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Samstag, 25. April 2009

James Fenton, Walter John de la Mare

Der englische Lyriker, Schriftsteller und Journalist James Fenton wurde am 25. Aprol 1949 in Lincoln, Großbritannien, geboren. Er studierte Psychologie und Philosophie in Oxford und wurde bereits als Student 1968 für seinen ersten Gedichtzyklus, »Our Western Furniture«, mit dem Newdigate Prize ausgezeichnet. Ein Jahr später trat er mit einem zweiten Gedichtband, »Put Thou Thy Tears into My Bottle«, an die Öffentlichkeit. Seine Karriere als Journalist begann er bei der Zeitung »New Statesman«, für die er über Politik und Literatur schrieb. Seine langjährige Tätigkeit als freiberuflicher Indochina-Korrespondent beeinflußte sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Als Reporter für »The Guardian« verbrachte er auch ein Jahr in Deutschland. In dieser Zeit entstand u.a. das Gedicht »A German Requiem« (1981), das mit dem Southern Arts Literature Award for Poetry ausgezeichnet wurde.



In Paris With You

Don't talk to me of love. I've had an earful
And I get tearful when I've downed a drink or two.
I'm one of your talking wounded.
I'm a hostage. I'm maroonded.
But I'm in Paris with you.

Yes I'm angry at the way I've been bamboozled
And resentful at the mess I've been through.
I admit I'm on the rebound
And I don't care where are we bound.
I'm in Paris with you.

Do you mind if we do not go to the Louvre
If we say sod off to sodding Notre Dame,
If we skip the Champs Elysées
And remain here in this sleazy

Old hotel room
Doing this and that
To what and whom
Learning who you are,
Learning what I am.

Don't talk to me of love. Let's talk of Paris,
The little bit of Paris in our view.
There's that crack across the ceiling
And the hotel walls are peeling
And I'm in Paris with you.

Don't talk to me of love. Let's talk of Paris.
I'm in Paris with the slightest thing you do.
I'm in Paris with your eyes, your mouth,
I'm in Paris with... all points south.
Am I embarrassing you?
I'm in Paris with you.





Wind

This is the wind, the wind in a field of corn.
Great crowds are fleeing from a major disaster
Down the green valleys, the long swaying wadis,
Down through the beautiful catastrophe of wind.

Families, tribes, nations, and their livestock
Have heard something, seen something. An expectation
Or a gigantic misunderstanding has swept over the hilltop
Bending the ear of the hedgerow with stories of fire and sword.

I saw a thousand years pass in two seconds.
Land was lost, languages rose and divided.
This lord went east and found safety.
His brother sought Africa and a dish of aloes.

Centuries, minutes later, one might ask
How the hilt of a sword wandered so far from the smithy.
And somewhere they will sing: 'Like chaff we were borne
In the wind. ' This is the wind in a field of corn.








James Fenton (Lincoln, 25. April 1949)




Der englische Dichter Walter John de la Mare wurde am 25. April 1873 in Charlton, Grafschaft Kent geboren. Seine Familie stammt von französischen Hugenotten ab. Seine erste Arbeitsstelle bei einem Ölunternehmen erlaubte ihm genug Freizeit, um sich dem Schreiben zu widmen. Er publizierte zunächst unter dem Pseudonym Walter Ramal. Später arbeitete er achtzehn Jahre lang als Buchhalter. Ein Regierungsstipendium von 100 britischen Pfund ermöglichte ihm, sich ab 1908 als freier Schriftsteller zu betätigen und er zog mit seiner Familie nach Buckinghamshire. Seine Dichtkunst brachte ihm hohe Anerkennung ein und er wurde mit Ehrendoktorwürden der Universitäten Oxford, London und Bristol ausgezeichnet. An seinem Wohnhaus, dem Southend House in Twickenham, in dem er von 1940-1956 lebte, wurde eine Gedenktafel angebracht.



All That's Past

Very old are the woods;
And the buds that break
Out of the brier's boughs,
When March winds wake,
So old with their beauty are--
Oh, no man knows
Through what wild centuries
Roves back the rose.
Very old are the brooks;
And the rills that rise
Where snow sleeps cold beneath
The azure skies
Sing such a history
Of come and gone,
Their every drop is as wise
As Solomon.

Very old are we men;
Our dreams are tales
Told in dim Eden
By Eve's nightingales;
We wake and whisper awhile,
But, the day gone by,
Silence and sleep like fields
Of amaranth lie.




Wanderers


Wide are the meadows of night,
And daisies are shinng there,
Tossing their lovely dews,
Lustrous and fair;

And through these sweet fields go,
Wanderers amid the stars --
Venus, Mercury, Uranus, Neptune,
Saturn, Jupiter, Mars.

'Tired in their silver, they move,
And circling, whisper and say,
Fair are the blossoming meads of delight
Through which we stray.








Walter John de la Mare (25. April 1873 – 22. Juni 1956)

Freitag, 24. April 2009

Carl Spitteler, Anthony Trollope

Der Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist Carl Friedrich Georg Spitteler wurde am 24. April 1845 in Liestal bei Basel geboren. Er verbrachte seine Jugend (ab 1849) in Bern. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums und des Pädagogiums in Basel, wo er von seinem Lehrer Jacob Burckhardt stark geprägt wurde, trennte er sich 1864 aufgrund von Unstimmigkeiten über seine Berufslaufbahn von seiner Familie und zog nach Luzern. Dort studierte er ab 1865 Jura und in Zürich und Heidelberg (1867/68) protestantische Theologie, obwohl er von seiner Weltanschauung her Atheist war. Einer Pfarrstelle in Graubünden entging er 1871 durch Annahme einer Stelle als Privatlehrer in der Familie eines finnischen Generals, wodurch er Kontakte zu finnischen und baltischen Adelkreisen in Sankt Petersburg und Finnland knüpfte. Als Spitteler 1893 durch eine Erbschaft seines verstorbenen Schwiegervaters finanziell unabhängig wurde, liess er sich in Luzern mit seiner Familie als freier Schriftsteller nieder. Sein Erstlingswerk, wie auch weitere lyrische Arbeiten, blieben weitgehend ohne Echo. Erst sein grosses Versepos Olympischer Frühling (1900-1905), in dem Spitteler in rund 20.000 Versen Figuren und Handlungsstränge der griechischen Mythologie in seine eigene, moderne Erlebniswelt transportierte, erfuhr positive Resonanz. Eingebettet in ein mythologisches Märchen, zeichnete Spitteler ein düsteres Bild vom Universum, das seiner pessimistischen Weltsicht entsprach. 1905 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich, 1915 von Lausanne. 1905 veröffentlichte Spitteler in seiner pessimistischen Weltsicht zwanzig Aphorismen gegen den Zeitgeist in einer Zugabe zu seinem Essayband "Lachende Wahrheiten" (1905): "Ein Büschel Aphorismen". Romain Rolland, Preisträger von 1915, schlug Spitteler 1919 für den Literaturnobelpreis vor, der ihm als ersten Schweizer 1920 verliehen wurde. Im selben Jahr wurde er mit dem Grossen Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet.



