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Weltliteratur

Donnerstag, 4. Juni 2009

Elizabeth Jolley, Yaak Karsunke

Die australische Schriftstellerin Elizabeth Jolley wurde als Monica Knight am 4. Juni 1923 in Birmingham dem Zentrum der britischen Midlands geboren. Elizabeth Jolley begann früh zu schreiben, doch ihre Manuskripte wurden von den Verlagen lange Zeit durchweg abgelehnt. Manchmal bekam sie bis zu vierzig Absagen innerhalb eines einzigen Jahres. Erst im Jahre 1960 wurden einige ihrer Short Storys von BBC World, von Australian Broadcasting Corporation (ABC) und in australischen Zeitschriften veröffentlicht. Im Jahre 1965 gewann sie mit einer ihrer Short Storys (A Hedge of Rosemary) den State of Victoria Short Story Award und erlangte erste grössere Beachtung. 1974 begann sie am Fremantle Arts Centre in Kreativem Schreiben zu unterrichten. Ihr allererstes Buch – Five Acre Virgin and Other Stories – eine Sammlung von Kurzgeschichten - wurde erst im Jahre 1976 veröffentlicht. Ihr ersten Roman – Palomino – den sie bereits in den späten 50er Jahren geschrieben hatte, sollte jedoch nicht vor 1980 veröffentlicht werden. Jolley brach zu viele Tabus, war ihrer Zeit zu weit voraus.Der 1981 folgende Roman The Newspaper of Claremont Street hingegen wurde von der Kritik wegen seines Humors und des grossen Einfühlungsvermögens der Autorin in die Psyche der einzelnen Charaktere hochgelobt. Mit ihren beiden nächsten Romanen Mr. Scobie’s Riddle und Miss Peabody’s Inheritance (beide 1983 erschienen) erlangte Jolley dann auch über Australien hinausreichende Anerkennung – für ihren gelungenen Erzählstil. Für den 1984 veröffentlichten Roman Milk and Honey wurde sie mit dem Christina Stead Prize for fiction in the New South Wales Premier's Literary Awards ausgezeichnet. 1986 gelang ihr dann der endgültige Durchbruch, als sie für ihren Roman The Well Australiens höchsten Literaturpreis - den Miles Franklin Award - erhielt. The Well wurde im Jahre 1997 unter der Regie von Samantha Lang verfilmt und auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes aufgeführt.

Aus: The Georges' Wife

„What are you thinking, I want to ask Mr George. What are you thinking about, I want to ask him. Are you thinking about Miss Eleanor and whether she will be coming home soon, I want to ask him.
From Harold Avenue we turn left into Hammond and left into Goldsworthy, cross Goldsworthy into Bernard and go on westward downhill, smooth smooth, to the park. My heels, the heels of my shoes, newly repaired, sound on the new surface of the road, like a trotting horse, a little trotting horse. Like a toy horse, Mr George makes this observation saying, at the same time, that his feet are not making any noise on the road.
From the park it is uphill into Thompson and then a right turn into Koeppe across Princess into Caxton, then Warwick and back along Queen. Queen Street is lined on both sides with old twisted trees. The long-leaved peppermints, they make a tunnel of shade and fragrance. In Queen it is like being in a green church or a small green cathedral. Does Mr George think so too, I want to ask him. Would he agree about a cathedral? Is a little street in e suburb, I want to ask him, a place of worship and of prayer?
There is hardly ever anyone about in the streets in the quiet afternoons. Sometimes the days, depending on the time of the year, are either too wet or too hot, but we are there, all the same.“







Elizabeth Jolley (4. Juni 1923 – 13. Februari 2007)





Der deutsche Lyriker, Schriftsteller und Schauspieler Yaak Karsunke wurde am 4. Juni 1934 in Berlin geboren. Er wuchs im Berliner Stadtteil Pankow auf. 1949 zog die Familie nach Friedenau um. Dort besuchte Karsunke das Gymnasium. 1953 machte er das Abitur und studierte anschließend drei Semester Rechtswissenschaften. Von 1955 bis 1957 absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel. Von 1957 bis 1964 lebte er von Gelegenheitsarbeiten. 1964 ging Karsunke nach München, wo er sich in der Außerparlamentarischen Opposition engagierte; 1968 war er Sprecher der Ostermarsch-Kampagne für Demokratie und Abrüstung. 1965 gründete er mit anderen linken Autoren die Literaturzeitschrift Kürbiskern, deren Mitherausgeber und Chefredakteur er bis 1968 war. Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei im August 1968 verließ er die Redaktion aus Protest gegen die sowjetische Politik. Seit 1969 ist er freier Schriftsteller. Von 1976 bis 1979 wirkte er als Fachberater für Drehbuch und Dramaturgie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie und von 1981 bis 1999 als Gastprofessor für „Szenisches Schreiben“ an der Hochschule der Künste in Berlin.


septembermorgen

nicht viel
was man über sie weiß
(rein anatomisch
scheinen sie eher unmöglich)
versprengte nachkommen eines
sodomitischen heroen
eines mythischen stutenbespringers

aber jetzt versammeln sie sich
im frühdunst im zwielicht
du hörst sie bevor du sie siehst
ihr stampfen ihr schnauben
& manchmal den helleren schlag
wenn ein huf einen stein trifft

schemenhaft treiben
die massigen leiber
durch den ziehenden nebel
der sich nur zögernd erhebt
& den blick auf sie freigibt

manche umarmen sich lange
andere reiben
die struppigen flanken
wie absichtslos aneinander

dann drängt erwartung
die herde dichter zusammen
das tänzeln verebbt
sie verharren
mit scharrenden füßen
peitschenden schweifen
& erhobenen armen

bis von ihren rufen
- rau zwischen wiehern & schrei -
beflügelt am himmel erscheint:

Pegasus

der engel der zentauren
der ihnen quellen aufschlägt
in steppe & stein







Yaak Karsunke (Berlin, 4. Juni 1934)

Dienstag, 2. Juni 2009

Jim Knipfel, Sibylle Berg

Der amerikanische Schriftsteller Jim Knipfel wurde am 2. Juni 1965 in Green Bay, Wisconsin, geboren. Er studierte an der University of Minnesota und hielt sich nach dem Studienabbruch mit verschiedenen Jobs über Wasser. Heute lebt er in Brooklyn und schreibt in einer wöchentlichen Kolumne für die NEW YORK PRESS. Er leidet an einer unheilbaren Augenkrankheit (Retinopathia pigmentosa), die ihn langsam erblinden lässt. In seinem Roman "Blindfisch" erzählt er von seinem Weg in die drohende Dunkelheit.

