Aktuelle Beiträge

Christina Viragh, Derek...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 23. Jan, 19:14
Felicitas Hoppe, Margit...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 23. Dez, 07:50
Rebecca West, Heinrich...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 23. Dez, 07:49
Rafał Wojaczek, Peter...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 6. Dez, 20:44
Joseph Conrad, France...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 3. Dez, 22:09
Daniel Pennac, Mihály...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 1. Dez, 19:24
Carlo Levi, Jean-Philippe...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 29. Nov, 16:30
Eugène Ionesco, William...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 26. Nov, 22:17
Nadine Gordimer, Thomas...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 20. Nov, 22:11
José Saramago, Hugo Dittberner
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 16. Nov, 19:17
Jurga Ivanauskaitė, Taha...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 14. Nov, 19:28
C.K.Williams, Klabund
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 4. Nov, 19:16
Bilal Xhaferri, Leo Perutz
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 2. Nov, 19:07
Dylan Thomas, Sylvia...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 27. Okt, 19:56
Stephen L. Carter, Karin...
DIESER BLOG WIRD HIER NICHT MEHR WEITERGEFÜHRT!!! DIE...
froumen - 26. Okt, 19:51

Mein Lesestoff


Thomas Mann
6. Juni - 12. August 1955


Rainer Maria Rilke
4. Dezember 1875 - 29. Dezember 1926


Georg Trakl
3. Februar 1887 - 4. November 1914

Archiv

Juli 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Freitag, 21. August 2009

Robert Stone, Gennadi Aigi

Der amerikanische Schriftsteller Robert Stone wurde am 21. August 1937 in New York geboren. Stone zählt zu den größten Schriftstellern der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Er ist Autor zahlreicher Romane, für die er unter anderem mit dem Faulkner-Preis und dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Auf deutsch erschien von ihm zuletzt "Das Jerusalem Syndrom" (2001). Robert Stone lebt in New York und Key West.

Aus: Das Jerusalem Syndrom (Übersetzt von Dirk van Gunsteren)

„Jerusalem, 1992
An diesem Morgen wurde Lucas von Glockengeläut geweckt, das von der Dormitio-Kirche am Hinnom-Tal erklang. Beim ersten Licht des Tages hatte er den Muezzin von Silwan gehört, der beharrlich behauptet hatte, Beten sei besser als Schlafen. In dieser Stadt gab es keinen Mangel an Gotteshäusern.
Er stieg aus dem Bett und ging in die Küche, um einen türkischen Kaffee zu kochen. Während er am Fenster stand und seinen Kaffee trank, rumpelte der erste Zug des Tages zwischen den Hügeln hindurch in Richtung Tel Aviv. Er bewegte sich mit gemessener Langsamkeit, ein Zug aus der Kolonialzeit, fünf Wagen mit so gut wie leeren Abteilen und staubigen Fenstern. Der verklingende Rhythmus der Räder rief Lucas seine eigene Einsamkeit ins Bewusstsein.
Als der Zug verschwunden war, sah er den alten Mann, der in einem der osmanischen Häuser an der Bahnstrecke lebte, im frühmorgendlichen Schatten seinen Kohl bewässern. Die Kohlköpfe hoben sich sattgrün und saftig von der mit Kalksteinkieseln übersäten Erde ab, die sie irgendwie hervorbrachte. Der alte Mann trug eine spitze schwarze Kappe. Er hatte die hohen Backenknochen und derben Gesichtszüge eines slawischen Bauern. Sein Anblick beschwor vor Lucas' innerem Auge endlose Felder im Sommerlicht herauf, an denen Züge vorbeifuhren, lange Reihen grauer Güterwaggons, die sich vom fernen Horizont abhoben. Einmal hatte Lucas von ihm geträumt.
Sein Frühstück bestand aus Grapefruit und Toast und der Lektüre der "Jerusalem Post". Ein Grenzpolizist war im Lager Nuseirat im Gazastreifen niedergestochen worden, doch die Verletzung war nicht lebensgefährlich. Drei Palästinenser waren von Einsatzgruppen des Schin Bet erschossen worden, einer in Rafah, zwei in Gaza. Haredim hatten in Jerusalem gegen eine archäologische Grabung der Hebräischen Universität in der Nähe des Dungtors demonstriert; man war dort auf alte jüdische Friedhöfe gestoßen. Jesse Jackson drohte, einen Boykott der Baseball-Liga zu organisieren. In Indien kämpften Hindus und Moslems um einen Tempel, der vermutlich älter war als beide Religionen. Und in einem Artikel über Jugoslawien stieß er auf den Begriff "ethnische Säuberung". Dieser viel sagende Ausdruck war ihm im Verlauf des Winters schon ein- oder zwei Mal begegnet.
Es gab auch einen ganzseitigen Artikel über die vielen Pilger aus aller Welt, die das Land zu Passah und dem christlichen Osterfest besuchten. Lucas stellte überrascht fest, dass die Feiertage für ihn ganz unvermittelt kamen.“






stone1
Robert Stone (New York, 21. August 1937)




Der russische Lyriker Gennadi Aigi wurde am 21. August 1934 in Schaimursino in der heutigen Republik Tschuwaschien geboren. Sein angenommener tschuwaschischer Name bedeutet soviel wie »der dort«, »der selbige«. Seine ersten Gedichte in den 1950er Jahren erschienen in tschuwaschischer Sprache. Der Gedichtband, mit dem Gennadi Aigi 1957 sein Studium am Maxim-Gorki-Institut für Literatur in Moskau abschließen wollte, wurde abgelehnt. 1958 wurde er aus dem Komsomol und dem Literaturinstitut ausgeschlossen wegen "des Verfassens eines feindseligen Gedichtbandes, welcher die Grundlagen der Methode des sozialistischen Realismus untergräbt". Zu Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen seine Verse zuerst im Samisdat, später auch im Tamisdat. Durch den Dichterfreund Boris Pasternak angeregt, schrieb er seit 1960 ausschließlich russisch – ein Versuch, die Ausgrenzung sprachlich zu überwinden. Doch schon 1964 erhielt er Publikationsverbot, das rund 25 Jahre gelten sollte.
Trotz der Isolation war Gennadi Aigi, den Roman Jakobson als den größten lebenden russischen Dichter bezeichnet hat, in Deutschland und Frankreich schon bald ein Begriff. 1971 wurde mit er dem Band Beginn der Lichtung in Deutschland zum vielbeachteten Lyriker. Er übersetzte Dante und Federico García Lorca, Wladimir Majakowski und Walt Whitman in seine Muttersprache und war Herausgeber einer Anthologie tschuwaschischer Lyrik. Seine Gedichte erschienen in 23 Ländern, wurden in 44 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.



