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Tom Robbins, Arno Geiger

Der amerikanische Schriftsteller Tom Robbins wurde am 22. Juli 1936 in Blowing Rock, Virginia, geboren. Er wuchs im Süden der USA auf und lehrte während des Koreakrieges als Soldat der Air Force Meteorologie. Danach studierte er Kunst, Musik und Religion. Er arbeitete als Reporter bei verschiedenen Zeitungen. Robbins schrieb 1971 seinen ersten Roman und lebt seitdem als freier Schriftsteller in dem kleinen Fischerdorf La Conner bei Seattle.

Aus: Wild Ducks Flying Backward

“Canyon of the Vaginas
When one is on a pilgrimage to the Canyon of the Vaginas, one has to be careful about asking directions.
I mean, there’re some pretty rough ol’ dudes in west-central Nevada. One knows the ol’ dudes are rough when one observes that they eat with their hats on.
Nine days I was in the high desert between Winnemucca and Las Vegas, during which time I never witnessed a male Homo sapiens take his noontide nor his evening repast with an exposed bean. In every instance, a grimy bill or brim shaded the fellow’s victuals from the vulgar eye of light. I assumed that they breakfasted en chapeau as well, but by the hour that your pilgrim sat down to his flapjacks, the rough ol’ dudes had already gone off to try to strike it rich.
When a man’s brain is constantly heated by thoughts of striking it rich, thoughts that don’t fade much at mealtime, perhaps he requires some sort of perpetual head cover to cool the cerebral machinery. On the other hand, since they live in relatively close proximity to America’s major nuclear test site, a nerve-gas depot, several mysterious airfields, and numerous depositories for our government’s nasty toxic secrets, maybe the rough ol’ dudes are just trying to prevent their haircuts from ever flickering in the dark. If I lived in west-central Nevada, I might dine in gloves and a Mylex suit.
Naturally, one has to wonder if the men of Nevada also sleep in their hats. More pointedly, do they sleep with their wives, girlfriends, and thoroughly legal prostitutes in their hats? I intended to interview a Nevada woman or two on the subject, but never quite got around to it. However, something at the Canyon of the Vaginas gave me reason to believe that the answer is affirmative. Of that, more later.”






Robbins
Tom Robbins (Blowing Rock, 22. Juli 1936)




Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger wurde am 22. Juli 1968 in Bregenz, Vorarlberg, geboren. Geiger wuchs in Wolfurt auf. Er studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien. 1993 verfasste er eine Diplomarbeit über Die Bewältigung der Fremde in den deutschsprachigen Fernreisetexten des Spätmittelalters. Seit 1993 lebt er als freier Schriftsteller. 1986 bis 2002 war er im Sommer auch als Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen tätig. 1996 und 2004 nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Für seinen Roman »Es geht uns gut« er5hielt er 2005 den Deutschen Buchpreis.

Aus: Schöne Freunde

“Ich weiß nicht, wie viele Jahre wir vor dem großen Tor gestanden sind. Ich weiß nicht, ob ich es vergessen oder nie gewußt habe. Ich erinnere mich nicht, je mit jemandem darüber gesprochen zu haben. Trotzdem glaube ich, daß alle darüber Bescheid wissen. Der Akkordeonspieler müßte es wissen, aber er hat keinen Kopf dafür. Alle andern, die es wissen müßten, sind verschwunden. Sie sind aus dem Dorf verschwunden. Sie sind vom Schiff verschwunden. Sie sind aus der Imbißstube verschwunden. Oder sie sind geblieben. Im Dorf. Auf dem Schiff. In der Imbißstube.
Dann bin ich verschwunden.
Wenn ich einen Ausgangspunkt suche, gelange ich zur Ankunft des Beamten, der den Auftrag hatte, das Unglück zu untersuchen, ich gelange nicht zum Unglück selbst. Am Abend des Tages, an dem ein Teil der Grube eingestürzt war, hielt ein Geländewagen vor dem großen Tor. Der Akkordeonspieler fiel in eine rasche Tonfolge. Der Chauffeur des Wagens ließ das Seitenfenster herunterfahren, aber nicht, um eine Münze in meine Kappe zu werfen, sondern um uns anzuschreien. Wir sollten verschwinden. Ich wußte nicht, wie der Mann dazu kam, uns anzuschreien und zu verlangen, daß wir verschwinden sollten. Ich öffnete das Tor trotzdem, ich habe nie einen Unterschied gemacht.
Ich beschreibe das Tor. Ich beschreibe es, weil niemand anders es beschreibt. Ich beschreibe es vorsichtig, um mich nicht allzu sehr zu täuschen: Ein großes und sehr hohes Tor. Ich glaube, es war alt, aus schwarzem oder schwarz gefärbtem Eisen, manchmal rostig oder schorfig, ich weiß es nicht, ich habe mich nie so recht dafür interessiert. Ich stand dort jeden Tag mit Ausnahme Sonntag. Oben zur Mitte hin war das Tor ansteigend geschwungen. Die Gitterstäbe endeten in Lanzettenspitzen, die teils verbogen, teils abgebrochen waren, doch auch in diesem Fall weiß ich nicht warum. Rechts ein Portierhaus mit einer dicken Frau darin, Frau Berber. Links ein Zaun, der rechts zum Portierhaus zurückkehrte, aber so, daß ich den ganzen Zaun hätte abgehen müssen, um zu erfahren, auf welchem Weg.“






Geiger
Arno Geiger (Bregenz, 22. Juli 1968)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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