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Weltliteratur

Sonntag, 24. Mai 2009

Joseph Brodsky, George Tabori

Der russisch-amerikanische Dichter Joseph Brodsky wurde am 24. Mai 1940 in St. Petersburg geboren. Mit 15 Jahren verließ er die Schule. Polnisch und Englisch brachte er sich selbst bei. Anfang der sechziger Jahre erschienen seine ersten Gedichte in sowjetischen Almanachen, hauptsächlich aber in der Untergrund-Publikation Sintakis. 1964 wurde er zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Juni 1972 wurde er aus der Sowjetunion ausgebürgert und lebte seither in den USA. Er lehrt an den Universitäten von Michigan, New York und der Columbia University und war Ehrendoktor von Yale. 1987 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Joseph Brodsky starb 1996 in New York.


May 24, 1980

I have braved, for want of wild beasts, steel cages,
carved my term and nickname on bunks and rafters,
lived by the sea, flashed aces in an oasis,
dined with the-devil-knows-whom, in tails, on truffles.
From the height of a glacier I beheld half a world, the earthly
width. Twice have drowned, thrice let knives rake my nitty-gritty.
Quit the country the bore and nursed me.
Those who forgot me would make a city.
I have waded the steppes that saw yelling Huns in saddles,
worn the clothes nowadays back in fashion in every quarter,
planted rye, tarred the roofs of pigsties and stables,
guzzled everything save dry water.
I've admitted the sentries' third eye into my wet and foul
dreams. Munched the bread of exile; it's stale and warty.
Granted my lungs all sounds except the howl;
switched to a whisper. Now I am forty.
What should I say about my life? That it's long and abhors transparence.
Broken eggs make me grieve; the omelette, though, makes me vomit.
Yet until brown clay has been rammed down my larynx,
only gratitude will be gushing from it.




Belfast Tune

Here's a girl from a dangerous town
She crops her dark hair short
so that less of her has to frown
when someone gets hurt.

She folds her memories like a parachute.
Dropped, she collects the peat
and cooks her veggies at home: they shoot
here where they eat.

Ah, there's more sky in these parts than, say,
ground. Hence her voice's pitch,
and her stare stains your retina like a gray
bulb when you switch

hemispheres, and her knee-length quilt
skirt's cut to catch the squall,
I dream of her either loved or killed
because the town's too small.




Seaward

Darling, you think it's love, it's just a midnight journey.
Best are the dales and rivers removed by force,
as from the next compartment throttles "Oh, stop it, Bernie,"
yet the rhythm of those paroxysms is exactly yours.
Hook to the meat! Brush to the red-brick dentures,
alias cigars, smokeless like a driven nail!
Here the works are fewer than monkey wrenches,
and the phones are whining, dwarfed by to-no-avail.
Bark, then, with joy at Clancy, Fitzgibbon, Miller.
Dogs and block letters care how misfortune spells.
Still, you can tell yourself in the john by the spat-at mirror,
slamming the flush and emerging with clean lapels.
Only the liquid furniture cradles the dwindling figure.
Man shouldn't grow in size once he's been portrayed.
Look: what's been left behind is about as meager
as what remains ahead. Hence the horizon's blade.







Joseph Brodsky (24. Mai 1940 – 28. Januar 1996)





Der ungarischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Übersetzer, Dramatiker und Theaterregisseur George Tabori wurde am 24. Mai 1914 in Budapest geboren.Tabori wurde aufgrund seiner angenehmen Arbeitsweise vom Großteil seiner Schauspieler sehr geschätzt. Den Begriff „Regisseur“ lehnte er für sich als zu autoritär ab und bezeichnete sich stattdessen als „Spielmacher“. In seinen Theaterstücken setzte er dem Grauen von Rassismus und Massenmord schwarzen Humor und absurde Komik entgegen. Nach seinen Erfolgen in den USA als Drehbuchautor (u.a. für Alfred Hitchcock; Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht) kehrte er 1971 nach Mitteleuropa zurück. Dort erreichte er ab 1986 in Wien (Der Kreis, Burgtheater) und seit 1999 in Berlin beim Berliner Ensemble den Höhepunkt seiner Theaterkunst. Viele Theaterfreunde schätzten den vor seinem Tode „dienstältesten Theatermacher der Welt“ als den inoffiziellen „Theaterkönig“.