Aus: Klapsmühle (Übersetzt von Karolina Fell)

“Es ist niemals einfach, seiner Mutter zu gestehen, dass man wieder versagt hat. Besonders, wenn sie eine ziemlich klare Vorstellung davon zu haben scheint, wie es passiert ist, und auf der anderen Seite des Raumes sitzt, in dem man gerade festgebunden in einem Krankenhausbett liegt. Ich hatte sie
– ich hatte meine beiden Eltern – wieder mal enttäuscht.
Das war eine schlechte Angewohnheit von mir. Weiß Gott, ich habe versucht, es nicht zu tun. Es ist einfach passiert, ganz egal, wie viel sie mir bedeuteten. Ich lag auf der Intensivstation im Allgemeinkrankenhaus von Minneapolis. Ich war in einem kleinen Raum, dessen Wände von steifen, grauen Vorhängen gebildet wurden, an ein Bett gefesselt. Durch einen breiten Spalt in den Vorhängen
konnte ich einen Eingang und einen halben Schreibtisch auf der anderen Seite des Korridors sehen. Weiß gekleidete Männer schoben Wagen und Betten hin und her.
Das Ganze wurde von Geklapper, Pieptönen, Stimmengewirr und dem Geräusch rollender Metallräder auf einem Fliesenboden untermalt. Die kehligen deutschen Schreie, die mich aufgeweckt hatten, waren endlich verstummt. Ich begriff erst nach ein paar Minuten, dass ich meine eigene Stimme in einer Sprache hatte schreien hören, die ich seit zwei Jahren nicht mehr gesprochen hatte.
«In jener Gegend reist man jetzt nicht gut!», war es früher am Tag aus mir herausgebrochen, als meine Umgebung wieder klarere Konturen annahm. «Und hast du Geist, sei doppelt auf der Hut!»
Ich brüllte Nietzsche, wie mir schnell klar wurde. Schlimmer noch, ich brüllte Nietzsche in Reimen.
«War ich krank? Bin ich’s gewesen? Und wer ist mein Arzt gewesen? Wie vergaß ich alles das!»
Nadeln steckten in meinen beiden Armen. Etwas Langes, Enges, Spitzes war vorne in meinen Penis eingeführt worden. Meine Handgelenke und Fußknöchel wurden von Lederriemen an Ort und Stelle gehalten.
Ich liege im Krankenhaus und brülle auf Deutsch. Ich liege festgeschnallt und brülle auf Deutsch – meine Güte, ich muss total verrückt geworden sein. Diese Offenbarung erfüllte mich mit Erleichterung. Ich würde den Rest meines Lebens in einer Anstalt verbringen und komische Sachen sagen können.”







Jim Knipfel (Green Bay, 2. Juni 1965)





Die deutsche Schriftstellerin und Dramatikerin Sibylle Berg wurde am 2. Juni 1962 als Tochter eines Musikers und einer Bibliothekarin in Weimar geboren, nach einem Ausreiseantrag 1984 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft, war Clownschülerin und jobbte in verschiedenen Berufen, bis sie Schriftstellerin wurde. Ihr erster Roman Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, der zuvor einige Male abgelehnt worden war, erschien 1997 im Reclam-Verlag Leipzig und verkaufte sich über 100.000-mal. Berg schreibt Romane, Essays, Kolumnen und Theaterstücke.

Aus: Und ich dachte, es sei Liebe

„Die Einsamkeit beginnt, wo wir anfangen und nicht mehr ein Teil unserer Mutter sind. Kindheit heißt die Zeit, da Hirn und Gefühl sich nicht recht verständigen. Die finden vielleicht in der Pubertät wieder zusammen. In der Zeit, in der die meisten die erste Liebe erleben. Die die romantischste in unserem Leben ist, weil sie nur aus Illusionen besteht. Die nichts will außer Auflösung. Ein Mädchen, ein Junge, egal, und wir wollten ihn/sie und wussten gar nicht, was wir mit ihm/ihr wollten außer: nie mehr alleine sein. Standen an offenen Fenstern, draußen Frühling und an den Wänden Pferdeposter, und was wir über Liebe wussten, das ging so: mit ihm auf einer Insel sein und ansehen, Tag und Nacht, und die kleinen Härchen am Arm berühren. Tag und Nacht. So ein Traum wie damals, als wir noch nicht wussten, was Liebe ist, wird Liebe nie mehr. Nie mehr werden wir so unendlich sein. Die erste Liebe zerbricht, und der erste Liebeskummer kommt. Ach, wären wir doch gestorben, damals. Wir hätten uns die Wiederholungen erspart.
Wir haben unsere Unschuld verloren und statt ihrer Ideen entwickelt, wie Liebe sein müsste, die richtige Liebe. Denken wir, es muss sein wie fliegen und sich die Sachen vom Leib reißen und sich nie mehr trennen und nicht mehr essen und nicht mehr schlafen und nachts tanzen im Regen und tausend Kilometer fahren nur für einen Kuss, der nie endet. Das ist die Idee, und sie
meint: Eigentlich wollen wir zurück zu der Zeit, als wir eins mit der Mutter waren. Bedingungslosigkeit wollen wir, danach suchen wir und werden immer enttäuscht werden."







Sibylle Berg (Weimar, 2. Juni 1962)

Montag, 1. Juni 2009

John Masefield, Ferdinand Raimund

Der britische Lyriker und Schriftsteller John Edward Masefield wurde am 1. Juni 1878 in Ledbury, Herefordshire; † 12. Mai 1967 in Abingdon, Oxfordshire. Er besuchte das traditionsreiche Internat King's School in Warwick, aus dem er kurz vor seinem 13. Geburtstag floh. Er heuerte kurz darauf auf dem Schulschiff HMS Conway der Royal Navy an, wo er als Junior Officer ausgebildet wurde. Bis zum 21. Lebensjahr fuhr er vorwiegend auf dem Atlantik auf Passagierschiffen und ging in mehreren Ländern verschiedenen Tätigkeiten nach, bevor er wegen einer Krankheit 1897 nach England zurückkehren musste. Hier begann er mit seiner literarischen Tätigkeit. Seine erste Gedichtsammlung Saltwater Ballads von 1902 (dt. 1951 als „Salzwasserballaden“ erschienen) schildert das Leben auf See und in fernen Ländern in derber, realistischer Sprache und begründete Masefields Ruf als Chronist der Matrosen und Vagabunden. Aus der Sammlung hat es das Gedicht Sea Fever, eine Hommage an das klassische Werk The Seafarer, in die englischen Schulbücher und den literarischen Kanon geschafft. Von 1930 bis zu seinem Tod war Masefield Poet Laureate der britischen Krone.


Trade Winds

IN the harbor, in the island, in the Spanish Seas,
Are the tiny white houses and the orange trees,
And day-long, night-long, the cool and pleasant breeze
Of the steady Trade Winds blowing.

There is the red wine, the nutty Spanish ale,
The shuffle of the dancers, the old salt's tale,
The squeaking fiddle, and the soughing in the sail
Of the steady Trade Winds blowing.

And o' nights there's fire-flies and the yellow moon,
And in the ghostly palm-trees the sleepy tune
Of the quiet voice calling me, the long low croon
Of the steady Trade Winds blowing.



Tewkesbury Road

IT is good to be out on the road, and going one knows not where,
Going through meadow and village, one knows not whither or why;
Through the grey light drift of the dust, in the keen cool rush of the air,
Under the flying white clouds, and the broad blue lift of the sky.

And to halt at the chattering brook, in a tall green fern at the brink
Where the harebell grows, and the gorse, and the foxgloves purple and white;
Where the shifty-eyed delicate deer troop down to the brook to drink
When the stars are mellow and large at the coming on of the night.

O, to feel the beat of the rain, and the homely smell of the earth,
Is a tune for the blood to jig to, and joy past power of words;
And the blessed green comely meadows are all a-ripple with mirth
At the noise of the lambs at play and the dear wild cry of the birds.







