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Donnerstag, 28. Mai 2009

Patrick White, Walker Percy

Der australische Schriftsteller Patrick White wurde am 28. Mai 1912 in London geboren. Nachdem die Familie 1916 ein großes Anwesen in Sydney gekauft hatte, erkrankte Patrick mit vier Jahren an Asthma, woran bereits sein Großvater mütterlicherseits gestorben war. Die angegriffene Gesundheit, die ihn von sportlichen Aktivitäten und „Jungenspielen“ abhielt, dürfte ihren Beitrag zu eher geistigen Beschäftigungen geleistet haben: Patrick las viel, besuchte mit seiner Mutter das Theater und gab eigene kleine Tanzvorstellungen im Freundeskreis der Mutter.Im Alter von zehn Jahren wurde Patrick auf ein Jungen-Internat in Moss Vale in New South Wales geschickt, wo man sich wegen des Hochland-Klimas Besserung für seine Gesundheit erhoffte. Obwohl er eine Weile brauchte, um sich an das Zusammenleben mit anderen Kindern zu gewöhnen, akklimatisierte er sich schließlich und begann mit dem Schreiben eigener Theaterstücke. Patrick White überredete seine Eltern, das College früher verlassen zu dürfen, um Schauspieler zu werden. Sie willigten unter der Bedingung ein, dass er zunächst nach Hause nach Australien käme, um ein Leben auf dem Land zu versuchen.White arbeitete zwei Jahre als Farmgehilfe, zunächst auf Monaro, einer Farm am Rand der Snowy Mountains in New South Wales, dann auf einem Anwesen eines der Whitycombs bei Walgett im Norden des Landes. Seine Eltern hofften immer noch, dass seine künstlerischen Ambitionen verschwinden würden, wenn er einmal das harte Leben auf der Farm kennengelernt hätte. White entwickelte zwar eine enge Beziehung zur ihn umgebenden Natur, begann jedoch parallel wieder zu schreiben.Noch während Whites Studienzeit in Cambridge erschienen 1934 zwei seiner Gedichte in der Zeitung The London Mercury: Meeting Again und The Ploughman, das 1935 auch in das Jahrbuch The Best Poems of 1935 aufgenommen wurde.Als 1937 sein Vater starb und ihm 10.000 Pfund hinterließ, konnte er sein Schriftstellerleben weiterführen, ohne zu sehr auf materiellen Erfolg Rücksicht nehmen zu müssen. Er schrieb zwei weitere Dramen und fand schließlich 1939 einen Verleger für Happy Valley; der Roman fand wohlwollende Aufnahme in London, so wurde er etwa von Graham Greene, Elizabeth Bowen and Herbert Read gelobt.Als Großbritannien in den Zweiten Weltkrieg eintrat, kehrte White nach London zurück und wurde als Nachrichtenoffizier in die Royal Air Force aufgenommen. Während des Krieges wurde er im Nahen Osten, in Ägypten, Palästina und Griechenland eingesetzt. In Alexandria lernte er den griechischen Offizier Manoly Lascaris kennen, der sein Lebensgefährte werden sollte.Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst zogen White und Lascaris 1946 nach Australien und kauften ein altes Haus in Castle Hill außerhalb von Sydney. Sie verbrachten 18 Jahre auf dem Dogwoods getauften Anwesen, züchteten Blumen, Gemüse und Milchvieh, und White veröffentlichte 1955 The Aunt's Story und The Tree of Man. Ins Deutsche übersetzt wurde The Tree of Man 1957 unter dem Titel Zur Ruhe kam der Baum des Menschen nie von Annemarie und Heinrich Böll. White erhielt 1973 als bislang einziger Schriftsteller seines Kontinents den Nobelpreis für Literatur.

Aus: The Eye Of The Storm

„In the mountains the weatherboard and fibro townships were minding their own business. Chummier shops displaying pragmatic goods had nothing to hide. But doubts set in among the stragglers, towards the fringes, where houses built for permanence had reached the lurching stage, above the rich humus spread by their shrubberies to soften the logical collapse. The shrubberies themselves, planted by their owners as a sober duty, were touched with a cold apocalyptic fire. Here and there at the foot of a tree, old, broken, black umbrellas arranged singly or in clumps, were seen to stir at times, then to move, slowly, sideways asymmetrically. Some of the old umbrella-forms were trundling through an undergrowth of rhododendrons and azaleas assisted by what appeared to be part of their own aluminium frames, which had become conveniently unstuck, and could be used as crutches.
Basil was stopping the car in front of a shop. On a blind wall a square of faded bluebag was advertising some illegible commodity. Without explaining why, Basil was getting out. Nor did Dorothy ask for explanations: she was frantically searching for some face or object with which to identify herself. As Basil was closing the car door, a boy in jeans followed by a high-stepping spotted dog, came jaunting past. Dorothy tried smiling at the boy, but her smile must have looked directionless, or old; anyway the boy was plainly ignoring foreigners. When Basil had gone inside the shop, Dorothy was left with gooseflesh on her arms. The silence around her might have been solid if it had not been for the sound of the boy's departing thongs and the notes of a currawong floating on the mountain air. Something was eluding her; it will be different, she said, when we reach 'Kudjeri'.
Basil returned with the two pies. He was wearing the expression of a man who has laid hands on a symbol of his boyhood: it made him look somewhat ponderous.
'Oh, Basil - you're not going to eat them!' She spoke with the languor of an older girl.
'What else?' The light through a sycamore illuminated his sheepish words.
He handed her the second pie. 'Oh, really!' She couldn't refuse it, and at the same time it was too hot, too greasy: she didn't know what to do with the thing.
Basil was already stuffing his mouth. She doubted whether his boyhood could be recaptured so easily. As a trickle of pale gravy meandered down towards the cleft of his chin, she was reminded, rather, of a boyish, sweaty commercial traveller in a train. Only the dustcoat was missing.
Dorothy sighed. 'Oh, dear!' She bit into her horrid pie.
Flooded with the flavour of hot soggy cardboard and floury gravy, her unwillingness and contempt turned to loathing; worse on discovering something loathsome in herself: she was filled with a guilty voluptuousness as though biting into her own flesh.“







Patrick White (28. Mai 1912 – 30. September 1990)
Porträt von Roy de Maistre, 1939





Der amerikanische Schriftsteller Walker Percy wurde am 28. Mai 1916 in Birmingham, Alabama, geboren. Nach dem Selbstmord seines Vaters und dem Unfalltod seiner Mutter wuchs er mit seinen beiden Brüdern bei seinem Cousin William Alexander Percy in Greenville (Mississippi) auf. Ein weiterer Cousin ist William Armstrong Percy. Er studierte Chemie an der University of North Carolina in Chapel Hill. Nach seinem Abschluss 1937 studierte er Medizin an der Columbia University in New York, wo er 1941 seine Approbation erhielt. 1942 erkrankte er an Tuberkulose und musste seinen Arztberuf aufgeben. Vor seiner Konversion zum Katholizismus 1947 beschäftigte er sich intensiv mit den Philosophen Sören Kierkegaard und Charles Sanders Peirce. Zu Percys ersten Veröffentlichungen gehören philosophische Fachartikel, vor allem zur Zeichentheorie. Kierkegaards Existenzphilosophie prägt vor allem Percys ersten Roman Kinogeher; die Auseinandersetzung mit Peirce zieht sich vor allem durch seine Essays (gesammelt in Message in the Bottle und Signposts in a Strange Land), sein ironisch-zeitkritisches Buch Lost in the Cosmos, aber auch durch seinen Roman Die Wiederkehr. Deutet er seine religiöse Haltung in seinem Erstling Der Kinogeher kaum an, wird sie in seinen späteren Romanen (v. a. Liebe in Ruinen und Thanatos-Syndrom) klar erkennbar.