AGAIN: IN THE INTERVALS OF SLEEP

what is watching
always comes to an end:

and the day! and the world! . .

it is the unique
the unceasing -

is it over its features
that the soul glides:

like dust! -

and light is not revealed
of the always watching! -

and dust unstable:

not lit! -

is scattered





WORK: MORNING: PAPERS

to V. S.

but you are not the surrounding of such a one
but a stair in yourself where poverty is like skyglow:

oh ice-holes of illness! as if by someone
they were always directed:

with meaning! -

oh in everyone their distribution! -

and they are led in - to tear to pieces:

and so that in the tearing
as if in some manuscript:

what is more important than us
like a certain soul:

not ours - but in our name! -

as through gleams of light would rise:

to disappear
in a shining! -

and "all you all" I think more often:

"oh how can you bear till the end
all that happens
with backs and with clothes?"

I tear the paper: "for I too am not different":

and the ice-holes glimmer. . .
now here now there on the stair

only the cold glimmers - brighter than sunlessness



Übersetzt von Peter France






Genadi-Ajgi
Gennadi Ajgi (21. August 1934 – 21. Februar 2006)

Donnerstag, 20. August 2009

Charles de Coster, Salvatore Quasimodo

Der belgische Schriftsteller Charles De Coster wurde am 20. August 1827 in München geboren. Sein Ulenspiegel, das Epos des Freiheitskampfes der Flamen gegen die spanische Unterdrückung, begründete die moderne französischsprachige Literatur Belgiens. De Coster studierte Jura und Literatur in Brüssel und lehrte dort später selbst Literatur. Zeitweise arbeitete er als Bankangestellter, war beim belgischen Staatsarchiv angestellt und zeichnete als Herausgeber der Zeitschrift Uylenspiegel. Für kurze Zeit hatte er einen Lehrauftrag an der Militärschule in Brüssel. Ab 1855 etablierte er sich als Journalist und freischaffender Schriftsteller. Mit seinen volkstümlichen Erzählungen hatte er großen Erfolg. Nach fast zehnjähriger intensiver Arbeit, für die er seine Stellung bei den belgischen Staatsarchiven aufgab, gelang es De Coster, mit seiner Übertragung der Abenteuer Till Eulenspiegels in die Zeit des Achtzigjährigen Krieges den großen flämischen Malern ein ebenbürtiges literarisches Werk gegenüberzustellen. Das Buch war zunächst allerdings kein wirtschaftlicher Erfolg. Nach der Erstveröffentlichung 1867 erfolgte eine illustrierte Ausgabe im Jahr 1869. Erst nach dem Tod De Costers wurde das Buch 1893 neu herausgegeben und erlangte eine größere Popularität. De Coster hatte sich während der Arbeit an dem Buch verschuldet und starb in Armut.

Aus: Ulenspiegel

“Zu Damme in Flandern, als der Mai die Blüten des Hagedorns entfaltete, wurde Ulenspiegel, der Sohn des Claes, geboren. Die Gevatterin, eine weise Frau namens Katheline, hüllte ihn in warme Windeln, besah seinen Kopf und zeigte auf ein Haarbüschel. »Behaart! Er ist unter einem guten Stern geboren!« rief sie freudig aus. Aber gleich darauf klagte sie und wies auf einen kleinen schwarzen Punkt auf der Schulter des Kindes: »Ach«, heulte sie, »das ist das schwarze Stigma der Klaue des Teufels!« Da antwortete Claes: »Sollte der Herr Satan schon so früh aufgestanden sein, daß er Zeit hatte, meinen Sohn zu zeichnen?« »Er hat sich gar nicht niedergelegt«, sagte Katheline, »denn Chanteclair weckt eben die Hennen.« Und sie ging hinaus, nachdem sie das Kind in Claesens Arme gelegt hatte. Nun zerriß das Morgenrot die nächtlichen Wolken, die Schwalben schossen schreiend über die Felder dahin, und die Sonne zeigte ihr purpurn strahlendes Antlitz am Horizont. Claes öffnete das Fenster und sprach zu Ulenspiegel. »Haarichter Sohn«, sagte er, »dies ist die ehrwürdige Sonne, die kommt, das Land Flandern zu begrüßen. Sieh sie dir an, wenn du kannst, und solltest du einmal nicht aus und ein wissen und, von Zweifeln erfüllt, nicht erkennen, was du tun sollst, um gut zu tun, so bitte sie um Rat, sie ist klar und warm. Deine Aufrichtigkeit gleiche ihrer Klarheit und deine Güte ihrer Wärme.«»Claes, mein Mann«, rief da Soetkin, »du predigst einem Tauben, komm trinken, mein Sohn!« Und die Mutter reichte dem Neugeborenen ihre schönen Flaschen der Natur.Während Ulenspiegel da trank, erwachten alle Vögel im Land. Claes, der Reisigbündel machte, sah seinem Weib zu, wie es Ulenspiegel die Brust reichte. »Frau«, sagte er, »hast du dir von dieser guten Milch Vorrat angelegt?« »Die Krüge sind voll«, sagte sie, »aber das allein bereitet mir noch nicht Freude.« »Du sprichst von dieser großen Stunde sehr kläglich.« »Ich denke daran, daß in dem Ranzen, der dort an der Wand hängt, nicht ein lumpiger Patard zu finden ist.«Claes nahm den Ranzen zur Hand, aber er hatte gut schütteln – er vernahm kein Morgenständchen klimpernder Münzen. Und er schämte sich. Da er aber seine Frau trösten wollte, sagte er: »Weshalb bist du besorgt? Haben wir nicht den Kuchen im Schrank, den Katheline uns gestern brachte? Sehe ich dort nicht ein großes Stück Rindfleisch, das dem Kind zumindest für drei Tage gute Milch verschaffen wird ?"






coster
Charles de Coster (20. August 1827 – 7. Mai 1879)





Der italienische Lyriker und Kritiker Salvatore Quasimodo wurde am 20. August 1901 in Modica, Sizilien. Quasimodo, Sohn eines Eisenbahners, verbrachte seine Kinder- und Jugendzeit auf Sizilien. Zunächst Bauingenieur, studierte er ab 1919 in Rom am Polytechnikum. Später wechselte er zur Altphilologie. Nach Studienabschluss war er in verschiedenen Berufen tätig, u.a. auch als Theaterkritiker. Ab 1939 arbeitete er als Journalist. 1940 wurde er zum Professor für Literatur an die Universität Mailand berufen. Quasimodo steht mit seinem Schaffen gleichberechtigt neben Giuseppe Ungaretti oder Eugenio Montale. Seine Lyrik kommt aus dem Symbolismus und thematisiert die Heimat Sizilien mit ihren Traditionen. Auch hat er sich als Übersetzer der altrömischen Dichter Catull, Ovid und Vergil sowie von Shakespeare und Pablo Neruda hervorgetan. 1959 wurde Quasimodo der Nobelpreis für Literatur verliehen.


