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Weltliteratur

Montag, 24. November 2008

Einar Kárason, Laurence Sterne

Der Isländische Schrifsteller Einar Kárason wurde 1955 in Reykjavík geboren und studierte nach seinem Schulbesuch an der dortigen Universität von Island ab 1975 Literaturwissenschaften.
Er lebt seit 1978 als freier Schriftsteller in Reykjavík und begann seine Karriere zunächst damit, Gedichte in literarischen Zeitschriften zu veröffentlichen. Seit 1985 ist er Mitorganisator des Literaturfestivals von Reykjavík. Für Die Goldinsel erhielt er 1986 den Literaturpreis der isländischen Zeitung DV und wurde im darauffolgenden Jahr für den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert. Das gelobte Land stand 1989 auf der Auswahlliste für den Isländischen Literaturpreis. Die Trilogie wurde auch für die Bühne bearbeitet und der erste Teil unter dem Titel Devil‘s Island ins Kino gebracht, wofür Kárason selbst das Drehbuch schrieb. Für Sturmerprobt erhielt er 2004 erneut den Literaturpreis der isländischen Zeitung DV.

Aus: Sturmerprobt (Übersetzt von Kristof Magnusson)

„Obwohl ich die schlechteste "Reifeprüfung" der ganzen Schule machte, so wurde damals die Prüfung nach der siebten Klasse genannt, war ich eins der beiden Kinder, die der Lehrer in seiner Abschiedsrede lobend erwähnte: die Klassenbeste und mich. Die Klassenbeste war eine echte Streberin, Addí, Kinderärztin ist die, glaube ich, geworden, die dumme Kuh ... Die hatte fast überall eine Zehn, und alle anderen hatten mindestens eine Acht oder Neun. Ich war auf der katholischen Schule, die war ziemlich klein, wir waren nur wenige in der Klasse, und der Notendurchschnitt lag um einiges höher als an anderen Schulen, nur ich krebste da rum mit Sieben-Komma-Irgendwas und hatte mich schon damit abgefunden, als Schandfleck der Schule zu gelten - aber der Lehrer bedankte sich, nun wo sich unsere Wege trennten, mit allen möglichen sentimentalen Worten, lobte erst Addí für ihren Erfolg, "und dann ist da noch jemand, der ein besonderes Kompliment verdient hat, und das ist unser Eyvindur hier; dieser Junge hat einen unglaublichen Erfolg erzielt, trotz schwierigster Verhältnisse, einen Erfolg, der seine Begabungen und Talente eindrucksvoll unter Beweis stellt, und wenn er so weitermacht, sollte es ihm gelingen, auf seinem Lebensweg einige Untiefen und Gefahren zu meiden ..."

Natürlich hört man das irgendwie gern, man hat ja vorher noch nie ein Kompliment für seine Begabungen bekommen, außer höchstens beim Handball, und erst recht nicht für seine Talente! Aber am meisten wunderte es mich, dass sich die anderen überhaupt Gedanken über mich machten, über meine Herkunft, wo ich doch versucht habe, in der Schule so wenig Aufhebens davon zu machen wie möglich, man hat sich natürlich geschämt für seine Leute, niemals konnte ich Geburtstag feiern wie die anderen Kinder, wegen der Säufer und diesem ganzen Gesocks, das bei uns ein und aus ging, da war es natürlich nett, die Komplimente dieses Lehrers zu hören, als hätte der mich wirklich gern ...“




Einar Kárason (Reykjavík, 24. November 1955)






Der Englische Schriftsteller Laurence Sterne wurde zu Clonmel in Südirland am 24.November 1713 als Sohn eines Offiziers geboren. Da er geistig begabt war, ließen ihn Verwandte 1733 in Cambridge Theologie studieren. 1738 wurde er Vikar zu Sutton-in-the-Forset; später bekam er eine Pfründe in York. 1741 verheiratete er sich und erhielt durch Verwandte seiner Frau eine zweite Pfarrei zu Stillington. 1759 begann er seinen "Tristram Shandy" zu schreiben und ließ in diesem und dem folgenden Jahre die beiden ersten Teile in York drucken. Sieben andere folgten, und doch blieb das Werk unvollendet. 1762 machte er eine Reise nach Frankreich, 1764 reiste er nach Südfrankreich und besuchte auch Italien. Die "Empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" erschien bald darauf. Seine letzten Jahre wurden ihm durch Kränklichkeit verbittert. Dazu kam, sein seine Frau mit der Tochter von ihm getrennt in Südfrankreich lebte. An einem Brustleiden, das ihn schon lange gequält hatte, starb er am 18. März 1768 in London.