Das Begräbnis

Mir war im Traum, sie täten dich begraben,
An einem Sonntag, draußen unterm wald,
Mit Singen und mit Beten. Leisen Trittes
Durch eine Seitenpforte naht ich traurig,
Entblößten Haupts von hinten der Versammlung.

Da stockte plötzlich der Gesang. Erstaunt,
Mit scheuen Blicken starrten sie nach mir.
Die Mesner zischelten. Ein Gärtnerjunge
Schob mir mit dienstbeflißnem Grinsen heimlich
Durch meine Finger einen Kranz von Dornen.
Aber die Menge teilend trat der Pfarrer
Mir feierlich entgegen, schrieb das Kreuz
Auf meine Stirne, hielt die Heilige Schrift
Mir auf die Brust und las mit lauter Stimme:
"Vergib, auf daß man dir vergebe", las er.
Da regte sichs im Dornenkranz und wuchs
Und quoll wie Blust im Frühling. Rote, samtne,
Großmächtge Königsrosen fraßen wuchernd
Die lichte Luft, den leiderfüllten Kirchhof.
Blieb nichts mehr übrig als ein stilles Antlitz,
Von Schmerz verschönt, die lieben Heimataugen,
Wehmütigen Blicks mich grüßend durch die Rosen.





Der Gymnasiast
Walzer.

Geigen und Pfeifenschall
Alles beim Maskenball
Ich bin zu jung.
Mir bleibt als Hochgenuß
Titus', ach! Livius'
Lederner Schwung.

Kratzt etwas an der Thür.
Schieb' ich den Riegel für?
Laß ich es dar?
Hupft eine Römerin,
Duckt sich zum Büblein hin,
Zupft' ihn am Haar.

»Weißt auch, o Gymnasiast,
Was Du für Augen hast?
Schau mich nicht an!
Gott! wenn er wüßte, daß
Ich bei Dir sitze, was
Sagte mein Mann.

Schande Dir, Herzensdieb!
Hast mich ein wenig lieb?
Rede, bekenn'!
Guck' nicht so stumm und dumm
Mir im Gesicht herum!
Küsse mich denn!«

Geigen und Pfeifenschall,
Alles beim Maskenball.
Wir sind allein.
Ri-ra-ro-Römerin!
O welchen süßen Sinn,
Hat Dein Latein!








Carl Spitteler (24. April 1845 – 29. Dezember 1924)
Porträt von Ferdinand Hodler




Der englische Schriftsteller Anthony Trollope wurde am 24. April 1815 in London geboren. 1834 flüchtete der Vater samt Familie wegen Verschuldung nach Belgien. Trollope betätigte sich hier als Hilfslehrer, kehrte aber nach wenigen Monaten nach London zurück und war als Postangestellter beruflich tätig. In dieser Zeit unterstützte ihn gelegentlich seine Mutter finanziell mit Geld, welches sie als Autorin verdiente. An ihrem Beispiel erkannte Trollope, dass eine schriftstellerische Tätigkeit finanziell einträglich sein kann. 1841 schickte ihn die Post als Beamten nach Irland. Hier heiratete er, 29-jährig, die Engländerin Rose Heseltine. In den folgenden Jahren führten ihn verschiedene berufliche Aufgaben zeitweise nach England, aber auch nach Übersee, beispielsweise nach Ägypten und auf die Westindischen Inseln. 1859 kehrte er mit seiner Familie zurück nach England. Während seines Aufenthaltes in Irland veröffentlichte Trollope 1847 seinen ersten Roman The Macdermots of Ballycloran. Dieser fiel, ebenso wie die beiden folgenden, bei Kritik und Publikum weitgehend durch, erst sein vierter Roman The Warden (1855) verschaffte ihm einige Anerkennung und ermutigte ihn letztlich, das Schreiben fortzusetzen. In den folgenden Jahren verfolgte Trollope seine Doppelkarriere als Postbeamter und Schriftsteller konsequent weiter. Da er tagsüber als Postaufsichtsinspektor seinem Beruf nachging, schrieb er vorwiegend in den frühen Morgenstunden, meist nach einem strengen Reglement, dass er sich selbst auferlegte. Nach diesem hielt er es für die angemessene Produktionsmethode, eine Seite (250 Worte) in fünfzehn Minuten zu schreiben. Der Arbeitsfortschritt wurde in der Regel in einer Art Tagebuch dokumentiert. Auf diese Art veröffentlichte er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Postdienst im Jahr 1867 elf weitere Romane sowie etliche Sammlungen von Reiseskizzen und Kurzprosa.