Das falsche und wahre Grün

Du wartest nicht mehr auf mich mit dem billigen
Herzen der Uhr. Gleich, ob du das Grau
öffnest oder hältst: es bleiben dornige,
kahle Stunden, mit dem plötzlichen
Schlagen von Blättern auf den Scheiben deines
Fensters, hoch über zwei Wolkenstraßen.
Mir bleibt die Trägheit eines Lächelns,
der dunkle Himmel eines Kleides, der rostfarbne
Samt um deine Haare geschlungen
und gelöst auf den Schultern, und dies dein Gesicht
in kaum bewegtes Wasser versunken.

Schläge rauhgelber Blätter,
wie Vögel von Ruß. Andere Blätter
bersten nun die Zweige und schnellen schon los,
ineinander verschlungen: das falsche und wahre Grün
des April, jenes entfesselte Grinsen
des sichern Erblühns. Und du blühst nicht,
treibst keine Tage, noch Träume, die aus unserem
Jenseits steigen. Hast nicht mehr deine kindlichen
Augen, hast nicht mehr zarte Hände,
mein Gesicht zu suchen, das mir entflieht?
Es bleibt die Scheu, Verse zu schreiben
ins Tagebuch oder einen Schrei auszustoßen
ins Leere oder in das unbegreifliche Herz, das
mit seiner abschüssigen Zeit noch kämpft.




Insel

Traurig stimmt mich die Liebe zu dir,
meine Heimat, wenn dunkle Düfte
dem Abend entströmen, von Orangen
oder Oleandern, heiter,
fließt der Bach
mit Rosen bis fast an die Mündung.

Aber wenn ich zu deinen Ufern wiederkehre
und eine holde Stimme auf furchtsamer Straße
zum Gesang ruft,
weiß ich nicht, ob Kindheit oder Liebe,
Sehnsucht nach anderen Himmeln mich treibt,
und ich verberge mich in den verlorenen Dingen.



Übersetzt von Gianni Selvani






salvatore-quasimodo
Salvatore Quasimodo (20. August 1901 – 14. Juni 1968)

Mittwoch, 19. August 2009

Frank McCourt, John Dryden

Der amerikanische Schriftsteller Francis „Frank“ McCourt wurde am 19. August 1930 in New York als ältester Sohn einer irischen Einwandererfamilie in Brooklyn geboren. Als er vier Jahre alt war, kehrte seine Familie nach Irland zurück, da seine Eltern aufgrund der Großen Depression in New York keine Arbeit fanden. McCourt verbrachte den Rest seiner Kindheit und Jugend in ärmlichen Verhältnissen im katholisch geprägten Limerick. Sein Vater Malachy war arbeitslos und vertrank häufig das Stempelgeld. Als Frank McCourt zehn Jahre alt war, ging der Vater nach England, um dort in einer Fabrik zu arbeiten. Geld schickte er nicht, so musste Frank McCourt zusammen mit seiner Mutter Angela für die jüngeren Geschwister Malachy McCourt, Michael und Alphey sorgen. 1949 hatte er sich den Traum seiner Jugend zusammengespart: Die Fahrkarte zurück nach New York. Nach dem Ende seines Studiums unterrichtete er an verschiedenen Schulen als Englischlehrer. Zuletzt war er 15 Jahre an der renommierten Stuyvesant High School in New York. Dort unterrichtete er vor allem kreatives Schreiben. Frank McCourt war zweimal verheiratet, seine Tochter Margaret stammt aus erster Ehe. Im Ruhestand verarbeitete Frank McCourt seine schwierige Kindheit und Jugend in dem autobiografischen Roman Die Asche meiner Mutter (1996). Das Buch wurde mit über 6 Mio. Exemplaren zum internationalen Bestseller und brachte seinem Autor 1996 den National Book Critics Circle Award und 1997 den Pulitzer-Preis. Der Roman wurde 1999 von Alan Parker verfilmt. Am 19. Juli 2009 verstarb Frank McCourt in einem Hospiz in Manhattan, New York,

Aus: Tis

“When the MS Irish Oak sailed from Cork in October 1949, we expected tobe in New York City in a week. Instead, after two days at sea, we were told wewere going to Montreal in Canada. I told the first officer all I had was fortydollars and would Irish Shipping pay my train fare from Montreal to New York. Hesaid, No, the company wasn't responsible. He said freighters are the whores ofthe high seas, they'll do anything for anyone. You could say a freighter is likeMurphy's oul' dog, he'll go part of the road with any wanderer.Two days later Irish Shipping changed its mind and gave us the happy news,Sail for New York City, but two days after that the captain was told, Sail forAlbany.The first officer told me Albany was a city far up the Hudson River, capitalof New York State. He said Albany had all the charm of Limerick, ha ha ha, agreat place to die but not a place where you'd want to get married or rearchildren. He was from Dublin and knew I was from Limerick and when he sneered atLimerick I didn't know what to do. I'd like to destroy him with a smart remarkbut then I'd look at myself in the mirror, pimply face, sore eyes, and bad teethand know I could never stand up to anyone, especially a first officer with auniform and a promising future as master of his own ship. Then I'd say tomyself, Why should I care what anyone says about Limerick anyway? All I hadthere was misery.Then the peculiar thing would happen. I'd sit on a deck chair in the lovelyOctober sun with the gorgeous blue Atlantic all around me and try to imaginewhat New York would be like. I'd try to see Fifth Avenue or Central Park orGreenwich Village where everyone looked like movie stars, powerful tans,gleaming white teeth. But Limerick would push me into the past. Instead of mesauntering up Fifth Avenue with the tan, the teeth, I'd be back in the lanes ofLimerick, women standing at doors chatting away and pulling their shawls aroundtheir shoulders, children with faces dirty from bread and jam, playing andlaughing and crying to their mothers.“





McCourt
Frank McCourt (19. August 1930 – 19. Juli 2009)




Der englische Schriftsteller John Dryden wurde am 19. August 1631 als Spross einer puritanischen Familie in Aldwincle bei Huntingdon geboren, besuchte die Westminster School und wechselte später zur Universität Cambridge über. Um 1657 wurde er in London Schreiber des Kämmerers des Lordprotektors Oliver Cromwell. Nach der Restauration der Stuartmonarchie wandelte sich Dryden zum Royalisten und huldigte König Karl II. in den Gedichten Astraea redux (1660) und Panegyric on the Coronation (1661). 1663 heiratete er Lady Elizabeth Howard, die Schwester seines Gönners, des Höflings und Dramatikers Sir Robert Howard. 1668 wurde Dryden als erster Dichter offiziell in den Stand eines Poeta laureatus erhoben. Zwei Jahre später erhielt er ein Amt als königlicher Geschichtsschreiber. Obgleich Dryden sich in seinem religiösen Lehrgedicht Religio Laici, or, A Layman’s Faith (1682; Die Religion eines Laien) klar zum Protestantismus bekannt hatte, trat er 1685 zum katholischen Glauben über. Dass in jenem Jahr mit König Jakob II. ein Anhänger des Katholizismus den Thron bestieg, mag ein Grund für die Konvertierung gewesen sein. Nach der Glorious Revolution 1688 und während der Regierungszeit des protestantischen Königs Wilhelm III. blieb Dryden Katholik, verlor dadurch jedoch seine Position als Poeta laureatus und hatte keine finanziellen Zuwendungen mehr zu erwarten. 1699 schrieb er sein letztes Werk, das noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde.