Aus: The Second Coming

„Well then, does anything really change in a lifetime, he asked the sly sidelong-looking Andrea del Sarto in the Mercedes mirror? No, you are the same person with whom I struck the pact roaring out old U.S. 66 through the lonesome towns and empty desert. You don't ever really learn anything you didn't know when you were thirteen.
And what was that?
All I knew for sure then and now was that after what happened to me nothing could ever defeat me, no matter what else happened in this bloody century. If you didn't defeat me, old mole, loving father and death-dealer, nothing can, not wars, not this century, not the Germans. We beat the Germans, nutty as we are, and now drive perfect German cars, we somewhat frazzled it is true, and shaky, but victorious nevertheless.
Ah, but what if the death is not in the century but in your own genes, that you of all men are a child of the century because you are as death-bound by your own hand as the century is you and you of all men should be most at home now, as bred for death as surely as a pointer bitch to point, that death your own death is what you really love and won't be happy till you have, what then?
Then we'll know, won't we?
Grinning and shivering on the back seat thirty years later, teeth clacking, this raddled middle-aged American sat in his German car in the mountains of North Carolina hugging himself and making shoulder movements like a man giving body English to a pinball machine except that he was thinking about J. E. B. Stuart and Baron von Richthofen and World War II and fighting the Germans, which he had not done. Instead, he took two quick drinks from the gold-lined silver jigger and waited until the warmth bloomed under his ribs and the shaking stopped.“







Walker Percy (28. Mai 1916 – 10. Mai 1990)

Mittwoch, 27. Mai 2009

John Cheever, Said

Der amerikanische Schriftsteller John Cheever wurde am 27. Mai 1912 geboren in Quincy (Massachusetts), geboren. Cheevers Schulbildung endete relativ früh und abrupt mit seiner Relegation. Bekannt wurde er vor allem durch seine Kurzgeschichten, die im Stile von Sittenkomödien das geistlose und gefühlsarme Leben wohlhabender Vorstadtamerikaner schildern. Ursprünglich erschienen Cheevers Kurzgeschichten in renommierten Magazinen, wie etwa ab den dreißiger Jahren in The New Yorker. Später wurden sie gesammelt in Buchform veröffentlicht: The way some people live (1943), The enormous radio and other stories (1954), The housebreaker of Shady Hill (1958), The brigadier and the golf widow (1964) und The world of apples (1973). Für die Anthologie The Stories of John Cheever (1978) wurde er 1979 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Als Romanschriftsteller machte sich Cheever einen Namen mit The Wapshot chronicle (1957, Die lieben Wapshots), für den er den National Book Award erhielt. 1964 schrieb er eine Fortsetzung des Romans unter dem Titel The Wapshot scandal (Die schlimmen Wapshots; auch: Der Wapshot-Skandal).

Aus: The Enormous Radio

“Jim and Irene Westcott were the kind of people who seem to strike that satisfactory average of income, endeavor, and respectability that is reached by the statistical reports in college alumni bulletins. They were the parents of two young children, they had been married nine years, they lived on the twelfth floor of an apartment house near Sutton Place, they went to the theatre on an average of 10.3 times a year, and they hoped someday to live in Westchester. Irene Westcott was a pleasant, rather plain girl with soft brown hair and a wide, fine forehead upon which nothing at all had been written, and in the cold weather she wore a coat of fitch skins dyed to resemble mink. You could not say that Jim Westcott looked younger than he was, but you could at least say of him that he seemed to feel younger. He wore his graying hair cut very short, he dressed in the kind of clothes his class had worn at Andover, and his manner was earnest, vehement, and intentionally naïve. The Westcotts differed from their friends, their classmates, and their neighbors only in an interest they shared in serious music. They went to a great many concerts–although they seldom mentioned this to anyone–and they spent a good deal of time listening to music on the radio.
Their radio was an old instrument, sensitive, unpredictable, and beyond repair. Neither of them understood the mechanics of radio–or of any of the other appliances that surrounded them–and when the instrument faltered, Jim would strike the side of the cabinet with his hand. This sometimes helped. One Sunday afternoon, in the middle of a Schubert quartet, the musicfaded away altogether. Jim struck the cabinet repeatedly, but there was no response; the Schubert was lost to them forever. He promised to buy Irene a new radio, and on Monday when he came home from work he told her that he had got one. He refused to describe it, and said it would be a surprise for her when it came.”







John Cheever (27. Mai 1912 – 18. Juni 1982)





Der deutsch-iranische Lyriker und Schriftsteller Said wurde am 27. Mai 1947 in Teheran geboren. 1965 kam Said siebzehnjährig als Student nach München. Hier studierte er Politikwissenschaft. Nach dem Sturz des Schahs 1979 ging er kurzzeitig in den Iran. Die dort durch die Mullahs neu begründete Theokratie aber veranlasste ihn, wieder in das deutsche Exil zurückzukehren. Hier besitzt er nunmehr die deutsche Staatsangehörigkeit und schreibt Lyrik und Prosa in deutscher Sprache, die er in all ihren Nuancen beherrscht und als seine „Behausung“ begreift. Saids Grundthemen sind vor allem Liebe und Exil. Mehrfach wurde er für sein schriftstellerisches Werk, aber auch für sein Engagement für politisch Verfolgte ausgezeichnet (s. u. Auszeichnungen).



mein wort sucht still

mein wort sucht still
derweil das licht
dieses hungrige tier
schweigt und betrachtet
bis die innenwelt sich entblößt
wahrheiten liegen
gefügig auf der erde
rar geworden sind die orte
an denen sich das wort mühelos
an seine herkunft erinnert






der krieg wird assimiliert

der krieg wird assimiliert
leise ohne stigma
immer mehr metallstücke
extrem laut und nah
berichten von seinem wohlbefinden
bis die synthetische herstellung der schönheit gewährleistet ist
zeitweilige und mutanten
ausgeglichen vernünftig phlegmatisch
beherrschen fortan die menagerie
bar jeglicher täuschung
geborgen im halbdunkel des gehorsams
ihre zeichen sind gering
ihre türen offen







Said (Teheran, 27. Mai 1947)

Dienstag, 26. Mai 2009

Alan Hollinghurst, Maxwell Bodenheim

Der britische Schriftsteller Alan Hollinghurst wurde am 26. Mai 1954 in Stroud, Grafschaft Gloucestershire, als einziges Kind eines Bankmanagers geboren. Nach dem Englisch-Studium in Oxford zog er nach London und schrieb von 1982 bis 1995 (ab 1985 als stellvertretender Chefredakteur) Kritiken für das "Times Literary Supplement". Alan Hollinghurst gilt als einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren Großbritanniens. 1989 erhielt er den Gay and Lesbian Book Award für sein Werk The Swimming Pool Library und 2004 den Booker Prize für seinen Roman The Line of Beauty.