Aus: The Warden

„The Rev. Septimus Harding was, a few years since, a beneficed clergyman residing in the cathedral town of ———; let us call it Barchester. Were we to name Wells or Salisbury, Exeter, Hereford, or Gloucester, it might be presumed that something personal was intended; and as this tale will refer mainly to the cathedral dignitaries of the town in question, we are anxious that no personality may be suspected. Let us presume that Barchester is a quiet town in the West of England, more remarkable for the beauty of its cathedral and the antiquity of its monuments, than for any commercial prosperity; that the west end of Barchester is the cathedral close, and that the aristocracy of Barchester are the bishop, dean, and canons, with their respective wives and daughters.
Early in life Mr. Harding found himself located at Barchester. A fine voice and a taste for sacred music had decided the position in which he was to exercise his calling, and for many years he performed the easy but not highly paid duties of a minor canon. At the age of forty a small living in the close vicinity of the town increased both his work and his income, and at the age of fifty he became precentor of the cathedral.
Mr. Harding had married early in life, and was the father of two daughters. The eldest, Susan, was born soon after his marriage; the other, Eleanor, not till ten years later. At the time at which we introduce him to our readers he was living as precentor at Barchester with his youngest daughter, then twenty-four years of age; having been many years a widower, and having married his eldest daughter to a son of the bishop, a very short time before his installation to the office of precentor“.






Anthony Trollope (24. April 1815 – 6. Dezember 1882)

Donnerstag, 23. April 2009

William Shakespeare, Peter Horst Neumann

Der englische Dichter William Shakespeare wurde vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Shakespeares genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Er wurde laut Kirchenregister der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon, Warwickshire, am 26. April 1564 getauft. Seit dem 18. Jahrhundert wird der 23. April oft als sein Geburtstag genannt, doch ist diese Angabe nicht gesichert und geht letztlich wohl nur darauf zurück, dass Shakespeare am gleichen Tag des Jahres 1616 (23. April) verstorben ist. Shakespeare arbeitete als Schauspieler in kleineren Rollen und schrieb Schauspiele für seine Theatertruppe, an der er Teilhaber war. Seine Stücke waren offensichtlich sehr erfolgreich, wie die Tagebuchaufzeichnungen des Theaterunternehmers Philip Henslowe belegen. Shakespeare war allerdings nur einer von etlichen elisabethanischen Stückeschreibern; sein größter Konkurrent war zunächst Christopher Marlowe, später Ben Jonson. Es war durchaus üblich, ältere Stücke umzuschreiben und wieder neu aufzuführen;
Shakespeare war mehr als nur ein Stückeschreiber. Er versuchte sich (vermutlich als die Theater Londons wegen der Pest-Epidemien zeitweise schließen mussten) auch im eigentlichen Medium der Dichter jener Zeit, im epischen Gedicht und in der Lyrik, was seinen Ruhm bei seinen Zeitgenossen begründete. Er schrieb 1593 die zwei Verserzählungen Venus and Adonis und Lucrece, die er seinem adeligen Gönner Henry Wriothesley, Earl of Southampton, zueignete. Auch ein Zyklus von 154 Sonetten erschien 1609. Diese Arbeit umgeben zahlreiche Geheimnisse schon außerhalb des Textes, weil nicht klar ist, wer in einem kurzen Verleger-Vorspann, der meist als „Widmung“ gelesen wird, mit „the only begetter“ und „Mr. W.H.“ gemeint ist. Ab 1599 war Shakespeare Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre, das seine Truppe als Nachfolger für das Theatre baute, als der Pachtvertrag ausgelaufen war. Die Lord Chamberlain’s Men benannten sich nach ihrem Mäzen und Sponsor, dem Lord Chamberlain, und sie waren auch am Hof der Königin Elisabeth gern gesehen. Später, unter Elisabeths Nachfolger Jakob I., durften sie sich sogar nach dem königlichen Gönner King’s Men nennen.Mit 46 Jahren kehrte Shakespeare als reicher Mann nach Stratford zurück, und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, wobei er die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kollegen nicht ganz abreißen ließ und bei einigen Theaterproduktionen als Mitautor beteiligt war.



SONNET 12

When I do count the clock that tells the time,
And see the brave day sunk in hideous night;
When I behold the violet past prime,
And sable curls all silver'd o'er with white;
When lofty trees I see barren of leaves
Which erst from heat did canopy the herd,
And summer's green all girded up in sheaves
Borne on the bier with white and bristly beard,
Then of thy beauty do I question make,
That thou among the wastes of time must go,
Since sweets and beauties do themselves forsake
And die as fast as they see others grow;
And nothing 'gainst Time's scythe can make defence
Save breed, to brave him when he takes thee hence.





SONNET 18

Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date:
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd;
And every fair from fair sometime declines,
By chance or nature's changing course untrimm'd;
But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou owest;
Nor shall Death brag thou wander'st in his shade,
When in eternal lines to time thou growest:
So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this and this gives life to thee.





SONNET 129

The expense of spirit in a waste of shame
Is lust in action; and till action, lust
Is perjured, murderous, bloody, full of blame,
Savage, extreme, rude, cruel, not to trust,
Enjoy'd no sooner but despised straight,
Past reason hunted, and no sooner had
Past reason hated, as a swallow'd bait
On purpose laid to make the taker mad;
Mad in pursuit and in possession so;
Had, having, and in quest to have, extreme;
A bliss in proof, and proved, a very woe;
Before, a joy proposed; behind, a dream.
All this the world well knows; yet none knows well
To shun the heaven that leads men to this hell.








William Shakespeare (23. April 1564 – 23. April 1616)




Der deutsche Lyriker, Essayist und Literaturwissenschaftler Peter Horst Neumann wurde am 23. April 1936 in Neisse, Oberschlesien, geboren. Nach der Vertreibung 1945 wuchs Peter Horst Neumann in Aue (Sachsen) auf. In Leipzig studierte er Musik (Gesang, Klavier, Kontrabass) und Germanistik; 1958 wurde er relegiert und floh nach West-Berlin. 1965 promovierte er bei Walther Killy in Göttingen mit einer Arbeit über Jean Pauls Roman „Flegeljahre“. Als Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturgeschichte lehrte er ab 1968 an der Universität Freiburg im Üechtland (Schweiz), ab 1980 an der Justus-Liebig-Universität Gießen und von 1983 bis zu seiner Emeritierung 2001 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1984 bis 2002 war er Präsident der Eichendorff-Gesellschaft; 1995 initiierte er mit Reinhard Knodt die „Nürnberger Autorengespräche“. Seit 2000 ist er Präsident der Goethe-Gesellschaft in Erlangen. Gemeinsam mit Ilse Aichinger und anderen Autorenkollegen übte er im Frankfurter Appell Kritik an der Rechtschreibreform von 1996.


