Ivan Klima, Theodor Storm
Der tschechische Schriftsteller Ivan Klíma wurde am 14. September 1931 in Prag geboren. Drei Jahre seiner Kindheit musste Klíma im KZ Theresienstadt verbringen. Nach seinem Studium war er als Journalist und Lektor tätig, z. B. bei der später verbotenen Literaturzeitschrift Literárni listy. Im Anschluss an die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erhielt Klíma Publikationsverbot. Schon ein Jahr zuvor war er wegen seiner kritischen Haltung aus der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei ausgeschlossen worden. 1969 ging Klíma für ein Semester als Dozent an die Michigan University in Ann Arbor/USA. 1970 kehrte er wieder nach Prag zurück und verfasste hier fortan Theaterstücke und Romane, die wegen des Publikationsverbotes bis 1989 nur im Ausland erscheinen durften. 2002 wurde Klíma mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis der Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag ausgezeichnet.
Aus: Liebesgespräche (Übersetzt von Anja Tippner)
"Hier ist Wellington. Neuseeland. Ist dort Prag? Sie haben ein Gespräch."
"Hallo. Hallo, ist da Prag?"
"Hier ist Prag."
"Bist du das, Tereza? Hörst du mich?"
"Ja, ich höre dich."
"Ich bin's Bill."
"Ich weiß. Ich habe deine Stimme erkannt. Außerdem, wer sollte mich sonst aus Neuseeland anrufen."
"Wie geht es dir, Tereza?"
"Jetzt, wenn ich dich höre, geht es mir gut. Hörst du mich? Wie geht es dir?"
"Ich bin froh, daß ich dich höre, aber du bist so schrecklich weit weg."
"Ich weiß. Ich bin am anderen Ende der Welt."
"Ich habe Sehnsucht nach dir, Tereza!"
"Ich auch."
"Ich möchte dich gern umarmen."
"Ich dich auch."
"Was gibt es Neues bei Euch?"
"Ich weiß nicht. Eigentlich nichts. Der ältere Junge geht in die Schule und der kleine ruiniert die Wohnung und meine Nerven. Ich habe viel Arbeit. Ich habe mir ein neues Kostüm nähen lassen. Ich habe dabei an dich gedacht, daran, daß ich dir darin gefallen würde. Und was gibt es bei dir Neues?"
"Tereza, ich habe meiner Frau alles erzählt."
"Was alles?"
"Daß ich dich liebe."
"Du hast ihr von mir erzählt?"
"Ich habe ihr gesagt, daß ich dich liebe. Daß ich mit dir zusammen leben will. Du hast es deinem Mann nicht gesagt?"
"Nein … Noch nicht. Glaubst du, das war klug? Und sie … was hat sie dazu gesagt?"
"Sie wollte mir nicht glauben. Und dann - hat sie geweint."
"Das ist schrecklich. Vielleicht hättest du noch ein bißchen warten sollen. Hallo, hallo … Bist du noch da? Ich höre dich nicht. Bill, irgendwer spricht da japanisch oder was. Bist du noch da?"
"Tereza, hörst du mich?"
"Jetzt höre ich dich. Diese Entfernung ist schrecklich."

Ivan Klíma (Prag, 14.September 1931)
Der deutsche Dichter Theodor Storm wurde am 14. September 1817 in Husum geboren. Er stammte aus einer alten holsteinischen Patrizierfamilie, der Vater war Advokat. Er besuchte die Gelehrtenschule in Husum, dann ein Gymnasium in Lübeck. Anschließend studierte er von 1837-1842 Jura in Kiel und Berlin und wurde 1843 Rechtsanwalt in Husum. Storm mußte während der dänischen Besetzung die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück. Storm wurde 1867 Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat. Storm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des "bürgerlichen" bzw. "poetischen Realismus", wobei neben seinen Gedichten besonders seine Novellen seinen Ruhm begründeten.
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt,
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch häng ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz zurück;
Zu deinen Füßen sink ich hin,
O fühl's, du bist mein letztes Glück!
Laß einmal noch durch meine Brust
Des vollsten Lebens Schauer wehn,
Eh seufzend in die große Nacht
Auch meine Sterne untergehn.

Theodor Storm (14. September 1817 - 4. Juli 1888)
Statue in Husum
Aus: Liebesgespräche (Übersetzt von Anja Tippner)
"Hier ist Wellington. Neuseeland. Ist dort Prag? Sie haben ein Gespräch."
"Hallo. Hallo, ist da Prag?"
"Hier ist Prag."
"Bist du das, Tereza? Hörst du mich?"
"Ja, ich höre dich."
"Ich bin's Bill."
"Ich weiß. Ich habe deine Stimme erkannt. Außerdem, wer sollte mich sonst aus Neuseeland anrufen."
"Wie geht es dir, Tereza?"
"Jetzt, wenn ich dich höre, geht es mir gut. Hörst du mich? Wie geht es dir?"
"Ich bin froh, daß ich dich höre, aber du bist so schrecklich weit weg."
"Ich weiß. Ich bin am anderen Ende der Welt."
"Ich habe Sehnsucht nach dir, Tereza!"
"Ich auch."
"Ich möchte dich gern umarmen."
"Ich dich auch."
"Was gibt es Neues bei Euch?"
"Ich weiß nicht. Eigentlich nichts. Der ältere Junge geht in die Schule und der kleine ruiniert die Wohnung und meine Nerven. Ich habe viel Arbeit. Ich habe mir ein neues Kostüm nähen lassen. Ich habe dabei an dich gedacht, daran, daß ich dir darin gefallen würde. Und was gibt es bei dir Neues?"
"Tereza, ich habe meiner Frau alles erzählt."
"Was alles?"
"Daß ich dich liebe."
"Du hast ihr von mir erzählt?"
"Ich habe ihr gesagt, daß ich dich liebe. Daß ich mit dir zusammen leben will. Du hast es deinem Mann nicht gesagt?"
"Nein … Noch nicht. Glaubst du, das war klug? Und sie … was hat sie dazu gesagt?"
"Sie wollte mir nicht glauben. Und dann - hat sie geweint."
"Das ist schrecklich. Vielleicht hättest du noch ein bißchen warten sollen. Hallo, hallo … Bist du noch da? Ich höre dich nicht. Bill, irgendwer spricht da japanisch oder was. Bist du noch da?"
"Tereza, hörst du mich?"
"Jetzt höre ich dich. Diese Entfernung ist schrecklich."

Ivan Klíma (Prag, 14.September 1931)
Der deutsche Dichter Theodor Storm wurde am 14. September 1817 in Husum geboren. Er stammte aus einer alten holsteinischen Patrizierfamilie, der Vater war Advokat. Er besuchte die Gelehrtenschule in Husum, dann ein Gymnasium in Lübeck. Anschließend studierte er von 1837-1842 Jura in Kiel und Berlin und wurde 1843 Rechtsanwalt in Husum. Storm mußte während der dänischen Besetzung die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück. Storm wurde 1867 Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat. Storm gilt als einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des "bürgerlichen" bzw. "poetischen Realismus", wobei neben seinen Gedichten besonders seine Novellen seinen Ruhm begründeten.
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt,
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch häng ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz zurück;
Zu deinen Füßen sink ich hin,
O fühl's, du bist mein letztes Glück!
Laß einmal noch durch meine Brust
Des vollsten Lebens Schauer wehn,
Eh seufzend in die große Nacht
Auch meine Sterne untergehn.

Theodor Storm (14. September 1817 - 4. Juli 1888)
Statue in Husum
froumen - 14. Sep, 19:17