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Mittwoch, 5. August 2009

Sergio Ramírez, Conrad Aiken

Der nicaraguanische Schrifsteller und Politiker Sergio Ramírez Mercado wurde am 5. August 1942 in Masatape geboren. In den 1960er Jahren studierte Ramírez Jura in Léon. Doch seine Leidenschaft zur Literatur wie auch sein Interesse für die politischen und sozialen Mißstände in seinem Land waren schon früh geweckt. Gemeinsam mit Fernando Gordillo gründete er in dieser Zeit das literarische Magazin Ventana. Ab 1970 beteiligte er sich aktiv am Widerstand der Sandinischten Befreiungsfront FSLN gegen die Somoza-Diktatur in seinem Land. Gemeinsam mit Ernesto Cardenal war Ramírez einer der Initiatoren der 1977 gegründeten”Gruppe der Zwölf”. Heute lebt Sergio Ramírez als Schriftsteller und Literaturprofessor mit seiner Frau Tulita in Managua. Mit seinen meist politisch geprägten Essays, Erzählungen, Fabeln und Romanen gelangen ihm Welterfolge.

Aus: Vergeben und vergessen (Übersetzt von Lutz Kliche)

“Dieses Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft stand immer noch unentschieden 1 zu 1, als die 2. Halbzeit schon ihrem Ende entgegenging, und es wurde weiter verbissen gekämpft. Der Druck der paraguayischen Elf konzentrierte sich auf dieser Seite, auf unser Tor, denn sie brauchte noch einen Treffer, oder sie war endgültig draussen, während wir so zu spielen versuchten, dass keine Tore mehr fielen, denn uns reichte dieser Spielstand. Mit einem Unentschieden hatten wir das Flugticket nach Frankreich sicher in der Tasche, für sie aber bedeutete es das Adios und Tschüs.
Nur im Fall der Fälle wollten wir noch einen Konter in die gegnerische Hälfte riskieren, durch den Pibe Cabriola, der strikte Anweisung von unserem Trainer, dem Doktor Tabaria Pereda, erhalten hatte, sich am Rande des Geschehens zu halten und auf einen Zufallspass zu warten. Wenn ihm dann der Ball zugespielt würde, sollte er mit ihm einsam und allein losrennen und ins gegnerische Tor einschiessen, ein zweiter Treffer, der seiner wäre, so wie der erste meiner gewesen war, denn ich hatte an diesem Tag unser einziges Tor geschossen, ein kurzer, genauer Schuss über die Köpfe der Verteidiger hinweg ins kurze Eck, eins von diesen Toren, die die Leute von ihren Sitzen aufspringen lassen, als hätte man ihnen Feuer unter dem Arsch gemacht.So lief das Spiel also weiter, die Paraguayer hatten keine Verteidiger mehr, alle waren zu Stürmern geworden, die unser Tor bedrängten. Und unsere Stürmer waren zu Verteidigern geworden und halfen, den Wall ums Tor zu schliessen, eine Festung aus Füssen und Beinen und Körpern und Köpfen, ausser dem Pibe Cabriola, der am Rande dieses Schlachtfelds aushielt, genau wie, ich sagte es schon, Doktor Tabaria Pereda entschieden hatte, der aus Uruguay engagierte Nationaltrainer unserer Mannschaft. So bestimmte er es in der Halbzeit, und er wiederholte seine Anweisungen so oft, als meine er, wir seien taub oder auf den Kopf gefallen, damit wir es auch ja behielten, wie er uns ermahnte, er wolle keine Missverständnisse, die fatale Folgen hätten, wir könnten unsere Zukunft verspielen, das Leben, die Ehre. "Doktor" nannten ihn die Fans nicht weil er etwa Arzt gewesen wäre, sondern wegen seiner klugen Strategien.”






sergio-ramirez
Sergio Ramírez (Masatepe, 5. August 1942)





Der amerikanische Lyriker und Schriftsteller Conrad Potter Aiken wurde am 5. August 1889 in Savannah, Geogia. Als er sehr jung war, tötete sein Vater seine Mutter und sich selbst. Das hatte natürlich einen tiefgründigen Einfluss auf Aikens Leben. Er wurde anschließend von seiner Großtante zweiten Grades in Massachusetts aufgezogen. Insbesondere seine frühen Geschichten waren stark beeinflusst durch den Symbolismus. 1930 gewann Conrad Aiken den Pulitzer-Preis für Poesie für sein Werk Selected Poems. Er schrieb die oft in Anthologien verwendete Kurzgeschichte Silent Snow, Secret Snow (1934). Zu seiner Sammlung von Versen gehören Earth Triumphant (1914), The Charnel Rose (1918) und And In the Hanging Gardens (1933).



Red is the color of blood

Red is the color of blood, and I will seek it:
I have sought it in the grass.
It is the color of steep sun seen through eyelids.

It is hidden under the suave flesh of women--
Flows there, quietly flows.
It mounts from the heart to the temples, the singing mouth--
As cold sap climbs to the rose.
I am confused in webs and knots of scarlet
Spun from the darkness;
Or shuttled from the mouths of thirsty spiders.

Madness for red! I devour the leaves of autumn.
I tire of the green of the world.
I am myself a mouth for blood ...

Here, in the golden haze of the late slant sun,
Let us walk, with the light in our eyes,
To a single bench from the outset predetermined.
Look: there are seagulls in these city skies,
Kindled against the blue.
But I do not think of the seagulls, I think of you.

Your eyes, with the late sun in them,
Are like blue pools dazzled with yellow petals.
This pale green suits them well.

Here is your finger, with an emerald on it:
The one I gave you. I say these things politely--
But what I think beneath them, who can tell?

For I think of you, crumpled against a whiteness;
Flayed and torn, with a dulled face.
I think of you, writing, a thing of scarlet,
And myself, rising red from that embrace.

November sun is sunlight poured through honey:
Old things, in such a light, grow subtle and fine.
Bare oaks are like still fire.
Talk to me: now we drink the evening's wine.
Look, how our shadows creep along the grave!--
And this way, how the gravel begins to shine!

This is the time of day for recollections,
For sentimental regrets, oblique allusions,
Rose-leaves, shrivelled in a musty jar.
Scatter them to the wind! There are tempests coming.
It is dark, with a windy star.

If human mouths were really roses, my dear,--
(Why must we link things so?--)
I would tear yours petal by petal with slow murder.
I would pluck the stamens, the pistils,
The gold and the green,--
Spreading the subtle sweetness that was your breath
On a cold wave of death....

Now let us walk back, slowly, as we came.
We will light the room with candles; they may shine
Like rows of yellow eyes.
Your hair is like spun fire, by candle-flame.
You smile at me--say nothing. You are wise.

For I think of you, flung down brutal darkness;
Crushed and red, with pale face.
I think of you, with your hair disordered and dripping.
And myself, rising red from that embrace.






Aiken
Conrad Aiken (5. August 1889 – 17. August 1973)

Dienstag, 4. August 2009

Rutger Kopland, Percy Bysshe Shelley

Der niederländische Lyriker Rutger Kopland (eigentlich Rutger Hendrik van den Hoofdakker) wurde am 4. August 1934 in Goor geboren, und lebt in Glimmen bei Groningen. Kopland ist Lyriker, Essayist, Prosaist und emeritierter Professor für Psychiatrie an der Reichsuniversität Groningen und arbeitete vornehmlich auf dem Gebiet der Depressionsbekämpfung und Schlafforschung. Als Lyriker veröffentlichte er sein 1966 zahlreiche Gedichtbände.


Weggehen

Weggehen ist etwas anderes
ls aus dem Haus schlüpfen
sachte die Tür ins Schloss ziehen
hinter dem, was du bist, und nicht
zurückkommen. Du bleibst
jemand, der erwartet wird.

weggehen kannst du als eine Art
Bleiben beschreiben. Niemand
wartet, denn du bist noch da
Niemand nimmt Abschied
denn du gehst nicht weg.





Winter von Breughel, der Hügel mit Jägern
und Hunden, zu ihren Füßen das Tal mit dem Dorf.
Beinahe da, aber ihre todmüde Haltung, ihr Stapfen
im Schnee, eine Heimkehr, aber beinahe so
langsam wie Stillstand. Zu ihren Füßen wächst
und wächst die Tiefe, weitet und öffnet sich,
bis die Landschaft verschwindet in einer Landschaft,
die da sein müsste, und da ist, aber nur
so wie ein Verlangen da ist.
Vor ihnen stößt ein pechschwarzer Vogel nieder. Ist es Spott
über den mühsamen Versuch der Rückkehr ins Leben
dort unten: die schlittschuhlaufenden Kinder auf dem Weiher,
die Bauernhöfe mit wartenden Frauen und Vieh?
Ein Pfeil unterwegs, und er lacht über sein Ziel.





Selbstporträt als Pferd

Als ich noch ein Pferd war auf einer Weide

ich muss in seinem Körper gewohnt haben
mit seinen Augen gesehen haben, was es sah

dass das Leben niemals beginnen, niemals
aufhören würde, noch sich wiederholen

ich muss seinen Körper verlassen haben und
meine Erinnerungen müssen zurückgeblieben sein

Sie stehen am Gatter einer Weide
auf der anderen Seite steht ein Pferd

sehen Sie es an – es wird Sie ansehen.