Mein Vater

Er war nicht im Krieg,
schickte aus Frankreich
keine Pakete, erfror nicht
vor Stalingrad und war
auch in Warschau
nicht dabei (falls ihr
noch wißt, was ich meine).

Weil er den Schuh
sich nicht selber binden konnte:
ein Klumpfuß seit Kindesbeinen.

Als ich erfuhr, daß Ödipus
Klumpfuß heißt, war's
für Komplexe zu spät und
das Morden der Väter vorbei.

Jeden Morgen saß er
vor meinem Bett, im Halb-
schlaf kreuzte ich ihm
den Senkel zwischen den Ösen
und über die Schleife
schlug ich für eines Tages
Halt und Dauer meinen Knoten.

Gestern, nach vierzig Jahren,
bin ich von seiner Stimme
erwacht mit meinem Namen
im Ohr, und heute (wen's
interessiert) hab ich ihn
tanzen gesehn.





Stundenglas

Wie Mehl, vom feinsten,
eine Handvoll Sand,
der tausendmal hin und zurück
durchs nadelfeine Öhr
fiel, tausendmal zu malen
eine Stunde, bis es zerbrach,
das Glas, die Zeit aus ihrer Haft
zurücksprang in die Ewigkeit
und mir, in Versen,
diese Handvoll Sand verblieb -
die schenk ich dir.







Peter Horst Neumann (Neisse, 23. April 1936)

Mittwoch, 22. April 2009

Vladimir Nabokov, Louise Glück

Der russische Schriftsteller Vladimir Nabokov wurde am 22. April 1899 als ältestes von fünf Kindern in St. Petersburg geboren. Nabokov studierte in Cambridge russische und französische Literatur. Die erste und wohl produktivste Phase seines künstlerischen Schaffens begann in Berlin, wo Nabokov von 1922 bis 1937 lebte. Er veröffentlicht unter dem Pseudonym "Vladimir Sirin" Gedichte, Dramen und Erzählungen. Auch erste Romane schrieb er dort, zum Beispiel "Maschenka" (1926) oder "Lushins Verteidigung" (1929/30). Seinen Lebensunterhalt allerdings konnte er mit der Literatur noch nicht bestreiten, er schlug sich mit Tennis-, Box- und Russischunterricht durch. Nach 15 Jahren verließ Nabokov mit seiner Familie das nationalsozialistische Deutschland und emigrierte nach Frankreich. Drei Jahre lebte und arbeitete er in Paris und Südfrankreich und vollendete seinen Roman "Die Gabe" (1937/38), der das Schicksal eines russischen Emigranten beschreibt.Im Jahr 1940 ging er in die USA, wo er von 1948 bis 1956 als Professor für russische Literatur an der Cornell Universität in Ithaka (New York) arbeitete. 1945 wurde Nabokov US-Staatsbürger. In Amerika begann auch seine zweite Schaffensphase. Er verzichtete fortan auf sein Pseudonym und veröffentlichte seinen ersten englischsprachigen Roman "The real life of Sebastian Knight" (1941). Weitere Romane folgten. Als eine der facettenreichsten Dichterpersönlichkeiten der Moderne veröffentlichte er 1955 "Lolita", jener Roman, über die pikante Affäre des 50-jährigen Humbert mit seiner 12-jährigen Stieftochter Lolita. Skandalumwittert, umstritten und oftmals missverstanden, machte ihn das Buch mit einem Schlag weltweit berühmt. Im Jahr 1961 verließ Nabokov mit seiner Frau die USA und kehrte nach Europa zurück. Sie ließen sich im schweizerischen Montreux nieder. Unter dem Titel "Sprich, Erinnerung, sprich" (1967) veröffentlichte Nabokov seine Autobiografie.

Aus: Speak Memory

“The cradle rocks above an abyss, and common sense tells us that our existence is but a brief crack of light between two eternities of darkness. Although the two are identical twins, man, as a rule, views the prenatal abyss with more calm than the one he is heading for (at some forty-five hundred heartbeats an hour). I know, however, of a young chronophobiac who experienced something like panic when looking for the first time at homemade movies that had been taken a few weeks before his birth. He saw a world that was practically unchanged—the same house, the same people—and then realized that he did not exist there at all and that nobody mourned his absence. He caught a glimpse of his mother waving from an upstairs, and that unfamiliar gesture disturbed him, as if it were some mysterious farewell. But what particularly frightened him was the sight of a brand-new baby carriage standing there on the porch, with the smug, encroaching air of a coffin; even that was empty, as if, in the reverse course of events, his very bones had disintegrated.
Such fancies are not foreign to young lives. Or, to put it otherwise, first and last things often tend to have an adolscent note—unless, possible, they are directed by some venerable and rigid religion. Nature expects a full-grown man to accept the two black voids, fore and aft, as solidly as he accepts the extraordinary visions in between. Imagination, the supreme delight of the immortal and the immature, should be limited. In order to enjoy life, we should not enjoy it too much.
I rebel against this state of affairs. I feel the urge to take my rebellion outside and picket nature. Over and over again, my mind has made colossal efforts to distinguish the faintest of personal glimmers in the impersonal darkness on both sides of my life. That this darkness is caused merely by the walls of time separating me and my bruised fists from the free world of timelessness is a belief I gladly share with the most gaudily painted savage. I have journeyed back in thought—with thought hopelessly tapering off as I went—to remote regions where I groped for some secret outlet only to discover that the prison of time is spherical and without exists.”








Vladimir Nabokov (22. April 1899 - 2. Juli 1977)
Statue in Montreux




Die Amerikanische Lyrikerin und Schriftstellerin Louise Glück wurde am 22. April 1943 in New York geboren und hat an verschiedenen Universitäten gelehrt. Seit 1968 hat sie zehn Gedichtbände veröffentlicht, für die sie zahlreiche Preise erhielt, u.a. den Pulitzerpreis für "Wilde Iris", den Bollingen Prize und den National Book Critics Circle Award for Poetry. 2003-2004 war Louise Glück Poet Laureate der Vereinigten Staaten. Sie lebt in Cambridge, Massachusetts. 2007 erschien bei Luchterhand ihr Gedichtband "Averno", mit dem sie 2006 auf die Shortlist des National Book Award for Poetry kam.


