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Freitag, 24. April 2009

Carl Spitteler, Anthony Trollope

Der Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist Carl Friedrich Georg Spitteler wurde am 24. April 1845 in Liestal bei Basel geboren. Er verbrachte seine Jugend (ab 1849) in Bern. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums und des Pädagogiums in Basel, wo er von seinem Lehrer Jacob Burckhardt stark geprägt wurde, trennte er sich 1864 aufgrund von Unstimmigkeiten über seine Berufslaufbahn von seiner Familie und zog nach Luzern. Dort studierte er ab 1865 Jura und in Zürich und Heidelberg (1867/68) protestantische Theologie, obwohl er von seiner Weltanschauung her Atheist war. Einer Pfarrstelle in Graubünden entging er 1871 durch Annahme einer Stelle als Privatlehrer in der Familie eines finnischen Generals, wodurch er Kontakte zu finnischen und baltischen Adelkreisen in Sankt Petersburg und Finnland knüpfte. Als Spitteler 1893 durch eine Erbschaft seines verstorbenen Schwiegervaters finanziell unabhängig wurde, liess er sich in Luzern mit seiner Familie als freier Schriftsteller nieder. Sein Erstlingswerk, wie auch weitere lyrische Arbeiten, blieben weitgehend ohne Echo. Erst sein grosses Versepos Olympischer Frühling (1900-1905), in dem Spitteler in rund 20.000 Versen Figuren und Handlungsstränge der griechischen Mythologie in seine eigene, moderne Erlebniswelt transportierte, erfuhr positive Resonanz. Eingebettet in ein mythologisches Märchen, zeichnete Spitteler ein düsteres Bild vom Universum, das seiner pessimistischen Weltsicht entsprach. 1905 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich, 1915 von Lausanne. 1905 veröffentlichte Spitteler in seiner pessimistischen Weltsicht zwanzig Aphorismen gegen den Zeitgeist in einer Zugabe zu seinem Essayband "Lachende Wahrheiten" (1905): "Ein Büschel Aphorismen". Romain Rolland, Preisträger von 1915, schlug Spitteler 1919 für den Literaturnobelpreis vor, der ihm als ersten Schweizer 1920 verliehen wurde. Im selben Jahr wurde er mit dem Grossen Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet.



Das Begräbnis

Mir war im Traum, sie täten dich begraben,
An einem Sonntag, draußen unterm wald,
Mit Singen und mit Beten. Leisen Trittes
Durch eine Seitenpforte naht ich traurig,
Entblößten Haupts von hinten der Versammlung.

Da stockte plötzlich der Gesang. Erstaunt,
Mit scheuen Blicken starrten sie nach mir.
Die Mesner zischelten. Ein Gärtnerjunge
Schob mir mit dienstbeflißnem Grinsen heimlich
Durch meine Finger einen Kranz von Dornen.
Aber die Menge teilend trat der Pfarrer
Mir feierlich entgegen, schrieb das Kreuz
Auf meine Stirne, hielt die Heilige Schrift
Mir auf die Brust und las mit lauter Stimme:
"Vergib, auf daß man dir vergebe", las er.
Da regte sichs im Dornenkranz und wuchs
Und quoll wie Blust im Frühling. Rote, samtne,
Großmächtge Königsrosen fraßen wuchernd
Die lichte Luft, den leiderfüllten Kirchhof.
Blieb nichts mehr übrig als ein stilles Antlitz,
Von Schmerz verschönt, die lieben Heimataugen,
Wehmütigen Blicks mich grüßend durch die Rosen.





Der Gymnasiast
Walzer.

Geigen und Pfeifenschall
Alles beim Maskenball
Ich bin zu jung.
Mir bleibt als Hochgenuß
Titus', ach! Livius'
Lederner Schwung.

Kratzt etwas an der Thür.
Schieb' ich den Riegel für?
Laß ich es dar?
Hupft eine Römerin,
Duckt sich zum Büblein hin,
Zupft' ihn am Haar.

»Weißt auch, o Gymnasiast,
Was Du für Augen hast?
Schau mich nicht an!
Gott! wenn er wüßte, daß
Ich bei Dir sitze, was
Sagte mein Mann.

