William Carlos Williams, Dilip Chitre
Der amerikanische Lyriker William Carlos Williams wurde am 17. September 1883 in Rutherford, New Jersey, geboren. WCW, wie er oft abgekürzt wird, verbrachte fast sein gesamtes Leben – sieht man von einer mehrmonatigen Europa-Reise ab – in seiner Heimatstadt Rutherford in New Jersey, wo er auch nach 1910 als Arzt (M.D.) praktizierte. Während seines Medizinstudiums an der University of Pennsylvania schloss er Freundschaft mit Ezra Pound. Später wurde er mit diesem (und T. S. Eliot) zum wichtigsten Dichter der amerikanischen Moderne. Im Gegensatz zu Pound, der sich nach europäischen Vorbildern richtete, forderte WCW in seiner Essaysammlung In the American Grain (1925) eine einfache, aber dennoch avantgardistische Poesie, die sich an der gesprochenen Sprache und der amerikanischen Alltagswelt orientieren sollte.
A Sort of a Song
Let the snake wait under
his weed
and the writing
be of words, slow and quick, sharp
to strike, quiet to wait,
sleepless.
-- through metaphor to reconcile
the people and the stones.
Compose. (No ideas
but in things) Invent!
Saxifrage is my flower that splits
the rocks.
Approach of Winter
The half-stripped trees
struck by a wind together,
bending all,
the leaves flutter drily
and refuse to let go
or driven like hail
stream bitterly out to one side
and fall
where the salvias, hard carmine--
like no leaf that ever was--
edge the bare garden.
Nur damit du Bescheid weißt
Ich habe die Pflaumen
gegessen
die im Eisschrank
waren
du wolltest
sie sicher
fürs Frühstück
aufheben
Verzeih mir
sie waren herrlich
so süß
und so kalt
Übersetzt von Hans Magnus Enzensberger

William Carlos Williams (17. September 1883 - 4. März 1963)
Der indische Lyriker, Schriftsteller, Maler und Regisseur Dilip Purushottam Chitre wurde am 17. September 1938 in Baroda, Indien, geboren. Er schreibt in Englisch und Marathi. Nach dem Umzug seiner Eltern nach Bombay (heute Mumbai) erschienen 1960 seine ersten Gedichtsammlungen. 1975 wurde er zu einem Gastaufenthalt an die University of Iowa eingeladen. Ferner arbeitete er als Direktor des Indian Poetry Library, archive, and translation centre im Bharat Bhavan in Bhopal.
Chitre hat sich auch als Übersetzer klassischer indischer Literatur, teilweise aus dem 12. Jahrhundert, ins Englische einen Namen gemacht. Als Filmemacher dreht er seit 1969 Dokumentarfilme.
Denselben Hintergrund haben seine Erzählungen, die im Verlauf von mehr als 20 Jahren nach 1967 entstanden und auf Deutsch unter dem Titel Bombay Quartett erschienen sind. Seine Erzählweise ähnelt dabei einem Dokumentarfilmer: verschiedene Einstellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit zahlreichen Perspektivenwechseln werden zusammengefügt.
Ich lach. Ich wein.
Ich lach. Ich wein. Ich zünde Kerzen an. Trink Alkohol.
Die Augen noch schmutzig von Liebe. Der Mund
Verdreckt von Gesang. Gedichte wachsen wie Läuse mir im Haar.
Sagte der Romantiker. Saß in einer Kneipe in Bombay.
Die Holzbänke geschwärzt vom Schweiß der Jahre.
Die nackte Birne warf ihren dürftigen Schleier in den Raum.
Die Madonna und das Gotteskind verblaßten an der Wand.
Wir gossen noch etwas Soda zur Tragödie und spülten sie hinab.
Einer sagte Asien steht in Flammen. Ein andrer es wird aufwärts gehn mit Indien.
Draußen lag Bombay wie Erbrochnes. Phosphoreszierend in der Nacht.
Verzeih und unsre Unwissenheit und unsern gestauten Verkehr Herr.
Den schalen Geruch der Paarung hinter Blumengardinen.
Vergib uns unsern Kollektivlärm und unsre Stimmlosigkeit.
Aus solch grandiosen Visionen fallen wir hinaus in schlammige Gassen.
Wir laufen und entgehen dabei knapp dem Leben um ein Uhr
Morgens wenn eben endet unser Tag.
Übersetzt von Lothar Lutze