Aus: The Spell

“He wondered if the boy had lost the way. They had started out on a driven track half-covered with small noisy stones; but it faded, was found again for half a mile, where it followed the rim of a dry wash, and then died away among the windswept contours and little dusty bushes of the desert. The pick-up roared on across long inclines of grey dirt. The boy kept his foot down and stared straight ahead, as if unable to consider the possibilities that lay to left and right. He was almost smiling -- Robin couldn't decide if from nerves or from the pleasure a local person has in scaring and disorienting a stranger. An empty bottle rolled and clinked against the metal supports of the bench-seat. Robin sat with his forearm braced in the open window, and grunted involuntarily at each bump and drop: academic research had never been so wayward or so physical. He found that he was smiling too, and that he was not only shaken but happy.
They reached a low crest and there beneath them spread thirty or forty miles of silvery waste, crossed by the quick eclipses of windy sunlight; the wide plain was rifted with gulleys and dry riverbeds, and climbed distantly to mountains which were radiant towers in the west and unguessable obscurities in the blackly shadowed south. This was what he wanted to see: it was what had brought a rich man and his architect here half a century ago. It wasn't a terrain that could be ploughed or grazed or humbled by use: nothing could have altered unless by the gradual violence of winds and storm rains. The pick-up slowed, and Robin imagined that even his guide, who had surely seen nothing but this country all his life, was responding to its magic or its admonishment.
`What are those mountains called?' he shouted over the churning of the engine and the racket of stones and grit against the bottom of the vehicle. The boy looked stoopingly across, and out beyond Robin at the morning-bright bluffs to the west. He nodded several times, perhaps he had only understood the word mountains, or was hesitating before so many mountains, with so many names.“







Alan Hollinghurst (Stoud, 26. Mai 1954)





Der amerikanische Schriftsteller Maxwell Bodenheim wurde am 26. Mai 1892 in Hermanville, Mississippi, als Maxwell Bodenheimer geboren. Um 1912 lernte Bodenheim Ben Hecht in Chicago kennen. Sie wurden Freunde und gründeten zusammen eine Zeitschrift. Weitere Mitglieder ihrer Gruppe waren u.a. Sherwood Anderson und Charles MacArthur. Seine ersten Verse veröffentlichte Bodenheim 1914 im Poetry Magazine. In den folgenden zehn Jahren etablierte er sich als einer der führenden Autoren der USA. Er veröffentlichte zehn Gedichtbände, die viele Merkmale des Imagismus enthalten, sowie 13 Romane. Nachdem er viele Jahre lang eine führende Figur der Künstlerszene von Greenwich Village gewesen war, verschlechterten sich Bodenheims Lebensumstände in den 1920er und 30er Jahren rapide. Vor der Hochzeit mit seiner zweiten Frau Grace war er zum Bettler geworden. Nach ihrem Krebstod wurde er zum Trinker und verlor an Ansehen. Er wurde mehrmals wegen Landstreicherei und Trunkenheit verhaftet und in ein Krankenhaus eingeliefert. Bodenheims dritte Frau Ruth war 28 Jahre jünger als er. Sie teilte seine heruntergekommene Lebensweise. Sie waren obdachlos und schliefen auf Parkbänken. Er bettelte mit einem Schild mit der Aufschrift „Ich bin blind“, sie schrieb kurze Gedichte gegen Geld oder Drinks nieder. Ruth schlief auch mit anderen Männern, was Bodenheim nicht zu stören schien. Bodenheim und Ruth wurden 1954 von dem 25jährigen psychisch gestörten Tellerwäscher Harold „Charlie“ Weinberg ermordet, den sie auf der Straße kennen gelernt hatten.



EAST SIDE MOVING PICTURE THEATRE--SUNDAY

An old woman rubs her eyes
As though she were stroking children back to life.
A slender Jewish boy whose forehead
Is tall, and like a wind-marked wall,
Restlessly waits while leaping prayers
Clash their light-cymbals within his eyes.
And a little hunchbacked girl
Straightens her back with a slow-pulling smile.
(I am afraid to look at her again.)

Then the blurred, tawdry pictures rush across the scene,
And I hear a swishing intake of breath,
As though some band of shy rigid spirits
Were standing before their last heaven.





Factory-girl

Why are your eyes like dry brown flower-pods,
Still, gripped by the memory of lost petals?
I feel that, if I touched them,
They would crumble to falling brown dust,
And you would stand with blindness revealed.
Yet you would not shrink, for your life
Has been long since memorized,
And eyes would only melt out against its high walls.
Besides, in the making of boxes
Sprinkled with crude forget-me-nots,
One is curiously blessed if one's eyes are dead.







Maxwell Bodenheim (26. Mai 1892 – 6. Februar 1954)

Montag, 25. Mai 2009

Raymond Carver, Rosario Castellanos

Der amerikanische Schriftsteller und Dichter Raymond Carver wurde am 25. Mai 1938 in Clatskanie, Oregon, geboren. Carver studierte Creative Writing bei dem Autor John Gardner am Chicago State College. Am Humboldt State College in Kalifornien, wo er 1963 einen B.A. erwarb, und an der University of Iowa setzte er sein Studium fort. Er veröffentlichte zu Lebzeiten in verschiedenen Zeitschriften, darunter The New Yorker und Esquire, eine Anzahl von Erzählungen, zum Teil Kurzgeschichten, die aus dem Leben einfacher Menschen berichten. Seine Arbeiten zeichnen sich durch ihren lakonischen Stil aus.Stilistisch wird Carver dem literarischen Minimalismus zugerechnet. Carver war mit der Lyrikerin Tess Gallagher verheiratet und gut befreundet mit Tobias Wolff und Richard Ford. Im Jahre 1988 wurde er in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Seit seiner Zeit am Humboldt State College bis zehn Jahre vor seinem Tod war Carver ein starker Alkoholiker. Viele seiner Geschichten zeugen von seiner Alkoholsucht. Carver starb im Alter von 50 Jahren in Port Angeles (Washington) an Lungenkrebs.



An Afternoon

As he writes, without looking at the sea,
he feels the tip of his pen begin to tremble.
The tide is going out across the shingle.
But it isn't that. No,
it's because at that moment she chooses
to walk into the room without any clothes on.
Drowsy, not even sure where she is
for a moment. She waves the hair from her forehead.
Sits on the toilet with her eyes closed,
head down. Legs sprawled. He sees her
through the doorway. Maybe
she's remembering what happened that morning.
For after a time, she opens one eye and looks at him.
And sweetly smiles.





The Best Time Of The Day

Cool summer nights.
Windows open.
Lamps burning.
Fruit in the bowl.
And your head on my shoulder.
These the happiest moments in the day.

Next to the early morning hours,
of course. And the time
just before lunch.
And the afternoon, and
early evening hours.
But I do love

these summer nights.
Even more, I think,
than those other times.
The work finished for the day.
And no one who can reach us now.
Or ever.







