Connie Palmen, Arturo Pérez-Reverte
Die niederländische Schriftstellerin Connie Palmen wurde am 25. November 1955 als Aldegonda Petronella Huberta Maria Palmen in Sint Odiliënberg, Limburg, geboren. Sie studierte Philosophie und Niederländische Literatur und debütierte 1991 mit dem Roman De Wetten, dessen Erfolg ihr unmittelbare Bekanntheit in den Niederlanden einbrachte und das auch international Verbreitung fand, unter anderem auf Deutsch (Die Gesetze, 1993) und Englisch (The Laws, 1993). Ihr nächstes Buch, De Vriendschap (1995, deutsch: Die Freundschaft, 1996), erhielt den niederländischen AKO-Literaturpreis. Palmen war von 1991 an bis zu dessen plötzlichem Tod 1995 mit dem niederländischen Journalisten, Schriftsteller und Talkmaster Ischa Meijer liiert. Über diese Beziehung schrieb sie das Buch I.M. (1998, deutsch: I.M. Ischa Meijer – In Margine, In Memoriam, 1999). Palmen lebt in Amsterdam und führt seit 1999 eine Beziehung mit dem Journalisten und D66-Politiker Hans van Mierlo.
Aus: Die Freundschaft (Übersetzt von Hanni Ehlers)
“Unzählige Male habe ich meine Mutter von meiner Geburt erzählen lassen. Ich fand diese Geschichte schrecklich und schön zugleich. Schrecklich, weil ich meiner Mutter von Anfang an so viel zu schaffen gemacht hatte, das ich mir, wenn ich das hörte, immer inständig wünschte, ich könne meine Geburt nocheinmal machen, normal, an einem milden Maitag, an dem es weder zu kalt noch zu warm war um mich zur Welt zu bringen, und daß ich noch einmal aus ihr herauskommen könnte, ohne daß irgend jemand davon krank werden könnte.
Das schönste an der Geschichte war, zu hören, wie sehr meine Mutter mich damals geliebt hatte, so sehr, daß sie aus Angst, mich zu verlieren, tagelang wirres Zeug redete......
(…)
Wer zuviel ist oder trinkt, macht sich abhängig von etwas, das immer greifbar ist und ihm nicht im Stich lassen kann . Es ist eine bewusst gewählte Gesellschaft mit dem Versprechen auf Ewigkeit.
In einer Sucht verbirgt sich die Sehnsucht nach dem Schicksal der Familie, danach, der Aufgabe zu entrinnen, vor die man durch ein Leben in Freiheit gestellt ist.
Ein Süchtiger will das unmögliche, nämlich Bindung und Unabhängigkeit zugleich, und das Verrückte ist, dass ihm das auch noch gelingt.......”
Connie Palmen (Sint Odiliënberg, 25. November 1955)
Der Spanische Schrifsteller und Journalist Arturo Pérez-Reverte wurde am 25. November 1951 geboren im spanischen Cartagena. Seine Romane sind in 34 Sprachen übersetzt und in über 50 Ländern erschienen, sein Welterfolg »Der Club Dumas« wurde von Roman Polanski unter dem Titel »Die neun Pforten« verfilmt. 2003 wurde er in die Königliche Akademie Spaniens berufen.
Pérez-Reverte begann als Journalist und arbeite als Korrespondent in verschiedenen Ländern Afrikas für die Tageszeitung "Pueblo". Seit 1991 schreibt er regelmäßig Kolumnen in der Zeitschrift "El Semanal", einer Wochendbeilage, die in 25 spanischen Tageszeitungen erscheint.
1996 erschien der erste Band, der in Spanien außerordentlich populären Alatriste-Reihe, die im Spanien des frühen 17. Jahrhunderts angesiedelt sind. Titelheld dieser "Mantel-und-Degen"-Geschichten ist Diego Alatriste, ein Veteran der spanischen Infanterie, der legendären "tercios", der sich als Detektiv, bezahlter Killer und Söldner durchschlägt.
Aus: Der Schlachtenmaler (Übersetzt von Ulrich Kunzmann)
“Wie jeden Morgen schwamm er einhundertfünfzig Stöße ins Meer hinaus und ebenso viele zurück, bis er die runden Uferkiesel unter den Füßen spürte. Er trocknete sich mit dem Handtuch ab, das an einem vom Meer angespülten Baumstamm hing. Er zog Hemd und Badeschuhe an und stieg den schmalen Pfad hoch, der sich an der kleinen Bucht bis zum Wachturm hinaufwand. Dort kochte er sich einen Kaffee und fing mit der Arbeit an. Er stellte Blau- und Grautöne zusammen, um die richtige Atmosphäre zu erzielen. In der Nacht - er schlief immer weniger, und der Schlaf war ein unruhiges Dahindämmern - hatte er beschlossen, dass er kalte Farbtöne brauchte, um den schwermütigen Rand des Horizonts zu begrenzen, wo eine verschleierte Helligkeit die Gestalten der am Meer laufenden Krieger hervortreten ließ. Das würde sie mit dem Licht einhüllen, das er vier Tage lang in den sich am Strand brechenden Wellen gespiegelt hatte, indem er leichte, sehr reine Tupfer Titanweiß auftrug. Deshalb mischte er Weiß, Blau und eine winzige Menge Natursiena in einem Glas, bis er das Ganze zu einem leuchtenden Blau abgeschwächt hatte. Danach machte er zwei Proben auf dem Backblech, das er als Palette benutzte. Er verschmierte die Mischung mit etwas Gelb, und den restlichen Vormittag arbeitete er ohne eine Pause. Schließlich klemmte er sich den Pinselstiel zwischen die Zähne und trat zurück, um die Wirkung zu prüfen. Himmel und Meer ergänzten sich nun harmonisch auf dem Wandbild, das den Turm innen überzog. Obwohl noch viel zu tun blieb, kündigte der Horizont schon eine sanfte, leicht verschwommene Linie an, die die Einsamkeit der verstreuten, sich im Regen entfernenden Männer - dunkler, mit metallischen Glanzlichtern gesprenkelter Striche - hervorheben würde.”
Arturo Pérez-Reverte (Cartagena, 25. November 1951)
froumen - 25. Nov, 14:47