Aus: The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman

„I wish either my father or my mother, or indeed both of them, as they were in duty both equally bound to it, had minded what they were about when they begot me; had they duly consider'd how much depended upon what they were then doing;-that not only the production of a rational Being was concern'd in it, but that possibly the happy formation and temperature of his body, perhaps his genius and the very cast of his mind;-and, for aught they knew to the contrary, even the fortunes of his whole house might take their turn from the humours and dispositions which were then uppermost:--Had they duly weighed and considered all this, and proceeded accordingly,--I am verily persuaded I should have made a quite different figure in the world, from that, in which the reader is likely to see me.-Believe me, good folks, this is not so inconsiderable a thing as many of you may think it;-you have all, I dare say, heard of the animal spirits, as how they are transfused from father to son, &c, &c.-and a great deal to that purpose:-Well, you may take my word, that nine parts in ten of a man's sense or his nonsense, his successes and miscarriages in this world depend upon their motions and activity, and the different tracks and trains you put them into; so that when they are once set a-going, whether right or wrong, 'tis not a halfpenny matter,--away they go cluttering like hey-go-mad; and by treading the same steps over and over again, they presently make a road of it, as plain and as smooth as a garden-walk, which, when they are once used to, the Devil himself sometimes shall not be able to drive them off it.“




Laurence Sterne (24. November 1713 – 18. März 1768)

Sonntag, 23. November 2008

Paul Celan, Marcel Beyer

Der Deutsche Dichter Paul Celan (Familienname: Paul Antschel) wurde geboren am 23. November 1920 in Czernowitz in der Bukowina. Celan wuchs in einer deutschsprachig-jüdischen Familie auf und zeigte früh große sprachliche Begabung und dichterische Interessen. 1938 begann er in Frankreich ein Medizinstudium, kam dort mit der surrealistischen Poesie in Kontakt, kehrte aber nach Czernowitz zurück, um Romanistik zu studieren. 1941 wurde die Stadt von deutschen und rumänischen Truppen besetzt, die ein jüdisches Ghetto einrichteten; die Eltern wurden 1942 deportiert und starben noch im selben Jahr. Celan selbst war bis 1944 in einem Arbeitslager, konnte dann aber sein Studium wieder aufnehmen und arbeitete in Bukarest als Lektor und Übersetzer. Nach einer Zwischenstation in Wien, wo es zu einer lang nachwirkenden Begegnung mit Ingeborg Bachmann kam, ging Celan nach Paris, wo er von 1959 an als Lektor für deutsche Sprache arbeitete. Neben seinem eigenen lyrischen Werk entstanden in dieser Zeit auch bedeutende Übersetzungen, z.B. von russischer Poesie.


Auch heute abend

Voller,
da Schnee auch auf dieses
sommerdurchschwommene Meer fiel,
blüht das Eis in den Körben,
die du zur Stadt trägst.

Sand
heischst du dafür,
denn die letzte
Rose daheim
will auch heute abend gespeist sein
aus rieselnder Stunde.





Tenebrae

Nah sind wir, Herr,
nahe und greifbar.

Gegriffen schon, Herr,
ineinander verkrallt, als wär
der Leib eines jeden von uns
dein Leib, Herr.

Bete, Herr,
bete zu uns,
wir sind nah.

Windschief gingen wir hin,
gingen wir hin, uns zu bücken
nach Mulde und Maar.

Zur Tränke gingen wir, Herr.


Es war Blut, es war,
was du vergossen, Herr.