Raymond Carver (25. Mai 1938 – 2. August 1988)





Die mexikanische Dichterin und Schriftstellerin Rosario Castellanos wurde am 25. Mai 1925 in Mexiko-Stadt geboren. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Generation von 1950 war sie eine der wichtigsten literarischen Stimmen Mexikos im letzten Jahrhundert. Während ihres ganzen Lebens sprach sie beredt über kulturelle und geschlechtliche Unterdrückung und ihr Werk hat die feministische Theorie und Praxis sowie die Cultural studies beeinflusst. Obwohl sie jung starb, öffnete sie die mexikanische Literatur für Frauen und hinterließ ein bis heute aktuelles Erbe. Obwohl sie introvertiert war, schloss sie sich einer Gruppe mexikanischer und zentralamerikanischer Intellektueller an, las viel und begann zu schreiben. Sie studierte Philosophie und Literatur an der Universidad Nacional Autónoma de México, an der sie später lehrte, und schloss sich dem Instituto Nacional Indigenista an, schrieb Stücke für das Puppentheater, die in armen Gegenden gezeigt wurden, um die Alphabetisierung zu fördern. Das Institut war von Präsident Cárdenas gegründet worden. Sie schrieb auch eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung Excélsior.Neben ihrer literarischen Arbeit hatte Castellanos hatte auch verschiedene offizielle Ämter inne. In Anerkennung ihrer Verdienste um die mexikanische Literatur wurde sie 1971 zur mexikanischen Botschafterin in Israel ernannt.



The Everyday

For love there is no heaven, love; only this day;
this sad strand of hair that falls
while you are combing before a mirror.
Those long tunnels
that we traverse panting and breathless;
the eyeless walls,
the emptiness that resound with
some hidden and senseless voice.
For love there is no respite, love. The night
does not suddenly become bearable.
And when a star breaks its chains
and you see it madly zigzag, and disappear,
not for this does the law loosen its claws.
The encounter is in darkness. The taste
of tears mixes with the kiss.
And in the embrace you clasp the memory
of that orphanhood, of that death.




Destiny

We kill that which we love. The rest
was never alive.
No one is as close to us. No other is so hurt
by forgetfulness, an absence, a mere nothing.
We kill that which we love. An end to the asphyxia
of breathing with another’s lungs!
The air isn’t sufficient
for the two of us, nor the earth
for our bodies entwined.
The dose of hope is small
and sorrow cannot be shared.
Man is made of solitudes,
a deer in flight, bleeding,
its loins pierced by an arrow.

Ah, but hatred
its insomniac fixity of glass:
repose and menace combined.

The deer inclines its head to drink,
discovers a tiger’s image in the water.
The deer drinks the water and its image. It becomes
(before it is devoured—astonished accomplice—)
equal to its enemy.

We give life only to what we hate.




Übersetzt von Julian Palley







Rosario Castellanos (25. Mai 1925 – 7. August 1974)

Sonntag, 24. Mai 2009

Joseph Brodsky, George Tabori

Der russisch-amerikanische Dichter Joseph Brodsky wurde am 24. Mai 1940 in St. Petersburg geboren. Mit 15 Jahren verließ er die Schule. Polnisch und Englisch brachte er sich selbst bei. Anfang der sechziger Jahre erschienen seine ersten Gedichte in sowjetischen Almanachen, hauptsächlich aber in der Untergrund-Publikation Sintakis. 1964 wurde er zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Juni 1972 wurde er aus der Sowjetunion ausgebürgert und lebte seither in den USA. Er lehrt an den Universitäten von Michigan, New York und der Columbia University und war Ehrendoktor von Yale. 1987 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Joseph Brodsky starb 1996 in New York.


May 24, 1980

I have braved, for want of wild beasts, steel cages,
carved my term and nickname on bunks and rafters,
lived by the sea, flashed aces in an oasis,
dined with the-devil-knows-whom, in tails, on truffles.
From the height of a glacier I beheld half a world, the earthly
width. Twice have drowned, thrice let knives rake my nitty-gritty.
Quit the country the bore and nursed me.
Those who forgot me would make a city.
I have waded the steppes that saw yelling Huns in saddles,
worn the clothes nowadays back in fashion in every quarter,
planted rye, tarred the roofs of pigsties and stables,
guzzled everything save dry water.
I've admitted the sentries' third eye into my wet and foul
dreams. Munched the bread of exile; it's stale and warty.
Granted my lungs all sounds except the howl;
switched to a whisper. Now I am forty.
What should I say about my life? That it's long and abhors transparence.
Broken eggs make me grieve; the omelette, though, makes me vomit.
Yet until brown clay has been rammed down my larynx,
only gratitude will be gushing from it.




Belfast Tune

Here's a girl from a dangerous town
She crops her dark hair short
so that less of her has to frown
when someone gets hurt.

She folds her memories like a parachute.
Dropped, she collects the peat
and cooks her veggies at home: they shoot
here where they eat.

Ah, there's more sky in these parts than, say,
ground. Hence her voice's pitch,
and her stare stains your retina like a gray
bulb when you switch

hemispheres, and her knee-length quilt
skirt's cut to catch the squall,
I dream of her either loved or killed
because the town's too small.




Seaward

Darling, you think it's love, it's just a midnight journey.
Best are the dales and rivers removed by force,
as from the next compartment throttles "Oh, stop it, Bernie,"
yet the rhythm of those paroxysms is exactly yours.
Hook to the meat! Brush to the red-brick dentures,
alias cigars, smokeless like a driven nail!
Here the works are fewer than monkey wrenches,
and the phones are whining, dwarfed by to-no-avail.
Bark, then, with joy at Clancy, Fitzgibbon, Miller.
Dogs and block letters care how misfortune spells.
Still, you can tell yourself in the john by the spat-at mirror,
slamming the flush and emerging with clean lapels.
Only the liquid furniture cradles the dwindling figure.
Man shouldn't grow in size once he's been portrayed.
Look: what's been left behind is about as meager
as what remains ahead. Hence the horizon's blade.







Joseph Brodsky (24. Mai 1940 – 28. Januar 1996)





Der ungarischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur George Tabori wurde am 24. Mai 1914 in Budapest geboren.Tabori wurde aufgrund seiner angenehmen Arbeitsweise vom Großteil seiner Schauspieler sehr geschätzt. Den Begriff „Regisseur“ lehnte er für sich als zu autoritär ab und bezeichnete sich stattdessen als „Spielmacher“. In seinen Theaterstücken setzte er dem Grauen von Rassismus und Massenmord schwarzen Humor und absurde Komik entgegen. Nach seinen Erfolgen in den USA als Drehbuchautor (u.a. für Alfred Hitchcock; Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht) kehrte er 1971 nach Mitteleuropa zurück. Dort erreichte er ab 1986 in Wien (Der Kreis, Burgtheater) und seit 1999 in Berlin beim Berliner Ensemble den Höhepunkt seiner Theaterkunst. Viele Theaterfreunde schätzten den vor seinem Tode „dienstältesten Theatermacher der Welt“ als den inoffiziellen „Theaterkönig“.