One Happy Moment

NO, no, poor suff'ring Heart, no Change endeavour,
Choose to sustain the smart, rather than leave her;
My ravish'd eyes behold such charms about her,
I can die with her, but not live without her:
One tender Sigh of hers to see me languish,
Will more than pay the price of my past anguish:
Beware, O cruel Fair, how you smile on me,
'Twas a kind look of yours that has undone me.

Love has in store for me one happy minute,
And She will end my pain who did begin it;
Then no day void of bliss, or pleasure leaving,
Ages shall slide away without perceiving:
Cupid shall guard the door the more to please us,
And keep out Time and Death, when they would seize us:
Time and Death shall depart, and say in flying,
Love has found out a way to live, by dying.




Hidden Flame

FEED a flame within, which so torments me
That it both pains my heart, and yet contains me:
'Tis such a pleasing smart, and I so love it,
That I had rather die than once remove it.

Yet he, for whom I grieve, shall never know it;
My tongue does not betray, nor my eyes show it.
Not a sigh, nor a tear, my pain discloses,
But they fall silently, like dew on roses.

Thus, to prevent my Love from being cruel,
My heart's the sacrifice, as 'tis the fuel;
And while I suffer this to give him quiet,
My faith rewards my love, though he deny it.

On his eyes will I gaze, and there delight me;
While I conceal my love no frown can fright me.
To be more happy I dare not aspire,
Nor can I fall more low, mounting no higher.






Dryden
John Dryden (19. August 1631 – 12. Mai 1700)

Dienstag, 18. August 2009

Luciano de Crescenzo, Ulrich Woelk

Der italienische Schriftsteller Luciano de Crescenzo wurde 1928 in Neapel, im Stadtteil Santa Lucia, geboren. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der Universität Neapel und arbeitete dann als leitender Ingenieur beim Computerkonzern IBM, ehe er sich Mitte der 1970er, entgegen den Ratschlägen aller Freunde und Verwandte, ganz dem Schreiben und der Philosophie widmete.
Durch das Interesse des bekannten Quizmasters Maurizio Cos­tan­zo, der zum "Pate" seines erstes Buches, "Così parlò Bellavista" (Also sprach Bellavista) wurde, und durch zahlreiche Talkshows und öffentlichen Ver­an­stal­tun­gen unterstützt, wurde dieses erste Werk ein großer Erfolg. Es wurden 600.000 Exemplare des Buches verkauft. Nach dem schriftstellerischen Sensationserfolg dieses Buches schrieb De Crescenzo weitere Bücher über Philosophie und die Antike, in denen er auf humoristische Weise antike Motive aufgriff. Innerhalb weniger Jahre wurde er zum Erfolgsautor.

Aus: Die Zeit und das Glück (Übersetzt von Bruno Genzler)

„Ich lebe in Rom, in der Via dei Fori Imperiali, gerade mal zwanzig Meter vom Nerva-Forum entfernt. Lehne ich mich aus dem Fenster, sehe ich den Minerva-Tempel, ein Stückchen weiter rechts den Tempel des Mars Ultor und rundherum überall Säulen, Kapitelle und Marmor ohne Ende.
Eines Tages überlegte ich mir dann: «Kann das eigentlich sein, dass dort drüben all die archäologischen Schätze liegen und hier, unter meinem Haus, gar nichts?» Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, kaufte mir eine Schaufel und eine Spitzhacke, und eines schönen Abends
kurz vor Mitternacht begann ich mit den Ausgrabungsarbeiten.
Wo? In meinem Keller natürlich.
Zunächst hob ich eine Grube von einem Meter mal einem Meter aus, in der ich relativ bequem stehen konnte, und arbeitete mich dann Nacht für Nacht immer weiter ins Erdreich vor. Es war mühsam, aber davon merkte ich fast gar nichts. Das Graben auf der Suche nach irgendetwas ist ja eine Art Droge, von der man schon bald nicht mehr loskommt.
Manchmal kehrte ich vollkommen erschöpft in meine Wohnung zurück, schleppte mich ins Schlafzimmer und ließ mich dort aufs Bett fallen. Aber anstatt zu schlafen, grub ich in Gedanken weiter. Im Dunkel meines Schlafzimmers sah ich Marmorstatuen aus dem Fußboden wachsen
und silberne Schatullen, die sich von alleine öffneten und mir ihren kostbaren Inhalt, ein Meer von Goldmünzen, zeigten.“






luciano-de-crescenzo
Luciano de Crescenzo (Neapel, 18. August 1928)





Der deutsche Schriftsteller Ulrich Woelk wurde am 18. August 1960 in Beuel bei Bonn geboren. Woelk wuchs in Köln auf. Nachdem er 1979 sein Abitur abgelegt hatte, begann er an der Eberhard Karls Universität Tübingen ein Studium der Physik, das er 1987 mit einer Diplomarbeit über ein Thema aus dem Gebiet der Chaostheorie abschloss. 1991 promovierte er an der Technischen Universität in Berlin. Bis 1994 war er am Institut für Astronomie und Astrophysik dieser Universität als Astrophysiker mit dem Spezialgebiet Doppelsterne tätig. Seit 1995 lebt Woelk als freier Schriftsteller in Berlin. Er erhielt 1990 den Aspekte-Literaturpreis, 1992 ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds und 1999 ein Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung.