Es glänzte.

Es warf uns dein Bild in die Augen, Herr
Augen und Mund stehn so offen und leer, Herr.






Paul Celan (23. November 1920 – 20. April 1970)






Der deutsche Schriftsteller Marcel Beyer wurde am 23. November 1965 in Tailfingen, Baden-Württemberg geboren. Beyer wuchs in Kiel und Neuss auf. Von 1987 bis 1991 studierte er Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft an der Universität Siegen; 1992 erlangte er dort den Magistergrad mit einer Arbeit über Friederike Mayröcker. Seit 1987 entstanden Performance-Arbeiten. Ab 1989 gab er an der Universität Siegen mit Karl Riha die Reihe Vergessene Autoren der Moderne heraus. Von 1990 bis 1993 arbeitete er als Lektor an der Literaturzeitschrift Konzepte mit; von 1992 bis 1998 lieferte er Beiträge für die Musikzeitschrift Spex. 1996 und 1998 war er Writer in residence am University College London und an der University of Warwick in Coventry. Im Frühjahr 2008 war er für einige Monate „Writer in Residence“ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin-Dahlem. Marcel Beyer ist Verfasser von Lyrik, Essays und Romanen, die sich immer wieder auf eigenwillige Weise mit der deutschen Geschichte – insbesondere des Dritten Reiches – auseinandersetzen. Seit 1996 lebt Marcel Beyer in Dresden.

Aus: Kaltenburg

“Ludwig Kaltenburg wartet bis zu seinem Tod im Februar 1989 auf die Rückkehr der Dohlen. Besuchern gegenüber äußert er sich noch in seinem letzten Winter zuversichtlich, eines Tages werde ein Paar dieser von ihm geliebten, von ihm bewunderten weißäugigen Krähenvögel den Kamin im Arbeitszimmer als Nistplatz wählen und mit seiner Brut eine neue Dohlenkolonie ins Leben rufen. »Ich weiß, sie werden erst in einigen Monaten mit dem Nestbau beginnen«, erklärt er Weggefährten, Schülern oder Journalisten, die von Wien eine knappe Autostunde durch die niederösterreichische Schneelandschaft gefahren sind. Ihm stehe die Zukunft vor Augen. In eine Wolldecke gehüllt, sitzt der große Zoologe Ludwig Kaltenburg am Fenster, das Karomuster und das volle weiße Haar, er hört nur noch sehr schlecht, seine Geistesgegenwart aber hat nicht gelitten.
»Die Vögel fliehen den Rauch«, sagt er, darum halte er es nicht für ratsam, den Ofen in dem kleinen Anbau vom frühen Morgen bis in die Abendstunden brennen zu lassen. Der späte Kaltenburg wird von mehreren elektrischen Heizöfchen eingerahmt. Er ist gelöster Stimmung. »Die jungen Dohlen werden ohne mich zurechtkommen müssen, dessen bin ich mir durchaus bewußt.«
Ehe die Gäste höflich protestieren können, der hochverehrte Herr Professor werde sie am Ende alle überleben, schildert Kaltenburg den Abstieg einer sogenannten Kamindohle zu ihrem in völliger Dunkelheit liegenden Nest. Der Vogel springt nach einigem Zögern und Herumlaufen mit dem Schnabel voran in den Eingang der künstlichen Höhle, vollführt eine Drehung, findet mit abgespreizten Flügeln am rauhen Kamingemäuer Halt, streckt die Beine aus und stützt sich mit den Krallen ab. Dann geht es vorsichtig, man könnte sagen: Schritt für Schritt, hinunter in die Tiefe, zwei Meter oder mehr.“





Marcel Beyer (Tailfingen, 23. November 1965)