Aus: Der Zauberberg und das Hollywoodschnitzel

“Das dritte Mal, im wunderschönen Monat Mai, begegneten wir uns vor meinem Geburtstag bei mir zu Hause. Thomas und Katja Mann kamen zum Abendessen. Meine damalige deutsche Ehefrau war so aufgeregt, dass das Essen ungefähr zwei Stunden verspätet fertig wurde (Hollywoodschnitzel und Bratkartoffeln). Thomas Mann, an dessen Lippen mir die weiße Spur eines Magenpulvers aufgefallen war, beklagte sich nicht über die Verspätung. Er nutzte die Zeit, um einen Witz zu erzählen, worauf die Gäste mit freundlich gebleckten Zähnen reagierten und die Schauspielerin Greta Garbo gleich und leichtsinnig mit einem prachtvollen Witz antwortete. Wir brüllten alle. Thomas Mann war so beleidigt, dass er in seinem Tagebuch alle Gäste, auch die Garbo, ignorierte und stattdessen eintrug: „Zum Abendessen bei Taboris hoch über Hollywood. Kleine ungarisch schwedisch englische Gesellschaft ... Lange Sitzerei vorm Dinner.“
Ich hatte damals ein paar Monate am Drehbuch für eine Verfilmung des „Zauberberg“ geschrieben. Thomas Mann hoffte auf Hollywood und hatte sich schon damit abgefunden, dass nicht alle seiner vielen „Zauberberg“-Figuren in einer anderthalbstündigen Kinoversion vorkommen könnten. In den Anmerkungen zu den von Inge Jens herausgegebenen Tagebüchern Thomas Manns (1946–48) steht dazu: „Dramatisierung des ,Zauberberg ’(...): Ein Treatment lag vor, und auch die Hauptdarsteller, auf die sich Tabori mit seinem Freund Zoltán Korda, dem Bruder des Rechtsinhabers Sir Alexander Korda, einigen konnte, standen bereits fest: Greta Garbo als Claudia Chauchat und Montgomery Clift als Hans Castorp. Der Plan wurde niemals realisiert.“
Um das etwas genauer zu berichten: Mein Agent Harry Tatterbaum weigerte sich, den „Zauberberg“ an die Studios zu geben. „Bist du wahnsinnig“, sagte er mir ganz freundlich, „ein Script über eine Lungenheilanstalt? Du willst in Amerika einen Film über lauter Kranke und Moribunde machen?“ Das war das Ende von Thomas Manns und meinem „Zauberberg“ in der neuen heilen Welt.”







George Tabori (24. Mai 1914 – 23. Juli 2007)

Samstag, 23. Mai 2009

Maarten Biesheuvel, Susan Cooper

Der niederländische Schriftsteller Maarten Biesheuvel wurde am 23. Mai 1939 in Schiedam geboren. Er studierte Jura in Leiden, wo er noch immer wohnt. Er schrieb u.a. für den Haagsche Courant und ist der Autor einer Reihe von Erzählungen. 2007 Erhielt er den wichtigsten niederländischen Literaturpreis, den P.C. Hooft prijs.

Publikationen (Auswahl): In de bovenkooi (1972), De steen der wijzen (1983), Godencirkel en andere verhalen (1986), Het wonder (1995).

Aus: Das Wunder

„Vater; du bist jetzt tot, aber an diese Geschichte erinnerst du dich wohl noch: Es war ein wunderschöner Tag, als du und ich fort; auf Urlaub fuhren. Ich war 14 Jahre und hatte in einem Monat mit dem Reinigen von Flaschen in der Coca Cola-Abfüllerei in Schiedam 134,- Gulden verdient. Wir schreiben Sommer 1953. "Und nimm nicht so viel mit," sagtest du, "deine Unterwäsche, Hemd und Socken kannst du ja im Bach waschen, es gibt dort ganz bestimmt einen Bach. Und Hügel natürlich, und man kann wunderbar am breiten Rhein entlangspazieren. Das wird eine herrliche Zeit dort in Opperwihr werden. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, mir eine Reise in die Vogesen zu schenken? Es wäre netter gewesen, wenn Mutter und ich gemeinsam hätten fahren können, aber Mama will nun einmal zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen." "Papa," sagte Mama, "hast du an dein Taschengeld gedacht?" "Ich habe 12,40 Gulden in meiner Brusttasche," sagtest du, "damit werden wir es uns gutgehen lassen." Du wandtest dich wieder an mich. "Es gibt dort kein Radio, darum werden wir uns selber kümmern" sagtest du. "Gib du den Plattenspieler hinten auf dein Rad, dann nehme ich das Radio." Gut so, die Spannbänder dehnten sich gut. Es war, als ob wir unsere eigenen Hausgötter hinten auf dem Gepäckträger hatten. Wir radelten mit viel Vergnügen zum Platz vor dem Rotterdamer Hauptbahnhof, lehnten die Fahrräder an einen hohen Laternenpfahl, nahmen den Plattenspieler und das Radio unter den Arm und wollten in den Vergnügungsbus einsteigen. "Diese Sachen werden euch dort nichts nützen" sagte der Chauffeur, "es gibt in den Baracken in Opperwihr nun einmal keinen Strom, und ich weiß nicht, ob ihr noch genug Zeit habt, Radio und Plattenspieler wieder nach Hause zu bringen." "Die Fahrräder sind abgesperrt," sagte Vater, "ich klemme die Geräte einfach wieder unter die Spannbänder. Da wird schon nichts passieren. Ich hänge zur Sicherheit noch einen Zettel dran." Er borgte sich Papier und Bleistift vom Chauffeur und begann wie folgt zu schreiben:

Werter Passant, diese Räder, dieses Radio und der Schallplattenspieler, für die ich allesamt hart arbeiten mußte, gehören uns: Cornelis Biesheuvel und seinem Sohn Maarten, Burgemeester van Haarenlaan 138b-Parterre in Schiedam. Wir wollten die Sachen mitnehmen, um selber in den Ferien Musik genießen zu können. Nun stellt sich heraus, daß es in der Baracke in den Vogesen keinen Strom gibt. Dafür aber einen Schöpfbrunnen und Öllampen und Holzfeuer und 60 Pritschen. Es war zu spät, um das Radio und den Plattenspieler wieder nach Hause zu bringen, also lasse ich diese beiden Dinge einfach hier stehen. Wir sind vom 2. bis zum 16. August weg. Sollten Sie Lust haben, Radio oder Plattenspieler zu benützen, tun Sie's ruhig für ein paar Tage, wenn Radio und Plattenspieler nur spätestens am 16. August wieder auf den Fahrrädern sind.
Hochachtungsvoll

C. Biesheuvel“







Maarten Biesheuvel (Schiedam, 23. Mai 1939)




Die britische Schriftstellerin Susan Cooper wurde am 23. Mai 1935 in Burnham, Buckinghamshire geboren. Sie studierte Englisch in Oxford und arbeitete als Reporterin für die London Sunday Times, bevor sie in die USA auswanderte. Bekannt wurde sie durch ihre Jugendbuchserie „Wintersonnenwende“, die Elemente der Artus-Sage mit keltischer Mythologie verknüpft. Für „The Grey King“ erhielt sie 1976 die Newbery Medal, 1978 den Wilhelm-Hauff-Preis für „Wintersonnenwende“. Ihr Schwerpunkt liegt auf Fantasy-Literatur für Jugendliche. Sie schreibt aber auch Kinderbücher, Drehbücher und Bühnenstücke. Susan Cooper lebt seit 1963 mit ihrem Ehemann in Connecticut, USA. Sie hat zwei Kinder sowie drei Stiefkinder aus erster Ehe ihres Mannes.