Aus: Sternenklar

“Stella lernt in der Schule gerade, was Jahreszeiten sind. „Januar, Februar, März, April – die Jahresuhr steht niemals still“, heißt es in einem kleinen Lied, das sie gelegentlich vor sich hinträllert. In
Wahrheit ist es natürlich die Erde, die niemals still steht, aber ich wollte nicht schon wieder zu ›astronomisch‹ sein.
„Schon vor ganz langer Zeit“, sagte ich vielmehr zu ihr, „vor etwa dreitausend Jahren haben die Menschen festgestellt, dass zwischen zwei Sommern etwa zwölf mal Vollmond ist. Deswegen haben sie das Jahr in zwölf Monate eingeteilt. Aber leider stimmt das System nicht ganz genau. Es gibt nämlich auch Jahre, in denen nicht zwölf, sondern dreizehn mal Vollmond ist, und das ist für viele Kulturen ein Problem. Dann ist es ein bisschen wie bei ›Die Reise nach Jerusalem‹: Es gibt nicht genug Monate für alle Vollmonde.“
„Und warum ist das so?“ wollte sie wissen.
„Nun ja“, sagte ich. „Zwölf Vollmonde dauern etwa 355 Tage, aber das Jahr hat 365 Tage. Wenn man sich nach dem Mond richtet, fehlen einem also immer zehn Tage pro Jahr. Im ersten Jahr ist das vielleicht noch nicht so schlimm, aber schon nach drei Jahren ist das ganze System um dreißig Tage, also etwa um einen Monat aus dem Rhythmus geraten. Der Januar läge dann im Dezember und der Dezember im November und so weiter. Und wenn man noch etwas länger wartet, etwa achtzehn Jahre, dann liegt der Dezember mitten im Hochsommer und der Juli im tiefsten Winter.
Das ist wirklich sehr unpraktisch. Du hättest dann zum Beispiel immer in einer anderen Jahreszeit Geburtstag. Und in manchen Jahren würden wir in den Sommerferien Weihnachten feiern.“
„Das geht doch gar nicht. Da schneit es doch nicht.“
„Na ja, das geht schon“, sagte ich, „zum Beispiel ist es in Australien oder Südafrika so, aber das hat andere Gründe. Jedenfalls werden in manchen Kulturen Mondkalender für religiöse Feste
und Rituale durchaus noch benutzt, zum Beispiel im Islam oder im Judentum. Der islamische Fastenmonat Ramadan zum Beispiel ist so ein Fest.”





Woelk
Ulrich Woelk (Beuel, 18. August 1960)

Montag, 17. August 2009

V.S. Naipaul, Ted Hughes

Der westindische Schriftsteller Sir V.S. Naipaul wurde am 17. August 1932 als Vidiadhar Surajprasad Naipaul in Chaguanas, Trinidad, geboren. Naipauls indische Vorfahren kamen als Vertragsarbeiter nach Trinidad. In den ersten Lebensjahren lebte Naipaul bei der Familie seiner Mutter. Erst im Alter von sechs Jahren lernte er seinen Vater kennen, der in Port of Spain als Journalist beim Trinidad Guardian arbeitete. Später gelang es seinem Vater, ein Haus in Port of Spain zu erwerben und die Familie so wieder zusammenzubringen. Die Geschichte seiner Kindheit und die seines Vaters verarbeitete Naipaul in dem Roman Ein Haus für Mister Biswas.
1950 ging Naipaul, finanziert durch ein Stipendium, nach England und studierte in Oxford. Nach dem Studium arbeitete er ab Mitte der 50er-Jahre zunächst als freier Mitarbeiter beim BBC; bereits kurze Zeit später widmete er sich jedoch voll und ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Neben seinen Romanen ist Naipaul bekannt für seine Erfahrungsberichte aus verschiedenen Gegenden und Kulturen der Welt. Seine zahlreichen Reisen führten ihn u.a. nach Indien (mehrfach), Zaire, Uganda, Iran, Pakistan, Malaysia und nach Indonesien. Diese Tätigkeit brachte ihm auch den Ruf eines Reiseschriftstellers ein, obwohl seine Erfahrungsberichte und Analysen weit über die normale Form von Reiseberichten hinaus gehen. Nach seiner Reise in den Iran (noch in den Nachwirren der islamischen Revolution) und in weitere islamische Länder setzte er sich in dem Buch Eine islamische Reise sehr kritisch mit dem Islam und vor allem mit extremistischen Strömungen auseinander. Naipaul erhielt 1971 den Booker Prize für seinen Roman In einem freien Land, 1983 den Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft und 2001 den Literaturnobelpreis für sein Gesamtwerk.

Aus: A Bend In the River

“I awakened to where I was. I was walking on the Embankment, beside the river, walking without seeing. On the Embankment wall there are green metal lamp standards. I had been examining the dolphins on the standards, dolphin by dolphin, standard by standard. I was far from where I had started, and I had momentarily left the dolphins to examine the metal supports of the pavement benches. These supports, as I saw with amazement, were in the shape of camels. Camels and their sacks! Strange city: the romance of India in that building. And the romance of the desert here. I stopped, stepped back mentally, as it were, and all at once saw the beauty in which I had been walking -- the beauty of the river and the sky, the soft colours of the clouds, the beauty of light on water, the beauty of the buildings, the care with which it had all been arranged.
“In Africa, on the coast, I had paid attention only to one colour in nature - the colour of the sea. Everything else was just bush, green and living. Or brown and dead. In England so far I had walked with my eyes at shop level; I had seen nothing. A town, even London, was just a series of streets or street names, and a street was a row of shops. Now I saw differently. And I understood that London wasn’t simply a place that was there, as people say of mountains, but that it had been made by men, that men had given attention to details as minute as those camels.
“I began to understand at the same time that my anguish about being a man adrift was false, that for me that dream of home and security was nothing more than a dream of isolation, anachronistic and stupid and very feeble. I belonged to myself alone. I was going to surrender my manhood to nobody. For someone like me there was only one civilization and one place -- London, or a place like it. Every other kind of life was make-believe. Home -- what for? To hide? To bow to our great men? For people in our situation, people led into slavery, that is the biggest trap of all. We have nothing. We solace ourselves with that idea of the great men of our tribe, the Gandhi and the Nehru, and we castrate ourselves. ‘Here take my manhood and invest it for me. Take my manhood and be a greater man yourself, for my sake!’ No! I want to be a man myself.”






vs_naipaul
V. S. Naipaul (Chaganuas, 17. August 1932)