Samstag, 22. November 2008

Viktor Pelevin, André Gide

Der russische Schriftsteller Viktor Pelevin wurde am 22. November 1962 in Moskou geboren. Der Vater Pelevins war Dozent am Lehrstuhl für Militärwesen des Baumann-Institutes. Seine Mutter arbeitete als Lehrerin als Englischlehrerin und Verwalterin an der Schule, welche Pelevin auch besuchte. Nachdem Viktor Pelevin sein Studium am Moskauer Institut für Energie auf dem Fachgebiet der Elektromechanik im Jahre 1985 abgeschlossen hatte, leistete er eine zeitlang Militärdienst. Anschließend absolvierte er einen Weiterbildungskurs an der literaturwissenschaftlichen Fakultät der Moskauer Universität. Einige Jahre war er Mitarbeiter bei der Zeitung "Nauka i religija" („Wissenschaft und Religion“), wo er Publikationen über den östlichen Mystizismus herausbrachte. Dorthin kam er im Jahre 1989 durch den bekannten Science Fiction-Schriftsteller Eduard Gevorkjan. Jedoch auch bei einigen anderen Zeitungen fand Pelevin eine Anstellung, wie zum Beispiel bei der Zeitung „Face to Face“, bei der er als Korrespondent tätig war. Die erste Publikation seiner Geschichten erschien auf den Seiten wissenschaftlich-populärer Zeitschriften unter der Rubrik "Science Fiction". Mit seinen Sammlungen von Prosa auf dem Gebiet des Genres der Science Fiction bekam er einige Auszeichnungen. Grundsätzlich kann man seine Werke jedoch nicht in einen bestimmten Genre-Rahmen stecken, seine Werke sind vielschichtig, wobei der wichtigste Bestandteil die Mystik und Esoterik ausmacht. Seine erste Veröffentlichung war das Märchen „Der Zauberer Ignatius und die Menschen“ von 1989. Es folgten Romane wie „Omon Ra“, „Das Leben der Insekten“, „Tschapaev und die Leere“ (in deutscher Fassung: „Buddhas kleiner Finger“) und „Generation P“.

Aus: Buddha's Little Finger (Übersetzt von Andrew Bromfield)

„Tverskoi Boulevard was exactly as it had been when I last saw it, two years before. Once again it was February, with snowdrifts everywhere and that peculiar gloom which somehow manages to infiltrate the very daylight. The same old women were perched motionless on the benches; above them, beyond the black latticework of the branches, there was the same grey sky, like an old, worn mattress drooping down towards the earth under the weight of a sleeping God.
Some things, however, were different. This winter the avenues were scoured by a blizzard straight off the steppes, and I should not have been in the least surprised to have come face to face with a pair of wolves during the course of my walk. The bronze Pushkin seemed a little sadder than usual - no doubt because his breast was covered with a red apron bearing the inscription: 'Long Live the First Anniversary of the Revolution'. I felt not the slightest inclination for ironical comment on the fact that the cheers were intended for an event which could not by definition last longer than a single day - just recently I had been afforded more than ample opportunity to glimpse the demonic face concealed behind such lapidary absurdities inscribed on red.
It was beginning to get dark, but I could still make out Strastnoi Monastery through the snowy haze. On the square in front of it were two open trucks, their tall side walls tightly strung with bright scarlet material; there was a crowd jostling around them and the orator's voice carried to where I stood. I could scarcely make out anything of what he said, but the general meaning was clear enough from his intonation and the machine-gun rattle of the 'r' in the words 'proletariat' and 'terror'. Two drunken soldiers walked past me, the bayonets on their rifles swaying behind their shoulders. They were hurrying towards the square, but one of them fixed his brazen gaze on me, slowed his pace and opened his mouth as though about to say something; fortunately - for him and for me - his companion tugged him by the sleeve and they walked on.“




Viktor Pelevin (Moskau, 22. November 1962)