Aus: Der Zauberberg und das Hollywoodschnitzel

“Das dritte Mal, im wunderschönen Monat Mai, begegneten wir uns vor meinem Geburtstag bei mir zu Hause. Thomas und Katja Mann kamen zum Abendessen. Meine damalige deutsche Ehefrau war so aufgeregt, dass das Essen ungefähr zwei Stunden verspätet fertig wurde (Hollywoodschnitzel und Bratkartoffeln). Thomas Mann, an dessen Lippen mir die weiße Spur eines Magenpulvers aufgefallen war, beklagte sich nicht über die Verspätung. Er nutzte die Zeit, um einen Witz zu erzählen, worauf die Gäste mit freundlich gebleckten Zähnen reagierten und die Schauspielerin Greta Garbo gleich und leichtsinnig mit einem prachtvollen Witz antwortete. Wir brüllten alle. Thomas Mann war so beleidigt, dass er in seinem Tagebuch alle Gäste, auch die Garbo, ignorierte und stattdessen eintrug: „Zum Abendessen bei Taboris hoch über Hollywood. Kleine ungarisch schwedisch englische Gesellschaft ... Lange Sitzerei vorm Dinner.“
Ich hatte damals ein paar Monate am Drehbuch für eine Verfilmung des „Zauberberg“ geschrieben. Thomas Mann hoffte auf Hollywood und hatte sich schon damit abgefunden, dass nicht alle seiner vielen „Zauberberg“-Figuren in einer anderthalbstündigen Kinoversion vorkommen könnten. In den Anmerkungen zu den von Inge Jens herausgegebenen Tagebüchern Thomas Manns (1946–48) steht dazu: „Dramatisierung des ,Zauberberg ’(...): Ein Treatment lag vor, und auch die Hauptdarsteller, auf die sich Tabori mit seinem Freund Zoltán Korda, dem Bruder des Rechtsinhabers Sir Alexander Korda, einigen konnte, standen bereits fest: Greta Garbo als Claudia Chauchat und Montgomery Clift als Hans Castorp. Der Plan wurde niemals realisiert.“
Um das etwas genauer zu berichten: Mein Agent Harry Tatterbaum weigerte sich, den „Zauberberg“ an die Studios zu geben. „Bist du wahnsinnig“, sagte er mir ganz freundlich, „ein Script über eine Lungenheilanstalt? Du willst in Amerika einen Film über lauter Kranke und Moribunde machen?“ Das war das Ende von Thomas Manns und meinem „Zauberberg“ in der neuen heilen Welt.”







George Tabori (24. Mai 1914 – 23. Juli 2007)

Samstag, 23. Mai 2009

Maarten Biesheuvel, Susan Cooper

Der niederländische Schriftsteller Maarten Biesheuvel wurde am 23. Mai 1939 in Schiedam geboren. Er studierte Jura in Leiden, wo er noch immer wohnt. Er schrieb u.a. für den Haagsche Courant und ist der Autor einer Reihe von Erzählungen. 2007 Erhielt er den wichtigsten niederländischen Literaturpreis, den P.C. Hooft prijs.

Publikationen (Auswahl): In de bovenkooi (1972), De steen der wijzen (1983), Godencirkel en andere verhalen (1986), Het wonder (1995).

Aus: Das Wunder

„Vater; du bist jetzt tot, aber an diese Geschichte erinnerst du dich wohl noch: Es war ein wunderschöner Tag, als du und ich fort; auf Urlaub fuhren. Ich war 14 Jahre und hatte in einem Monat mit dem Reinigen von Flaschen in der Coca Cola-Abfüllerei in Schiedam 134,- Gulden verdient. Wir schreiben Sommer 1953. "Und nimm nicht so viel mit," sagtest du, "deine Unterwäsche, Hemd und Socken kannst du ja im Bach waschen, es gibt dort ganz bestimmt einen Bach. Und Hügel natürlich, und man kann wunderbar am breiten Rhein entlangspazieren. Das wird eine herrliche Zeit dort in Opperwihr werden. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, mir eine Reise in die Vogesen zu schenken? Es wäre netter gewesen, wenn Mutter und ich gemeinsam hätten fahren können, aber Mama will nun einmal zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen." "Papa," sagte Mama, "hast du an dein Taschengeld gedacht?" "Ich habe 12,40 Gulden in meiner Brusttasche," sagtest du, "damit werden wir es uns gutgehen lassen." Du wandtest dich wieder an mich. "Es gibt dort kein Radio, darum werden wir uns selber kümmern" sagtest du. "Gib du den Plattenspieler hinten auf dein Rad, dann nehme ich das Radio." Gut so, die Spannbänder dehnten sich gut. Es war, als ob wir unsere eigenen Hausgötter hinten auf dem Gepäckträger hatten. Wir radelten mit viel Vergnügen zum Platz vor dem Rotterdamer Hauptbahnhof, lehnten die Fahrräder an einen hohen Laternenpfahl, nahmen den Plattenspieler und das Radio unter den Arm und wollten in den Vergnügungsbus einsteigen. "Diese Sachen werden euch dort nichts nützen" sagte der Chauffeur, "es gibt in den Baracken in Opperwihr nun einmal keinen Strom, und ich weiß nicht, ob ihr noch genug Zeit habt, Radio und Plattenspieler wieder nach Hause zu bringen." "Die Fahrräder sind abgesperrt," sagte Vater, "ich klemme die Geräte einfach wieder unter die Spannbänder. Da wird schon nichts passieren. Ich hänge zur Sicherheit noch einen Zettel dran." Er borgte sich Papier und Bleistift vom Chauffeur und begann wie folgt zu schreiben:

