Erik Axel Karlfeldt, Francesco Petrarca
Der schwedische Lyriker Erik Axel Karlfeldt wurde am 20. Juli 1864 in Karlbo bei Avesta geboren. Karlfeldt stammt aus einer Beamtenfamilie. Er studierte in Uppsala u.a. Pädagogik und war von 1892 bis 1912 Lehrer und Bibliothekar. 1904 wurde Karlfeldt Mitglied der Schwedischen Akademie (Svenska Akademien) und 1912 auch zu ihrem Sekretär gewählt. Der Neuromantik verpflichtet, fand Karlfeldt die Motive und Themen für seine Gedichte in Heimatgeschichte, Sagen, Volksglauben sowie in der Bibel. Erik Axel Karlfeldt starb am 8. April 1931 in Stockholm. Im gleichen Jahr wurde ihm postum der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Ich bin einer singenden Stimme
Ich bin eine singenden Stimme in dunklen, teifen Schächten,
dort hört kein Ohr, ist alles echolos,
bin ein irrendes Licht überm See in gespenstigen Nächten,
ein Trugschein, der im Dunkel lischt: in einem feuchten Schoß.
Ich bin ein treibendes Blatt in des Herbstes leeren Reichen,
ich wirble hin, der Sturm läßt mich nicht ruhn.
Ob ich hafte am Berg, ob versinke in grundlosen Teichen,
das weiß ich nicht, mich kümmert´s nicht - kann nichts dageben tun.
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen...
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen,
ich weiß nicht, wohin sie will.
Flieht sie zum Himmel, bleibt sie auf Erden?
Ich liege und halte still.
Sucht sie des Grabes Ruh oder das Leben?
Ich fühl´s, sie läßt sich nicht stillen,
es ist eine Sehnsucht auf eigene Hand,
nur um der Sehnsucht willen.

Erik Axel Karlfeldt (20. Juli 1864 – 8. April 1931)
Porträt von J A G Acke
Der italienische Dichter Francesco Petrarca wurde am 20. Juli 1304 in Arezzo geboren. Sein Vater, ein Notar, war 1302 zusammen mit Dante aus Florenz verbannt worden und lebte später in Avignon. Dorthin übersiedelte auch Petrarca, um Jura zu studieren. In Montpellier lernte Petrarca die Kunst der Troubadoure kennen. 1327 - wieder in Avignon - lernte er in der Kirche die Dame Laura de Sade kennen, die Gattin des Hugo de Sade. Ihr widmete er sein berühmtes Werk, den "Canzoniere", eine Gedichtsammlung, in der er seine unerfüllte Liebe zu ihr besingt. Die Gedichtsammlung besteht aus 317 Sonnetten, 29 Canzonen, 9 Sestinen, 7 Balladen und 4 Madrigalen. Mit dieser Form der Liebesdichtung übt Pertrarca so großen Einfluss auf die europäische Dichtung des Mittelalters aus, dass eine neue Stilform, die weit in die Neuzeit hinein fortlebt und den Minnesang ablöst, nach ihm benannt wird: der Petrarkismus. Laura de Sade starb 1348 an der Pest.
Es hob mich der Gedanke in ihre Kreise
Es hob mich der Gedanke in ihre Kreise
Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein Streben
Dort sah ich sie im dritten Himmel schweben...
Schön war sie wie nie doch in minder stolzer Weise.
Sie fasste mich bei der Hand und sagte leise:
„So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben...
Ich bins die so große Kämpfe dir gegeben
Und die vor Abend beendete ihre Reise.
Mein Glück begreift kein menschlicher Verstand:
Dich allein erwart ich und meine schöne Hülle
Die da unten blieb – der Anfang deiner Liebe“
Ach warum schwieg sie und entzog sie ihre Hand?
Bei solcher liebreicher und keuscher Worte Fülle
War mir als ob ich in dem Himmel bliebe.
Übersetzt von Stefan George
237tes Sonett
In ihres Alters blühenstem Beginn,
da Liebe Kraft giebt, daß man ganz empfinde,
der Erde lassend diese irdne Rinde,
schwand Laura, die Belebende, mir hin:
und stieg zum Himmel nackt und schön und lebend;
von dort beherrscht sie mich und drängt und quält.
Ach, daß sie mir aus Sterblichem nicht schält
den letzten Tag, zum ersten dort ihn hebend.
Wie die Gedanken stets Gefolg ihr waren,
so müßte nun die Seele hinterher
leicht, heiter, steigend, um mich zu bewahren
vor solcher Not. Das warten hat Gefahren
und macht mich innen in mir selber schwer.
O wie war Sterben schön, heut vor drei Jahren.
Übersetzt von Rainer Maria Rilke