Der englische Dichter und Schriftsteller Ted Hughes wurde am 17. August 1930 als Edward James Hughes in Mytholmroyd in West Yorkshire, geboren. Er wuchs in Mexborough, einer Stadt in South Yorkshire,auf. Nach dem Abschluss der dortigen Schule diente er zwei Jahre in der Royal Air Force, bis er schließlich mit seinem Studium an der Universität Cambridge begann, das er 1954 erfolgreich abschloss. Er gründete mit einigen Freunden die literarische Zeitschrift St Botolph's Review. Auf einer Studentenfeier traf er die damals unbekannte Lyrikerin Sylvia Plath. Schon ihr erstes Aufeinandertreffen deutete auf die kommende turbulente Liebesbeziehung der beiden hin (Sylvia soll Ted in die Wange gebissen haben). Sie heirateten im Juni 1956 und hatten zwei Kinder miteinander.
1957 veröffentlichte Ted Hughes seinen ersten Gedichtband The Hawk in the Rain. Auch 1957 zog er mit Sylvia Plath nach Massachusetts, wo er Englisch und kreatives Schreiben an der Universität lehrte. Sylvia Plaths Suizid 1963 in London traf ihn hart und brachte ihm verschiedentlich Kritik von literarischer Seite ein. Sein eigenes Schreiben trat in den folgenden Jahren in den Hintergrund, er beschäftigte sich vor allem mit Sylvia Plaths literarischem Nachlass. Ein weiterer einschneidender Schicksalsschlag widerfuhr ihm 1969, als Assia Wevill sich zusammen mit der gemeinsamen Tochter ebenfalls das Leben nahm.
Er veröffentlichte einige angesehene Gedichtbände und Kinderbücher. Sein letztes Werk Birthday Letters wurde einige Monate vor seinem Tod veröffentlicht und kann als Aufarbeitung seiner Beziehung zu Sylvia Plath verstanden werden. Es wurde zum Bestseller und gewann etliche Preise. Kurz vor seinem Tod wurde Hughes von Königin Elisabeth II. in den prestigereichen Order of Merit (OM) aufgenommen.



Spring & Fall: To A Young Child

Margaret, are you grieving
Over Goldengrove unleaving?
Leaves, like the things of man, you
With your fresh thoughts care for, can you?
Ah! as the heart grows older
It will come to such sights colder
By & by, nor spare a sigh
Though worlds of wanwood leafmeal lie;
And yet you wíll weep & know why.
Now no matter, child, the name:
Sorrow's springs are the same.
Nor mouth had, no nor mind, expressed
What héart héard of, ghóst guéssed:
It is the blight man was born for,
It is Margaret you mourn for.




God's Grandeur

The world is charged with the grandeur of God.
It will flame out, like shining from shook foil;
It gathers to a greatness, like the ooze of oil
Crushed. Why do men then now not reck his rod?
Generations have trod, have trod, have trod;
And all is seared with trade; bleared, smeared with toil;
And wears man's smudge and shares man's smell: the soil
Is bare now, nor can foot feel, being shod.
And for all this, nature is never spent;
There lives the dearest freshness deep down things;
And though the last lights off the black West went
Oh, morning, at the brown brink eastward, springs—
Because the Holy Ghost over the bent
World broods with warm breast and with ah! bright wings.






Hughes
Ted Hughes (17. August 1930 – 28. Oktober 1998)

Sonntag, 16. August 2009

Charles Bukowski, Reiner Kunze

Der amerikanische Lyriker Henry Charles Bukowski wurde am 16. August 1920 in Andernach am Rhein als Sohn deutschpolnischer Eltern geboren. Im dritten Lebensjahr wanderte er in die USA aus. Dort wuchs er in den Slums ostamerikanischer Großstädte auf. Er war Mitglied in jugendlichen Banden, saß im Gefängnis und im Irrenhaus. Verschiedene Jobs hatte er z.b. als Leichenwäscher, Tankwart, Werbetexter für ein Luxusbordell, Nachportier, Sportreporter, Hafenarbeiter, Zuhälter & Briefsortierer bei der Post. Mit 35 Jahren begann er zu schreiben, zuerst Gedichte für Underground-Gazetten, später Erzählungen und sogar Romane. Er veröffentlichte bisher über 40 Prosa- und Lyrikbände. Genet, Henry Miller und Sarte feierten ihn als »poète maudit « des heutigen Amerikas.



a smile to remember

we had goldfish and they circled around and around
in the bowl on the table near the heavy drapes
covering the picture window and
my mother, always smiling, wanting us all
to be happy, told me, "be happy Henry!"
and she was right: it's better to be happy if you
can
but my father continued to beat her and me several times a week while
raging inside his 6-foot-two frame because he couldn't
understand what was attacking him from within.

my mother, poor fish,
wanting to be happy, beaten two or three times a
week, telling me to be happy: "Henry, smile!
why don't you ever smile?"

and then she would smile, to show me how, and it was the
saddest smile I ever saw

one day the goldfish died, all five of them,
they floated on the water, on their sides, their
eyes still open,
and when my father got home he threw them to the cat
there on the kitchen floor and we watched as my mother
smiled





Alone With Everybody

the flesh covers the bone
and they put a mind
in there and
sometimes a soul,
and the women break
vases against the walls
and the men drink too
much
and nobody finds the
one
but keep
looking
crawling in and out
of beds.
flesh covers
the bone and the
flesh searches
for more than
flesh.

there's no chance
at all:
we are all trapped
by a singular
fate.

nobody ever finds
the one.

the city dumps fill
the junkyards fill
the madhouses fill
the hospitals fill
the graveyards fill

nothing else
fills.





How Is Your Heart?

during my worst times
on the park benches
in the jails
or living with
whores
I always had this certain
contentment-
I wouldn't call it
happiness-
it was more of an inner
balance
that settled for
whatever was occuring
and it helped in the
factories
and when relationships
went wrong
with the
girls.







bukowski
Charles Bukowski (16. August 1920 – 9. März 1994)





Der deutsche Schriftsteller Reiner Kunze wurde am 16. August 1933 in Oelsnitz geboren. Kunze studierte danach Philosophie und Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Nach dem Staatsexamen 1955 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Journalistischen Fakultät der Karl-Marx-Universität (auch als „Rotes Kloster“ bezeichnet) in Leipzig. Nach zunehmen häufigeren Konflikten kündigte Kunze 1959 seine Stelle an der Universität, ohne seine Promotion zu beenden.
Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1953 in der Zeitschrift neue deutsche literatur. Nachdem er die Universität verlassen hatte arbeitete vorübergehend als Hilfsschlosser im Schwermaschinenbau.
Die Herausgabe des Gedichtbandes Sensible Wege – Achtundvierzig Gedichte und ein Zyklus stieß 1969 auf Widerstand in der DDR-Kulturbürokratie. Für Kunze wurde es zunehmend schwieriger, seine Werke zu veröffentlichen. 1976 wurde sein Prosaband Die wunderbaren Jahre in der Bundesrepublik veröffentlicht, in dem Kunze das DDR-System scharf kritisierte. Das Manuskript war heimlich in die Bundesrepublik gebracht worden. Wegen seiner dissidierenden Haltung wurde Kunze aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkam. Am 7. April 1977 stellte Kunze wegen einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe für sich und seine Frau einen Antrag auf Ausbürgerung aus der DDR. Der Antrag wurde innerhalb von drei Tagen genehmigt und Kunze siedelte am 13. April mit seinen Angehörigen in die Bundesrepublik über.1978 schrieb er das Drehbuch zum Film Die wunderbaren Jahre, den er 1979 selber inszenierte. 1981 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband nach Übersiedlung in den Westen Deutschlands, Auf eigene Hoffnung.