Der französischer Schriftsteller André Gide wurde am 22. November 1869 in Paris geboren. Mit knapp elf Jahren verlor Gide seinen Vater. Zwar trat dadurch keinerlei Notlage ein, doch war er nun ganz der strengen Erziehung seiner Mutter unterworfen. Vielleicht war er auch deshalb ein schwieriges Kind, was wiederum häufige Wechsel von Schulen und Privatlehrern verursachte. Zudem litt er in der Vorpubertät mehrfach unter Nervenkrisen, konnte 1890 jedoch seine Schulzeit normal auf dem Traditionsgymnasium Henri-IV abschließen. Den Sommer 1890 verbrachte Gide in Savoyen, wo er sein erstes längeres Werk verfasste: Les Cahiers d’André Walter (als Privatdruck 1891 erschienen).
1891 fand Gide Zugang zu dem Kreis symbolistischer Autoren um den Lyriker Stéphane Mallarmé, wo er u. a. Oscar Wilde traf.
1893 schrieb er die kurze Erzählung La Tentative amoureuse. Im selben Jahr verfasste Gide die lyrische lange Erzählung Le Voyage d’Urien. Im Mai 1895 starb die Mutter Gides. Wenige Wochen später verlobte er sich mit Madeleine und heiratete sie im Herbst, durchaus wohl auch in der Absicht, hiermit seine ihm inzwischen bewussten homosexuellen Neigungen zu bekämpfen. Die Ehe entwickelte sich jedoch, wie zu befürchten war, für beide Seiten letztlich unbefriedigend. 1897 erschien, wiederum als Privatdruck, Les Nourritures terrestres, ein zunächst kaum beachtetes, wenig später aber sehr erfolgreiches Buch. Sein Durchbruch war der Anfang 1902 erschienene Roman L'Immoraliste.
Als 1908 sein gewohntes Publikationsorgan L'Ermitage einging, gründete Gide mit einigen befreundeten Literaten die Zeitschrift La Nouvelle Revue Française, der 1911 ein eigenes Verlagshaus angegliedert wurde, dessen Leitung der bald einflussreiche Verleger Gaston Gallimard übernahm. Über seine Zeitschrift und den NRF-Verlag wurde Gide einer der tonangebenden französischen Literaten seiner Epoche, der mit fast allen zeitgenössischen europäischen Autoren von Rang Kontakte pflegte.
Das 1911 verfasste Werk Corydon, bestehend aus vier „sokratischen“ Dialogen, die die Klischeevorstellung von der Perversität der Homosexualität zu korrigieren versuchen, wurde zunächst nur anonym und privat gedruckt. Es erschien erst 1924 unter Gides Namen.1920 und 1926 publizierte Gide eine zweibändige Autobiografie bis zum Zeitpunkt seiner Heirat: Si le grain ne meurt. 1925 erschien sein „erster Roman“ (so Gide in seiner Widmung des Werkes an den jüngeren Freund und Kollegen Roger Martin du Gard): Les Faux-Monnayeurs („Die Falschmünzer“), ein sehr kunstvoll angelegter Roman um die Entstehung eines Romans. Die Faux-Monnayeurs gelten heute als ein richtungweisendes Werk der modernen europäischen Literatur.

Aus: Corydon

„« Comprenez-moi : l’homosexualité, tout comme l’hétérosexualité, comporte tous les degrés, toutes les nuances : du platonisme à la salacité, de l’abnégation au sadisme, de la santé joyeuse à la morosité, de la simple expansion à tous les raffinements du vice. L’inversion n’en est qu’une annexe. De plus tous les intermédiaires existent entre l’exclusive homosexualité et l’hétérosexualité exclusive. Mais, d’ordinaire, il s’agit bonnement d’opposer à l’amour normal un amour réputé contre nature - et, pour la commodité, on met toute la joie, toute la passion noble ou tragique, toute la beauté du geste et de l’esprit d’un côté ; de l’autre, je ne sais quel rebut fangeux de l’amour... »
(...)
« Ne vous êtes-vous pas avisé qu’elles agissent aussi bien dans l’autre sens ? Souvenez-vous du mot profond de La Rochefoucauld : Il y a des gens qui n’auraient jamais été amoureux s’ils n’avaient jamais entendu parler de l’amour. - Songez que, dans notre société, dans nos moeurs, tout prédestine un sexe à l’autre ; tout enseigne l’hétérosexualité, tout y invite, tout y provoque, théâtre, livre, journal, exemple affiché des aînés, parade des salons, de la rue. Si l’on ne devient pas amoureux avec tout ça, c’est qu’on a été mal élevé, s’écrit plaisamment Dumas fils dans la préface de la Question d’Argent.
Quoi ! si l’adolescent cède enfin à tant de complicité ambiante, vous ne voulez pas supposer que le conseil ait pu guider son choix, la pression incliner, dans le sens prescrit, son désir !
Mais si, malgré conseils, invitations, provocations de toutes sortes, c’est le penchant homosexuel qu’il manifeste, aussitôt vous incriminez telle lecture, telle influence ; (et vous raisonnez de même pour un pays entier, pour un peuple) ; c’est un goût acquis, affirmez-vous ; on le lui a appris, c’est sûr ; vous n’admettez pas qu’il ait pu l’inventer tout seul. »