Übersetzt von Mirko Bonné und Hendrik Rost






Rutger_Kopland
Rutger Kopland (Goor, 4. August 1934)




Der englische Lyriker und Schriftsteller Percy Bysshe Shelley wurde am 4. August 1792 in Field Place, Sussex, geboren. Shelley war der älteste Sohn des reichen Baronets Sir Timothy Shelley. Seine Schul- und Universitätsausbildung, erst in Eton, dann in Oxford, musste er abbrechen, da er wegen seiner offen geäußerten atheistischen Ansichten von der Schule verwiesen wurde. Mit 19 Jahren heiratete er in Schottland die damals 16-jährige Harriet Westbrook. Das führte zu einem Zerwürfnis mit seinem Vater. Nach dem Selbstmord Harriets (durch Ertrinken) und nachdem er durch Erbschaft einer lebenslänglichen Rente von £ 1000 seinen Unterhalt gesichert sah, heiratete er 1816 Mary Wollstonecraft Godwin, Tochter der gleichnamigen Frauenrechtlerin und des Philosophen William Godwin und spätere Autorin des bekannten Romans Frankenstein. Seit 1818 lebte die Familie in Italien. Dort trafen die Shelleys immer wieder mit Lord Byron zusammen. Kurz nachdem Shelleys Schriftstellerfreund John Keats in Shelleys römischer Wohnung an Tuberkulose gestorben war, kam Shelley 1822 bei einer Segeltour an der Küste bei La Spezia ums Leben.



Remorse

Away! the moor is dark beneath the moon,
Rapid clouds have drunk the last pale beam of even:
Away! the gathering winds will call the darkness soon,
And profoundest midnight shroud the serene lights of heaven.
Pause not! the time is past! Every voice cries 'Away!'
Tempt not with one last tear thy friend's ungentle mood:
Thy lover's eye, so glazed and cold, dares not entreat thy stay:
Duty and dereliction guide thee back to solitude.

Away, away! to thy sad and silent home;
Pour bitter tears on its desolated hearth;
Watch the dim shades as like ghosts they go and come,
And complicate strange webs of melancholy mirth.
The leaves of wasted autumn woods shall float around thine head,
The blooms of dewy Spring shall gleam beneath thy feet:
But thy soul or this world must fade in the frost that binds the dead,
Ere midnight's frown and morning's smile, ere thou and peace, may meet.

The cloud shadows of midnight possess their own repose,
For the weary winds are silent, or the moon is in the deep;
Some respite to its turbulence unresting ocean knows;
Whatever moves or toils or grieves hath its appointed sleep.
Thou in the grave shall rest:--yet, till the phantoms flee,
Which that house and heath and garden made dear to thee erewhile,
Thy remembrance and repentance and deep musings are not free
From the music of two voices, and the light of one sweet smile.





Shelley
Percy Bysshe Shelley (4 augustus 1792 – 8 juli 1822)
Porträt von Joseph Severn

Montag, 3. August 2009

Rupert Brooke

Der englische Dichter Rupert Brooke wurde am 3. August 1887 in Rugby, Warwickshire, geboren. 1906 bis 1909 studierte er am King's College , in Cambridge . 1908 wurde er in die Cambridge Apostles aufgenommen und ein Mitglied (später Präsident) der Fabian Society . Außerdem gründete er mit Hugh Dalton einen Debattierklub namens „Carbonari“. Während des Studiums entdeckte er seine große Liebe zur englischen Literatur und vernachlässigte seine eigentlichen Studien - die der Altphilologie - zunehmend, so dass er nur einen Second Class Degree erhielt, mit Gedichten jedoch mehrere Preise gewann.
Zu dieser Zeit besaß er einen großen Freundes- und Bekanntenkreis ( Virginia Woolf , Gerald Shove , George Mallory , Maynard und Geoffrey Keynes , u.v.m.) und genoss hohes Ansehen bei Schriftstellern wie Henry James . Manche seiner Freunde bewunderten sein Talent, andere wiederum waren mehr von seinem Äußeren beeindruckt, das ihm den Beinamen eines „jungen Apollo “ eintrug. William Butler Yeats bezeichnete Brooke als den „bestaussehenden Mann in England“.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat er in die Armee ein und nahm im Oktober 1914 an der Antwerpen-Expedition teil, geriet aber nie wirklich in Kampfhandlungen. Im Februar 1915 ging er mit der britischen Mediterranean Expeditionary Force ins Mittelmeer , erkrankte nach mehreren Impfungen jedoch schwer und starb am 23. April 1915 an Bord eines französischen Schiffes auf dem Weg nach Gallipoli . Noch am selben Tag wurde er gegen 23 Uhr in einem Olivenhain auf der Insel Skyros beigesetzt. Sein Grab befindet sich noch heute dort.


Clouds

DOWN the blue night the unending columns press
In noiseless tumult, break and wave and flow,
Now tread the far South, or lift rounds of snow
Up to the white moon's hidden loveliness.

Some pause in their grave wandering comradeless,
And turn with profound gesture vague and slow,
As who would pray good for the world, but know
Their benediction empty as they bless.

They say that the Dead die not, but remain
Near to the rich heirs of their grief and mirth.
I think they ride the calm mid-heaven, as these,
In wise majestic melancholy train,
And watch the moon, and the still-raging seas,
And men, coming and going on the earth.



Heaven

FISH (fly-replete, in depth of June,
Dawdling away their wat'ry noon)
Ponder deep wisdom, dark or clear,
Each secret fishy hope or fear.
Fish say, they have their Stream and Pond;
But is there anything Beyond?
This life cannot be All, they swear,
For how unpleasant, if it were!
One may not doubt that, somehow, Good
Shall come of Water and of Mud;
And, sure, the reverent eye must see
A Purpose in Liquidity.
We darkly know, by Faith we cry,
The future is not Wholly Dry.
Mud unto mud! -- Death eddies near --
Not here the appointed End, not here!
But somewhere, beyond Space and Time.
Is wetter water, slimier slime!
And there (they trust) there swimmeth One
Who swam ere rivers were begun,
Immense, of fishy form and mind,
Squamous, omnipotent, and kind;
And under that Almighty Fin,
The littlest fish may enter in.
Oh! never fly conceals a hook,
Fish say, in the Eternal Brook,
But more than mundane weeds are there,
And mud, celestially fair;
Fat caterpillars drift around,
And Paradisal grubs are found;
Unfading moths, immortal flies,
And the worm that never dies.
And in that Heaven of all their wish,
There shall be no more land, say fish.







Rupert_Brooke_statue
Rupert Brooke (3. August 1887 – 23. April 1915)
Statue in Rugby

Isabel Allende

Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende wurde am 2. August 1942 als erstes Kind von Tomás Allende und Francisca Llona in der peruanischen Hauptstadt Lima geboren, wuchs jedoch nach der drei Jahre später erfolgten Trennung ihrer Eltern mit ihren Geschwistern Pancho und Juan bei ihrer Mutter in Santiago de Chile auf. Als Isabel Allende elf Jahre alt war, zog ihre Mutter mit ihrem neuen Lebensgefährten und den Kindern nach La Paz. Von 1956 bis 1958 lebte die Familie in Beirut. Von ihrem achtzehnten Lebensjahr an arbeitete Isabel Allende als Journalistin und moderierte eine chilenische Fernsehsendung. 1962 vermählte sie sich mit dem Bauingenieur Michael Frías, und im Jahr darauf wurde sie von ihrer Tochter Paula entbunden. Ihr Sohn Nicolás folgte 1966. Nach dem blutigen Militärputsch von General Augusto Pinochet (*1915) gegen die Regierung ihres Onkels Salvador Allende (1908 - 1973) am 11. September 1973 ging sie ins Exil (Caracas, 1975). Nach der Scheidung von Michael Frías heiratete sie 1987 den Anwalt William Gordon und zog zu ihm nach San Francisco. Ihre Tochter Paula erkrankte 1991 an Porphyrie und starb im Jahr darauf.
In den Siebzigerjahren wurden bereits Theaterstücke von Isabel Allende aufgeführt. Mit ihrem Debütroman – "Das Geisterhaus" ("La casa de los espíritus") – gelang ihr 1982 ein internationaler Welterfolg als Schriftstellerin. Es folgten: "Von Liebe und Schatten" (1984) und "Eva Luna" (1987).