Werter Passant, diese Räder, dieses Radio und der Schallplattenspieler, für die ich allesamt hart arbeiten mußte, gehören uns: Cornelis Biesheuvel und seinem Sohn Maarten, Burgemeester van Haarenlaan 138b-Parterre in Schiedam. Wir wollten die Sachen mitnehmen, um selber in den Ferien Musik genießen zu können. Nun stellt sich heraus, daß es in der Baracke in den Vogesen keinen Strom gibt. Dafür aber einen Schöpfbrunnen und Öllampen und Holzfeuer und 60 Pritschen. Es war zu spät, um das Radio und den Plattenspieler wieder nach Hause zu bringen, also lasse ich diese beiden Dinge einfach hier stehen. Wir sind vom 2. bis zum 16. August weg. Sollten Sie Lust haben, Radio oder Plattenspieler zu benützen, tun Sie's ruhig für ein paar Tage, wenn Radio und Plattenspieler nur spätestens am 16. August wieder auf den Fahrrädern sind.
Hochachtungsvoll

C. Biesheuvel“







Maarten Biesheuvel (Schiedam, 23. Mai 1939)




Die britische Schriftstellerin Susan Cooper wurde am 23. Mai 1935 in Burnham, Buckinghamshire geboren. Sie studierte Englisch in Oxford und arbeitete als Reporterin für die London Sunday Times, bevor sie in die USA auswanderte. Bekannt wurde sie durch ihre Jugendbuchserie „Wintersonnenwende“, die Elemente der Artus-Sage mit keltischer Mythologie verknüpft. Für „The Grey King“ erhielt sie 1976 die Newbery Medal, 1978 den Wilhelm-Hauff-Preis für „Wintersonnenwende“. Ihr Schwerpunkt liegt auf Fantasy-Literatur für Jugendliche. Sie schreibt aber auch Kinderbücher, Drehbücher und Bühnenstücke. Susan Cooper lebt seit 1963 mit ihrem Ehemann in Connecticut, USA. Sie hat zwei Kinder sowie drei Stiefkinder aus erster Ehe ihres Mannes.

Aus: Silver on the Tree

„He stared round the square room, filling the length and breadth of the tower, into which they had just come. "Look!"
Brightness was everywhere: a soft, greenish light filtered through the quartz-like walls of the room. It could be a cave of ice, Will thought. But this was a cluttered, busy place, as if someone had left it in a hurry while preoccupied with some great complex matter. Piles of curling manuscript lay on the tables and shelves, and on the thick rush mat that covered the floor; against one wall an enormous heavy table was littered with strips of shining metal and chunks of glass and rock, red and white and greenish-blue, all among an array of delicate gleaming tools which reminded Will of the workshop behind his father's jewelry shop at home. Then his eye was caught by something high on the wall: a plain round shield, made of gleaming gold.
Gwion leapt light-footed up on to a table and took the shield down from the wall. He held it out.
"Take this, Will. Three shields, once in the days of his greatness, King Gwyddno made for the Light. Two of them were taken by the Light to places where danger might come, and the third they left here. I have never known why -- but perhaps this moment now is why, and has been all along. Here."
Will took the round gleaming thing and slid his arm through the holding-straps on the inner side. "It's beautiful," he said. "And-so are the other two that he made. I have seen them, I think. In . . . other places. They have never been used."
"Let us hope this one need not be used either," Gwion said.
Bran said impatiently, "Where is the king?" He was looking up at a curving wrought-iron staircase, wonderfully curli-cued, which spiralled its way up to disappear through an opening in the high glassy ceiling of the room.“