André Gide (22. November 1869 - 19. Februar 1951)

Freitag, 21. November 2008

Isaac Bashevis Singer, Wilhelm Waiblinger

Der jüdisch-polnisch-amerikanischee Schriftsteller Isaac Bashevis Singer wurde am 21. November 1902 als Isaac Hersch Zynger in Leoncin, einem kleinen, hauptsächlich von Juden bewohnten Dorf in der Nähe von Warschau geboren, als Sohn des dortigen Rabbiners Pinchos Menachem Zynger. 1907 zog die Familie nach Radzymin, an den Hof eines chassidischen Rabbiners, 1908 an die Krochmalnastraße im jüdischen Armenviertel von Warschau, damals die größte jüdische und jiddischsprachige Ansiedlung der Welt. Die katastrophale Wirtschaftslage während des Weltkriegs zwang die Familie, sich 1917 zu trennen - Isaacs Mutter, Batsheva, zog mit ihm und seinem jüngeren Bruder Mosche in ihre Heimatstadt Biłgoraj bei Lublin
1921 kehrte Singer wieder nach Warschau zurück, um sich am fortschrittlich-orthodoxen Tachkemoni-Seminar zum Rabbiner ausbilden zu lassen. Er brach die Ausbildung nach einem Jahr ab und zog zu seinen Eltern in die Provinz, konnte jedoch aufgrund der Intervention seines älteren Bruders Israel Joshua Singer (1893-1944), der ein bekannter jiddischer Autor werden sollte, 1923 als Korrektor für eine moderne jiddische Zeitschrift nach Warschau zurückkehren, wo er selber zu schreiben begann. Bereits seine zweite Erzählung unterzeichnete er - um sich vom älteren Bruder zu unterscheiden - mit „Bashevis“, Er hatte gerade einen ersten Roman, „Satan in Goraj“, in Fortsetzungen veröffentlicht, als ihm der ältere Bruder, der 1933 in den Redaktionsstab der großen jiddischen Tageszeitung „Forverts“ („Jewish Daily Forward“) nach New York berufen wurde, 1935 die Einreisemöglichkeit nach Amerika verschaffte.

Aus: Old Love

“This summer day began like all the others. Harry prepared his breakfast in the kitchen – Rice Krispies with skimmed milk and Sanka sweetened with saccharin. At about nine-thirty he took the elevator down to get the mail. A day didn’t go by that he didn’t receive a number of checks, but this day brought a bounty. The stocks had fallen, but the companies kept paying the dividends as usual. Harry got money from buildings on which he held mortgages, from rents, bonds, and all kinds of business ventures that he barely remembered. An insurance company paid him an annuity. For years he had been getting a monthly check from Social Security. This morning’s yield came to over eleven thousand dollars. True, he would have to withhold a great part of this for taxes, but it still left him with some five thousand dollars for himself. While he totaled up the figures, he deliberated: Should he go to the office of Merrill Lynch and see what was happening on the Exchange? No, there was no point to it. Even if the stocks rose early in the morning, the day would end in losses. “The market is completely crazy,” he mumbled to himself. He considered it an iron rule that inflation always went along with a bullish market, not with a bearish market. But now both the dollar and the stocks were collapsing. Well, you could never be sure about anything but death.”




