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Montag, 6. April 2009

Günter Herburger, Erich Mühsam

Der deutsche Lyriuker und Schriftsteller Günter Herburger wurde am 6. April 1932 in Isny im Allgäu geboren. Er studierte Theaterwissenschaften, Literatur, Philosophie und Sanskrit in München und Paris. Herburger lebte und arbeitete in verschiedenen Berufen in Frankreich, Spanien, Nordafrika und Italien. Er publizierte Romane, Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, Fernsehdrehbücher sowie literatur- und gesellschaftskritische Beiträge. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel-Preis und den Münchner Literaturpreis.

Aus: Schlaf und Strecke

„Schon im Zug nach Zürich begann Verklärung. Draußen regnete es, in den Abteilen hatte sich junges Volk breit gemacht, das Rucksäcke, Wimpel, Tennisschläger und, für welche Zwecke auch immer, kurzstielige Schaufeln bei sich hatte. Die Gesellschaft war zu Hütten und Landschulheimen über das verlängerte Wochenende unterwegs.Sofort verliebte ich mich in ein protestantisch blondes Mädchen, dann in seine Nachbarin. Beide waren sehr groß, die Lippen dunkelrot geschminkt, die vielen Haare kunstvoll in Unordnung gebracht.
In Luzern, wo alle ausstiegen und wir vom Rapido zu einer Bummellinie wechselten, war selbst noch die Bahnhofshalle sexualisiert.
Helio Bechterew sagte, seit Stunden müsse er an Hepatitis-B denken, das Virus.
Warum?
Wegen der großartigen Frisuren.
Verstünde ich nicht.
Er sei an der Elfenbeinküste gewesen, behauptete er, die ebenfalls voller Haare sei. Er habe Gelbsucht bekommen, eine langweilige, monatelange Krankheit, gegen die nichts helfe. Schließlich habe ihm eine schwäbische Tante geraten, Schafsläuse zu essen. Und tatsächlich, es habe geholfen, täglich zwanzig, dreißig Stück in Quark oder Haferbrei. Der Tante sei es auch gelungen, Schafszüchter für die Läuse aufzutreiben, die sich Gabe und Transport allerdings teuer hätten bezahlen lassen. Die Breitband-Medizin wisse immer noch nicht, weshalb das alte Bauernmittel wirke.“








Günter Herburger (Isny im Allgäu, 6. April 1932)





Der deutsche Lyriker, Schriftsteller, Aktivist, Anarchist, und Publizist Erich Kurt Mühsam wurde am 6. April 1878 in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. 1902 wurde er Redakteur bei der anarchistischen Zeitschrift Der arme Teufel, 1905 beim Weckruf; in diese Zeit hatte er Kontakt zum Friedrichshagener Dichterkreis. 1904 bis 1908 folgten „Wanderjahre“ mit Aufenthalten in Zürich, Ascona (Monte Verità), Norditalien, München, Wien, Paris zusammen mit seinem homosexuellen Freund Johannes Nohl. Auf dem Monte Verità befreundete er sich mit dem Siedler Karl Gräser. Seit 1909 lebte er in München-Schwabing. Hier gründete er die dem Sozialistischen Bund angehörenden Gruppe Tat und Gruppe Anarchist zwecks Agitation des Subproletariats für den Anarchismus. 1910 wurde Mühsam verhaftet, wegen Geheimbündelei angeklagt und schließlich freigesprochen. Als Zentralfigur der Schwabinger Bohème war er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Fanny zu Reventlow und vielen anderen. Seiner Gruppe „Tat“ schlossen sich auch der Schriftsteller Oskar Maria Graf und der Maler Georg Schrimpf an, die ihm nach Ascona zum Monte Verità folgten. Mühsam war Mitarbeiter des Münchner Kabaretts und verschiedener satirischer Zeitschriften wie des Simplicissimus und der Jugend. Von 1911 bis 1919 gab Erich Mühsam in München die Zeitschrift Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit heraus, allerdings nicht während des Ersten Weltkrieges.


Ich bin ein Pilger ...

Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt;
der Feuer sieht und weiß nicht, wo es brennt;
vor dem die Welt in fremde Sonnen rennt.

Ich bin ein Träumer, den ein Lichtschein narrt;
der in dem Sonnenstrahl nach Golde scharrt;
der das Erwachen flieht, auf das er harrt.

Ich bin ein Stern, der seinen Gott erhellt;
der seinen Glanz in dunkle Seelen stellt;
der einst in fahle Ewigkeiten fällt.

Ich bin ein Wasser, das nie mündend fließt;
das tauentströmt in Wolken sich ergießt;
das küßt und fortschwemmt weint und froh genießt.

Wo ist, der meines Wesens Namen nennt?
Der meine Welt von meiner Sehnsucht trennt?
Ich bin ein Pilger, der sein Ziel nicht kennt.





Was ist der Mensch?

Was ist der Mensch? Ein Magen, zwei Arme,
ein kleines Hirn und ein großer Mund,
und eine Seele - daß Gott erbarme! -

Was muß der Mensch? Muß schlafen und denken,
muß essen und feilschen und Karren lenken,
muß wuchern mit seinem halben Pfund.
Muß beten und lieben und fluchen und hassen,
muß hoffen und muß sein Glück verpassen -
und leiden wie ein geschundner Hund.








Erich Mühsam (6 april 1878 – 10 juli 1934)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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