Susan Cooper (Buckinghamshire, 23. Mai 1935)

Freitag, 22. Mai 2009

Johannes R. Becher, Arthur Conan Doyle

Der deutsche Lyriker, Schrifsteller und Politiker Johannes R(obert) Becher wurde am 22.5.1891 in München als Sohn eines Oberlandesgerichtspräsidenten geboren. Er studierte Philosophie und Medizin, als Expressionist kam er über die USPD (1917) und den Spartakusbund (1918) zur Kommunistischen Partei (1919). Seine ersten dichterischen Versuche unternahm er als Student, diese führten allerdings auch zum expressionistischen Ausbruch aus dem bürgerlichen Milieu. Er war Herausgeber von »Die neue Kunst«, schrieb eine Gedichtesammlung gegen Hindenburg, einen warnenden Roman von einem drohenden Gaskrieg, denen er 1926/27 einen Prozeß wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verdankte. Er wurde aufgrund einer internationalen Protestbewegung, bei der sich unter anderem Bertolt Brecht, Max Brod und Carl Zuckermayer beteiligten, freigesprochen. Er war Mitbegründer und Vorsitzender (1928 ) des »Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«, Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift »Die Linkskurve«, 1932 Feuilleton-Redakteur der "Roten Fahne".
Anfang 1933 emigrierte er kurz vor der Großrazzia am 15. März in der Küstlerkolonie über Österreich, Tschechoslowakei, Schweiz und Frankreich 1935 in die Sowjetunion (Moskau), wo er von 1935 bis 1945 als Chefredakteur der Zeitschrift "Internationale Literatur - Deutsche Blätter" arbeitete, die später zu einem wichtigen Diskussionsorgan wurde. Während des Exils wandelte sich sein Stil vom ekstasischen Expressionismus zum "sozialistischen Realismus". Becher nennt aber bereits 1956 (erstmals 1988 in Westdeutschland veröffentlicht) den DDR-Sozialismus den "Grundirrtum meines Lebens". Als Becher 1945 nach Deutschland zurückkehrte ging er nach Berlin (Ost), wurde er Präsident des "Kulturbundes zur demokratischen Erneurung Deutschland". Er veröffentlichte marxistische ästhetische Schriften, erhielt Nationalpreise der DDR, wurde Präsident des "Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" in (Ost-) Berlin, Begründer von "Aufbau" und "Sonntag", 1949 Begründer der bedeutendsten Literaturzeitschrift der DDR "Sinn und Form", führte 1952 eine Demonstration an für die ersatzlose Streichung des §175. Becher war Präsident der Deutschen Akademie der Künste, und ab 1954 Minister für Kultur der DDR.


Exil

Ihr, die ihr in die Heimat wiederkehrt,
Verbannte, ihr, die ihr den jahrelangen
Endlosen Weg zu Ende seid gegangen
Und habt nur eins, der Rückkehr Tag, begehrt –

Und ihr, Verbannte auch, die ihr voll Bangen
Habt ausgeharrt und habt euch still gewehrt,
Von langem Warten müd und ausgezehrt,
Inmitten eures eigenen Volks gefangen –

Seid hier gewarnt und seht das Transparent:
»Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!
Wenn der Verbannung Fluch ihr nicht erkennt,

Treibt ihr wie vormals ein verlorenes Spiel.
Bevor aus Deutschland wir vertrieben waren,
Wir lebten schon seit Jahren im Exil.«




Das Sonett

Wenn einer Dichtung droht Zusammenbruch
und sich die Bilder nicht mehr ordnen lassen,
wenn immer wieder fehlschlägt der Versuch,
sich selbst in eine feste Form zu fassen,

wenn vor dem Übermaße des Geschauten
der Blick sich ins Unendliche verliert,
und wenn in Schreien und in Sterbenslauten
die Welt sich wandelt und sich umgebiert –

wenn Form nur ist: damit sie sich zersprenge
und Ungestalt wird, wenn die Totenwacht
die Dichtung hält am eigenen Totenbett –

alsdann erscheint, in seiner schweren Strenge
und wie das Sinnbild einer Ordnungsmacht,
als Rettung vor dem Chaos - das Sonett.