Francesco Petrarca (20. Juli 1304 – 19. Juli 1374)
Statue am Uffizi Palast, Florenz
Ich bin einer singenden Stimme
Ich bin eine singenden Stimme in dunklen, teifen Schächten,
dort hört kein Ohr, ist alles echolos,
bin ein irrendes Licht überm See in gespenstigen Nächten,
ein Trugschein, der im Dunkel lischt: in einem feuchten Schoß.
Ich bin ein treibendes Blatt in des Herbstes leeren Reichen,
ich wirble hin, der Sturm läßt mich nicht ruhn.
Ob ich hafte am Berg, ob versinke in grundlosen Teichen,
das weiß ich nicht, mich kümmert´s nicht - kann nichts dageben tun.
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen...
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen,
ich weiß nicht, wohin sie will.
Flieht sie zum Himmel, bleibt sie auf Erden?
Ich liege und halte still.
Sucht sie des Grabes Ruh oder das Leben?
Ich fühl´s, sie läßt sich nicht stillen,
es ist eine Sehnsucht auf eigene Hand,
nur um der Sehnsucht willen.

Erik Axel Karlfeldt (20. Juli 1864 – 8. April 1931)
Porträt von J A G Acke
Der italienische Dichter Francesco Petrarca wurde am 20. Juli 1304 in Arezzo geboren. Sein Vater, ein Notar, war 1302 zusammen mit Dante aus Florenz verbannt worden und lebte später in Avignon. Dorthin übersiedelte auch Petrarca, um Jura zu studieren. In Montpellier lernte Petrarca die Kunst der Troubadoure kennen. 1327 - wieder in Avignon - lernte er in der Kirche die Dame Laura de Sade kennen, die Gattin des Hugo de Sade. Ihr widmete er sein berühmtes Werk, den "Canzoniere", eine Gedichtsammlung, in der er seine unerfüllte Liebe zu ihr besingt. Die Gedichtsammlung besteht aus 317 Sonnetten, 29 Canzonen, 9 Sestinen, 7 Balladen und 4 Madrigalen. Mit dieser Form der Liebesdichtung übt Pertrarca so großen Einfluss auf die europäische Dichtung des Mittelalters aus, dass eine neue Stilform, die weit in die Neuzeit hinein fortlebt und den Minnesang ablöst, nach ihm benannt wird: der Petrarkismus. Laura de Sade starb 1348 an der Pest.
Es hob mich der Gedanke in ihre Kreise
Es hob mich der Gedanke in ihre Kreise
Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein Streben
Dort sah ich sie im dritten Himmel schweben...
Schön war sie wie nie doch in minder stolzer Weise.
Sie fasste mich bei der Hand und sagte leise:
„So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben...
Ich bins die so große Kämpfe dir gegeben
Und die vor Abend beendete ihre Reise.
Mein Glück begreift kein menschlicher Verstand:
Dich allein erwart ich und meine schöne Hülle
Die da unten blieb – der Anfang deiner Liebe“
Ach warum schwieg sie und entzog sie ihre Hand?
Bei solcher liebreicher und keuscher Worte Fülle
War mir als ob ich in dem Himmel bliebe.
Übersetzt von Stefan George
237tes Sonett
In ihres Alters blühenstem Beginn,
da Liebe Kraft giebt, daß man ganz empfinde,
der Erde lassend diese irdne Rinde,
schwand Laura, die Belebende, mir hin:
und stieg zum Himmel nackt und schön und lebend;
von dort beherrscht sie mich und drängt und quält.
Ach, daß sie mir aus Sterblichem nicht schält
den letzten Tag, zum ersten dort ihn hebend.
Wie die Gedanken stets Gefolg ihr waren,
so müßte nun die Seele hinterher
leicht, heiter, steigend, um mich zu bewahren
vor solcher Not. Das warten hat Gefahren
und macht mich innen in mir selber schwer.
O wie war Sterben schön, heut vor drei Jahren.
Übersetzt von Rainer Maria Rilke

Francesco Petrarca (20. Juli 1304 – 19. Juli 1374)
Statue am Uffizi Palast, Florenz
froumen - 20. Jul, 18:35