Dilip Chitre (17. September 1938)
A Sort of a Song
Let the snake wait under
his weed
and the writing
be of words, slow and quick, sharp
to strike, quiet to wait,
sleepless.
-- through metaphor to reconcile
the people and the stones.
Compose. (No ideas
but in things) Invent!
Saxifrage is my flower that splits
the rocks.
Approach of Winter
The half-stripped trees
struck by a wind together,
bending all,
the leaves flutter drily
and refuse to let go
or driven like hail
stream bitterly out to one side
and fall
where the salvias, hard carmine--
like no leaf that ever was--
edge the bare garden.
Nur damit du Bescheid weißt
Ich habe die Pflaumen
gegessen
die im Eisschrank
waren
du wolltest
sie sicher
fürs Frühstück
aufheben
Verzeih mir
sie waren herrlich
so süß
und so kalt
Übersetzt von Hans Magnus Enzensberger

William Carlos Williams (17. September 1883 - 4. März 1963)
Der indische Lyriker, Schriftsteller, Maler und Regisseur Dilip Purushottam Chitre wurde am 17. September 1938 in Baroda, Indien, geboren. Er schreibt in Englisch und Marathi. Nach dem Umzug seiner Eltern nach Bombay (heute Mumbai) erschienen 1960 seine ersten Gedichtsammlungen. 1975 wurde er zu einem Gastaufenthalt an die University of Iowa eingeladen. Ferner arbeitete er als Direktor des Indian Poetry Library, archive, and translation centre im Bharat Bhavan in Bhopal.
Chitre hat sich auch als Übersetzer klassischer indischer Literatur, teilweise aus dem 12. Jahrhundert, ins Englische einen Namen gemacht. Als Filmemacher dreht er seit 1969 Dokumentarfilme.
Denselben Hintergrund haben seine Erzählungen, die im Verlauf von mehr als 20 Jahren nach 1967 entstanden und auf Deutsch unter dem Titel Bombay Quartett erschienen sind. Seine Erzählweise ähnelt dabei einem Dokumentarfilmer: verschiedene Einstellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit zahlreichen Perspektivenwechseln werden zusammengefügt.
Ich lach. Ich wein.
Ich lach. Ich wein. Ich zünde Kerzen an. Trink Alkohol.
Die Augen noch schmutzig von Liebe. Der Mund
Verdreckt von Gesang. Gedichte wachsen wie Läuse mir im Haar.
Sagte der Romantiker. Saß in einer Kneipe in Bombay.
Die Holzbänke geschwärzt vom Schweiß der Jahre.
Die nackte Birne warf ihren dürftigen Schleier in den Raum.
Die Madonna und das Gotteskind verblaßten an der Wand.
Wir gossen noch etwas Soda zur Tragödie und spülten sie hinab.
Einer sagte Asien steht in Flammen. Ein andrer es wird aufwärts gehn mit Indien.
Draußen lag Bombay wie Erbrochnes. Phosphoreszierend in der Nacht.
Verzeih und unsre Unwissenheit und unsern gestauten Verkehr Herr.
Den schalen Geruch der Paarung hinter Blumengardinen.
Vergib uns unsern Kollektivlärm und unsre Stimmlosigkeit.
Aus solch grandiosen Visionen fallen wir hinaus in schlammige Gassen.
Wir laufen und entgehen dabei knapp dem Leben um ein Uhr
Morgens wenn eben endet unser Tag.
Übersetzt von Lothar Lutze

Dilip Chitre (17. September 1938)
froumen - 17. Sep, 19:01