Johannes R. Becher (22 mei 1891 - 11 oktober 1958)
Statue von Fritz Cremer in Berlin-Pankow, Bürgerpark





Der schottische Schriftsteller Sir Arthur Ignatius Conan Doyle wurde am 22. Mai 1859 in Edinburgh geboren. Seine Eltern, Charles Altamont Doyle, der an Epilepsie erkrankte und Alkoholiker war und Mary (Foley) Doyle waren beide strenge Katholiken und ließen ihren Filius an Jesuiten Schulen lernen. Während seiner Schulzeit verlor Doyle den Glauben strenger römisch-katholischer Art. Trotzdem beeinflusste ihn diese Periode sehr stark. Doyle studierte in Edinburgh Medizin, heiratete 1884 Louise Hawkins und machte ein Jahr darauf seinen Doktor. Bis 1891 arbeitete Arthur Conan Doyle als praktizierender Arzt mit Schwerpunkt Augenmedizin in Hampshire. Ab da an widmete er sich ausschließlich der Schriftstellerei. 1887 begann Doyles unvergleichbarer Aufstieg als Autor von Detektivgeschichten: Das »Beeton Christmas Annual« veröffentlichte Eine Studie in Scharlachrot. A star was born: Sherlock Holmes, der geniale Detektiv mit Hang zum Kokain, und sein kongenialer, etwas biederer Partner Dr. Watson.

Aus: Der blaue Karfunkel (Übersetzt von O. Maier)

“Wenn ich meine Aufzeichnungen über mehr als siebzig Ermittlungen überblicke, an denen ich während der letzten acht Jahre die Methoden meines Freundes Sherlock Holmes studiert habe, so finde ich darunter viele tragische, einige komische und eine große Anzahl einfach seltsamer Fälle. Aber kein Einziger davon ist alltäglich. Holmes arbeitete nämlich vor allem aus Liebe zu seiner Kunst und weniger, um Reichtum zu erwerben. Wenn es bei der Ermittlung nicht um einen höchst ungewöhnlichen, rätselhaften Vorfall ging, lehnte er seine Mitarbeit stets ab.
Unter all diesen verschiedenartigen Fällen erinnere ich mich an keinen Einzigen, der so viele merkwürdige Züge aufgewiesen hätte wie der Fall im Zusammenhang mit der in Surrey bekannten Familie Roylott aus Stoke Moran. Die fraglichen Ereignisse fielen in die erste Zeit meiner Zusammenarbeit mit Sherlock Holmes, in der wir uns als Junggesellen eine Wohnung in der Baker Street teilten.
Möglicherweise hätte ich schon früher davon berichtet, aber ich hatte mich seinerzeit zur Geheimhaltung verpflichtet. Davon wurde ich erst im vergangenen Monat durch den vorzeitigen Tod der Dame befreit, der ich das Versprechen gegeben hatte. Vielleicht ist es ganz gut, dass der wahre Sachverhalt jetzt ans Licht kommt, denn wie ich aus sicherer Quelle weiß, haben sich über den Tod des Dr. Grimesby Roylott in weiten Kreisen Gerüchte verbreitet, die jene Ereignisse noch schrecklicher ausmalen, als sie in Wirklichkeit gewesen sind.
Es war im Jahre 1883 Anfang April, als ich eines Morgens beim Aufwachen Holmes vollständig angekleidet an meinem Bett erblickte. Er stand gewöhnlich spät auf, und da die Uhr auf dem Kaminsims erst Viertel nach sieben zeigte, blinzelte ich ihn einigermaßen überrascht, vielleicht sogar etwas ärgerlich an, denn ich ließ mich selbst nicht gerne in meinen Gewohnheiten stören.”