Letzte variation über das thema "die post"

Eines Morgens
wird er läuten als
briefträger verkleidet

Ich werde ihn
durchschauen

Ich werde sagen: warte bis
der briefträger vorüber ist





tapferer vorsatz

Wir wollen, wenn die stunde
naht, mit ihr
nicht hadern
Möglich, daß irgendwann
beim anblick eines leeren schuhs
das universum
0ber uns zusammenst0rzt
Dann laß uns denken an den fuß,
zu dem der schuh gehörte,
und an das zehenspiel,
das ungezählte male, als wir
beieinanderlagen,
das universum
zur0ckkatapultierte
an seinen platz





Ein Hai fraß eine Orgel

Ein Hai fraß eine Orgel,
die saß ihm in der Gorgel,
die saß ihm in der Gurgel
und klang wie eine Urgel.
Der Wal schlug aufs Klavier,
das klang, als spielten vier.

Da hat der Hau gegurgelt,
die Orgel kam geturkelt,
die Urgel kam getorkelt
und ist auf Grund georgelt.
Der Wal schwamm vom Klavier,
er war zu groß dafür.






Kunze
Reiner Kunze (Oelsnitz, 16. August 1933)

Samstag, 15. August 2009

Benedict Kiely, Leonie Ossowski

Der irische Schriftsteller und Journalist Benedict Kiely wurde am15. August 1919 in Dromore, County Tyrone, geboren. Schon als Jugendlicher wollte Kiely, der in Nordirland als Sohn des britischen Soldaten Thomas Kiely aufwuchs, Schriftsteller werden. Seine großen Vorbilder waren George Bernard Shaw, H. G. Wells und Jonathan Swift. Nach seiner Schulzeit an der Mount St. Columba Christian Brothers School in Omagh arbeitete er zunächst bei der Post. Da ihn diese Arbeit nicht ausfüllte, entschied er sich schließlich, Priester zu werden. Doch auch diese Pläne gab er rasch auf und begann 1938 Anglistik und Geschichtswissenschaften an der Universität Dublin zu studieren. Nebenbei arbeitete er bereits als Journalist. Nach seinem Hochschulabschluss 1941 begann er eine Karriere als Journalist und Rundfunksprecher in Irland. 1945 erschien seine erste Kurzgeschichte Counties of Contention. Mehr als ein Dutzend Romane wie Land Without Stars (1946), The cards of the gambler (1953), The Captain with the Whiskers (1960), Dogs Enjoy the Morning (1968) und Nothing Happens in Carmincross (1985) folgten. Einem breiten Leserkreis bekannt wurde er jedoch durch seine Novellen, die er in einer Reihe von Sammlungen veröffentlichte. Wiederkehrendes Sujet seiner Werke war seine Heimat Nordirland.

Aus: The Collected Stories Of Benedict Kiely

“At the age of five, when asked what he wanted to be when he grew up, Isaac said he wanted to be a German. He was then blond and chubby and not at all pugnacious. Because he stuttered, he pronounced the word, German, with three, sometimes with six, initial consonants. He had heard it by his father's bedside where, propped most of the day on high pillows, the old fusilier remembered Givenchy and Messines Ridge in the hearing of his friends: Doherty the undertaker Mickey Fish, who sold fish on Fridays from a flat dray and from door to door, and who stopped young women - even under the courthouse clock - to ask them the time of evening Pat Moses Gavigan who fished pike and cut the world's best blackthorns; and the Cowboy Carson, the only man in our town who lived completely in the imagination. Occasionally the old fusilier read aloud out of one or other of the learned anthropological tomes dealing with the adventures of Tarzan the ape man, but mostly the talk was about Germans. Isaac, quiet on his creepie stool, liked the sound of the word. Bella, the loving wife of the old fusilier, had received her husband home from the war, we were told, in a glass case, the loser by a stomach shot away when - all his superior officers dead - he, the corporal, gallantly led an action to success, carried the kopje or whatever it was they carried in Flanders, and stopped just short of advancing, like the gallant Dublins, into the fire of his own artillery.”







Kiely
Benedict Kiely (15. August 1919 - 9. Februar 2007)
Porträt von Stephen McKenna





Die deutsche Schriftstellerin Leonie Ossowski (geb. Jolanthe von Brandenstein wurde am 15. August 1925 in Röhrsdorf geboren. Bei Kriegsende flüchtete sie nach Hessen, später nach Bayern und verkaufte dort auf Wochenmärkten, arbeitete in einer Fabrik, in einem Fotolabor und als Sprechstundenhilfe. Sie lebte von 1978 bis 1979 mit ihrem dritten Mann zusammen, dann war ein Jahr Pause zwischen den beiden, seit 1980 leben sie wieder zusammen und das bis heute noch in Berlin.
Anfang der 1950er Jahre begann sie Kurzgeschichten zu schreiben. Bei einem Besuch in der DDR bekam sie 1953 den Auftrag für ein Drehbuch zu einem Spielfilm und veröffentlichte 1958 in der DDR den Roman „Stern ohne Himmel“. Im selben Jahr zog sie mit ihrer Familie (sie hat 7 Kinder) nach Mannheim. Im Jahr 1968 erschien ihr erster Roman in der BRD. In den 1970er-Jahren arbeitete sie als Sozialarbeiterin, betreute Jugendliche im Gefängnis und installierte eine WG für haftentlassene Jugendliche.

Uit: Espenlaub

„Sollte Billi später einmal von Lorenz gefragt werden, auf welche Weise sie Ariel kennengelernt habe, wird sie es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wissen. Ihre Erinnerungen werden sich ineinander verschieben, und das Bild, das sie dann vor Augen hat, wird mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben. Jetzt ist das etwas anderes. Billi vergißt nichts, hat nichts vergessen und bringt auch nichts durcheinander.
Zum erstenmal sieht sie ihn auf dem Markt. Er sitzt in der Sonne am Brunnen, die Dreifaltigkeitskirche hinter sich, und hat eine Rose in der Hand. Das sieht ungewöhnlich aus. Billi fällt nicht nur die Rose in der Hand des jungen Mannes auf, sondern auch sein Haar. Schwarz wie Schuhwichse. Locken wie auf einem Puppenkopf hängen unordentlich in das weißhäutige Gesicht, aus dem sie Augen, schwarz wie die Haare, anlächeln. Der Mund, wenn auch etwas schief und mit viel zu roten Lippen, lächelt ebenfalls. Billi muß an Tomaten denken. Auch die Rose ist rot. T-Shirt, Hose, Socken und Schuhe sind wiederum schwarz. Um den Hals trägt er eine froschgrüne Kette, deren Perlen unregelmäßig sind und auf kein Material schließen lassen.
Billi hat den jungen Mann noch nie in Worms gesehen. Ein Typ wie der wäre ihr sofort aufgefallen. Hier kennt jeder jeden. Sie weiß nicht, warum, aber sie bleibt vor ihm stehen und starrt ihn an.
Hast du Rosen gern? fragt er und zeigt Zähne, weiß wie Kreide.
Billi nickt, ohne es zu wollen. Vom Obststand sehen ein paar Frauen neugierig herüber und grinsen sich vielsagend an.
Hier, sagt der junge Mann mit den Puppenjungenlocken, drückt ihr die Blume in die Hand, steht auf und geht weg, ohne sich umzusehen. Billi dreht die Rose zwischen den Fingern, sieht ihm nach und findet seinen Gang affig.“