A Fantasy

I'll tell you something: every day
people are dying. And that's just the beginning.
Every day, in funeral homes, new widows are born,
new orphans. They sit with their hands folded,
trying to decide about this new life.

Then they're in the cemetery, some of them
for the first time. They're frightened of crying,
sometimes of not crying. Someone leans over,
tells them what to do next, which might mean
saying a few words, sometimes
throwing dirt in the open grave.

And after that, everyone goes back to the house,
which is suddenly full of visitors.
The widow sits on the couch, very stately,
so people line up to approach her,
sometimes take her hand, sometimes embrace her.
She finds something to say to everbody,
thanks them, thanks them for coming.

In her heart, she wants them to go away.
She wants to be back in the cemetery,
back in the sickroom, the hospital. She knows
it isn't possible. But it's her only hope,
the wish to move backward. And just a little,
not so far as the marriage, the first kiss.







Louise Glück (New York, 22. April 1943)

Dienstag, 21. April 2009

Charlotte Brontë, Peter Schneider

Die Schwestern Charlotte, Emily und Anne Brontë gehören bis heute zu den meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts. Als Töchter eines englischen Pfarrers wuchsen sie in der Abgeschiedenheit eines abgelegenen Pfarrhauses in West Yorkshire auf, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieben. Bereits als Kinder verfaßten die Schwestern gemeinsam mit ihrem Bruder Branwell (1817-1848) die Erzählungen aus Angria. Als der Bruder jedoch alkohol- und drogenkrank wurde, waren die Schwestern aufgrund des frühen Todes der Mutter und der mangelnden Unterstützung des Vaters auf sich alleine gestellt.
Ihre Werke erschienen zeitlebens unter den männlichen Pseudonymen Currer Bell (Charlotte), Ellis Bell (Emily) und Acton Bell (Anne). Charlotte Brontё, die älteste der drei Schwestern. wurde am 21. April 1816 in Thornton geboren. Sie arbeitete u.a. als Lehrerin und Gouvernante, nachdem sie in Brüssel an der Privatschule der Madame Heger Französisch gelernt hatte. Der erst posthum veröffentlichte Roman Der Professor handelt von ihrer unerfüllten Liebe zu Hegers Ehemann und zählt zusammen mit Jane Eyre zu ihren größten Erfolgen.

Aus: Jane Eyre

“Es war ganz unmöglich, an diesem Tage einen Spaziergang zu machen. Am Morgen waren wir allerdings während einer ganzen Stunde in den blätterlosen, jungen Anpflanzungen umhergewandert; aber seit dem Mittagessen – Mrs. Reed speiste stets zu früher Stunde, wenn keine Gäste zugegen waren – hatte der kalte Winterwind so düstere, schwere Wolken und einen so durchdringenden Regen heraufgeweht, daß von weiterer Bewegung in frischer Luft nicht mehr die Rede sein konnte.
Ich war von Herzen froh darüber: lange Spaziergänge, besonders an frostigen Nachmittagen, waren mir stets zuwider: – ein Greuel war es mir, in der rauhen Dämmerstunde nach Hause zu kommen, mit fast erfrorenen Händen und Füßen, – mit einem Herzen, das durch das Schelten Bessie's, der Kinderwärterin, bis zum Brechen schwer war, – gedemütigt durch das Bewußtsein, physisch so tief unter Eliza, John und Georgina Reed zu stehen.
Die soeben erwähnten Eliza, John und Georgina hatten sich in diesem Augenblick im Salon um ihre Mama versammelt: diese ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Kamins und umgeben von ihren Lieblingen, die zufälligerweise in diesem Moment weder zankten noch schrieen, sah sie vollkommen glücklich aus. Mich hatte sie davon dispensiert, mich der Gruppe anzuschließen, indem sie sagte, daß es sie tief unglücklich mache, gezwungen zu sein, mich fern zu halten; daß sie mich aber von Vorrechten ausschließen müsse, zu deren Genuß nur zufriedene, glückliche, kleine Kinder berechtigt seien, und daß sie mir erst verzeihen würde, wenn sie sowohl durch eigene Wahrnehmung wie durch Bessie's Worte zu der Überzeugung gelangt sein würde, daß ich in allem Ernst versuche, mir anziehendere und freundlichere Manieren, einen kindlicheren, geselligeren Charakter – ein leichteres, offenherzigeres, natürlicheres Benehmen anzueignen.
»Was sagt denn Bessie, daß ich gethan habe?« fragte ich.
»Jane, ich liebe weder Spitzfindigkeiten noch Fragen; außerdem ist es gradezu widerlich, wenn ein Kind ältere Leute in dieser Weise zur Rede stellt. Augenblicklich setzest du dich irgendwo hin und schweigst, bis du freundlicher und liebenswürdiger reden kannst.«







Charlotte Brontë (21. April 1816 – 31. März 1855)
Porträt von Evert A. Duyckinck




Der deutsche Schriftsteller Peter Schneider wurde am 21. April 1940 in Lübeck geboren. Er verbrachte seine frühe Kindheit in Königsberg und in Sachsen; von 1945 bis 1950 lebte er in Grainau bei Garmisch-Partenkirchen und ab 1950 in Freiburg im Breisgau. Nach seinem Abitur im Jahre 1959 studierte er an den Universitäten Freiburg und München Germanistik, Geschichte und Philosophie. 1962 wechselte er zur Freien Universität Berlin. Im Laufe der Sechzigerjahre machte Schneider eine politische Radikalisierung durch, die ihn zu einem der Wortführer und Organisatoren der Berliner Studentenbewegung werden ließ. 1967 war er an der Vorbereitung des "Springer-Tribunals" beteiligt. Schneider arbeitete zeitweise als Hilfsarbeiter in den Bosch-Werken. Später unterrichtete er an einer Privatschule und arbeitete als freier Rundfunkmitarbeiter. 1972 legte er sein 1. Staatsexamen ab; wegen Schneiders politischer Aktivitäten verweigerte ihm 1973 der Berliner Schulsenator die Anstellung als Referendar. Diese Maßnahme wurde erst 1976 durch einen Beschluss des Berliner Verwaltungsgerichts aufgehoben. Da er sich inzwischen eine Existenz als freier Schriftsteller aufgebaut hatte, verzichtete Schneider auf das Referendariat. Sein Roman Lenz war ab 1973 zum Kultbuch der enttäuschten Linken geworden, da es ihr Lebensgefühl nach dem Scheitern ihrer Utopie und Revolte beschrieb. Peter Schneider verfasst seitdem Romane, Erzählungen und Drehbücher, die häufig Schicksale von Angehörigen seiner Generation zum Thema haben.