John Edward Masefield (1. Juni 1878 – 12. Mai 1967)
Mit seiner Ehefrau, 1923





Der österreichische Lyriker und Dramatiker Ferdinand Raimund wurde am 1. Juni 1790 in Wien geboren. Ferdinand Raimund war der Sohn des eingewanderten böhmischen Drechslermeisters Jakob Raimann. Nach dem Tode seines Vaters 1804 durchlief er eine Lehre bei dem Zuckerbäcker Ludwig Dehne. 1808 schloss er sich umherziehenden Komödianten an und ging mit ihnen auf Tournee durch die Provinz. 1814 kehrte er nach Wien zurück und feierte am Theater in der Josefstadt seine ersten Erfolge. 1817 gehörte Raimund dem Ensemble des Theaters in der Leopoldstadt an, davon zwei Jahre, 1828 bis 1830, sogar der Direktion. Hier spielte Raimund nicht nur, sondern er führte auch Regie. Seit 1823 widmete er sich verstärkt der Schriftstellerei. Trotz seines Ziels, des tragischen Charakterfachs, errang er seine großen Erfolge in komischen Charakterrollen. Immer wieder wurde er von Depressionen heimgesucht. 1830 versuchte sich Raimund auch an Tragödien („Die unheilbringende Zauberkrone oder König ohne Reich, Held ohne Mut, Schönheit ohne Jugend“) und fiel beim Publikum durch. Da auch die Kritik kein gutes Haar an ihm ließ, verließ Raimund 1830 das Theater in der Leopoldstadt. Er trat immer seltener auf und zog sich 1834 auf sein Gut Pernitz (Raimundvilla) zurück.


Lied

Da streiten sich die Leut’ herum
Oft um den Wert des Glück’s,
Der Eine heißt den Andern dumm,
Am End’ weiß keiner nix.
Das ist der allerärmste Mann,
Der And’re oft zu reich,
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt’s Beide gleich.

Die Jugend will halt stets mit G’walt
In Allem glücklich sein,
Doch wird man nur ein Bissel alt
Da gibt man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, O Graus!
Das bringt mich nicht in Wut
Da klopf ich meinen Hobel aus
Und denk’ Du brummst mir gut.

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich: Brüderl kum,
Da stell’ ich mich im Anfang taub,
Und schau’ mich gar nicht um.
Doch sagt er: Lieber Valentin
Mach’ keine Umständ, Geh’!
Da leg’ ich meinen Hobel hin,
Und sag’ der Welt Adje!







Ferdinand Raimund (1. Juni 1790 – 5. September 1836)
Lithographie von Josef Kriehuber, 1835

Sonntag, 31. Mai 2009

Walt Whitman, Klabund

Frohe Pfingsten!




Titian
Pfingsten, um 1545



Pfingsten

Schöne Zeit von Himmelfahrt
Bis zum nahen Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart
Groß auch im Geringsten.

Glockenklang erschallt vom Dom,
Und zur Lust des Maien
Wallt hinaus der Menschenstrom,
Alles will sich freuen!

Freue sich, wer Gutes tat,
Wer dafür gestritten,
Wer gestreut der Zukunft Saat,
Und auch wer gelitten!

Ja, ich weiß, es wird geschehn,
Was wir jetzt noch hoffen,
Daß zum Glück die Tore stehn
Allen einst noch offen.

Daß man nicht mehr sieht verirrt
Scharen Lebensmüder;
Keine Herde und kein Hirt,
Freie nur, nur Brüder!

Wenn kein Druck den Geist mehr dämpft,
Wenn ein zweites Eden,
Aber schöner, weil erkämpft,
Folgt auf unsre Fehden.

Eines Himmels Erdenfahrt
Und ein andres Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart,
Groß auch im Geringsten




Klabund







Klabund (4. November 1890 – 14. August 1928)





Der amerikanische Dichter Walt Whitman wurde am 31. Mai 1819 in West Hills (Long Island) geboren. Kurz darauf zog die Familie nach Brooklyn, wo Whitman seine Kindheit verbrachte. Ab 1830 arbeitete er zunächst als Setzerlehrling, später als Lehrer und schließlich als Journalist und Herausgeber verschiedener Zeitungen. 1842 kehrte Whitman nach Brooklyn zurück und verfasste Beiträge für die New Yorker Zeitschrift Aurora und für den in Brooklyn erscheinenden, konservativ-demokratischen Brooklyn Eagle. Während dieser Zeit schrieb Whitman jene Gedichte, die den Grundstock für die 1855 publizierte erste Ausgabe seines Hauptwerkes Leaves of Grass (Grashalme) bildeten. Über einen Zeitraum von 36 Jahren hinweg überarbeitete und erweiterte er die ursprünglich zwölf titellose Gedichte umfassende Sammlung immer wieder. So enthielt die dritte Ausgabe von 1860 bereits 154 Gedichte, die 1881 herausgegebene Fassung insgesamt 293, die 1891/1892 veröffentlichte Ausgabe letzter Hand annähernd 400 Gedichte.



To a Stranger

Passing stranger! you do not know
How longingly I look upon you,
You must be he I was seeking,
Or she I was seeking
(It comes to me as a dream)

I have somewhere surely
Lived a life of joy with you,
All is recall'd as we flit by each other,
Fluid, affectionate, chaste, matured,

You grew up with me,
Were a boy with me or a girl with me,
I ate with you and slept with you, your body has become
not yours only nor left my body mine only,

You give me the pleasure of your eyes,
face, flesh as we pass,
You take of my beard, breast, hands,
in return,

I am not to speak to you, I am to think of you
when I sit alone or wake at night, alone
I am to wait, I do not doubt I am to meet you again
I am to see to it that I do not lose you.





Calamus Poems

8

Long I thought that knowledge alone would suffice me -- O if I could but obtain knowledge!
Then my lands engrossed me -- Lands of the prairies, Ohio's land, the southern savannas, engrossed me -- For them I would live -- I would be their orator;
Then I met the examples of the old and new heroes -- I heard of warriors, sailors, and all dauntless persons -- And it seemed to me that I too had it in me to be as dauntless as any -- and would be so;
And then, to enclose all, it came to me to strike up the songs of the New World -- And then I believed my life must be spent singing;
But now take notice, land of the prairies, land of the south savannas, Ohio's land,
Take notice, you Kanuck woods -- and you Lake Huron -- and all that with you roll toward Niagra -- and you Niagra also,
And you, California mountains -- That you each and all find somebody else to be your singer of songs,
For I can be your singer of songs no longer -- One who loves me is jealous of me, and withdraws me from all but love,
With the rest I dispense -- I sever from what I thought would suffice me, for it does not -- it is now empty and tasteless to me,
I heed knowledge, and the grandeur of The States, and the example of heroes, no more,
I am indifferent to my own songs -- I will go with him I love,
It is to be enough for us that we are together -- We never separate again.