Aus: Silver on the Tree

„He stared round the square room, filling the length and breadth of the tower, into which they had just come. "Look!"
Brightness was everywhere: a soft, greenish light filtered through the quartz-like walls of the room. It could be a cave of ice, Will thought. But this was a cluttered, busy place, as if someone had left it in a hurry while preoccupied with some great complex matter. Piles of curling manuscript lay on the tables and shelves, and on the thick rush mat that covered the floor; against one wall an enormous heavy table was littered with strips of shining metal and chunks of glass and rock, red and white and greenish-blue, all among an array of delicate gleaming tools which reminded Will of the workshop behind his father's jewelry shop at home. Then his eye was caught by something high on the wall: a plain round shield, made of gleaming gold.
Gwion leapt light-footed up on to a table and took the shield down from the wall. He held it out.
"Take this, Will. Three shields, once in the days of his greatness, King Gwyddno made for the Light. Two of them were taken by the Light to places where danger might come, and the third they left here. I have never known why -- but perhaps this moment now is why, and has been all along. Here."
Will took the round gleaming thing and slid his arm through the holding-straps on the inner side. "It's beautiful," he said. "And-so are the other two that he made. I have seen them, I think. In . . . other places. They have never been used."
"Let us hope this one need not be used either," Gwion said.
Bran said impatiently, "Where is the king?" He was looking up at a curving wrought-iron staircase, wonderfully curli-cued, which spiralled its way up to disappear through an opening in the high glassy ceiling of the room.“







Susan Cooper (Buckinghamshire, 23. Mai 1935)

Freitag, 22. Mai 2009

Johannes R. Becher, Arthur Conan Doyle

Der deutsche Lyriker, Schrifsteller und Politiker Johannes R(obert) Becher wurde am 22.5.1891 in München als Sohn eines Oberlandesgerichtspräsidenten geboren. Er studierte Philosophie und Medizin, als Expressionist kam er über die USPD (1917) und den Spartakusbund (1918) zur Kommunistischen Partei (1919). Seine ersten dichterischen Versuche unternahm er als Student, diese führten allerdings auch zum expressionistischen Ausbruch aus dem bürgerlichen Milieu. Er war Herausgeber von »Die neue Kunst«, schrieb eine Gedichtesammlung gegen Hindenburg, einen warnenden Roman von einem drohenden Gaskrieg, denen er 1926/27 einen Prozeß wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verdankte. Er wurde aufgrund einer internationalen Protestbewegung, bei der sich unter anderem Bertolt Brecht, Max Brod und Carl Zuckermayer beteiligten, freigesprochen. Er war Mitbegründer und Vorsitzender (1928 ) des »Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«, Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift »Die Linkskurve«, 1932 Feuilleton-Redakteur der "Roten Fahne".
Anfang 1933 emigrierte er kurz vor der Großrazzia am 15. März in der Küstlerkolonie über Österreich, Tschechoslowakei, Schweiz und Frankreich 1935 in die Sowjetunion (Moskau), wo er von 1935 bis 1945 als Chefredakteur der Zeitschrift "Internationale Literatur - Deutsche Blätter" arbeitete, die später zu einem wichtigen Diskussionsorgan wurde. Während des Exils wandelte sich sein Stil vom ekstasischen Expressionismus zum "sozialistischen Realismus". Becher nennt aber bereits 1956 (erstmals 1988 in Westdeutschland veröffentlicht) den DDR-Sozialismus den "Grundirrtum meines Lebens". Als Becher 1945 nach Deutschland zurückkehrte ging er nach Berlin (Ost), wurde er Präsident des "Kulturbundes zur demokratischen Erneurung Deutschland". Er veröffentlichte marxistische ästhetische Schriften, erhielt Nationalpreise der DDR, wurde Präsident des "Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" in (Ost-) Berlin, Begründer von "Aufbau" und "Sonntag", 1949 Begründer der bedeutendsten Literaturzeitschrift der DDR "Sinn und Form", führte 1952 eine Demonstration an für die ersatzlose Streichung des §175. Becher war Präsident der Deutschen Akademie der Künste, und ab 1954 Minister für Kultur der DDR.


Exil

Ihr, die ihr in die Heimat wiederkehrt,
Verbannte, ihr, die ihr den jahrelangen
Endlosen Weg zu Ende seid gegangen
Und habt nur eins, der Rückkehr Tag, begehrt –

Und ihr, Verbannte auch, die ihr voll Bangen
Habt ausgeharrt und habt euch still gewehrt,
Von langem Warten müd und ausgezehrt,
Inmitten eures eigenen Volks gefangen –

Seid hier gewarnt und seht das Transparent:
»Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!
Wenn der Verbannung Fluch ihr nicht erkennt,

Treibt ihr wie vormals ein verlorenes Spiel.
Bevor aus Deutschland wir vertrieben waren,
Wir lebten schon seit Jahren im Exil.«




Das Sonett

Wenn einer Dichtung droht Zusammenbruch
und sich die Bilder nicht mehr ordnen lassen,
wenn immer wieder fehlschlägt der Versuch,
sich selbst in eine feste Form zu fassen,

wenn vor dem Übermaße des Geschauten
der Blick sich ins Unendliche verliert,
und wenn in Schreien und in Sterbenslauten
die Welt sich wandelt und sich umgebiert –

wenn Form nur ist: damit sie sich zersprenge
und Ungestalt wird, wenn die Totenwacht
die Dichtung hält am eigenen Totenbett –

alsdann erscheint, in seiner schweren Strenge
und wie das Sinnbild einer Ordnungsmacht,
als Rettung vor dem Chaos - das Sonett.







Johannes R. Becher (22 mei 1891 - 11 oktober 1958)
Statue von Fritz Cremer in Berlin-Pankow, Bürgerpark





Der schottische Schriftsteller Sir Arthur Ignatius Conan Doyle wurde am 22. Mai 1859 in Edinburgh geboren. Seine Eltern, Charles Altamont Doyle, der an Epilepsie erkrankte und Alkoholiker war und Mary (Foley) Doyle waren beide strenge Katholiken und ließen ihren Filius an Jesuiten Schulen lernen. Während seiner Schulzeit verlor Doyle den Glauben strenger römisch-katholischer Art. Trotzdem beeinflusste ihn diese Periode sehr stark. Doyle studierte in Edinburgh Medizin, heiratete 1884 Louise Hawkins und machte ein Jahr darauf seinen Doktor. Bis 1891 arbeitete Arthur Conan Doyle als praktizierender Arzt mit Schwerpunkt Augenmedizin in Hampshire. Ab da an widmete er sich ausschließlich der Schriftstellerei. 1887 begann Doyles unvergleichbarer Aufstieg als Autor von Detektivgeschichten: Das »Beeton Christmas Annual« veröffentlichte Eine Studie in Scharlachrot. A star was born: Sherlock Holmes, der geniale Detektiv mit Hang zum Kokain, und sein kongenialer, etwas biederer Partner Dr. Watson.