Aus: Das Siegel der Tage (Übersetzt von Svenja Becker)

“ Meinem Leben fehlt es nicht an Dramatik, zirkusreifes Material, über das ich schreiben könnte, findet sich mehr als genug, und doch weiß ich am 7. Januar nicht, wohin mit mir. Letzte Nacht habe ich kein Auge zugetan, draußen tobte das Unwetter, der Wind brüllte in den Eichen und rüttelte an den Fenstern, die Sintflut der letzten Wochen hatte ihren Höhepunkt erreicht. Einige Wohngebiete im County standen bereits unter Wasser, die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, des gigantischen Desasters Herr zu werden, und die Leute verließen ihre Häuser und wateten bis zur Hüfte durch die Fluten, um zu retten, was zu retten war. Möbel trieben durch die Hauptstraßen, und auf den Verdecks versunkener Autos hockte manches verstörte Haustier und hoffte auf das rettende Herrchen, während die Presse aus dem Hubschrauber die Bilder von einem kalifornischen Winter einfing, der eher an einen Hurrikan in Louisiana erinnerte. Manche Viertel waren für zwei Tage ganz von der Außenwelt abgeschnitten, und als man endlich wieder hinkam und das Ausmaß der Schäden zutage trat, karrte man Trupps lateinamerikanischer Einwanderer herbei, die sich daranmachten, das Wasser mit Pumpen und die Trümmer von Hand wegzuschaffen. Unser Haus, hoch oben auf einem Hügel, ist dem peitschenden Wind ausgesetzt, der die Palmen niederdrückt und Bäume, die zu stolz sind, ihr Haupt zu beugen, zuweilen mitsamt der Wurzel ausreißt, aber von Überschwemmungen bleibt es verschont. Hin und wieder bauen sich während der heftigsten Sturmtage launische Brecher auf, die den einzigen Weg zu uns herauf unpassierbar machen; dann schauen wir, gefangen, von oben hinab auf das ungewohnte Schauspiel der wutschäumenden Bucht.
Ich mag den erzwungenen Rückzug im Winter. Ich lebe im Marin County, nördlich von San Francisco, zwanzig Minuten von der Golden Gate Bridge entfernt, zwischen Hügeln, die sich im Sommer golden und im Winter smaragdfarben kleiden, am Westufer der weiten Bucht. An klaren Tagen können wir in der Ferne noch zwei andere Brücken sehen, außerdem die verschwommene Silhouette der Häfen von Oakland und San Francisco, die schweren Containerschiffe, viele hundert Segelboote und darüber die Möwen wie weiße Papiertaschentücher.“






isabel-allende
Isabel Allende (Lima, 2. August 1942)

Ko Un

Der koreanische Dichter und Schriftsteller Ko Un wurde am 1. August 1933 in Kunsan/Südkorea geboren. Während des Korea-Krieges wurde er zum Arbeitsdienst in die koreanische Volksarmee eingezogen; 1952 wurde er buddhistischer Mönch. Er studierte östliche Lehren und westliche Philosophie (Kant, Hegel) und gründete eine "Buddhistische Zeitung". 1960 erschien sein erster Gedichtband. Er wurde Prior des Chondung-Tempels, später Erziehungsdirektor das Haein-Tempels. Aus Protest gegen den sich zum Buddhismus bekennenden Militärmachthaber Park Chung-Hee gab Ko Un sein Mönchsleben auf. Während der Zeit des Militärregimes leistete er politischen Widerstand, was er mit zahlreichen Verhaftungen und Folter bezahlte. Außerdem erhielt er Publikationsverbot. Seit 1992 ist er Professor für koreanische Sprache und Literatur in Seoul.



Laute des Nachtregens

Es regnet.
Tropfen für Tropfen spalten die Bahnen des Regens
tausend- und zehntausendfach den schwarzen Lack der Nacht.
Für gewöhnlich in solchen Nächten
sind Vögel wie Vieh beunruhigt
und wachen offenen Augs.
Auch Strandvögel und Schnepfen
verbringen diese Nacht geradeso wie das Meer
weit aufgerissenen Augs.
Der Schauer hört auf.
Noch ist des Menschen Gehör vom Getrippel des Regens ertaubt.
Vögel und Vieh schlummern ein.
Auch die von ihnen beherrschte Nacht entschwindet.
Draußen im Garten ist schließlich auch auf den Blättern der Morgenlilie
das Tröpfeln ganz verstummt.
Von einem höheren Standpunkt aus:
Die sogenannte Arbeit der Natur ist Tatenlosigkeit.



Herbstbrief

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Wer du auch sein magst, bitte empfange ihn.
Schon häuft sich's Laub überall.
Einsame Frau, du bist schön.

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Wer du auch sein magst, bitte empfange ihn.
Schon wirbelt's Laub umher überall.
Umherschlendernde Frau, du bist schön.

Im Herbst werd' ich einen Brief schreiben.
Mein ganzes grübelndes Herz send' ich dir.
Schon verweht's Laub überall.
Fremde Frau, du bist schön.




Übersetzt von Frank Hoffmann






Ko_Un
Ko Un (Gunsan, 1. August 1933)

Cees Nooteboom

Der niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. Sein Werk umfasst Romane, Novellen, Reiseberichte und Gedichte; er war auch als Journalist und Literaturkritiker tätig. Seine Bücher erhielten zahlreiche Preise und wurden in mehr als 15 Sprachen übersetzt.
Durch einen Bombenangriff auf Den Haag verlor Nooteboom 1945 den Vater. Seine Mutter heiratete 1948 erneut; auf Betreiben seines streng katholischen Stiefvaters besuchte Nooteboom daraufhin von Franziskanern und Augustinern geleitete Klosterschulen. Nach eigener Auskunft fühlte er sich dort von der Zeremonialität angezogen, nicht aber von der Dogmatik und er verließ die Schule vorzeitig.
Ab 1950 arbeitete Nooteboom bei einer Bank in Hilversum und nahm Gelegenheitsarbeiten an. 1953 begann er ausgedehnte Reisen durch Europa, häufig als Tramper. Diese Fahrten inspirierten seinen ersten Roman Philip en de anderen (1955; dt.: Das Paradies ist nebenan, 1958); er wurde mit dem Anne-Frank-Preis (1957) ausgezeichnet und in den Schulkanon aufgenommen und machte somit seinen Autor in den Niederlanden unmittelbar bekannt. In Deutschland erreichte der Roman erst in der Neuübersetzung Philip und die anderen (2003) von Helga van Beuningen ein breites Publikum.
1957 heuerte Nooteboom auf einem Schiff in die Karibik als Leichtmatrose an, um in Suriname beim Vater seiner Braut Fanny Lichtveld um deren Hand anzuhalten. Die beiden heirateten entgegen dessen Willen, trennten sich jedoch 1964 wieder. Die Erlebnisse dieser Reise fanden in den Erzählungen des Bands De verliefde gevangene (1958; dt.: Der verliebte Gefangene. Tropische Erzählungen, 2006) Niederschlag.
Nootebooms zweiter Roman, De ridder is gestorven (1963; dt.: Der Ritter ist gestorben, 1996), blieb 17 Jahre lang sein letzter. Bekannt wurden während dieser Zeit hauptsächlich zahlreiche Reiseberichte. Diesen verdankt Nooteboom seinen Ruf als Reiseschriftsteller, obgleich er sich selbst in erster Linie als Poet begreift.

Aus: Nachts kommen die Füchse (Übersetzt von Helga van Beuningen)

„Gondeln sind atavistisch, er wußte nicht mehr, wo er das gelesen hatte, und wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken, weil dann, so meinte er, etwas vom Pathos des Augenblicks verfliegen würde. Tiefstehende Sonne, die schwarze vogelartige Form einer Gondel im Nebel über der Lagune, die schweren Duckdalben wie eine vorrückende einsame Phalanx von Soldaten, die am unsichtbaren anderen Ufer verschwand zu einer Mission von Tod und Verderben, und er selbst hier an der Riva degli Schiavoni mit einem vergilbten, eingerissenen Foto in der Hand, wenn das kein Pathos war? Hier ungefähr hatte die Gondel angelegt, hier, an dieser Treppe oder der nächsten, noch dichter am halb im Wasser ruhenden Denkmal der standrechtlich erschossenen Partisanin, waren sie ausgestiegen. Es war ähnliches Wetter gewesen, das konnte man auf dem Foto noch erkennen. Sie hatten sich auf die Treppe gesetzt, und fast im gleichen Augenblick war ein junger Offizier gekommen, der ihnen sagte, diese Treppe habe frei zu bleiben für die Wasserschutzpolizei, und dabei auf ein Schild deutete. Dieses Schild mußte er jetzt also suchen, das konnte nicht schwer sein. Und wenn ich es finde, was dann? Dann stehe ich genau an derselben Stelle wie vor vierzig Jahren, und dann? Er zuckte mit den Achseln, als hätte jemand anders diese Frage gestellt. Dann also nichts, und genau darum, dachte er, ging es. Den Auftrag, etwas über die Ausstellung im Palazzo Grassi zu schreiben, hatte er angenommen, um diese eigenartige Pilgerfahrt anzutreten.
Zu einem Schemen, nein, nicht einmal das, zu einer Abwesenheit. Die Treppe hatte er schnell gefunden, in ewigen Städten neigen die Dinge dazu, sich nicht zu verändern, nach wie vor legte die Wasserschutzpolizei hier an. Das Schild war noch da, an der Seitenmauer aus Backstein befestigt. Neu gepinselt, das denn doch. Er setzte sich auf die oberste Stufe. Der junge Offizier von damals mußte längst pensioniert sein, und auch wenn er in diesen vierzig Jahren nicht gealtert wäre, würde er den älteren Mann, der jetzt dort saß, nicht wiedererkennen. Das Foto war damals von einem Unbekannten gemacht worden, der sich ein Stück von ihnen entfernt, mit dem Rücken zur Lagune, an den Rand des Kais gestellt hatte. Ein Winkel von dreißig Grad, so daß der Dogenpalast in der Ferne noch drauf war. Er betrachtete das Foto und wunderte sich wie immer über das Trügerische daran. Nicht nur, daß ein Foto eine Tote abbilden konnte, es konnte einem auch eine ungültig gewordene Version der eigenen Person auftischen, einen nicht mehr erkennbaren Langhaarigen, der einst so
perfekt ins damalige Bild gepaßt hatte, das diesem Foto das schal gewordene Aroma einer endgültig
vergangenen Zeit gab. Daß man noch immer denselben Körper hatte, war das eigentliche Wunder. Aber natürlich war es nicht derselbe Körper. Sein Besitzer hatte noch immer denselben Namen, das war alles.
Was dieses Foto im Grunde sagen wollte, dachte er, mehr als Feststellung denn als Ausdruck von Tragik oder Selbstmitleid, war, daß auch für ihn allmählich die Zeit kam, daß auch er verschwinden mußte.“





Cees_Nooteboom
Cees Nooteboom (Den Haag, 31. Juli 1933)

Patrick Modiano, Emily Brontë

Der französische Schriftsteller Patrick Modiano wurde am 30. Juli 1945 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren. Sein Vater war ein jüdischer Kaufmann, seine Mutter Luisa Colpeyn (geb. 1918 in Antwerpen) ist eine flämische Schauspielerin. Seine Eltern hatten sich in Paris während der deutschen Besatzungszeit kennengelernt. Seine Kindheit verbrachte er in Paris im Haus Nr. 15 am Quai de Conti. Als Schüler lebte er bis zur Volljährigkeit in Internaten. Sein einziger Bruder Rudy starb 1957 im Alter von zehn Jahren. Modianos Arbeiten von 1967 bis 1982 sind ihm gewidmet.
Er erreichte sein Abitur im Lycée Henri-IV, wo er bei dem Schriftsteller Raymond Queneau, einem Freund seiner Mutter, Geometrieunterricht nahm. Diese Begegnung veranlasste ihn dazu, seinen hohen schulischen Abschluss zu vernachlässigen: Modiano wurde stattdessen von Queneau in die Welt der Literatur eingeführt, indem er ihm die Möglichkeit gab, eine Cocktailparty des Verlags Éditions Gallimard zu besuchen, der ihn auch unter Vertrag nahm. 1968 veröffentlichte er sein erstes Werk, La Place de l’Étoile, welches er zuvor Queneau zu lesen gab.

Aus: Unfall in der Nacht (Übersetzt von Elisabeth Edl)

“Spät in der Nacht, vor sehr langer Zeit, kurz bevor ich volljährig wurde, da überquerte ich die Place des Pyramides in Richtung Concorde, als ein Wagen aus der Dunkelheit auftauchte. Zunächst glaubte ich, er habe mich gestreift, dann spürte ich einen stechenden Schmerz vom Knöchel bis hinauf ins Knie. Ich war auf das Trottoir gestürzt. Doch ich schaffte es, wieder aufzustehen. Der Wagen hatte plötzlich einen Schlenker gemacht und war mit dem Geklirr zerbrechenden Glases gegen einen der Arkadenpfeiler auf dem Platz geprallt. Die Tür ging auf, und eine Frau stieg schwankend aus. Jemand, der vor dem Hoteleingang unter den Arkaden stand, hat uns ins Foyer geführt. Wir, die Frau und ich, warteten auf einem roten Lederkanapee, während er an der Rezeption telephonierte. Sie hatte sich an der Wange, auf dem Backenknochen und der Stirn verletzt, und sie blutete. Ein brünetter Klotz mit sehr kurzem Haar hat das Foyer betreten und ist auf uns zugekommen.
Draußen umringten sie den Wagen, dessen Türen offenstanden, und einer machte sich Notizen wie für ein Protokoll. Als wir in den Streifenwagen stiegen, merkte ich, daß ich keinen Schuh mehr am linken Fuß hatte. Die Frau und ich saßen nebeneinander auf der Holzbank. Der brünette Klotz hatte sich uns gegenüber auf der anderen Bank niedergelassen. Er rauchte und warf von Zeit zu Zeit einen kalten Blick auf uns. Durch das vergitterte Fenster habe ich gesehen, daß wir den Quai des Tuileries hinunterfuhren. Man hatte mir keine Zeit gelassen, den Schuh zu holen, und ich habe gedacht, daß er nun die ganze Nacht dort auf dem Trottoir liegenbleiben würde. Ich wußte nicht mehr genau, ob es ein Schuh war oder ein Tier, das ich im Stich gelassen hatte, jener Hund aus meiner Kindheit, der von einem Wagen überfahren worden war, als ich in der Nähe von Paris lebte, in einer Rue du Docteur-Kurzenne. Mir war ganz wirr im Kopf."






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Patrick Modiano (Boulogne-Billancourt, 30. Juli 1945)





Die britische Schriftstellerin Emily Jane Brontë wurde am 30. Juli 1818 in Thornton, Yorkshire, geboren. Emily Brontë war die jüngere Schwester von Charlotte Brontë. 1820 zog die Familie Brontë nach Haworth, West Yorkshire, nachdem Emilys Vater die dortige Pfarrstelle angeboten worden war. Das familiäre Umfeld begünstigte die Entwicklung des literarischen Talents von Emily. Noch als Kinder erschufen die vier Geschwister Charlotte, Branwell, Emily und Anne die fiktiven Länder Angria, Gondal und Gaaldine, die sie in kurzen Geschichten beschrieben. Von Emilys Arbeit aus dieser Periode ist außer einigen Gedichten (The Brontë's Web of Childhood, Fannie Ratchford, 1941) nichts erhalten. Ihre lyrische Arbeit, die sich oft auf das Traumreich Gondal bezog, setzte Emily Brontë bis zu ihrem Tod fort.
Emily Brontë besuchte zusammen mit ihrer Schwester Charlotte die Internatsschulen Cowan Bridge und Roe Head. 1838 arbeitete Emily Brontë als Lehrerin am Internat Law Hill. 1842 ging sie zusammen mit ihrer Schwester Charlotte nach Brüssel, um dort in der Schule der Madame Heger zu studieren. Emily kehrte einige Monate vor Charlotte nach Haworth zurück, wo sie sich fortan um den Familienhaushalt und die Finanzen der Familie kümmerte. Neben dem Schreiben, das zunächst ein Hobby für die Geschwister war, liebte Emily die Beschäftigung mit Tieren, das Wandern und die Naturbetrachtung, was im frühen Viktorianismus ungewöhnliche Interessen für eine Frau waren.
1846 veröffentlichten die drei Schwestern Emily, Anne und Charlotte den Gedichtband Poems unter den männlichen Pseudonymen Ellis, Acton und Currer Bell. 1847 veröffentlichte Emily Brontë ihren einzigen Roman Wuthering Heights, der als Klassiker der englischen Literatur gilt. Auch der Roman erschien unter dem Pseudonym Ellis Bell. Die Schriftstellerin beharrte zeitlebens auf Diskretion über ihre Identität und legte ihr Pseudonym nie ab.

Aus: Wuthering Heights

“When he saw my horse's breast fairly pushing the barrier, he did put out his hand to unchain it, and then sullenly preceded me up the causeway, calling, as we entered the court--"Joseph, take Mr. Lockwood's horse; and bring up some wine."
"Here we have the whole establishment of domestics, I suppose," was the reflection suggested by this compound order. "No wonder the grass grows up between the flags, and cattle are the only hedge-cutters."
Joseph was an elderly, nay, an old man: very old, perhaps, though hale and sinewy. "The Lord help us!" he soliloquised in an undertone of peevish displeasure, while relieving me of my horse: looking, meantime, in my face so sourly that I charitably conjectured he must have need of divine aid to digest his dinner, and his pious ejaculation had no reference to my unexpected advent.
Wuthering Heights is the name of Mr. Heathcliff's dwelling. "Wuthering" being a significant provincial adjective, descriptive of the atmospheric tumult to which its station is exposed in stormy weather.
Pure, bracing ventilation they must have up there at all times, indeed: one may guess the power of the north wind blowing over the edge, by the excessive slant of a few stunted firs at the end of the house; and by a range of gaunt thorns all stretching their limbs one way, as if craving alms of the sun. Happily the architect had foresight to build it strong: the narrow windows are deeply set in the wall, and the corners defended with large jutting stones.
Before passing the threshold, I paused to admire a quantity of grotesque carving lavished over the front, and especially about the principal door; above which, among a wilderness of crumbling griffins and shameless little boys, I detected the date "1500," and the name "Hareton Earnshaw." I would have made a few comments, and requested a short history of the place from the surly owner; but his attitude at the door appeared to demand my speedy entrance, or complete departure, and I had no desire to aggravate his impatience previous to inspecting the penetralium.”






Bronte
Emily Brontë (30. Juli 1818 – 19. Dezember 1848)

Mittwoch, 29. Juli 2009

Harry Mulisch, Sten Nadolny

Der niederländische Schriftsteller Harry Mulisch wurde am 29. Juli 1927 in Haarlem geboren. Harry Mulisch ist der Sohn eines ehemaligen österreichischen Offiziers und einer Frankfurter Jüdin. Sein Vater Karl Viktor Kurt Mulisch war während der Zeit der deutschen Besetzung der Niederlande (1940-45) Personaldirektor einer Bank, die konfisziertes jüdisches Eigentum verwaltete. Für diese Tätigkeit musste der Vater nach dem Krieg drei Jahre in ein Internierungslager. Allerdings konnte er durch diese Position seine jüdische Ex-Gattin und den Sohn vor den Nationalsozialisten und der Deportation schützen. 1936 ließen sich seine Eltern scheiden.
Die Bindung Mulischs zwischen Verfolgung wegen seiner jüdischen Herkunft einerseits (über die Mutter) und der Kollaboration mit den nationalsozialistischen deutschen Besatzern andererseits (über den Vater) prägte ganz erheblich sein schriftstellerisches Werk.Weltweite Beachtung fanden seine Romane Das Attentat (1982), in dem es um die Folgen der Ermordung eines mit dem NS-Regime kollaborierenden holländischen Polizisten geht, sowie Die Entdeckung des Himmels (1992), in dem das Verhältnis von Wissenschaft und Religion auf mystische Weise behandelt wird.

Aus: Archibald Strohalm (Übersetzt von Gregor Seferens)

„Mit der Zeit bekamen seine Pläne deutlichere Konturen und gingen seine Vorstellungen in Worte
über. Und als dieser Prozeß in Gang gekommen war, vergrößerte sich das Loch in seinem Innern, so daß sie hervorbrachen, immer schneller: Es dehnte sich zu einer klaffenden Öffnung aus, die einen wilden Strom passieren ließ. Zwar hatte er von Anfang an gespürt, daß sein Vorhaben über eine Kasperltheatervorstellung weit hinausging – dermaßen weit, daß alles andere dafür aufgegeben werden mußte –, doch es war ihm nicht bewußt gewesen, daß dieser arglose Anfang sich zu einer Ideenflut auswachsen konnte, die jetzt nur ihn überströmte, die dies in Zukunft aber mit vielen, vielen Menschen tun würde. Was gut wäre. Es würde die Menschheit von viel Unerträglichem erlösen.
Ha, welch eine Wirkung dieses Wort auf ihn hatte: erlösen! Erlösen? Mit einem Drang nach Menschlichkeit hatte das nichts zu tun. Die Menschen ließen ihn kalt. Wenn er überhaupt daran dachte, die Menschheit zu erlösen, dann war dies ein sehr abstraktes Menschentum, ein amorpher
Haufen, in dem er keine Gesichter erkennen konnte. Und wovon sollte er es erlösen? Den Mund vom Schmerz? Das Auge von Dummheit? Wenn er es bloß nicht unglücklicherweise von der Liebe erlöste.
Um genau zu sein: Er war sich selbst das Menschentum.
Neben der Arbeit, die er jetzt verrichtete, war alles, was er früher getan hatte, bedeutungslos. Bei Ballegoyen war er ein fleißiger Arbeiter gewesen, doch um fünf Uhr fiel die Tür hinter ihm ins Schloß, und er hatte bis zum nächsten Morgen Ruhe. Und jetzt? Der Ideenflut war der achtstündige Arbeitstag gleichgültig: Es war noch eine sehr feudale Ideenflut! Daß er um fünf Uhr einen Deckel auf die Öffnung in seinem Innern setzte, daran war gar nicht zu denken; und auch morgens rauschte es lange vor dem Beginn der Arbeitszeit im Büro durch das Loch hindurch. Er hatte kaum Zeit zu essen: Nicht der Notizblock lag neben dem Teller, der Teller stand neben dem Notizblock. Auch sein Schlaf war Arbeit: Ein Traum jagte den anderen, oft schrie er um Hilfe, und er erwachte aufrecht stehend mitten im Zimmer. Und mit der Zeit wurde ihm klar, daß es möglicherweise eine Sache auf Leben und Tod werden könnte, diese Ideeninvasion einzudämmen.
Morgens, wenn er noch nicht wach war, aber auch nicht mehr schlief, genau auf der Schwelle, hatte er wiederholt eine Vision: halb war sie noch Traumbild, doch halb war sie auch schon Gedankenkonstrukt. Vergnügt spaziert er durch eine stille Landschaft: ein Pfad, ein paar grüne Hügel – man kann sie durch das Fenster im Hintergrund alter italienischer Porträts sehen. Alles ist in gedeckten Farben zur Ruhe gekommen. Doch dann zeichnet sich plötzlich ein Vogelschwarm am Himmel ab: regungslos. Kurze Zeit später lassen die Vögel ihre Eier fallen, weiße, gestreifte, gepunktete, rote, grüne, und er muß wie ein Besessener herumspringen, um sie alle aufzufangen
und in wattierte Schachteln zu legen.“







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Harry Mulisch (Haarlem, 29. Juli 1927)





Der deutsche Schriftsteller Sten Nadolny wurde am 29. Juli 1942 in Zehdenick an der Havel geboren. Nadolny wuchs in Oberbayern auf; nach dem Abitur in Traunstein studierte er in München sowie in Göttingen, Tübingen und Berlin Geschichte und Politikwissenschaft. 1976 promovierte er an der Freien Universität Berlin zu dem Thema Abrüstungsdiplomatie 1932/1933. Sein Großvater Rudolf Nadolny leitete 1932/1933 die deutsche Delegation auf der Genfer Abrüstungskonferenz des Völkerbunds. Bevor er als Aufnahmeleiter ins Filmgeschäft einstieg, war er für etwa ein Jahr als Geschichtslehrer tätig.
1981 erschien mit Netzkarte sein erster Roman, der auf Grundlage des Drehbuchs eines gleichnamigen Filmprojekts entstand, das nie realisiert wurde. Protagonist des Buchs ist der 30-jährige Studienreferendar Ole Reuter, der eine einmonatige Reise mit der Bundesbahn unternimmt. Sten Nadolnys bekanntestes Werk, Die Entdeckung der Langsamkeit, erschien zwei Jahre später, nachdem das fünfte Kapitel mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden war. Das Buch beschreibt, angelehnt an das Leben des Polarforschers John Franklin, den Werdegang eines Menschen, der scheinbar durch eine geistige Behinderung langsamer ist als der Rest der Welt, und trotz oder wegen seiner Langsamkeit seinen Weg geht und ein berühmter Kapitän und Entdecker wird. 1990 hielt Nadolny an der Münchener Universität die Münchner Poetikvorlesungen. Die inzwischen gealterte Hauptfigur von Netzkarte ließ der Autor 1999 in Er oder ich wiederauferstehen.

Aus: Er oder Ich

"6. August, früher Nachmittag, auf dem S-Bahnsteig in Halensee. Ein etwas zu langer Blick in meine Augen, zwei junge Leute scheinen mich erkannt zu haben. Ich beachte sie nicht und beginne mit meinen Notizen. (Kein Wort über Wirtschaft und Politik!)Jenseits der Gleise wird in einer Drehtrommel Kies gewaschen. Aus großen Haufen schmutzigen Gerölls wird brauchbarer Schotter, ein
verständlicher und produktiver Vorgang, eine Gebetsmühle mit Resultat. Was wäre, wenn dabei Gold anfiele? Lustloses Grübeln über den Goldpreis. Hier mein Filzstift, hier das erste der rasch noch gekauften sechs Schreibhefte, es ist aufgeschlagen und der Länge nach in der Mitte gefalzt, damit es in die Jacken- oder Hemdtasche paßt. Der Filzstift ist ungeeignet. Seine Schrift färbt durch, bei feuchtem Papier sowieso, ich schwitze zu sehr. Ich kann jedes Blatt nur von einer Seite beschriften. Vielleicht sollte ich das Heft ins Außenfach des 'Pilotenkoffers' stecken. Ein unpraktisches Ding aus starr em Kunststoff, ich habe es, fürchte ich, seiner Bezeichnung wegen gekauft. Am 6. August 1996 stellte ein großer, schwerer, vor Anstrengung schwitzender Mann im S-Bahnhof Halensee zwei Koffer auf den Bahnsteig. Er legte seine Rechte ins Kreuz, richtete sich ächzend auf, blinzelte in die Nachmittagssonne und ähnelte dabei, das war ihm nur zu klar, dem Bild des durstigen Dicken in einer Reklame für Dosenbier. Als Wartende ihn starr anlächelten, blickte er unwirsch weg. Jenseits der Gleise leierte eine Art Kieswaschmaschine, der Mann starrte hinüber, das Geräusch schien ihn zu beruhigen. Er wischte mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn, zog aus der rechten Innentasche seines Jacketts ein längs zusammengefaltetes blaues Schulheft, dann aus einer anderen Tasche einen Filzstift, und wollte etwas aufschreiben. Das Heft war feucht geworden, er fand erst weiter innen ein trockenes Blatt, auf dem sich Notizen machen ließen. Immer wieder blickte er in beide Richtungen, aus denen ein Zug kom men konnte, schien sich also zwischen Süden und Norden noch nicht entschieden zu haben. Dann befiel ihn erneut Unruhe, er beugte sich zu den Koffern, tastete in den Außentaschen des kleineren, öffnete den größeren, ohne diesen aber flachzulegen, wodurch Krawatten, Gürtel und Hemdsärmel herausdrängten.”






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Sten Nadolny (Zehdenick an der Havel, 29. Juli 1942)

Dienstag, 28. Juli 2009

Remco Campert, Malcolm Lowry

Der niederländische Schriftsteller und Lyriker Remco Campert wurde am 28.Juli 1929 in Den Haag geboren. Er wuchs in Den Haag und Amsterdam auf. 1950-1966 Reiste er durch Europa, Aufenthalte in Paris und Antwerpen. 1969-1979 Arbeitete er als Lektor beim Verlag "De Bezige Bij" in Amsterdam. Kolumnen in "Haagse Post" und seit 1984 in "Volkskrant". Campert lebt in Amsterdam. 1951 erschien sein erster Gedichtband, seitdem veröffentlichte er ein umfangreiches Oeuvre (Prosa und Lyrik). Remco Campert wurde ausgezeichnet mit zahlreichen Literaturpreisen. Heute feiert er seinen 80. geburtstag.

Aus: Eine Liebe in Paris (Űbersetzt von Marianne Holberg)

“Der Schriftsteller Richard Sanders stand vor dem Eingang eines Hotels an der Place du Pantheon. Über den weiten Platz, beherrscht von dem Monument, in dem die Asche der großen Franzosen ruht, blies ein rauher Märzwind.
Er war gerade erst in Paris angekommen. Von seinem Zimmer aus blickte man nicht auf den Platz, sondern in einen dunklen cour. Am Himmel trieben graue Wolken. Er packte schnell seinen Koffer aus, verließ das Zimmer, bestellte an der Rezeption ein Taxi und ging nach draußen, um auf das Taxi zu warten. Der Morgen war fast vorüber. Wirklich hell würde es heute nicht mehr werden.
Da kam sie vorbei, eine gut gekleidete, elegante Frau, wie man sie in Paris öfter sah als bei ihm zu Hause in Amsterdam. Er musterte sie flüchtig. Ende Vierzig, vielleicht Fünfzig, schätzte er automatisch, auf jeden Fall jünger als er. Kurzes schwarzes Haar, ein schönes, blasses Gesicht mit einem kleinen, verlockenden Mund. Im Vorbeigehen blickte auch sie ihn kurz an. Auf ihrem Gesicht erschien ein ungläubiges Lächeln, sie blieb stehen und sagte: »Rik?«
Sie nannte ihn bei dem Namen, den er früher benutzt hatte, in einer Phase seines Lebens, als er »Richard« zu feierlich fand, zu gesetzt. Er entsprach nicht jener Vitalität, die er damals in sich verspürte. Nie hatte er ein Richard werden wollen, ein erwachsener Mann, der sich mit der Gesellschaft ausgesöhnt hatte.
Er versuchte, die Frau, die ihn jetzt erwartungsvoll anblickte, in seiner Erinnerung wiederzufinden. Situationen, zu denen ihr Gesicht gehören könnte, Räume, Straßen — er ließ sie alle Revue passieren, aber sie paßte nirgends hinein.
»Du weißt nicht, wer ich bin, nicht wahr?« fragte sie.
Ihre Stimme klang weder vorwurfsvoll noch gekränkt. Sie stellte eine Frage, die zugleich eine Feststellung war.
»Es ist schrecklich«, sagte Richard beinahe beschämt. »Mein Gedächtnis... «
»Es ist lange her«, sagte sie wie zum Trost, als sie seinen gequälten Blick sah. Aber sie hatte ihn erkannt.
Gab ihre Stimme einen Hinweis? Sie klang heiser, und er hatte eine Schwäche für heisere Stimmen. Sie sprach mit leichtem (französischem?) Akzent, aber das brachte ihn nicht weiter.
Allerdings sah er Bilder vor sich, die auf den ersten Blick nichts mit ihr oder mit ihm zu tun hatten, wie sie da in dem noch grauer werdenden Licht auf der Place du Pantheon standen.”






campertDeutsch
Remco Campert (Den Haag, 28. Juli 1929)





Der britische Schriftsteller Malcolm Lowry wurde am 28. Juli 1909 in Wallasey nahe Liverpool geboren. Nach seinem Studium der Philosophie an der Universität Cambridge arbeitete Lowry als freier Schriftsteller. Er lebte lange Zeit in British Columbia im westlichen Kanada, von wo aus er den gesamten nordamerikanischen Kontinent bereiste. Erst 1954 kehrte er nach England zurück, wo er – gesundheitlich bereits stark zerrüttet – drei Jahre später an einer Überdosis Schlaftabletten starb.
Das Hauptwerk von Malcolm Lowry ist sein Roman Under the Volcano, 1947 bei Reynal & Hitchcock in New York erschienen. Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Rohner-Radegast hat während seiner Tätigkeit als Lektor im Ernst Klett Verlag den Roman und damit den Autor Malcolm Lowry für das deutsche Publikum entdeckt. - Die Themen, die in seinen Romanen zum Ausdruck kommen, sind die verzweifelte Suche nach Identität, die Verlockung der Ferne, insbesondere das Seemannsleben, sein Interesse für die Kabbala, von deren Symbolik die Bücher durchzogen sind, und der Alkohol als eine Passion seines Lebens.

Aus: Under the Volcano

“Two mountain chains traverse the republic roughly from north to south, forming between them a number of valleys and plateaus. Overlooking one of these valleys, which is dominated by two volcanoes, lies, six thousand feet above sea level, the town of Quauhnahuac. It is situated well south of the Tropic of Cancer, to be exact on the nineteenth parallel, in about the same latitude as the Revillagigedo Islands to the west in the Pacific, or very much further west, the southernmost tip of Hawaii-and as the port of Tzucox to the east on the Atlantic seaboard of Yucatan near the border of British Honduras, or very much further east, the town of Juggernaut, in India, on the Bay of Bengal.
The walls of the town, which is built on a hill, are high, the streets and lanes tortuous and broken, the roads winding. A fine American-style highway leads in from the north but is lost in its narrow streets and comes out a goat track. Quauhnahuac possesses eighteen churches and fifty-seven cantinas. It also boasts a golf course and no less than four hundred swimming pools, public and private, filled with the water that ceaselessly pours down from the mountains, and many splendid hotels.
The Hotel Casino de la Selva stands on a slightly higher hill just outside the town, near the railway station. It is built far back from the main highway and surrounded by gardens and terraces which command a spacious view in every direction. Palatial, a certain air of desolate splendour pervades it. For it is no longer a Casino. You may not even dice for drinks in the bar. The ghosts of ruined gamblers haunt it. No one ever seems to swim in the magnificent Olympic pool.The springboards stand empty and mournful. Its jai-alai courts are grass-grown and deserted. Two tennis courts only are kept up in the season.
Towards sunset on the Day of the Dead in November, 1939, two men in white flannels sat on the main terrace of the Casino drinking anis. They had been playing tennis, followed by billiards, and their racquets, rainproofed, screwed in their presses-the doctor's triangular, the other's quadrangular-lay on the parapet before them. As the processions winding from the cemetery down the hillside behind the hotel came closer the plangent sounds of their chanting were borne to the two men; they turned to watch the mourners, a little later to be visible only as the melancholy lights of their candles, circling among the distant, trussed cornstalks. Dr. Arturo Diaz Vigil pushed the bottle of Anis del Mono over to M. Jacques Laruelle, who now was leaning forward intently.”






Lowry-Paris
Malcolm Lowry (28. Juli 1909 - 26. Juni 1957)

Montag, 27. Juli 2009

Hilde Domin, Julien Gracq

Die deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin Hilde Domin wurde am 27. Juli 1909 in Köln geboren. Nach dem Abitur am Merlo-Mevissen Lyzeum in Köln studierte sie von 1929 bis 1932 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität zu Köln, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin zunächst Jura, später Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Philosophie. Ihre wichtigsten Lehrer waren Karl Jaspers und Karl Mannheim. 1932 begann sie zusammen mit dem Archäologiestudenten Erwin Walter Palm ein Auslandsstudium in Rom. Nach Hitlers Machtergreifung wurde das Studienland zum Exil. An dem renommierten Istituto Superiore di Scienze Sociali e Politiche "Cesare Alfieri" in Florenz machte sie am 6. November 1935 das "diploma di laurea" in "Scienze Sociali e Politiche" mit höchster Punktzahl und Auszeichnung. Während sie nach Rom zurückreiste und von 1935 bis 1938 Deutschunterricht für Privatschüler gab, ging Palm in Florenz bis Februar 1935 weiter seinen Studien nach. Am 30. Oktober 1936 heiratete sie ihren Lebensgefährten Erwin Walter Palm.
Die italienischen Rassengesetze vom 17. September 1938 zwangen alle Juden, Italien bis zum 12. März 1939 zu verlassen. Deshalb floh das Paar 1939 in letzter Minute aus Italien - das von Mussolini gesetzte Ultimatum für die Ausreise war bereits überschritten. Über Paris flohen sie nach Großbritannien.1954 kehrte sie nach 22 Jahren im Exil in die Bundesrepublik zurück. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 veröffentlichte sie Gedichte unter dem Pseudonym Domin - sie hatte sich nach dem Namen ihrer Insel genannt, wo sie ihr Dichterleben begann
Neben Gedichten, Erzählungen und einem Roman in Montageform schrieb sie zunehmend Essays und literaturwissenschaftliche Abhandlungen, die viel zu wenig Beachtung fanden.



Inselmittag

Wir sind Fremde
von Insel
zu Insel.
Aber am Mittag, wenn uns das Meer
bis ins Bett steigt
und die Vergangenheit
wie Kielwasser
an unsern Fersen abläuft
und das tote Meerkraut am Strand
zu goldenen Bäumen wird,
dann hält uns kein Netz
der Erinnerung mehr,
wir gleiten
hinaus,
und die abgesteckten
Meerstraßen der Fischer
und die Tiefenkarten
gelten nicht
für uns.




Gleichgewicht

Wir gehen
jeder für sich
den schmalen Weg
über den Köpfen der Toten
- fast ohne Angst -
im Takt unsres Herzens,
als seien wir beschützt,
solange die Liebe
nicht aussetzt.

So gehen wir
zwischen Schmetterlingen und Vögeln
in staunendem Gleichgewicht
zu einem Morgen von Baumwipfeln
- grün, gold und blau -
und zu dem Erwachen
der geliebten Augen.





Alle meine Schiffe

Alle meine Schiffe
haben die Häfen vergessen
und meine Füße den Weg.
Es wird nicht gesät und nicht geerntet
denn es ist keine Vergangenheit
und keine Zukunft,
kaum eine Bühne im Tag.
Nur der kleine
zärtliche Abstand
zwischen dir und mir,
den du nicht verminderst.







Domin
Hilde Domin (27. Juli 1909 – 22. Februar 2006)





Der französische Schriftsteller Julien Gracq wurde am 27. Juli 1910 als Louis Poirier in Saint-Florent-le-Vieil bei Angers geboren. Er unterrichtete ab 1948 an einem Pariser Gymnasium Geschichte und Geographie, lebte in Paris. Gracq nam seit seinen literarischen Anfängen, die noch im Zeichen des Surrealismus standen, eine dezidierte Außenseiter-Position im Literaturbetrieb ein. Berühmt wurde seine Ablehnung des Prix Goncourt, der ihm für "Le Rivage des Syrtes" 1951 zuerkannt werden sollte.

Aus: Le Rivage des Syrtes

«Il y a dans notre vie des matins privilégiés où l'avertissement nous parvient, où dès l'éveil résonne pour nous, à travers une flânerie désœuvrée qui se prolonge, une note plus grave, comme on s'attarde, le cœur brouillé, à manier un à un les objets familiers de sa chambre à l'instant d'un grand départ. Quelque chose comme une alerte lointaine se glisse jusqu'à nous dans ce vide clair du matin plus rempli de présages que les songes; c'est peut-être le bruit d'un pas isolé sur le pavé des rues, ou le premier cri d'un oiseau parvenu faiblement à travers le dernier sommeil; mais ce bruit de pas éveille dans l'âme une résonance de cathédrale vide, ce cri passe comme sur les espaces du large, et l'oreille se tend dans le silence sur un vide en nous qui soudain n'a pas plus d'écho que la mer. Notre âme s'est purgée de ses rumeur et du brouhaha de foule qui l'habite; une note fondamentale se réjouit en elle qui en éveille l'exacte capacité. Dans la mesure intime de la vie qui nous est rendue, nous renaissons à notre force et à notre joie, mais parfois cette note est grave et nous surprend comme le pas d'un promeneur qui fait résonner une caverne: c'est qu'une brèche s'est ouverte pendant notre sommeil, qu'une paroi nouvelle s'est effondrée sous la poussée de nos songes, et qu'il nous faudra vivre maintenant pour de longs jours comme dans une chambre familière dont la porte battrait inopinément sur une grotte.»






Gracq
Julien Gracq (27. Juli 1910 – 22. Dezember 2007)

Sonntag, 26. Juli 2009

Arthur Japin, Aldous Huxley

Der niederländische Schriftsteller Arthur Japin wurde am 26. Juli 1956 in Haarlem geboren und studierte zunächst niederländische Literatur in Amsterdam. Nebenbei studierte er ab 1982 zudem Schauspiel an Theaterschulen in Amsterdam und London. Er spielte kleinere Rollen in Fernsehen und Rundfunk, dabei war auch eine kleine Rolle in der Niederländischen Oper.
1987 entdeckte er den historischen Stoff für seinen Roman De zwarte met het witte hart (dt. Der Schwarze mit dem weißen Herzen). Daraufhin gab er seine Karriere als Schauspieler auf und begann, Hörspiele und Theaterstücke zu schreiben und den gefundenen Stoff in einen Roman umzuarbeiten. Dieser Roman erschien schließlich 1997 und wurde bislang in 13 Sprachen übersetzt, er recherchierte hierfür u.a. in Afrika, Deutschland und Indonesien. Derzeit wird er in Holland verfilmt.
Nach Een schitterend gebrek (dt. Die Verführung, 2006) aus dem Jahr 2003 erschien mit De overgave im Jahr 2007 sein dritter historischer Roman in den Niederlanden, der sich, wie seine Vorgänger, anschickt, auch diverse Preise zu gewinnen. So bekam Japin für De zwarte met de witte hart u.a. 1998 den Lucy B. en C.W. an der Hoogtsprijs. Een schitterend gebrek wurde 2004 mit dem Libris literatuurprijs und 2005 mit dem De Inktaap-Preis ausgezeichnet.

Aus: Die Verführung (Übersetzt von Mirjam Pressler)

„Aber der Höhepunkt meines Glücks sollte erst noch kommen. Es erschien in der ersten Septemberwoche hinten auf einem Bauernkarren und ging fast verloren zwischen den reichgeschmückten Karossen, die den ganzen Tag ankamen oder abfuhren. Ich stand versteckt zwischen der Küche und den Nebengebäuden und betrachtete die Pracht, bis meine Aufmerksamkeit zufällig von den beiden Jungen angezogen wurde, die von der Ladefläche sprangen. Sie gaben dem Bauern, der sie gebracht hatte, ein paar Soldi, klopften sich den Hafer aus der Kleidung und liefen so selbstverständlich zum Vorplatz, als wären sie gerade aus einer vergoldeten Kutsche gestiegen. Ich mußte vermutlich so laut lachen, daß sie mich hörten, denn der eine stieß den anderen an und deutete auf mich. Daraufhin nahm dieser seinen Hut ab. Für mich. Seinen Hut! Er nahm seinen Hut ab, hielt ihn einen Moment in der Luft und machte mit dem Kopf eine kleine Verbeugung. Dabei schaute er mich an. Von allen Aufmerksamkeiten, die ich seither in meinem Leben genossen habe, wird mir auf meinem Totenbett nur diese vor Augen kommen. Nie zuvor hatte mir jemand Ehre bezeugt. Ich hatte auch nie danach gestrebt, aber nun, da es mir geschah, verstand ich nicht, warum ich solche Aufmerksamkeiten bisher nie vermißt hatte. Ich fragte mich, ob mich vorher überhaupt jemand so wahrgenommen hatte. In diesem Moment fing der Junge an zu lachen. Er legte einen Finger auf die Lippen, um mich zu bitten, über ihre Armut Stillschweigen zu wahren, und zwinkerte mir zu, zum Zeichen, daß dieses kleine Geheimnis uns fortan verband.
Frech wie Hunde liefen die beiden daraufhin zu meinem Vater, dem sie ihre Namen nannten. Offenbar standen sie auf seiner Gästeliste, denn er kreuzte etwas an und hieß sie willkommen, genau wie er die anderen Eingeladenen begrüßte. Alle wurden zu den Salons geführt, wo sie sich an Getränken und Leckereien erfrischen konnten, bis ihnen ihre Zimmer zugewiesen wurden. Sobald meine neuen Freunde von der Freitreppe verschwunden waren, rannte ich zu meinem Vater und versuchte, auf seiner Liste zu lesen, wer sie waren. Er erriet meine Gedanken.
»Es sind Priesterstudenten«, sagte er und neckte mich, aber schließlich nannte er mir ihre Namen: Francesco und Giacomo Casanova. Bei letzterem imitierte mein Vater übertrieben die Gebärde mit dem Hut, das war ihm also nicht entgangen. Beleidigt, daß er mich nicht ernst nahm, drehte ich mich um und machte mich auf die Suche nach meiner Mutter. Ich fand sie im Souterrain, wo sie mit der Zuteilung der Zimmer beschäftigt war. Sie stand vor der großen Tafel im Hauptgang, an der die Schlüssel aller Zimmer hingen. Auch sie hatte eine Liste, auf der sie jeden Gast durchstrich, von dem sie erfuhr, daß er angekommen war.“






arthur_japin
Arthur Japin (Haarlem, 26. Juli 1956)





Der britische Schriftsteller Aldous Huxley wurde am 26. Juli 1894 in Godalming, Surrey, geboren. Seine Mutter starb 1908 als Huxley gerade 13 Jahre alt war. Drei Jahre später erkrankte er am Auge wodurch sein Sehvermögen stark eingeschränkt wurde. Wegen seiner Blindheit wurde er vom Dienst im Ersten Weltkrieg freigestellt. Aldous Huxley schrieb seinen ersten (unveröffentlichten) Roman im Alter von 17 Jahren. Als er Anfang 20 war machte er die Schriftstellerei zu seinem Beruf. Seine Romane erzählen von einer Entmenschlichung der Gesellschaft durch wissenschaftlichen Fortschritt (z.B. Brave New World deutsch: Schöne neue Welt ) gleichzeitig schrieb er auch über pazifistische Themen (z.B. Geblendet in Gaza ).
Während des Krieges verbrachte er die meiste Zeit in "Garsington Manor" dem Wohnsitz von Lady Ottoline Morell. In seinem späteren Roman Chrome Yellow ( 1921 ) karikiert er den Lebensstil von Garsington was seine Freundschaft mit den Morrels aber nicht beeinträchtigte.
1937 zog Huxley nach Kalifornien . Hier setzt seine zweite Schaffensphase ein die geprägt ist von einer neuen Hinwendung zum Menschen. Der dezidierte Kritiker und scharfzüngige Zyniker wendet sich den großen Weisheitslehren der Welt zu und entdeckt in ihnen ein einendes Band welches sich am ehesten mit dem Begriff Mystik definieren lässt. Beredtes Zeugnis dieser Erkenntnis liefert "The Perennial Philosophy".