9

Hours continuing long, sore and heavy-hearted,
Hours of the duck, when I withdrew to a lonesome and unfrequented spot, seating myself, leaning my face in my hands;
Hours sleepless, deep in the night, when I go forth, speeding swiftly the country roads, or through the city streets, or pacing miles and miles, stifiling plaintive cries;
Hours discouraged, distracted -- for the one I cannot content myself without, soon I saw him content himself without me;
Hours when I am forgotten, (O weeks and months are passing, but I believe I am never to forget!)
Sullen and suffering hours! (I am ashamed -- but it is useless -- I am what I am;)
Hours of my torment -- I wonder if other men ever have the like, out of the like feelings?
Is there even one other like me -- distracted -- his friend, his lover, lost to him?
Is he too as I am now? Does he still rise in the morning, dejected, thinking who is lost to him? and at night, awaking, think who is lost?
Does he too harbor his friendship silent and endless? harbor his anguish and passion?
Does some stray reminder, or the casual mention of a name, bring the fit back upon him, taciturn and deprest?
Does he see himself reflected in me? In these hours, does he see the face of his hours reflected?







Walt Whitman (31. Mai 1819 – 26. Mãrz 1893)

Samstag, 30. Mai 2009

Elizabeth Alexander, Countee Cullen

Die amerikanische Lyrikerin Elizabeth Alexander wurde am 30. Mai 1962 in New York geboren. Sie studierte u.a. an der Yale Universität, arbeitete in den Achtzigern als Reporterin für die Washington Post und unterrichtete später an der University of Chicago (die Obamas waren zu der Zeit ihre Nachbarn). Zur Zeit ist Alexander Professorin für afrikanisch-amerikanische Studien an der renommierten Yale- Universität. Mit ihrem Mann, einem aus Eritrea stammenden Künstler, hat sie zwei Söhne, neun und zehn Jahre alt. In ihren bisher fünf Gedichtbänden geht es immer wieder um die Fragen von Schwarz und Weiß, Mann und Frau, Arm und Reich und um die oft schmerzvolle amerikanische Geschichte. Mit der Sammlung «American Sublime» kam Alexander 2005 in die Endausscheidung um den Pulitzer-Preis, 2007 war sie die erste Trägerin des mit 50 000 Dollar dotierten Jackson-Lyrikpreises. Daneben schrieb sie Essays, Romane und ein Theaterstück. Das “Inaugural Committee” des US-Kongresses erkor Elizabeth Alexander, bei der Amtseinweihung am 20. Januar 2009 gleich nach Barack Obamas Antrittsrede ein offizielles Gedicht zu lesen.


Stravinsky in L.A.

In white pleated trousers, peering through green
sunshades, looking for the way the sun is red
noise, how locusts hiss to replicate the sun.
What is the visual equivalent
of syncopation? Rows of seared palms wrinkle
in the heat waves through green glass. Sprinklers
tick, tick, tick. The Watts Towers aim to split
the sky into chroma, spires tiled with rubble
nothing less than aspiration. I’ve left
minarets for sun and syncopation,
sixty-seven shades of green which I have
counted, beginning: palm leaves, front and back,
luncheon pickle, bottle glass, etcetera.
One day I will comprehend the different
grades of red. On that day I will comprehend
these people, rhythms, jazz, Simon Rodia,
Watts, Los Angeles, aspiration.




Ars Poetica #100: I Believe

Poetry, I tell my students,
is idiosyncratic. Poetry

is where we are ourselves,
(though Sterling Brown said

“Every ‘I’ is a dramatic ‘I’”)
digging in the clam flats

for the shell that snaps,
emptying the proverbial pocketbook.

Poetry is what you find
in the dirt in the corner,

overhear on the bus, God
in the details, the only way

to get from here to there.
Poetry (and now my voice is rising)

is not all love, love, love,
and I’m sorry the dog died.

Poetry (here I hear myself loudest)
is the human voice,

and are we not of interest to each other?








Elizabeth Alexander (New York, 30. Mai 1962)





Der amerikanische Lyriker Countee Cullen wurde am 30. Mai 1903 unter dem Namen Countee LeRoy Porter geboren. Er wurde von seiner Großmutter erzogen. Unklar ist, ob Cullen in Louisville, Kentucky, oder in Baltimore geboren wurde. Cullen besuchte die De Witt Clinton High School in New York und erhielt 1922 besondere Anerkennung für seine Studien in Latein. 1918 starb seine Großmutter und Cullen wurde vom Pfarrer Frederick Ashbury Cullen adoptiert, der als Reverend an der Salem Methodist Episcopal Church in Harlem tätig war. Seine Mutter nahm erst in den 1920er zu ihm erstmals Kontakt auf, als er Berühmtheit als Dichter erlangt hatte. Cullen gewann bereits in jungen Jahren mehrere Wettbewerbe für Dichter. Nach seinem Schulabschluss studierte Cullen an der New York University und beteiligte sich an der Universitätszeitung. Als Student veröffentlichte er Gedichte in der Zeitung The Crisis unter dem Pseudonym W. E. B. Du Bois und in Opportunity von der National Urban League. Von beiden Publikationen erhielt Cullen Preise. Des Weiteren veröffentlichte Cullen Gedichte im Harper's, Century Magazine und Poetry. 1925 graduierte Cullen und veröffentlichte seine erste Ausgabe von Gedichten: Color. Cullen wurde zur führenden Figur der „Harlem Renaissance“, einer Periode, in der afrikanisch-amerikanische Künstler sich insbesondere in städtischen Regionen entfalteten.


Simon the Cyrenian Speaks

He never spoke a word to me,
And yet He called my name;
He never gave a sign to me,
And yet I knew and came.

At first I said, "I will not bear
His cross upon my back;
He only seeks to place it there
Because my skin is black."

But He was dying for a dream,
And He was very meek,
And in His eyes there shone a gleam
Men journey far to seek.

It was Himself my pity bought;
I did for Christ alone
What all of Rome could not have wrought
With bruise of lash or stone.






Youth Sings a Song of Rosebuds

Since men grow diffident at last,
And care no whit at all,
If spring be come, or the fall be past,
Or how the cool rains fall,

I come to no flower but I pluck,
I raise no cup but I sip,
For a mouth is the best of sweets to suck;
The oldest wine's on the lip.


If I grow old in a year or two,
And come to the querulous song
Of "Alack and aday" and "This was true,
And that, when I was young,"


I must have sweets to remember by,
Some blossom saved from the mire,
Some death-rebellious ember
I Can fan into a fire.







Countee Cullen (30. Mai 1903 – 9. Januar 1946)

Freitag, 29. Mai 2009

G. K. Chesterton, André Brink

Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton wurde am 29. Mai 1874 als Sohn eines Häusermaklers in London geboren. Am King’s College London hörte er Vorlesungen über Literatur. Der aus einer unitarischen Familie stammende Chesterton wurde nach einer schweren inneren Krise praktizierender Anglikaner. Ab 1896 arbeitete er als Journalist für liberale Zeitungen. Von 1899 bis 1901 bekämpfte der Antiimperialist Chesterton Englands Krieg gegen die Buren in Südafrika. 1900 schloß er lebenslange Freundschaft mit Hilaire Belloc, dessen Romane er illustrierte. 1901 heiratete er Frances Blogg. Ab 1909 wohnte das kinderlose Paar in Beaconsfield. 1903-1904 hatte er eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Atheisten Blatchford. Auch gegen andere Freidenker verteidigte er das Christentum. 1922 ließ er sich in die röm.-kath. Kirche aufnehmen. 1925 bis 1936 gab er das Wochenblatt »G.K.\'s Weekly« heraus, für das er regelmäßig lange Leitartikel schrieb, oft auch Karikaturen zeichnete. Mit G.B. Shaw führte er öffentliche Streitgespräche. Von 1900 an veröffentlichte Chesterton mehr als hundert Bücher. Außer seinen Detektivgeschichten (überwiegend mit Father Brown) schrieb er Essays, Bücher zur Verteidigung des Christentums, phantastischen Romane und literaturkritischen Arbeiten sowie Biographien, Gedichte und Bühnenstücke.

Aus: Father Brown. The Essential Tales

“Between the silver ribbon of morning and the green glittering ribbon of sea, the boat touched Harwich and let loose a swarm of folk like flies, among whom the man we must follow was by no means conspicuous—nor wished to be. There was nothing notable about him, except a slight contrast between the holiday gaiety of his clothes and the official gravity of his face. His clothes included a slight, pale grey jacket, a white waistcoat, and a silver straw hat with a grey-blue ribbon. His lean face was dark by contrast, and ended in a curt black beard that looked Spanish and suggested an Elizabethan ruff. He was smoking a cigarette with the seriousness of an idler. There was nothing about him to indicate the fact that the grey jacket covered a loaded revolver, that the white waistcoat covered a police card, or that the straw hat covered one of the most powerful intellects in Europe. For this was Valentin himself, the head of the Paris police and the most famous investigator of the world; and he was coming from Brussels to London to make the greatest arrest of the century.
Flambeau was in England. The police of three countries had tracked the great criminal at last from Ghent to Brussels, from Brussels to the Hook of Holland; and it was conjectured that he would take some advantage of the unfamiliarity and confusion of the Eucharistic Congress, then taking place in London. Probably he would travel as some minor clerk or secretary connected with it; but, of course, Valentin could not be certain; nobody could be certain about Flambeau.
It is many years now since this colossus of crime suddenly ceased, keeping the world in a turmoil; and when he ceased, as they said after the death of Roland, there was a great quiet upon the earth. But in his best days (I mean, of course, his worst) Flambeau was a figure as statuesque and international as the Kaiser. Almost every morning the daily paper announced that he had escaped the consequences of one extraordinary crime by committing another. He was a Gascon of gigantic stature and bodily daring; and the wildest tales were told of his outbursts of athletic humour; how he turned the juge d’instruction upside down and stood him on his head, “to clear his mind”; how he ran down the Rue de Rivoli with a policeman under each arm.“







G. K. Chesterton (29. Mai 1874 – 14. Juli 1936)





Der südafrikanische Schriftsteller André Philippus Brink wurde am 29. Mai 1935 in Vrede, Vrystaat, geboren. Er ist einer der wenigen afrikaanssprachigen Autoren, die international Beachtung finden (siehe auch Breyten Breytenbach). Nachdem sein Roman Kennis van die Aand (1973) als erster afrikaanser Text in Südafrika mit einem Bann belegt (d.h. verboten) wurde, begann Brink bilingual (afrikaans und englisch) zu arbeiten. Heute erscheinen seine Romane gleichzeitig in beiden Sprachen. Brink wurde mehrfach für den Booker Prize nominiert und war mehrfach für den Nobelpreis für Literatur im Gespräch. Er ist Honorarprofessor am Department of English Language and Literature der Universität Kapstadt.

Aus: Surprise Visit

“There is no one at the reception desk to welcome him. This suits him perfectly. One can only assess the standard of care-giving in an old-age home if they aren’t alerted to your coming. Even more important is that he wants to surprise her. He has something to tell her, something he has spent a lifetime looking for and which he must share with her. It is now almost two years since his last visit. One doesn’t feel good about these long intervals, but what else can one do? Princeton is not exactly round the corner from Cape Town. And, anyway, his sister Jolene is living right here in the city, close by, in Claremont, and since her husband’s death she hasn’t had much to occupy her. In any case, it isn’t as if Mum is really aware of what is going on around her. For at least three years now, since the last stroke, she has just been lying here. Waiting. For ‐ well. Still has some lucid moments, says Jolene, but fewer and further between. Hardly ever recognises anybody.
He goes through the reception area to the corridor, where he quickly makes sure that nobody is approaching from either end. Then, following Jolene’s instructions, he turns right. The last time he visited her was with his family, just before they left the country. Her room was to the left then, three doors down. But the home likes to shift them around. A change of scenery? Hardly. His own feeling is that the old people ‐ Mum, undoubtedly ‐ find these shifts deeply distressing. Every time it becomes a radical displacement. As bad as those moves in his youth, from one town to the next, as the bank authorities in their wisdom transferred them across the map of the country. Every time a new school, new friends, new teachers, new everything.”







André Brink (Vrede, 29. Mai 1935)

Donnerstag, 28. Mai 2009

Patrick White, Walker Percy

Der australische Schriftsteller Patrick White wurde am 28. Mai 1912 in London geboren. Nachdem die Familie 1916 ein großes Anwesen in Sydney gekauft hatte, erkrankte Patrick mit vier Jahren an Asthma, woran bereits sein Großvater mütterlicherseits gestorben war. Die angegriffene Gesundheit, die ihn von sportlichen Aktivitäten und „Jungenspielen“ abhielt, dürfte ihren Beitrag zu eher geistigen Beschäftigungen geleistet haben: Patrick las viel, besuchte mit seiner Mutter das Theater und gab eigene kleine Tanzvorstellungen im Freundeskreis der Mutter.Im Alter von zehn Jahren wurde Patrick auf ein Jungen-Internat in Moss Vale in New South Wales geschickt, wo man sich wegen des Hochland-Klimas Besserung für seine Gesundheit erhoffte. Obwohl er eine Weile brauchte, um sich an das Zusammenleben mit anderen Kindern zu gewöhnen, akklimatisierte er sich schließlich und begann mit dem Schreiben eigener Theaterstücke. Patrick White überredete seine Eltern, das College früher verlassen zu dürfen, um Schauspieler zu werden. Sie willigten unter der Bedingung ein, dass er zunächst nach Hause nach Australien käme, um ein Leben auf dem Land zu versuchen.White arbeitete zwei Jahre als Farmgehilfe, zunächst auf Monaro, einer Farm am Rand der Snowy Mountains in New South Wales, dann auf einem Anwesen eines der Whitycombs bei Walgett im Norden des Landes. Seine Eltern hofften immer noch, dass seine künstlerischen Ambitionen verschwinden würden, wenn er einmal das harte Leben auf der Farm kennengelernt hätte. White entwickelte zwar eine enge Beziehung zur ihn umgebenden Natur, begann jedoch parallel wieder zu schreiben.Noch während Whites Studienzeit in Cambridge erschienen 1934 zwei seiner Gedichte in der Zeitung The London Mercury: Meeting Again und The Ploughman, das 1935 auch in das Jahrbuch The Best Poems of 1935 aufgenommen wurde.Als 1937 sein Vater starb und ihm 10.000 Pfund hinterließ, konnte er sein Schriftstellerleben weiterführen, ohne zu sehr auf materiellen Erfolg Rücksicht nehmen zu müssen. Er schrieb zwei weitere Dramen und fand schließlich 1939 einen Verleger für Happy Valley; der Roman fand wohlwollende Aufnahme in London, so wurde er etwa von Graham Greene, Elizabeth Bowen and Herbert Read gelobt.Als Großbritannien in den Zweiten Weltkrieg eintrat, kehrte White nach London zurück und wurde als Nachrichtenoffizier in die Royal Air Force aufgenommen. Während des Krieges wurde er im Nahen Osten, in Ägypten, Palästina und Griechenland eingesetzt. In Alexandria lernte er den griechischen Offizier Manoly Lascaris kennen, der sein Lebensgefährte werden sollte.Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst zogen White und Lascaris 1946 nach Australien und kauften ein altes Haus in Castle Hill außerhalb von Sydney. Sie verbrachten 18 Jahre auf dem Dogwoods getauften Anwesen, züchteten Blumen, Gemüse und Milchvieh, und White veröffentlichte 1955 The Aunt's Story und The Tree of Man. Ins Deutsche übersetzt wurde The Tree of Man 1957 unter dem Titel Zur Ruhe kam der Baum des Menschen nie von Annemarie und Heinrich Böll. White erhielt 1973 als bislang einziger Schriftsteller seines Kontinents den Nobelpreis für Literatur.

Aus: The Eye Of The Storm

„In the mountains the weatherboard and fibro townships were minding their own business. Chummier shops displaying pragmatic goods had nothing to hide. But doubts set in among the stragglers, towards the fringes, where houses built for permanence had reached the lurching stage, above the rich humus spread by their shrubberies to soften the logical collapse. The shrubberies themselves, planted by their owners as a sober duty, were touched with a cold apocalyptic fire. Here and there at the foot of a tree, old, broken, black umbrellas arranged singly or in clumps, were seen to stir at times, then to move, slowly, sideways asymmetrically. Some of the old umbrella-forms were trundling through an undergrowth of rhododendrons and azaleas assisted by what appeared to be part of their own aluminium frames, which had become conveniently unstuck, and could be used as crutches.
Basil was stopping the car in front of a shop. On a blind wall a square of faded bluebag was advertising some illegible commodity. Without explaining why, Basil was getting out. Nor did Dorothy ask for explanations: she was frantically searching for some face or object with which to identify herself. As Basil was closing the car door, a boy in jeans followed by a high-stepping spotted dog, came jaunting past. Dorothy tried smiling at the boy, but her smile must have looked directionless, or old; anyway the boy was plainly ignoring foreigners. When Basil had gone inside the shop, Dorothy was left with gooseflesh on her arms. The silence around her might have been solid if it had not been for the sound of the boy's departing thongs and the notes of a currawong floating on the mountain air. Something was eluding her; it will be different, she said, when we reach 'Kudjeri'.
Basil returned with the two pies. He was wearing the expression of a man who has laid hands on a symbol of his boyhood: it made him look somewhat ponderous.
'Oh, Basil - you're not going to eat them!' She spoke with the languor of an older girl.
'What else?' The light through a sycamore illuminated his sheepish words.
He handed her the second pie. 'Oh, really!' She couldn't refuse it, and at the same time it was too hot, too greasy: she didn't know what to do with the thing.
Basil was already stuffing his mouth. She doubted whether his boyhood could be recaptured so easily. As a trickle of pale gravy meandered down towards the cleft of his chin, she was reminded, rather, of a boyish, sweaty commercial traveller in a train. Only the dustcoat was missing.
Dorothy sighed. 'Oh, dear!' She bit into her horrid pie.
Flooded with the flavour of hot soggy cardboard and floury gravy, her unwillingness and contempt turned to loathing; worse on discovering something loathsome in herself: she was filled with a guilty voluptuousness as though biting into her own flesh.“







Patrick White (28. Mai 1912 – 30. September 1990)
Porträt von Roy de Maistre, 1939





Der amerikanische Schriftsteller Walker Percy wurde am 28. Mai 1916 in Birmingham, Alabama, geboren. Nach dem Selbstmord seines Vaters und dem Unfalltod seiner Mutter wuchs er mit seinen beiden Brüdern bei seinem Cousin William Alexander Percy in Greenville (Mississippi) auf. Ein weiterer Cousin ist William Armstrong Percy. Er studierte Chemie an der University of North Carolina in Chapel Hill. Nach seinem Abschluss 1937 studierte er Medizin an der Columbia University in New York, wo er 1941 seine Approbation erhielt. 1942 erkrankte er an Tuberkulose und musste seinen Arztberuf aufgeben. Vor seiner Konversion zum Katholizismus 1947 beschäftigte er sich intensiv mit den Philosophen Sören Kierkegaard und Charles Sanders Peirce. Zu Percys ersten Veröffentlichungen gehören philosophische Fachartikel, vor allem zur Zeichentheorie. Kierkegaards Existenzphilosophie prägt vor allem Percys ersten Roman Kinogeher; die Auseinandersetzung mit Peirce zieht sich vor allem durch seine Essays (gesammelt in Message in the Bottle und Signposts in a Strange Land), sein ironisch-zeitkritisches Buch Lost in the Cosmos, aber auch durch seinen Roman Die Wiederkehr. Deutet er seine religiöse Haltung in seinem Erstling Der Kinogeher kaum an, wird sie in seinen späteren Romanen (v. a. Liebe in Ruinen und Thanatos-Syndrom) klar erkennbar.

Aus: The Second Coming

„Well then, does anything really change in a lifetime, he asked the sly sidelong-looking Andrea del Sarto in the Mercedes mirror? No, you are the same person with whom I struck the pact roaring out old U.S. 66 through the lonesome towns and empty desert. You don't ever really learn anything you didn't know when you were thirteen.
And what was that?
All I knew for sure then and now was that after what happened to me nothing could ever defeat me, no matter what else happened in this bloody century. If you didn't defeat me, old mole, loving father and death-dealer, nothing can, not wars, not this century, not the Germans. We beat the Germans, nutty as we are, and now drive perfect German cars, we somewhat frazzled it is true, and shaky, but victorious nevertheless.
Ah, but what if the death is not in the century but in your own genes, that you of all men are a child of the century because you are as death-bound by your own hand as the century is you and you of all men should be most at home now, as bred for death as surely as a pointer bitch to point, that death your own death is what you really love and won't be happy till you have, what then?
Then we'll know, won't we?
Grinning and shivering on the back seat thirty years later, teeth clacking, this raddled middle-aged American sat in his German car in the mountains of North Carolina hugging himself and making shoulder movements like a man giving body English to a pinball machine except that he was thinking about J. E. B. Stuart and Baron von Richthofen and World War II and fighting the Germans, which he had not done. Instead, he took two quick drinks from the gold-lined silver jigger and waited until the warmth bloomed under his ribs and the shaking stopped.“







Walker Percy (28. Mai 1916 – 10. Mai 1990)

Mittwoch, 27. Mai 2009

John Cheever, Said

Der amerikanische Schriftsteller John Cheever wurde am 27. Mai 1912 geboren in Quincy (Massachusetts), geboren. Cheevers Schulbildung endete relativ früh und abrupt mit seiner Relegation. Bekannt wurde er vor allem durch seine Kurzgeschichten, die im Stile von Sittenkomödien das geistlose und gefühlsarme Leben wohlhabender Vorstadtamerikaner schildern. Ursprünglich erschienen Cheevers Kurzgeschichten in renommierten Magazinen, wie etwa ab den dreißiger Jahren in The New Yorker. Später wurden sie gesammelt in Buchform veröffentlicht: The way some people live (1943), The enormous radio and other stories (1954), The housebreaker of Shady Hill (1958), The brigadier and the golf widow (1964) und The world of apples (1973). Für die Anthologie The Stories of John Cheever (1978) wurde er 1979 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Als Romanschriftsteller machte sich Cheever einen Namen mit The Wapshot chronicle (1957, Die lieben Wapshots), für den er den National Book Award erhielt. 1964 schrieb er eine Fortsetzung des Romans unter dem Titel The Wapshot scandal (Die schlimmen Wapshots; auch: Der Wapshot-Skandal).

Aus: The Enormous Radio

“Jim and Irene Westcott were the kind of people who seem to strike that satisfactory average of income, endeavor, and respectability that is reached by the statistical reports in college alumni bulletins. They were the parents of two young children, they had been married nine years, they lived on the twelfth floor of an apartment house near Sutton Place, they went to the theatre on an average of 10.3 times a year, and they hoped someday to live in Westchester. Irene Westcott was a pleasant, rather plain girl with soft brown hair and a wide, fine forehead upon which nothing at all had been written, and in the cold weather she wore a coat of fitch skins dyed to resemble mink. You could not say that Jim Westcott looked younger than he was, but you could at least say of him that he seemed to feel younger. He wore his graying hair cut very short, he dressed in the kind of clothes his class had worn at Andover, and his manner was earnest, vehement, and intentionally naïve. The Westcotts differed from their friends, their classmates, and their neighbors only in an interest they shared in serious music. They went to a great many concerts–although they seldom mentioned this to anyone–and they spent a good deal of time listening to music on the radio.
Their radio was an old instrument, sensitive, unpredictable, and beyond repair. Neither of them understood the mechanics of radio–or of any of the other appliances that surrounded them–and when the instrument faltered, Jim would strike the side of the cabinet with his hand. This sometimes helped. One Sunday afternoon, in the middle of a Schubert quartet, the musicfaded away altogether. Jim struck the cabinet repeatedly, but there was no response; the Schubert was lost to them forever. He promised to buy Irene a new radio, and on Monday when he came home from work he told her that he had got one. He refused to describe it, and said it would be a surprise for her when it came.”







John Cheever (27. Mai 1912 – 18. Juni 1982)





Der deutsch-iranische Lyriker und Schriftsteller Said wurde am 27. Mai 1947 in Teheran geboren. 1965 kam Said siebzehnjährig als Student nach München. Hier studierte er Politikwissenschaft. Nach dem Sturz des Schahs 1979 ging er kurzzeitig in den Iran. Die dort durch die Mullahs neu begründete Theokratie aber veranlasste ihn, wieder in das deutsche Exil zurückzukehren. Hier besitzt er nunmehr die deutsche Staatsangehörigkeit und schreibt Lyrik und Prosa in deutscher Sprache, die er in all ihren Nuancen beherrscht und als seine „Behausung“ begreift. Saids Grundthemen sind vor allem Liebe und Exil. Mehrfach wurde er für sein schriftstellerisches Werk, aber auch für sein Engagement für politisch Verfolgte ausgezeichnet (s. u. Auszeichnungen).



mein wort sucht still

mein wort sucht still
derweil das licht
dieses hungrige tier
schweigt und betrachtet
bis die innenwelt sich entblößt
wahrheiten liegen
gefügig auf der erde
rar geworden sind die orte
an denen sich das wort mühelos
an seine herkunft erinnert






der krieg wird assimiliert

der krieg wird assimiliert
leise ohne stigma
immer mehr metallstücke
extrem laut und nah
berichten von seinem wohlbefinden
bis die synthetische herstellung der schönheit gewährleistet ist
zeitweilige und mutanten
ausgeglichen vernünftig phlegmatisch
beherrschen fortan die menagerie
bar jeglicher täuschung
geborgen im halbdunkel des gehorsams
ihre zeichen sind gering
ihre türen offen







Said (Teheran, 27. Mai 1947)

Dienstag, 26. Mai 2009

Alan Hollinghurst, Maxwell Bodenheim

Der britische Schriftsteller Alan Hollinghurst wurde am 26. Mai 1954 in Stroud, Grafschaft Gloucestershire, als einziges Kind eines Bankmanagers geboren. Nach dem Englisch-Studium in Oxford zog er nach London und schrieb von 1982 bis 1995 (ab 1985 als stellvertretender Chefredakteur) Kritiken für das "Times Literary Supplement". Alan Hollinghurst gilt als einer der bedeutendsten Gegenwartsautoren Großbritanniens. 1989 erhielt er den Gay and Lesbian Book Award für sein Werk The Swimming Pool Library und 2004 den Booker Prize für seinen Roman The Line of Beauty.

Aus: The Spell

“He wondered if the boy had lost the way. They had started out on a driven track half-covered with small noisy stones; but it faded, was found again for half a mile, where it followed the rim of a dry wash, and then died away among the windswept contours and little dusty bushes of the desert. The pick-up roared on across long inclines of grey dirt. The boy kept his foot down and stared straight ahead, as if unable to consider the possibilities that lay to left and right. He was almost smiling -- Robin couldn't decide if from nerves or from the pleasure a local person has in scaring and disorienting a stranger. An empty bottle rolled and clinked against the metal supports of the bench-seat. Robin sat with his forearm braced in the open window, and grunted involuntarily at each bump and drop: academic research had never been so wayward or so physical. He found that he was smiling too, and that he was not only shaken but happy.
They reached a low crest and there beneath them spread thirty or forty miles of silvery waste, crossed by the quick eclipses of windy sunlight; the wide plain was rifted with gulleys and dry riverbeds, and climbed distantly to mountains which were radiant towers in the west and unguessable obscurities in the blackly shadowed south. This was what he wanted to see: it was what had brought a rich man and his architect here half a century ago. It wasn't a terrain that could be ploughed or grazed or humbled by use: nothing could have altered unless by the gradual violence of winds and storm rains. The pick-up slowed, and Robin imagined that even his guide, who had surely seen nothing but this country all his life, was responding to its magic or its admonishment.
`What are those mountains called?' he shouted over the churning of the engine and the racket of stones and grit against the bottom of the vehicle. The boy looked stoopingly across, and out beyond Robin at the morning-bright bluffs to the west. He nodded several times, perhaps he had only understood the word mountains, or was hesitating before so many mountains, with so many names.“







Alan Hollinghurst (Stoud, 26. Mai 1954)





Der amerikanische Schriftsteller Maxwell Bodenheim wurde am 26. Mai 1892 in Hermanville, Mississippi, als Maxwell Bodenheimer geboren. Um 1912 lernte Bodenheim Ben Hecht in Chicago kennen. Sie wurden Freunde und gründeten zusammen eine Zeitschrift. Weitere Mitglieder ihrer Gruppe waren u.a. Sherwood Anderson und Charles MacArthur. Seine ersten Verse veröffentlichte Bodenheim 1914 im Poetry Magazine. In den folgenden zehn Jahren etablierte er sich als einer der führenden Autoren der USA. Er veröffentlichte zehn Gedichtbände, die viele Merkmale des Imagismus enthalten, sowie 13 Romane. Nachdem er viele Jahre lang eine führende Figur der Künstlerszene von Greenwich Village gewesen war, verschlechterten sich Bodenheims Lebensumstände in den 1920er und 30er Jahren rapide. Vor der Hochzeit mit seiner zweiten Frau Grace war er zum Bettler geworden. Nach ihrem Krebstod wurde er zum Trinker und verlor an Ansehen. Er wurde mehrmals wegen Landstreicherei und Trunkenheit verhaftet und in ein Krankenhaus eingeliefert. Bodenheims dritte Frau Ruth war 28 Jahre jünger als er. Sie teilte seine heruntergekommene Lebensweise. Sie waren obdachlos und schliefen auf Parkbänken. Er bettelte mit einem Schild mit der Aufschrift „Ich bin blind“, sie schrieb kurze Gedichte gegen Geld oder Drinks nieder. Ruth schlief auch mit anderen Männern, was Bodenheim nicht zu stören schien. Bodenheim und Ruth wurden 1954 von dem 25jährigen psychisch gestörten Tellerwäscher Harold „Charlie“ Weinberg ermordet, den sie auf der Straße kennen gelernt hatten.



EAST SIDE MOVING PICTURE THEATRE--SUNDAY

An old woman rubs her eyes
As though she were stroking children back to life.
A slender Jewish boy whose forehead
Is tall, and like a wind-marked wall,
Restlessly waits while leaping prayers
Clash their light-cymbals within his eyes.
And a little hunchbacked girl
Straightens her back with a slow-pulling smile.
(I am afraid to look at her again.)

Then the blurred, tawdry pictures rush across the scene,
And I hear a swishing intake of breath,
As though some band of shy rigid spirits
Were standing before their last heaven.





Factory-girl

Why are your eyes like dry brown flower-pods,
Still, gripped by the memory of lost petals?
I feel that, if I touched them,
They would crumble to falling brown dust,
And you would stand with blindness revealed.
Yet you would not shrink, for your life
Has been long since memorized,
And eyes would only melt out against its high walls.
Besides, in the making of boxes
Sprinkled with crude forget-me-nots,
One is curiously blessed if one's eyes are dead.







Maxwell Bodenheim (26. Mai 1892 – 6. Februar 1954)

Montag, 25. Mai 2009

Raymond Carver, Rosario Castellanos

Der amerikanische Schriftsteller und Dichter Raymond Carver wurde am 25. Mai 1938 in Clatskanie, Oregon, geboren. Carver studierte Creative Writing bei dem Autor John Gardner am Chicago State College. Am Humboldt State College in Kalifornien, wo er 1963 einen B.A. erwarb, und an der University of Iowa setzte er sein Studium fort. Er veröffentlichte zu Lebzeiten in verschiedenen Zeitschriften, darunter The New Yorker und Esquire, eine Anzahl von Erzählungen, zum Teil Kurzgeschichten, die aus dem Leben einfacher Menschen berichten. Seine Arbeiten zeichnen sich durch ihren lakonischen Stil aus.Stilistisch wird Carver dem literarischen Minimalismus zugerechnet. Carver war mit der Lyrikerin Tess Gallagher verheiratet und gut befreundet mit Tobias Wolff und Richard Ford. Im Jahre 1988 wurde er in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Seit seiner Zeit am Humboldt State College bis zehn Jahre vor seinem Tod war Carver ein starker Alkoholiker. Viele seiner Geschichten zeugen von seiner Alkoholsucht. Carver starb im Alter von 50 Jahren in Port Angeles (Washington) an Lungenkrebs.



An Afternoon

As he writes, without looking at the sea,
he feels the tip of his pen begin to tremble.
The tide is going out across the shingle.
But it isn't that. No,
it's because at that moment she chooses
to walk into the room without any clothes on.
Drowsy, not even sure where she is
for a moment. She waves the hair from her forehead.
Sits on the toilet with her eyes closed,
head down. Legs sprawled. He sees her
through the doorway. Maybe
she's remembering what happened that morning.
For after a time, she opens one eye and looks at him.
And sweetly smiles.





The Best Time Of The Day

Cool summer nights.
Windows open.
Lamps burning.
Fruit in the bowl.
And your head on my shoulder.
These the happiest moments in the day.

Next to the early morning hours,
of course. And the time
just before lunch.
And the afternoon, and
early evening hours.
But I do love

these summer nights.
Even more, I think,
than those other times.
The work finished for the day.
And no one who can reach us now.
Or ever.







Raymond Carver (25. Mai 1938 – 2. August 1988)





Die mexikanische Dichterin und Schriftstellerin Rosario Castellanos wurde am 25. Mai 1925 in Mexiko-Stadt geboren. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Generation von 1950 war sie eine der wichtigsten literarischen Stimmen Mexikos im letzten Jahrhundert. Während ihres ganzen Lebens sprach sie beredt über kulturelle und geschlechtliche Unterdrückung und ihr Werk hat die feministische Theorie und Praxis sowie die Cultural studies beeinflusst. Obwohl sie jung starb, öffnete sie die mexikanische Literatur für Frauen und hinterließ ein bis heute aktuelles Erbe. Obwohl sie introvertiert war, schloss sie sich einer Gruppe mexikanischer und zentralamerikanischer Intellektueller an, las viel und begann zu schreiben. Sie studierte Philosophie und Literatur an der Universidad Nacional Autónoma de México, an der sie später lehrte, und schloss sich dem Instituto Nacional Indigenista an, schrieb Stücke für das Puppentheater, die in armen Gegenden gezeigt wurden, um die Alphabetisierung zu fördern. Das Institut war von Präsident Cárdenas gegründet worden. Sie schrieb auch eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung Excélsior.Neben ihrer literarischen Arbeit hatte Castellanos hatte auch verschiedene offizielle Ämter inne. In Anerkennung ihrer Verdienste um die mexikanische Literatur wurde sie 1971 zur mexikanischen Botschafterin in Israel ernannt.



The Everyday

For love there is no heaven, love; only this day;
this sad strand of hair that falls
while you are combing before a mirror.
Those long tunnels
that we traverse panting and breathless;
the eyeless walls,
the emptiness that resound with
some hidden and senseless voice.
For love there is no respite, love. The night
does not suddenly become bearable.
And when a star breaks its chains
and you see it madly zigzag, and disappear,
not for this does the law loosen its claws.
The encounter is in darkness. The taste
of tears mixes with the kiss.
And in the embrace you clasp the memory
of that orphanhood, of that death.




Destiny

We kill that which we love. The rest
was never alive.
No one is as close to us. No other is so hurt
by forgetfulness, an absence, a mere nothing.
We kill that which we love. An end to the asphyxia
of breathing with another’s lungs!
The air isn’t sufficient
for the two of us, nor the earth
for our bodies entwined.
The dose of hope is small
and sorrow cannot be shared.
Man is made of solitudes,
a deer in flight, bleeding,
its loins pierced by an arrow.

Ah, but hatred
its insomniac fixity of glass:
repose and menace combined.

The deer inclines its head to drink,
discovers a tiger’s image in the water.
The deer drinks the water and its image. It becomes
(before it is devoured—astonished accomplice—)
equal to its enemy.

We give life only to what we hate.




Übersetzt von Julian Palley







Rosario Castellanos (25. Mai 1925 – 7. August 1974)

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