR bekam sie 1953 den Auftrag für ein Drehbuch zu einem Spielfilm und veröffentlichte 1958 in der DDR den Roman „Stern ohne Himmel“. Im selben Jahr zog sie mit ihrer Familie (sie hat 7 Kinder) nach Mannheim. Im Jahr 1968 erschien ihr erster Roman in der BRD. In den 1970er-Jahren arbeitete sie als Sozialarbeiterin, betreute Jugendliche im Gefängnis und installierte eine WG für haftentlassene Jugendliche.
Uit: Espenlaub
„Sollte Billi später einmal von Lorenz gefragt werden, auf welche Weise sie Ariel kennengelernt habe, wird sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wissen. Ihre Erinnerungen werden sich ineinander verschieben, und das Bild, das sie dann vor Augen hat, wird mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben. Jetzt ist das etwas anderes. Billi vergißt nichts, hat nichts vergessen und bringt auch nichts durcheinander.
Zum erstenmal sieht sie ihn auf dem Markt. Er sitzt in der Sonne am Brunnen, die Dreifaltigkeitskirche hinter sich, und hat eine Rose in der Hand. Das sieht ungewöhnlich aus. Billi fällt nicht nur die Rose in der Hand des jungen Mannes auf, sondern auch sein Haar. Schwarz wie Schuhwichse. Locken wie auf einem Puppenkopf hängen unordentlich in das weißhäutige Gesicht, aus dem sie Augen, schwarz wie die Haare, anlächeln. Der Mund, wenn auch etwas schief und mit viel zu roten Lippen, lächelt ebenfalls. Billi muß an Tomaten denken. Auch die Rose ist rot. T-Shirt, Hose, Socken und Schuhe sind wiederum schwarz. Um den Hals trägt er eine froschgrüne Kette, deren Perlen unregelmäßig sind und auf kein Material schließen lassen.
Billi hat den jungen Mann noch nie in Worms gesehen. Ein Typ wie der wäre ihr sofort aufgefallen. Hier kennt jeder jeden. Sie weiß nicht, warum, aber sie bleibt vor ihm stehen und starrt ihn an.
Hast du Rosen gern? fragt er und zeigt Zähne, weiß wie Kreide.
Billi nickt, ohne es zu wollen. Vom Obststand sehen ein paar Frauen neugierig herüber und grinsen sich vielsagend an.
Hier, sagt der junge Mann mit den Puppenjungenlocken, drückt ihr die Blume in die Hand, steht auf und geht weg, ohne sich umzusehen. Billi dreht die Rose zwischen den Fingern, sieht ihm nach und findet seinen Gang affig.“

Leonie Ossowski (Röhrsdorf, 15. August 1925)
Aus: The Collected Stories Of Benedict Kiely
“At the age of five, when asked what he wanted to be when he grew up, Isaac said he wanted to be a German. He was then blond and chubby and not at all pugnacious. Because he stuttered, he pronounced the word, German, with three, sometimes with six, initial consonants. He had heard it by his father's bedside where, propped most of the day on high pillows, the old fusilier remembered Givenchy and Messines Ridge in the hearing of his friends: Doherty the undertaker Mickey Fish, who sold fish on Fridays from a flat dray and from door to door, and who stopped young women - even under the courthouse clock - to ask them the time of evening Pat Moses Gavigan who fished pike and cut the world's best blackthorns; and the Cowboy Carson, the only man in our town who lived completely in the imagination. Occasionally the old fusilier read aloud out of one or other of the learned anthropological tomes dealing with the adventures of Tarzan the ape man, but mostly the talk was about Germans. Isaac, quiet on his creepie stool, liked the sound of the word. Bella, the loving wife of the old fusilier, had received her husband home from the war, we were told, in a glass case, the loser by a stomach shot away when - all his superior officers dead - he, the corporal, gallantly led an action to success, carried the kopje or whatever it was they carried in Flanders, and stopped just short of advancing, like the gallant Dublins, into the fire of his own artillery.”

Benedict Kiely (15. August 1919 - 9. Februar 2007)
Porträt von Stephen McKenna
Die deutsche Schriftstellerin Leonie Ossowski (geb. Jolanthe von Brandenstein wurde am 15. August 1925 in Röhrsdorf geboren. Bei Kriegsende flüchtete sie nach Hessen, später nach Bayern und verkaufte dort auf Wochenmärkten, arbeitete in einer Fabrik, in einem Fotolabor und als Sprechstundenhilfe. Sie lebte von 1978 bis 1979 mit ihrem dritten Mann zusammen, dann war ein Jahr Pause zwischen den beiden, seit 1980 leben sie wieder zusammen und das bis heute noch in Berlin.
Anfang der 1950er Jahre begann sie Kurzgeschichten zu schreiben. Bei einem Besuch in der DDR bekam sie 1953 den Auftrag für ein Drehbuch zu einem Spielfilm und veröffentlichte 1958 in der DDR den Roman „Stern ohne Himmel“. Im selben Jahr zog sie mit ihrer Familie (sie hat 7 Kinder) nach Mannheim. Im Jahr 1968 erschien ihr erster Roman in der BRD. In den 1970er-Jahren arbeitete sie als Sozialarbeiterin, betreute Jugendliche im Gefängnis und installierte eine WG für haftentlassene Jugendliche.
Uit: Espenlaub
„Sollte Billi später einmal von Lorenz gefragt werden, auf welche Weise sie Ariel kennengelernt habe, wird sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wissen. Ihre Erinnerungen werden sich ineinander verschieben, und das Bild, das sie dann vor Augen hat, wird mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben. Jetzt ist das etwas anderes. Billi vergißt nichts, hat nichts vergessen und bringt auch nichts durcheinander.
Zum erstenmal sieht sie ihn auf dem Markt. Er sitzt in der Sonne am Brunnen, die Dreifaltigkeitskirche hinter sich, und hat eine Rose in der Hand. Das sieht ungewöhnlich aus. Billi fällt nicht nur die Rose in der Hand des jungen Mannes auf, sondern auch sein Haar. Schwarz wie Schuhwichse. Locken wie auf einem Puppenkopf hängen unordentlich in das weißhäutige Gesicht, aus dem sie Augen, schwarz wie die Haare, anlächeln. Der Mund, wenn auch etwas schief und mit viel zu roten Lippen, lächelt ebenfalls. Billi muß an Tomaten denken. Auch die Rose ist rot. T-Shirt, Hose, Socken und Schuhe sind wiederum schwarz. Um den Hals trägt er eine froschgrüne Kette, deren Perlen unregelmäßig sind und auf kein Material schließen lassen.
Billi hat den jungen Mann noch nie in Worms gesehen. Ein Typ wie der wäre ihr sofort aufgefallen. Hier kennt jeder jeden. Sie weiß nicht, warum, aber sie bleibt vor ihm stehen und starrt ihn an.
Hast du Rosen gern? fragt er und zeigt Zähne, weiß wie Kreide.
Billi nickt, ohne es zu wollen. Vom Obststand sehen ein paar Frauen neugierig herüber und grinsen sich vielsagend an.
Hier, sagt der junge Mann mit den Puppenjungenlocken, drückt ihr die Blume in die Hand, steht auf und geht weg, ohne sich umzusehen. Billi dreht die Rose zwischen den Fingern, sieht ihm nach und findet seinen Gang affig.“

Leonie Ossowski (Röhrsdorf, 15. August 1925)
froumen - 15. Aug, 17:27