Leonie_Ossowski
Leonie Ossowski (Röhrsdorf, 15. August 1925)

Freitag, 14. August 2009

Sir Walter Scott, Wolf Wondratschek

Der schottische Schriftsteller Sir Walter Scott wurde am 15. August 1771 in Edinburgh geboren und entstammte altem schottischen Adel. Er studierte Jura und schlug eine Beamtenlaufbahn ein und wurde 1799 Sheriff der Grafschaft Selkirk, später Richter in Edinburgh. Über kleineren Dichtungen und Übersetzungen deutscher Balladen kam er zu eigenen Verserzählungen, darunter "Das Fräulein vom See" (1810). Wirklich erfolgreich war er jedoch mit seinen Prosaromanen, die den Beginn des historischen Romans in Großbritannien markieren. Seine Technik, fiktive Personen auf genau recherchiertem historischem Hintergrund zu präsentieren, war neu und hatte später großen Einfluß auf Dumas, Hugo und Balzac.
Die berühmten Epen, darunter "Das Herz von Midlothian" (1818), "Ivanhoe" (1819) und "Quentin Durward" (1823) hatte Scott anonym als stiller Teilhaber des Verlegers James Ballantyne veröffentlicht, da er glaubte, für einen Landedelmann und Richter gehöre sich das Schreiben nicht.
Als der Verlag 1826 Bankrott machte, kam er für die Schulden auf, gab sich zu erkennen und schrieb unermüdlich weiter. Scott starb am 21. September 1832 auf seinem Schloß Abbotsford am Tweed. Neben seinen mehr als 40 Romanen sind auch seine Geschichtswerke, etwa die "Geschichte Schottlands" (1830), und Übersetzungen aus dem Deutschen ("Götz von Berlichingen") von Bedeutung.

Aus: Bride of Lammermoor

„I am too stubborn in habits, and too little polished in manners, to envy or aspire to the honours assigned to my literary contemporaries. I could not think a whit more highly of myself were I found worthy to "come in place as a lion" for a winter in the great metropolis. I could not rise, turn round, and show all my honours, from the shaggy mane to the tufted tail, "roar you an't were any nightingale," and so lie down again like a well-behaved beast of show, and all at the cheap and easy rate of a
cup of coffee and a slice of bread and butter as thin as a wafer. And I could ill stomach the fulsome flattery with which the lady of the evening indulges her show-monsters on such occasions, as she crams her parrots with sugar-plums, in order to make them talk before company. I cannot be tempted to "come aloft" for these marks of distinction, and, like imprisoned Samson, I would rather remain--if such must be the alternative--all my life in the mill-house, grinding for my very bread, than be brought forth to make sport for the Philistine lords and ladies.
This proceeds from no dislike, real or affected, to the aristocracy of these realms. But they have their place, and I have mine; and, like the iron and earthen vessels in the old fable, we can scarce come
into collision without my being the sufferer in every sense. It may be otherwise with the sheets which I am now writing. These may be opened and laid aside at pleasure; by amusing themselves with the perusal, the great will excite no false hopes; by neglecting or condemning them, they will inflict no pain; and how seldom can they converse with those whose minds have toiled for their delight without doing either the one or the other.”







Scott
Sir Walter Scott (14. August 1771 – 21. September 1832)
Porträt von Sir William Allan





Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Wolf Wondratschek wurde am 14. August 1943 in Rudolstadt, Thüringen, geboren. Er wuchs in Karlsruhe auf. Von 1962 bis 1967 studierte er Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziologie an den Universitäten in Heidelberg, Göttingen und Frankfurt am Main. Von 1964 bis 1965 war er Redakteur der Literaturzeitschrift "Text und Kritik". Seit 1967 lebt er als freier Schriftsteller in München. 1970/71 lehrte er als Gastdozent an der University of Warwick; Ende der Achtzigerjahre unternahm er ausgedehnte Reisen u. a. in die USA und nach Mexiko. Neben München ist seit Mitte der Neunzigerjahre Wien sein zweiter Wohnsitz. Wolf Wondratschek begann als Verfasser von Gedichten und Kurztexten, die seine radikale Opposition zu herkömmlicher Lyrik und Prosa dokumentieren. In den Siebzigerjahren veröffentlichte er eine Reihe von Gedichtbänden, mit denen er außerhalb des Verlagsbuchhandels auf dem Versandweg außerordentlich große Auflagen erzielte; die darin enthaltenen Liedtexte etablierten ihn als einen der wenigen deutschsprachigen „Rock-Poeten“. Seit den Achtzigerjahren veröffentlicht Wondratschek neben seiner Lyrik auch wieder vermehrt Prosa. Wondratschek ist auch Verfasser von Hörspielen und Filmdrehbüchern, von denen zwei von Werner Schroeter verfilmt wurden.


Im Sommer

Einsam sein im Sommer
und hundemüde auf einen
Liebesbrief warten,
das ist schlimm;
und abends zuschauen wie sich
Lana Turner in Robert Mitchum verliebt;
und wenn morgens die Sonne aufgeht,
hast du niemand getroffen,
in der Tür steckt kein Zettel "Ruf mich an."
Ein Maler würde das Blau immitieren,
eine Flugzeugladung Menthol;
ein Dichter würde lieben oder sterben;
ich starre, ohne hinauszuschauen,
aus dem Fenster, frühmorgens,
und sage "Ich liebe dich"
ohne irgendetwas
oder irgendwen
zu meinen




Lied von der Liebe

Wir lagen, faul vor Liebe,
noch im Gras, da färbten schon
sich über uns die Blätter.

Dann standen die Bäume kahl.
Ich sah den Himmel, mehr davon,
als mir lieb war.

Nein, mit der Liebe unten
hat der Himmel nichts zu tun.
Ich nahm eine Handvoll Erde.

Da hast du gesagt: das da
in deiner Hand, so will ich,
daß ich werde.







wondratschek
Wolf Wondratschek (Rudolstadt, 14. August 1943)

Suche

 

Status

Online seit 6070 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

Credits

Zufallsbild

Aiken

Counter


Weltliteratur
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren