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William Shakespeare, Peter Horst Neumann

Der englische Dichter William Shakespeare wurde vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Shakespeares genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Er wurde laut Kirchenregister der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon, Warwickshire, am 26. April 1564 getauft. Seit dem 18. Jahrhundert wird der 23. April oft als sein Geburtstag genannt, doch ist diese Angabe nicht gesichert und geht letztlich wohl nur darauf zurück, dass Shakespeare am gleichen Tag des Jahres 1616 (23. April) verstorben ist. Shakespeare arbeitete als Schauspieler in kleineren Rollen und schrieb Schauspiele für seine Theatertruppe, an der er Teilhaber war. Seine Stücke waren offensichtlich sehr erfolgreich, wie die Tagebuchaufzeichnungen des Theaterunternehmers Philip Henslowe belegen. Shakespeare war allerdings nur einer von etlichen elisabethanischen Stückeschreibern; sein größter Konkurrent war zunächst Christopher Marlowe, später Ben Jonson. Es war durchaus üblich, ältere Stücke umzuschreiben und wieder neu aufzuführen;
Shakespeare war mehr als nur ein Stückeschreiber. Er versuchte sich (vermutlich als die Theater Londons wegen der Pest-Epidemien zeitweise schließen mussten) auch im eigentlichen Medium der Dichter jener Zeit, im epischen Gedicht und in der Lyrik, was seinen Ruhm bei seinen Zeitgenossen begründete. Er schrieb 1593 die zwei Verserzählungen Venus and Adonis und Lucrece, die er seinem adeligen Gönner Henry Wriothesley, Earl of Southampton, zueignete. Auch ein Zyklus von 154 Sonetten erschien 1609. Diese Arbeit umgeben zahlreiche Geheimnisse schon außerhalb des Textes, weil nicht klar ist, wer in einem kurzen Verleger-Vorspann, der meist als „Widmung“ gelesen wird, mit „the only begetter“ und „Mr. W.H.“ gemeint ist. Ab 1599 war Shakespeare Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre, das seine Truppe als Nachfolger für das Theatre baute, als der Pachtvertrag ausgelaufen war. Die Lord Chamberlain’s Men benannten sich nach ihrem Mäzen und Sponsor, dem Lord Chamberlain, und sie waren auch am Hof der Königin Elisabeth gern gesehen. Später, unter Elisabeths Nachfolger Jakob I., durften sie sich sogar nach dem königlichen Gönner King’s Men nennen.Mit 46 Jahren kehrte Shakespeare als reicher Mann nach Stratford zurück, und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, wobei er die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kollegen nicht ganz abreißen ließ und bei einigen Theaterproduktionen als Mitautor beteiligt war.



SONNET 12

When I do count the clock that tells the time,
And see the brave day sunk in hideous night;
When I behold the violet past prime,
And sable curls all silver'd o'er with white;
When lofty trees I see barren of leaves
Which erst from heat did canopy the herd,
And summer's green all girded up in sheaves
Borne on the bier with white and bristly beard,
Then of thy beauty do I question make,
That thou among the wastes of time must go,
Since sweets and beauties do themselves forsake
And die as fast as they see others grow;
And nothing 'gainst Time's scythe can make defence
Save breed, to brave him when he takes thee hence.





SONNET 18

Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date:
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd;
And every fair from fair sometime declines,
By chance or nature's changing course untrimm'd;
But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou owest;
Nor shall Death brag thou wander'st in his shade,
When in eternal lines to time thou growest:
So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this and this gives life to thee.





SONNET 129

The expense of spirit in a waste of shame
Is lust in action; and till action, lust
Is perjured, murderous, bloody, full of blame,
Savage, extreme, rude, cruel, not to trust,
Enjoy'd no sooner but despised straight,
Past reason hunted, and no sooner had
Past reason hated, as a swallow'd bait
On purpose laid to make the taker mad;
Mad in pursuit and in possession so;
Had, having, and in quest to have, extreme;
A bliss in proof, and proved, a very woe;
Before, a joy proposed; behind, a dream.
All this the world well knows; yet none knows well
To shun the heaven that leads men to this hell.








William Shakespeare (23. April 1564 – 23. April 1616)




Der deutsche Lyriker, Essayist und Literaturwissenschaftler Peter Horst Neumann wurde am 23. April 1936 in Neisse, Oberschlesien, geboren. Nach der Vertreibung 1945 wuchs Peter Horst Neumann in Aue (Sachsen) auf. In Leipzig studierte er Musik (Gesang, Klavier, Kontrabass) und Germanistik; 1958 wurde er relegiert und floh nach West-Berlin. 1965 promovierte er bei Walther Killy in Göttingen mit einer Arbeit über Jean Pauls Roman „Flegeljahre“. Als Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturgeschichte lehrte er ab 1968 an der Universität Freiburg im Üechtland (Schweiz), ab 1980 an der Justus-Liebig-Universität Gießen und von 1983 bis zu seiner Emeritierung 2001 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1984 bis 2002 war er Präsident der Eichendorff-Gesellschaft; 1995 initiierte er mit Reinhard Knodt die „Nürnberger Autorengespräche“. Seit 2000 ist er Präsident der Goethe-Gesellschaft in Erlangen. Gemeinsam mit Ilse Aichinger und anderen Autorenkollegen übte er im Frankfurter Appell Kritik an der Rechtschreibreform von 1996.


Mein Vater

Er war nicht im Krieg,
schickte aus Frankreich
keine Pakete, erfror nicht
vor Stalingrad und war
auch in Warschau
nicht dabei (falls ihr
noch wißt, was ich meine).

Weil er den Schuh
sich nicht selber binden konnte:
ein Klumpfuß seit Kindesbeinen.

Als ich erfuhr, daß Ödipus
Klumpfuß heißt, war's
für Komplexe zu spät und
das Morden der Väter vorbei.

Jeden Morgen saß er
vor meinem Bett, im Halb-
schlaf kreuzte ich ihm
den Senkel zwischen den Ösen
und über die Schleife
schlug ich für eines Tages
Halt und Dauer meinen Knoten.

Gestern, nach vierzig Jahren,
bin ich von seiner Stimme
erwacht mit meinem Namen
im Ohr, und heute (wen's
interessiert) hab ich ihn
tanzen gesehn.





Stundenglas

Wie Mehl, vom feinsten,
eine Handvoll Sand,
der tausendmal hin und zurück
durchs nadelfeine Öhr
fiel, tausendmal zu malen
eine Stunde, bis es zerbrach,
das Glas, die Zeit aus ihrer Haft
zurücksprang in die Ewigkeit
und mir, in Versen,
diese Handvoll Sand verblieb -
die schenk ich dir.







Peter Horst Neumann (Neisse, 23. April 1936)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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