Aus: Skylla

“Damals, als ich zum ersten Mal auf dem Hügel stand, habe ich mir gewünscht, auf ihm alt zu werden. Jetzt bin ich so alt, wie ich nie werden wollte, und frage mich, was ich mir damals gewünscht habe.
Wenn ich am Nachmittag vom Meer zurückkehre und die Sonne sich dort im Nussbaum fängt, sich in der Baumkrone rot aufbläht und den ganzen Horizont zum Glühen bringt, und dann in ungeheurem Tempo – man kann gerade mal bis zwanzig zählen!
– in dem dunstigen Gewaber zwischen Meer und Himmel verschwindet, ist alles wieder wie am Anfang. Ja, du hast gut gewählt. Mit der gleichen Gewissheit, mit der du die Frau deines Lebens erkannt hast, als du ihr zum ersten Mal begegnet bist, hast du dich für dieses Stück Erde entschieden. Und dann kommen die ersten Enttäuschungen, die kleinen und großen Katastrophen,
die Kompromisse und Betrügereien: die übliche Enttäuschung des Wunsches durch seine Erfüllung. Aber die Euphorie des ersten Blicks, sie stellt sich immer wieder ein. Es ist der schönste Punkt im Umkreis von hundert Quadratkilometern. Hinten die kahlen, elefantengrauen Bergrücken, vorn das ungeheure Meer.
Die Zeit vergeht hier oben anders als in den Städten. Ich sehe die weiß schimmernden Bugwellen, die die Passagierdampfer und Containerschiffe in die Wasserfl äche schneiden, die von hier aus wie blaues, gehämmertes Metall aussieht, und weiß, dass schon vor Jahrtausenden anders geformte Schiffe, von Seeleuten einer anderen Art gelenkt, ähnliche Bugwellen erzeugt haben.
Dort, hinter der Mauer an der Stirnseite des Hügels, mögen vor fünfhundert Jahren Mönche gekniet und ihre Gebete zum Himmel geschickt haben. Womöglich waren sie die letzten, aber ganz sicher nicht die ersten Besiedler des Hügels, denn unter den mittelalterlichen Ruinen kommen römische Mauern zum Vorschein und unter diesen wieder andere, die von noch früheren Generationen zeugen. Vor den Menschen müssen Adler hier gehaust haben.”






Peter Schneider (Lübeck, 21. April 1940)

Montag, 20. April 2009

Herman Bang, Aloysius Bertrand

Der dänische Schriftsteller Herman Joachim Bang wurde am 20. April 1857 in Asserballe auf der Insel Alsen, geboren. Bang, der Sohn eines Pastors, studierte ab 1875 Staatswissenschaften an der Universität Kopenhagen, gab sein Studium allerdings 1877 auf und wurde Journalist. Er schrieb für dänische, norwegische und deutsche Zeitungen. Nach Reisen ließ er sich in Kopenhagen nieder, wo er verschiedene Wohnsitze innehatte. Bang war homosexuell, was ihm manche Anfeindungen und Isolation in Dänemark eintrug. 1885-86 lebte er mit dem deutschen Schauspieler Max Eisfeld (1863-1935) in Meiningen, Wien und Prag zusammen. Bang scheiterte als Schauspieler, avancierte aber zu einem gefeierten Theaterregisseur und war angesehen als Schriftsteller. Viele Vortragsreisen führten ihn durch Europa und die USA. Auf einer dieser Vortragsreisen starb Bang in Utah. Bangs erste Veröffentlichungen waren essayistischer Art, bis er 1880 seinen ersten Roman Hoffnungslose Geschlechter vorlegte. Bang war anfangs noch dem Naturalismus verhaftet und wurde von Émile Zola, Henrik Ibsen und Charles Darwin beeinflusst. Auch Iwan Sergejewitsch Turgenew und Jonas Lie sind als literarische Vorbilder zu nennen. In seiner weiteren künstlerischen Entwicklung wurde Bang zum Schöpfer des dänischen Impressionismus und der Repräsentant der dänischen Dekadenz.

Aus: Sommerfreuden (Übersetzt von Aldo und Ingeborg Keel)

“ Margueritta stand nahe bei Ihm. Sie lehnte sich an Ihn. Sie nahm seine Hand in ihre kleinen Hände und hielt sie fest. Manchesmal drückte sie sie sanft an ihre Brust. Und doch war sie erst elf Jahre alt. «Margueritta ist die Menschenfreundin», sagte die Mutter zu dem jungen Manne, «Rositta ist anders – –. Sie liebt die Einsamkeit, die Natur und die Thiere. Jetzt hat sie ihr Herz einem gelben Dachshund geschenkt, Herrn von Bergmann.
Sie hatte das Glück, ihm gestern vorgestellt zu werden. Sie hat heute die Taschen voll Würfelzucker für ihn – – – aber es ist eine unglückliche Liebe.»
«Wieso unglücklich – –?!» sagte das Kind, «ich liebe ihn ja! Ich denke immer an ihn – –. Das macht mich doch glücklich?!»
Rositta war neun Jahre alt, zart und bleich. Margueritta sagte: «Oh, Rositta ist übertrieben–!»
«Wieso?!» fragte die Schwester und erbleichte –.
«Ja, du bist übertrieben – –! Sie will Sennin werden am Patscherkof l3 und Cither lernen!»
Rositta: «Der Wirth in Igls hat so schön Cither gespielt und gesungen! Und er hat gar nicht gewusst,
dass er schön singt – –! Er ist dagesessen und hat gesungen – – –.»
Margueritta: «Rosie hat eine Altstimme und dichtet sich selber die Lieder. In der Früh singt sie manchmal: ‹O meine Berge, meine Berge – –!›
Aber übertrieben ist sie doch – – –!»
Die Mutter sagte: «Das ist doch kein Lied: ‹O meine Berge – –!?›»
Rosie sah ihre Schwester an. Sie war erstaunt, verlegen.
Margit sagte: «O ja, das ist ein Lied – –! Mama, das verstehst du nicht, das verstehen nur wir. Ein Lied ist es, nicht wahr, Herr – – –?!»
Der junge Mann sagte: «Ja!»
Er dachte: «Es ist eine tönende Menschenseele – – ein Lied!»
Er blickte in die Welt zweier Kinderseelen.”