Aus: Der blaue Karfunkel (Übersetzt von O. Maier)

“Wenn ich meine Aufzeichnungen über mehr als siebzig Ermittlungen überblicke, an denen ich während der letzten acht Jahre die Methoden meines Freundes Sherlock Holmes studiert habe, so finde ich darunter viele tragische, einige komische und eine große Anzahl einfach seltsamer Fälle. Aber kein Einziger davon ist alltäglich. Holmes arbeitete nämlich vor allem aus Liebe zu seiner Kunst und weniger, um Reichtum zu erwerben. Wenn es bei der Ermittlung nicht um einen höchst ungewöhnlichen, rätselhaften Vorfall ging, lehnte er seine Mitarbeit stets ab.
Unter all diesen verschiedenartigen Fällen erinnere ich mich an keinen Einzigen, der so viele merkwürdige Züge aufgewiesen hätte wie der Fall im Zusammenhang mit der in Surrey bekannten Familie Roylott aus Stoke Moran. Die fraglichen Ereignisse fielen in die erste Zeit meiner Zusammenarbeit mit Sherlock Holmes, in der wir uns als Junggesellen eine Wohnung in der Baker Street teilten.
Möglicherweise hätte ich schon früher davon berichtet, aber ich hatte mich seinerzeit zur Geheimhaltung verpflichtet. Davon wurde ich erst im vergangenen Monat durch den vorzeitigen Tod der Dame befreit, der ich das Versprechen gegeben hatte. Vielleicht ist es ganz gut, dass der wahre Sachverhalt jetzt ans Licht kommt, denn wie ich aus sicherer Quelle weiß, haben sich über den Tod des Dr. Grimesby Roylott in weiten Kreisen Gerüchte verbreitet, die jene Ereignisse noch schrecklicher ausmalen, als sie in Wirklichkeit gewesen sind.
Es war im Jahre 1883 Anfang April, als ich eines Morgens beim Aufwachen Holmes vollständig angekleidet an meinem Bett erblickte. Er stand gewöhnlich spät auf, und da die Uhr auf dem Kaminsims erst Viertel nach sieben zeigte, blinzelte ich ihn einigermaßen überrascht, vielleicht sogar etwas ärgerlich an, denn ich ließ mich selbst nicht gerne in meinen Gewohnheiten stören.”







Arthur Conan Doyle (22 mei 1850 – 7 juli 1930)
Porträt von H.L. Gates

Gabriele Wohmann, Urs Widmer

Die deutsche Schriftstellerin Gabriele Wohmann wurde als Gabriele Guyot am 21. Mai 1932 in Darmstadt geboren. Gabriele Wohmann stammt aus einer protestantischen Pastorenfamilie. Als Internatsschülerin besuchte sie das Nordseepädagogium auf der Insel Langeoog, wo sie auch ihr Abitur ablegte. Von 1951 bis 1953 studierte sie Germanistik, Romanistik, Anglistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Frankfurt am Main. Anschließend war sie als Lehrerin an ihrer ehemaligen Schule auf Langeoog sowie an einer Volkshochschule und einer Handelsschule tätig. 1953 heiratete sie den Germanisten Reiner Wohmann und lebt seit 1956 als freie Schriftstellerin in Darmstadt.
Gabriele Wohmann ist Verfasserin von Erzählungen, Romanen, Gedichten, Hörspielen, Fernsehspielen und Essays. Die Autorin schuf seit den 1950er Jahren ein umfangreiches Werk, in dem sie anfangs - in durchaus satirischer Form - die Problematik der herkömmlichen Paarbeziehung und traditioneller Familienstrukturen aufzeichnet.

Aus: Sonntag bei den Kreisands

“Es ist Abend. Die Kreisands sitzen gemütlich in ihrem schönen gepflegten Wohnzimmer. Was für ein angenehmer Sonntag. Der Wein, den sie genießen, schmeckt nicht nur gut, er stammt auch aus einer exquisiten Lage und wird ihnen wohl bekommen. Er wurde dem Keller des Schwiegervaters entnommen. Artur selbst besitzt nicht die Mittel, sich einen guten Weinkeller anzulegen. Man kann nicht alles haben [...] Dafür, dass sie beide so treu und anhänglich fast jede zweite Woche zu den alten Leutchen hinübergehen – beinah immer mittwochs, seit sie herausgefunden haben, dass es eigentlich immer mittwochs nichts Rechtes im Fernsehen gibt – für diese anderthalb bis zwei Stunden, Opfer an die Verwandtschaft, entschädigen sie sich mit der kleinen Extravaganz, Wein zu entwenden. Während Elisabeth bei ihren Eltern zu sitzen pflegt bis zum Abschied und Aufbruch, verlässt Artur des Zimmer etwas früher; über sein langes Ausbleiben wundert sich keiner. Wer Artur kennt, kennt auch seine Verdauungsbeschwerden. Abschließend betätigt Arthur die Wasserspülung im WC, hat aber nicht dort, sondern im Weinkeller Erfolg gehabt.
(…) Schlaf ist wichtiger. Zärtlichkeiten und dergleichen sind nicht mehr bei ihnen zu erwarten. Elisabeth hat nie sehr viel davon gehalten und fühlt sich jetzt so ziemlich außer Gefahr. Artur gegenüber hat sie sich aber all die Jahre nichts anmerken lassen, stoisch brachte sie ihre immer selteneren Opfer. Gut: auch das hat man überwunden. Auch für Artur gut, meint Elisabeth, so lang er so früh aufstehen muss.”







Gabriele Wohmann (Darmstadt, 21. Mai 1932)




Der Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Urs Widmer wurde am 21. Mai 1938 in Basel geboren. Urs Widmers Deutschlehrer im Realgymnasium war der Autor Rudolf Graber und der deutsche Autor Heinrich Böll war ein häufiger Gast im Hause Widmer. Er studierte in Basel, Montpellier und in Paris Germanistik, Romanistik und Geschichte. 1966 wurde er an der Universität Basel mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa promoviert. Anschliessend begann er als Verlagslektor zunächst beim Walter Verlag in Olten, wechselte dann nach Deutschland zum Suhrkamp-Verlag in Frankfurt am Main. Den Verlag verliess er bald wieder, nicht aber die Stadt Frankfurt, wo er von 1967 bis 1984 als freier Schriftsteller lebte. Während dieser Zeit schrieb er Kritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lehrte als Dozent für neuere deutsche Literatur an der Universität Frankfurt. 1968 debütierte Widmer mit der Erzählung Alois. 1969 gehörte er zu den Mitbegründern des Verlag der Autoren, in dem auch noch gegenwärtig seine Theaterstücke erscheinen. 1984 kehrte er in die Schweiz zurück. Urs Widmers umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele.