Aus: Brave New World

“A squat grey building of only thirty-four storeys. Over the main entrance the words, Central London Hatchery and Conditioning Centre, and, in a shield, the World State’s motto, Community, Identity, Stability.
The enormous room on the ground floor faced towards the north. Cold for all the summer beyond the panes, for all the tropical heat of the room itself, a harsh thin light glared through the windows, hungrily seeking some draped lay figure, some pallid shape of academic goose-flesh, but finding only the glass and nickel and bleakly shining porcelain of a laboratory. Wintriness responded to wintriness. The overalls of the workers were white, their hands gloved with a pale corpse-coloured rubber. The light was frozen, dead, a ghost. Only from the yellow barrels of the microscopes did it borrow a certain rich and living substance, lying along the polished tubes like butter, streak after luscious streak in long recession down the work tables.
‘And this,’ said the Director opening the door, ‘is the Fertilizing Room.’
Bent over their instruments, three hundred Fertilizers were plunged, as the Director of Hatcheries and Conditioning entered the room, in the scarcely breathing silence, the absentminded, soliloquizing hum or whistle, of absorbed concentration. A troop of newly arrived students, very young, pink and callow, followed nervously, rather abjectly, at the Director’s heels. Each of them carried a note-book, in which, whenever the great man spoke, he desperately scribbled. Straight from the horse’s mouth. It was a rare privilege. The DHC for Central London always made a point of personallyconducting his new students round the various departments.
‘Just to give you a general idea,’ he would explain to them. For of course some sort of general idea they must have, if they were to do their work intelligently — though as little of one, if they were to be good and happy members of society, as possible. For particulars, as everyone knows, make for virtue and happiness; generalities are intellectually necessary evils. Not philosophers, but fret-sawyers and stamp collectors compose the backbone of society.”






Huxley_Bell
Aldous Huxley (26. Juli 1894 – 22. November 1963)
Porträt von Vanessa Bell

Samstag, 25. Juli 2009

Elias Canetti, Max Dauthendey

Der Schriftsteller und Aphoristiker deutscher Sprache Elias Canetti wurde am 25. Juli 1905 in Rustschuk, heute Bulgarien, damals Teil des osmanischen Reiches, als Sohn eines Kaufmanns geboren. 1911 siedelte die Familie nach Manchester, ein Jahr später, nach dem Tod des Vaters, nach Wien. 1916 verließ die Familie Wien und ließ sich in Frankfurt am Main nieder. Nach seinem Abitur kehrtet Canetti zurück nach Österreich, wo er Chemie an der Universität Wien studierte. Schon während seines Studiums wurde Canetti als Übersetzer für den Malik-Verlag in Berlin tätig. 1929 promovierte Canetti zum Doktor der Naturwissenschaften. 1937 veröffentlichte er seinen ersten Roman, Die Blendung, der schon sehr bald in zahlreichen europäischen Ländern veröffentlicht wurde. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich 1938 floh er mit seiner Frau Veza Canetti nach London. Obwohl Canetti selbst Jude war, blieb er auch nach dem Zweiten Weltkrieg seiner "zweiten Muttersprache" treu und schrieb ausschließlich in deutscher Sprache. Canettis Werke wurden in über 25 Sprachen übersetzt. In seiner Dankesrede für den Nobelpreis betont er mit Nachdruck die schriftstellerische Leistung seiner Kollegen Karl Kraus, Franz Kafka, Robert Musil und Hermann Broch.

Aus: Party im Blitz

„Als der Blitzkrieg über London begann, einige Monate nach Dünkirchen, im gefährlichsten Zeitpunkt der englischen Geschichte, erlebte ich in seinem Hause eine Party, die mir vor Augen bliebe, auch wenn ich fünfhundert Jahre danach noch am Leben wäre. Sein Haus war höher als die meisten in Downshire Hill. Es hatte drei Stockwerke, die meisten andern nur zwei. Es war aber schmal wie die andern alle. In jedem Stock waren höchstens ein oder zwei Zimmer. Sie waren von Menschen erfüllt, die tranken und tanzten. Sie standen mit den Gläsern in der Hand da, wie es hier Sitte war, aber mit ausdrucksvollen Gesichtern, was hier gegen die Sitte ging. Es waren manche junge Offiziere in Uniform darunter, lebhaft, ja beinah lebenslustig, von lauten Sätzen überquellend, die man gehört hätte, wenn sie in der Musik nicht untergegangen wären. Die Tanzenden, besonders die Frauen, hatten etwas Aufgerissenes und genossen ihre Bewegungen wie die des Partners. Die Atmosphäre war dicht und heiß, und niemand kümmerte sich darum, daß man Bomben-Einschläge hörte, eine furchtlose und dabei sehr lebendige Gesellschaft. Ich hatte im obersten Stock begonnen, ich traute kaum meinen Augen und ich ging in den zweiten hinunter und traute ihnen noch weniger. Jeder Raum schien feuriger als der, in dem man sich vorher umgetan hatte. In den tieferen Räumen sonderte man sich etwas mehr ab, Pärchen saßen und hielten einander umarmt, die Musik durchdrang uns heiß von oben bis unten, man gab sich mit Umarmungen und Küssen zufrieden, nichts wirkte lasziv, im Basement, wie man hier das Untergeschoß nannte, geschah das Erstaunlichste. Die Türe nach außen wurde aufgerissen, Männer in Feuerwehrhelmen griffen nach Kübeln mit Sand, die sie im Schweiß ihres Angesichts in größter Geschwindigkeit hinaustrugen. Sie achteten auf nichts, das sie im Raum vor sich sahen, in ihrer Eile, die brennenden Häuser in der Nachbarschaft zu schützen, griffen sie wie blind nach den sandgefüllten Kübeln.”







Canetti
Elias Canetti (25. Juli 1905 – 14. August 1994)





Der deutsche Dichter und Maler Max Dauthendey wurde am 25. Juli 1867 in Würzburg geboren. Sein Vater war ein bekannter Fotograf, in dessen Atelier der junge Dauthendey von 1886 bis 1889 als Fotograf arbeitete. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Berlin begann er ein ruheloses Wanderleben und bereiste die gesamte Welt. Bei seinem Aufenthalt in Java wurde er vom 1. Weltkrieg überrascht und starb an einer tropischen Krankheit am 29. August 1918 in Malang/Java.


Das Heu liegt tot am Wege

Das Heu liegt tot am Wege,
Wir gingen ohne zu sehen,
Und Amselsang im Gehege,
Wir hörten es kaum im Gehen.

Wir waren still wie Erde,
Wie zwei, die man begraben;
Unsere Seelen mit dunkler Gebärde
Durchzogen den Himmel wie Raben.




Die Luft ist voll Kommen und Gehen

Die blühenden blauen Kornraden,
Sie fielen mit den Ähren;
Das Korn liegt still in Schwaden
Im Sonnenschein, im schweren.

Kaum ein paar kurze Wochen
Sind die Felder glühend zu sehen;
Gleich muß die Sense dann pochen,
Und Stoppeln bleiben kalt stehen.

Wenn Augenblicke erwarmen,
Fühlt ihren Atem kaum wehen,
Da entsinken sie schon unsern Armen -
Die Luft ist voll Kommen und Gehen.




Die Mittagsstund'

Im Zimmer, im trägen und stummen,
Hör' ich die Mittagsstund' summen,
Als gurrt eine Taube im Kropfe,
Als kocht man den Sommer im Topfe.
Und ferner Sommer Gespenster
Besuchen Dich glühend am Fenster,
Und manch' einer möchte gern bleiben
Und hängt sich verliebt an die Scheiben.
Von Sommer, die heiß hereinlugen,
Kracht's Fensterbrett laut in den Fugen;
Und auch eine Fliege, die brummt,
Die alle Sommer schon summt,
Sie singt von der Wollust ohn' Ruh'
Und von allen Sommern dazu.







dauthendey_max
Max Dauthendey (25. Juli 1867 – 29. August 1918)

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