Herman Bang (20. April 1857 – 19. Januar 1912)




Der französische Dichter Aloysius Bertrand (eig. Louis-Jacques-Napoléon Bertrand) wurde am 20. April 1807 in Ceva, Piemont, Italien, geboren. Mit Gaspard de la Nuit (1842 postum veröffentlicht) führte er das Prosagedicht in die französische Literatur ein. Das Buch war eine Quelle der Inspiration für die symbolistischen Dichter. Lange unbekannt, wurde es von Charles Baudelaire und Stéphane Mallarmé entdeckt, gilt heute als Klassiker der poetischen und fantastischen Literatur und fand bedeutenden musikalischen Niederschlag in Ravels gleichnamigem Klavierstück.

Aus: Gaspard de la Nuit (Fragment)

HARLEM.



Quand d'Amsterdam le coq d'or chantera
La poule d'or de Harlem pondra.
Les Centuries de Nostradamus.


Harlem, cette admirable bambochade qui résume l'école flamande,
Harlem peint par Jean Breughel, Peeter-Neef, David Téniers et Paul
Rembrandt;

Et le canal où l'eau bleue tremble, et l'église où le vitrage
d'or flamboie, et le stoël (*) où sèche le linge au soleil, et les
toits, verts de houblon;
Balcon de pierre.

Et les cigognes qui battent des ailes autour de l'horloge de la
ville, tendant le col du haut des airs et recevant dans leur bec les
gouttes de pluie;

Et l'insouciant bourguemestre qui caresse de la main son menton
double, et l'amoureux fleuriste qui maigrit, l'oeil attaché à une
tulipe;

Et la bohémienne qui se pâme sur sa mandoline, et le vieillard
qui joue du Rommelpot (*), et l'enfant qui enfle une vessie;
(*) Instrument de musique

Et les buveurs qui fument dans l'estaminet borgne, et la
servante de l'hôtellerie qui accroche à la fenêtre un faisan mort.








Aloysius Bertrand (20. April 1807 – 29. April 1841)
Büste in Dijon.

Sonntag, 19. April 2009

Manuel Bandeira, Gudrun Reinboth

Der brasilianische Schriftsteller und Dichter Manuel Carneiro de Souza Bandeira Filho wurde am 19. April 1886 in Recife geboren. Er wird zur Generation der 22 in der modernen brasilianischen Literatur gezählt. Manuel Bandeira besaß einen einfachen und direkten Stil, der jedoch nicht die Härte von Lyrikern die João Cabral de Melo Neto teilte. Er wählte alltägliche und universelle Themen, die er häufig mit poetischem Witz bearbeitete, was zu Formen und Einfällen führte, die die akademische Tradition als vulgär betrachtete. Einige seiner Gedichte (wie Poética im Band Libertinagem) sind fast ein Manifest der modernen Lyrik. Bandeiras Wurzeln liegen in der Poesia Parnasiana, dem experimentierfreudigen brasilianischen Modernismus Das Werk Bandeiras ist von einer gewissen Melancholie gekennzeichnet, in dem er gleichzeitig einen Weg sucht, das Lebensfreude zu finden. Unheilbar lungenkrank wusste er davon, dass er jeden Augenblick aus dem Leben scheiden konnte; dieses Gefühl spiegelt sich an vielen Orten seines Werkes wider.



My Last Poem

I would like my last poem thus

That it be gentle saying the simplest and least intended things
That it be ardent like a tearless sob
That it have the beauty of almost scentless flowers
The purity of the flame in which the most limpid diamonds are consumed
The passion of suicides who kill themselves without explanation.




Übersetzt von Elizabeth Bishop





Nice, nice, nice

I have everything I want
I have the fire of constellations
Extinct millennia ago.
And the over-short trace
What's that? It is over!
For so many cadent stars
Dawn dims, and I retain
The most pure tears of the dawn.
The day comes, and day on
I keep possessing
The great secret of death.
Nice, nice, nice
I have everything I want
I don't want ecstasy nor torments
I don't want something which
Earth gives only by working,
Gifts from angels are useless
Angels cannot understand men.
I don't want to love,
I don't want to be loved
I don't want to fight
I don't want to be a soldier
I want the pleasure of being able to feel
The most simple things...




The Star

I saw a so high star
I saw a so cold star
I saw a shining star
In my empty life.
It was a so high star
It was a so cold star
It was a lonely star
Shining in the end of the day.
Why that so distant star
Didn't come down
To make me company?
Why did it shine so high?
And I listen to it in the deep shadow
Answering that it behaved this way
In order to give a sadder hope
To the end of my day.





Übersetzt von Mirna Rubim








Manuel Bandeira (19. April 1886 – 13. Oktober 1968)
Circuito da Poesia, Recife, Brasilien




Die deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin Gudrun Reinboth wurde am 19. April 1943 in Berlin geboren. Sie lebte in der Kindheit in Gießen und Murten und verbrachte ihre Jugend in Bern. Nach dem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie war acht Jahre lang als Bundesfachbeirätin für Literatur im Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V. tätig. Gudrun Reinboth lebt heute in Neckargemünd bei Heidelberg.


Antigenesis

Siebenter Tag:
Am Anfang jener Zeit
hatte der Mensch
die höchste Vollendung
zu denken, zu erkennen,
zum Leben zu führen
endgültig erreicht.