Aus Im Kongo

ALLES BEGANN AM 29. Juli 1994. Einem Freitag. Mein Vater hatte eben, um ein Haar, einen Postboten erschossen, und ich kniete auf dem Fußboden eines Zimmers im Altenheim von Fluntern – Fluntern ist ein anderer Stadtteil von Zürich, zehn Autominuten von Witikon entfernt – und sagte zu Herrn Berger, eigentlich nur, um unser zäh dahinplätscherndes Gespräch in Schwung zu halten: »Ich bin jetzt sechsundfünfzig, Herr Berger. Seit meinem einunddreißigsten Lebensjahr arbeite ich hier. Ich bin der beste Pfleger im Haus. Mir kann niemand etwas vormachen, nicht mal Schwester Anne. Und schauen Sie, was ich tue!«
Ich war damit beschäftigt, mit einem Küchenmesser die Kaugummis zu entfernen, die Frau Schroth, die Bewohnerin des Zimmers, in zwanzig Jahren auf den Fußboden gespuckt und flachgetreten hatte. Frau Schroth war am Vorabend gestorben, neunundneunzig Jahre alt. Ich war ja eigentlich Pfleger im Heim, Oberpfleger!, nicht Hauswart, aber so konnte ich das Zimmer einem neuen Bewohner nicht übergeben. Die Putzfrauen, zwei jobbende Studentinnen aus den USA, hatten den Dreck von zwei Jahrzehnten in einer knappen Viertelstunde weggefegt, mit so viel Chemie, als wollten sie Vietnam ein zweites Mal entlauben, und Schwester Anne hatte das Zimmer abgenommen, ohne eine Sekunde zu zögern. Trotz den Flecken, die den grünen Linoleumboden wie eine Blumenwiese im Mai aussehen ließen.
Normalerweise wären die Kaugummis auch mir egal gewesen, aber in dieses Zimmer sollte an diesem Abend noch mein Vater einziehen, mein eigener Papa. Eben wegen dem Schuß auf den Postmann. Es war aus mit dem Haus am Wald. Seinen Lebensrest mußte er, ob er wollte oder nicht, mit mir verbringen, mit einem Altenpfleger, der sein Sohn war. Er war inzwischen einundachtzig. Bis vor wenigen Wochen war alles gutgegangen – er allein in dem einsamen Haus, in dem einmal in der Woche eine Mitarbeiterin der Pro Senectute nach dem Rechten sah –, aber dann hatte er damit begonnen, Treppen hinunterzustürzen und in falsche Straßenbahnen einzusteigen.”







Urs Widmer (Basel, 21. Mai 1938)

Mittwoch, 20. Mai 2009

Wolfgang Borchert, Hanna Krall

Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Er wurde Buchhändler, dann Schauspieler in Lüneburg. Briefliche Äußerungen, die angeblich den Staat gefährdeten, brachten ihm - dem schwer an Gelbsucht und Diphtherie Erkrankten - acht Monate Haft in einem Nürnberger Militärgefängnis. Er wurde zu Tode verurteilt, dann aber "zwecks Bewährung" 1941 an die Ostfront geschickt. Als er wegen seiner angegriffenen Gesundheit als untauglich entlassen wurde, trug Borchert in Hamburg Kabaretts Gedichte vor. Da er nicht schweigen konnte, landete er bald wieder im Gefängnis, diesesmal in Berlin-Moabit. 1945 kehrte er in die Trümmer Hamburgs zurück, chronisch fieberhaft, gebrochen. Zwar arbeitete er noch als Regieassistent und Kabarettist, schrieb Erzählungen und Gedichte, aber dann ging es nicht mehr: Freunde verschafften ihm eine Kuraufenthalt in der Schweiz. Es war jedoch schon zu spät, Borchert stirbt am 20. November 1947 in Basel.Großen Erfolg hatte sein Drama "DRAUßEN VOR DER TÜR" (1947), in dem er in erschütternder Weise die psychologischen Probleme der jungen, aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten behandelt.



In Hamburg

In Hamburg ist die Nacht
nicht wie in andern Städten
die sanfte blaue Frau,
in Hamburg ist sie grau
und hält bei denen, die nicht beten,
im Re gen Wacht.

In Hamburg wohnt die Nacht
in allen Hafenschänken
und trägt die Röcke leicht,
sie kuppelt, spukt und schleicht,
wenn es auf schmalen Bänken
sich liebt und lacht.

In Hamburg kann die Nacht
nicht süße Melodien summen
mit Nachtigal len tö nen,
sie weiß, daß uns das Lied der Schiffssirenen,
die aus dem Hafen stadtwärtsbrummen,
ge nau so selig macht.




Laternen traum

Wenn ich tot bin,
möchte ich immerhin
so eine Laterne sein,
und die müßte vor deiner Türe sein
und den fahlen
Abend überstrahlen.

Oder am Hafen,
wo die großen Dampfer schlafen
und wo die Mädchen lachen,
würde ich wachen
an einem schmalen schmutzigen Fleet
und dem zublinzeln, der einsam geht.

In einer engen
Gasse möcht ich hängen
als rote Blechlaterne
vor einer Taverne –
und in Gedanken
und im Nachtwind schwan ken
zu ihren Gesängen.

Oder so eine sein, die ein Kind
mit großen Augen ansteckt,
wenn es erschreckt entdeckt,
daß es allein ist und weil der Wind
so johlt an den Fensterluken –
und die Träume draußen spuken.

Ja, ich möchte immerhin,
wenn ich tot bin,
so eine Laterne sein,
die nachts ganz allein,
wenn alles schläft auf der Welt,
sich mit dem Mond unterhält –
na tür lich per Du.








Wolfgang Borchert (20. Mai 1921 - 20. November 1947)




Die polnische Schriftstellerin und Journalistin Hanna Krall wurde am 20. Mai 1937 in Warschau geboren. Ihre journalistische Tätigkeit begann sie 1955 in der Redaktion der Tageszeitung Życie Warszawy in Warschau. 1966 begann sie für das politische Wochenmagazin Polityka zu arbeiten und war von 1966 bis 1969 Auslandskorrespondentin in der Sowjetunion. Neben ihren Reportagen, die auch in Sammelbänden erschienen, veröffentlichte sie zahlreiche Prosarbeiten, die in zahlreiche Sprachen (auch ins Deutsche) übersetzt wurden. 1993 erhielt Hanna Krall den Jeanette Schocken Preis, 1999 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (Hauptpreis), 2000 wurde sie mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis, 2008 mit dem Ricarda-Huch-Preis ausgezeichnet.

Aus: The Woman from Hamburg and Other True Stories (Übersetzt von Madeline Levine)

„One winter evening, in 1943, he brought home a stranger, a woman.
"This woman is a Jew. We have to help her."
His wife asked if anyone had seen themin the stairwell, and quickly made some sandwiches.
The Jewess was petite, with curly black hair, and although her eyes were blue, she looked very Semitic. They put her in a room with a wardrobe. (Wardrobes and Jews -this is, perhaps, one of the most important symbols of our century. To live in a wardrobe-a human being in a wardrobe. In the middle of the twentieth century. In the heart of Europe.)
The Jewess would go into the wardrobe whenever the doorbell rang, and since her hosts continued to be very sociable, she spent long hours inside it. Fortunately, she was a sensible woman. She never coughed; not even the slightest rustling issued from the wardrobe.
The Jewess was never the first to speak, and she responded to questions with the fewest possible words.
"Yes, I did."
"Attorney."
"In Belzec."
"We didn't have time to; we got married right before the war."
"They were taken away. I don't know, in Janowska or else in Belzec."
She did not expect sympathy. On the contrary, she rebuffed it.
"I am alive," she would say. "And I intend to remain alive."
She would watch intently as the wife (whose name was Barbara) ironed or stood beside the stove. Occasionally, she tried to help her, but did so with irritating clumsiness.“







Hanna Krall (Warschau, 20. Mai 1937)

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