Isaac Bashevis Singer (21. November 1904 – 24. Juli 1991)





Der deutsche Dichter und Schriftsteller Wilhelm Friedrich Waiblinger wurde am 21. November 1804 in Heilbronn geboren und kam mit seiner Familie 1806 nach Stuttgart, 1817 nach Reutlingen. Ab 1822 studierte er Theologie am Tübinger Stift, um damit im Nebenfach auch Philologie studieren zu können. Am 3. Juli 1822 traf Waiblinger erstmals den damals bereits seit anderthalb Jahrzehnten als wahnsinnig geltenden Dichter Friedrich Hölderlin im Hölderlinturm zu Tübingen, bei dem er während seiner gesamten Studienzeit häufiger Gast wurde. Diese Begegnungen verarbeitete er zunächst in seinem Roman Phaeton (1823), später porträtierte er Hölderlin in seinem Buch Friedrich Hölderlin’s Leben, Dichtung und Wahnsinn. Während seiner Studienzeit gehörte Waiblinger auch zum Freundeskreis des Dichters Eduard Mörike. Nach einem für damalige Verhältnisse skandalösen Verhältnis mit der fünf Jahre älteren Julie Michaelis, das 1824 öffentlich wurde anlässlich eines Prozesses wegen einer Brandstiftung, verzichtete Waiblinger auf den christlich-moralischen Anschein, den er sich wegen des Theologiestudiums hatte geben müssen und gab sich Ausschweifungen hin, die auch in seinen Werken Niederschlag fanden. In der Folgezeit entstanden seine Lieder der Verirrung und Drei Tage in der Unterwelt. Nach Veröffentlichung dieser Werke wurde er vom Tübinger Stift, das den Hochbegabten nach der skandalösen Beziehung noch zu schützen versuchte, am 25. September 1826 relegiert. Er lebte ab 1827 in wilder Ehe mit Nena Carlenza zusammen und verfasste Werke, die Alltagsszenen aus dem Leben in Italien beschreiben. In Rom vollendete er auch 1827/28 die Hölderlin-Biographie.

Aus: Phaeton

„Dein Bruder ist jetzt abgereist. Mir ward der Abschied schwer von dem Guten, der wie mein Schatten mir durchs sonnige Italien folgte. Ewigunvergeßlich wie meiner Kindheit Tage ist mir der Abend, wo wir zum erstenmal die Alpenfirnen wie Trümmer einer Urwelt glänzen sahn, und gleich gebändigten Titanen die Nebelwolken unten lagen im Tale, und oben die milchweißen Stirnen vom Purpur der Abendsonne glühten wie bescheidene Mädchenwangen, und die Riesenlawinen donnernd von jähen fürchterlichen Höhn herab sich wälzten, wir uns im Arme lagen und bei Tells und Arnolds Vaterland uns ewige Freundschaft schwuren!

Und als wir gingen auf den sieben Hügeln und wandelten zwischen den schaurigen Gestalten der hohen Vorwelt und sahn, wie um die alten düstern Mauern sich der jugendliche Efeu rankte; als wir saßen an den Ufern der blonden Tiber und ihrem Wellenschlage lauschten, und es aus den Wassern erklang zu uns, den Spätgebornen, wie eine ernste mahnende Stimme, als wir wandelten durch die langen Hallen, wo schweigend [14] unsre alten Götter standen, und wir uns anblickten und uns in die Arme sanken, ach, da wo jeder graue moosbewachsne Trümmer, wo jedes Säulenstück, wo jeder Grashalm an den finstern Mauerrissen, wo alles, alles zu uns sprach: da fühlten wir schwellen unsern Busen. Die Ahnung floh, und es ward klar vor uns. Unser Auge schwamm in Licht und Fülle, und wie eine göttliche Erscheinung sahn wir niederquellen den Geist der Schönheit. Wir fühlten unsern Beruf und den Drang in unserem Innern und knieten nieder und riefen: Dir, heilige Kunst, dir weihn wir unser Leben!“





Wilhelm Waiblinger (21. November 1804 – 17. Januar 1830)

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