Die ihm untertane Erde
hielt den Atem an. –

Doch er nützte den Tag nicht,
den letzten, der ihm
gegeben war.
Nichts wirklich Böses
geschah: nur kindlich
löste er die Vernichtung aus,
einfach, weil sie möglich war.

Sechster Tag:
Da verschwand jedes
menschliche Leben.
Viele verglühten
ahnungslos sofort,
beneidet von allen,
die einen schleichenden Tod
nach ihnen starben.


Fünfter Tag:
Hier und da
rührte sich noch
zählebiges Getier,
aus Felsen und Höhlen
schwerfällig kriechend,
zerfetzte Haut nachschleifend
und verendend in Qualen.
Zuletzt noch schleppten
Käfer mit Taumeln
ihren Chitinpanzer
über die Asche.
Ihr Tod dauerte lang ...








Gudrun Reinboth (Berlin, 19. April 1943)

Samstag, 18. April 2009

Kathy Acker, Joy Davidman

Die amerikanische Schriftstellerin Kathy Acker wurde am 18. April 1947 in New York City geboren. Ihr erstes literarisches Werk hieß Black Tarantula. Unter diesem Pseudonym trat Kathy Acker zuweilen auch auf. Sie begeisterte sich für die Arbeiten von William S. Burroughs und für die Ideen und Texte des Antipsychiaters Ronald D. Laing. Kathy Ackers Ruf als Queen of Punk beruhte einerseits auf formalen und inhaltlichen Schwerpunkten ihrer literarischen Arbeit, andererseits aber auch auf der Stilisierung ihrer Person. Die erste Arbeit der Autorin erschien Mitte der 1970er vor dem Hintergrund des damals aufkeimenden literarischen Untergrunds in New York City. Ihre ersten Werke wurden durch ihre eigenen mehrmonatigen Erfahrungen als Stripperin grundlegend beeinflusst. Acker blieb lange an den Rändern des literarischen Establishments und wurde bis Mitte der 1980er-Jahre nur von kleinen alternativen Verlagen veröffentlicht, was der Autorin den Ruf einer literarischen Terroristin verlieh. 1984 wurde mit Blood and Guts in High School erstmal eines ihrer Werke im Vereinigten Königreich veröffentlicht. Acker erschuf in der folgenden Zeit eine bemerkenswerte Anzahl von Erzählungen, die fast alle noch heute im Verlag Grove Press erscheinen. Weiterhin schrieb sie Beiträge für Magazine und Anthologien. Zum Ende ihres Lebens hin veröffentlichte Acker auch erfolgreich in klassischen Massenmedien wie zum Beispiel mehrere Artikel in der britischen Zeitung The Guardian, darunter ein Interview mit den Spice Girls, welches wenige Monate vor ihrem Tod erschien.

Aus: Essential Acker. The Selected Writings of Kathy Acker

“I'm not under pressure constantly to fuck them watch if my clothing's always closed which it's not I was feeling anomalous Mark started saying the mattress in the waterbed on the waterbed is torn I have to fix it he even threaded a real needle Lenny can you help me Ronny's cracking ridiculous jokes Mark's done it so often he even has it timed Mark says you can watch Ronny's not a voyeur we watch Rat-Race Debbie Schmereynolds an incredibly creepy flic in which Debbie's a good girl who'd rather give up her guy than prostitute I don't remember if she's living with him in sin it was very romantic Ronny and I were finally talking Johnny Carson turned on crude gags about hookers drag queens everyone's one for fun I'm learning about Middle America the whole place is mad I'm cold to Lenny don't admit I am which is nasty I want to see my cats Mark has one Tiffany she's seven weeks pregnant and crawls through almost closed windows and bars no one else comes it was a party not even Mickey Mark said that Mickey would be very upset if he knew that Mark slept with anyone else Mark would if Mickey did it's quite nutty there's this rich guy Jack who's been supporting Mark still is? they have an expensive looking place not much furniture yet no books of course we're open for any garbage I get pissed off when Mark kisses me and calls me a girl he's upset I am I try to relax rub him goodnight Lenny's acting like he's lost his mind we get a ride with this dope seller creep doesn't know why anyone would live in a commune not enough money to the Eighth Street subway this is the first dream sequence 1:17 I have to go out for the rest of the day get my hair cut again thank god.”







Kathy Acker (18. April 1947 – 30. November 1997)




Die amerikanische Schriftstellerin Helen Joy Davidman wurde am 18. April 1915 in New York geboren. Schon in frühester Kindheit war sie oft kränklich. In ihrer Jugend wurde sie radikale Kommunistin und heiratete den Schriftsteller William Lindsay Gresham. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Douglas und David. Nachdem sie sich Ende der 40er-Jahre zum Christentum bekehrt hatte fuhr sie mit ihren Söhnen nach England, um den christlichen Schriftsteller C. S. Lewis zu treffen, dessen Schriften sie maßgeblich beeinflusst hatten. Nachdem ihr Ehemann sie in ihrer Abwesenheit betrogen hatte, ließ sie sich scheiden und zog mit Douglas und David ganz nach England. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Davidman und Lewis, der eine Frau fand, die ihm intellektuell gewachsen war. Davidman und Lewis heirateten standesamtlich, mit der Begründung, dass die Familie dadurch einen Aufenthalt in England zugesichert bekäme. Für die Kirche war dies ein regelrechter Skandal, da Joy ja eine jüdische, kommunistische und geschiedene Frau war. Wenig später wurde bei Joy Knochenkrebs festgestellt. Durch ihre plötzlich ausbrechende Krankheit entdeckte Lewis seine Liebe zu ihr und fand einen Priester, der sie am Krankenbett christlich traute. Joy erholte sich noch einmal von ihrem Krebsleiden, doch 1960 starb sie 45-jährig im Haus der Brüder Lewis.



Snow in Madrid

Softly, so casual,
Lovely, so light, so light,
The cruel sky lets fall
Something one does not fight.
How tenderly to crown
The brutal year
The clouds send something down
That one need not fear.
Men before perishing
See with unwounded eye
For once a gentle thing
Fall from the sky.







Joy Davidman (18. April 1915 – 13. Juli 1960)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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