Schande Dir, Herzensdieb!
Hast mich ein wenig lieb?
Rede, bekenn'!
Guck' nicht so stumm und dumm
Mir im Gesicht herum!
Küsse mich denn!«

Geigen und Pfeifenschall,
Alles beim Maskenball.
Wir sind allein.
Ri-ra-ro-Römerin!
O welchen süßen Sinn,
Hat Dein Latein!








Carl Spitteler (24. April 1845 – 29. Dezember 1924)
Porträt von Ferdinand Hodler




Der englische Schriftsteller Anthony Trollope wurde am 24. April 1815 in London geboren. 1834 flüchtete der Vater samt Familie wegen Verschuldung nach Belgien. Trollope betätigte sich hier als Hilfslehrer, kehrte aber nach wenigen Monaten nach London zurück und war als Postangestellter beruflich tätig. In dieser Zeit unterstützte ihn gelegentlich seine Mutter finanziell mit Geld, welches sie als Autorin verdiente. An ihrem Beispiel erkannte Trollope, dass eine schriftstellerische Tätigkeit finanziell einträglich sein kann. 1841 schickte ihn die Post als Beamten nach Irland. Hier heiratete er, 29-jährig, die Engländerin Rose Heseltine. In den folgenden Jahren führten ihn verschiedene berufliche Aufgaben zeitweise nach England, aber auch nach Übersee, beispielsweise nach Ägypten und auf die Westindischen Inseln. 1859 kehrte er mit seiner Familie zurück nach England. Während seines Aufenthaltes in Irland veröffentlichte Trollope 1847 seinen ersten Roman The Macdermots of Ballycloran. Dieser fiel, ebenso wie die beiden folgenden, bei Kritik und Publikum weitgehend durch, erst sein vierter Roman The Warden (1855) verschaffte ihm einige Anerkennung und ermutigte ihn letztlich, das Schreiben fortzusetzen. In den folgenden Jahren verfolgte Trollope seine Doppelkarriere als Postbeamter und Schriftsteller konsequent weiter. Da er tagsüber als Postaufsichtsinspektor seinem Beruf nachging, schrieb er vorwiegend in den frühen Morgenstunden, meist nach einem strengen Reglement, dass er sich selbst auferlegte. Nach diesem hielt er es für die angemessene Produktionsmethode, eine Seite (250 Worte) in fünfzehn Minuten zu schreiben. Der Arbeitsfortschritt wurde in der Regel in einer Art Tagebuch dokumentiert. Auf diese Art veröffentlichte er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Postdienst im Jahr 1867 elf weitere Romane sowie etliche Sammlungen von Reiseskizzen und Kurzprosa.

Aus: The Warden

„The Rev. Septimus Harding was, a few years since, a beneficed clergyman residing in the cathedral town of ———; let us call it Barchester. Were we to name Wells or Salisbury, Exeter, Hereford, or Gloucester, it might be presumed that something personal was intended; and as this tale will refer mainly to the cathedral dignitaries of the town in question, we are anxious that no personality may be suspected. Let us presume that Barchester is a quiet town in the West of England, more remarkable for the beauty of its cathedral and the antiquity of its monuments, than for any commercial prosperity; that the west end of Barchester is the cathedral close, and that the aristocracy of Barchester are the bishop, dean, and canons, with their respective wives and daughters.
Early in life Mr. Harding found himself located at Barchester. A fine voice and a taste for sacred music had decided the position in which he was to exercise his calling, and for many years he performed the easy but not highly paid duties of a minor canon. At the age of forty a small living in the close vicinity of the town increased both his work and his income, and at the age of fifty he became precentor of the cathedral.
Mr. Harding had married early in life, and was the father of two daughters. The eldest, Susan, was born soon after his marriage; the other, Eleanor, not till ten years later. At the time at which we introduce him to our readers he was living as precentor at Barchester with his youngest daughter, then twenty-four years of age; having been many years a widower, and having married his eldest daughter to a son of the bishop, a very short time before his installation to the office of precentor“.






Anthony Trollope (24. April 1815 – 6. Dezember 1882)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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