Arthur Conan Doyle (22 mei 1850 – 7 juli 1930)
Porträt von H.L. Gates

Gabriele Wohmann, Urs Widmer

Die deutsche Schriftstellerin Gabriele Wohmann wurde als Gabriele Guyot am 21. Mai 1932 in Darmstadt geboren. Gabriele Wohmann stammt aus einer protestantischen Pastorenfamilie. Als Internatsschülerin besuchte sie das Nordseepädagogium auf der Insel Langeoog, wo sie auch ihr Abitur ablegte. Von 1951 bis 1953 studierte sie Germanistik, Romanistik, Anglistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Frankfurt am Main. Anschließend war sie als Lehrerin an ihrer ehemaligen Schule auf Langeoog sowie an einer Volkshochschule und einer Handelsschule tätig. 1953 heiratete sie den Germanisten Reiner Wohmann und lebt seit 1956 als freie Schriftstellerin in Darmstadt.
Gabriele Wohmann ist Verfasserin von Erzählungen, Romanen, Gedichten, Hörspielen, Fernsehspielen und Essays. Die Autorin schuf seit den 1950er Jahren ein umfangreiches Werk, in dem sie anfangs - in durchaus satirischer Form - die Problematik der herkömmlichen Paarbeziehung und traditioneller Familienstrukturen aufzeichnet.

Aus: Sonntag bei den Kreisands

“Es ist Abend. Die Kreisands sitzen gemütlich in ihrem schönen gepflegten Wohnzimmer. Was für ein angenehmer Sonntag. Der Wein, den sie genießen, schmeckt nicht nur gut, er stammt auch aus einer exquisiten Lage und wird ihnen wohl bekommen. Er wurde dem Keller des Schwiegervaters entnommen. Artur selbst besitzt nicht die Mittel, sich einen guten Weinkeller anzulegen. Man kann nicht alles haben [...] Dafür, dass sie beide so treu und anhänglich fast jede zweite Woche zu den alten Leutchen hinübergehen – beinah immer mittwochs, seit sie herausgefunden haben, dass es eigentlich immer mittwochs nichts Rechtes im Fernsehen gibt – für diese anderthalb bis zwei Stunden, Opfer an die Verwandtschaft, entschädigen sie sich mit der kleinen Extravaganz, Wein zu entwenden. Während Elisabeth bei ihren Eltern zu sitzen pflegt bis zum Abschied und Aufbruch, verlässt Artur des Zimmer etwas früher; über sein langes Ausbleiben wundert sich keiner. Wer Artur kennt, kennt auch seine Verdauungsbeschwerden. Abschließend betätigt Arthur die Wasserspülung im WC, hat aber nicht dort, sondern im Weinkeller Erfolg gehabt.
(…) Schlaf ist wichtiger. Zärtlichkeiten und dergleichen sind nicht mehr bei ihnen zu erwarten. Elisabeth hat nie sehr viel davon gehalten und fühlt sich jetzt so ziemlich außer Gefahr. Artur gegenüber hat sie sich aber all die Jahre nichts anmerken lassen, stoisch brachte sie ihre immer selteneren Opfer. Gut: auch das hat man überwunden. Auch für Artur gut, meint Elisabeth, so lang er so früh aufstehen muss.”







Gabriele Wohmann (Darmstadt, 21. Mai 1932)




Der Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Urs Widmer wurde am 21. Mai 1938 in Basel geboren. Urs Widmers Deutschlehrer im Realgymnasium war der Autor Rudolf Graber und der deutsche Autor Heinrich Böll war ein häufiger Gast im Hause Widmer. Er studierte in Basel, Montpellier und in Paris Germanistik, Romanistik und Geschichte. 1966 wurde er an der Universität Basel mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa promoviert. Anschliessend begann er als Verlagslektor zunächst beim Walter Verlag in Olten, wechselte dann nach Deutschland zum Suhrkamp-Verlag in Frankfurt am Main. Den Verlag verliess er bald wieder, nicht aber die Stadt Frankfurt, wo er von 1967 bis 1984 als freier Schriftsteller lebte. Während dieser Zeit schrieb er Kritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lehrte als Dozent für neuere deutsche Literatur an der Universität Frankfurt. 1968 debütierte Widmer mit der Erzählung Alois. 1969 gehörte er zu den Mitbegründern des Verlag der Autoren, in dem auch noch gegenwärtig seine Theaterstücke erscheinen. 1984 kehrte er in die Schweiz zurück. Urs Widmers umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele.

Aus Im Kongo

ALLES BEGANN AM 29. Juli 1994. Einem Freitag. Mein Vater hatte eben, um ein Haar, einen Postboten erschossen, und ich kniete auf dem Fußboden eines Zimmers im Altenheim von Fluntern – Fluntern ist ein anderer Stadtteil von Zürich, zehn Autominuten von Witikon entfernt – und sagte zu Herrn Berger, eigentlich nur, um unser zäh dahinplätscherndes Gespräch in Schwung zu halten: »Ich bin jetzt sechsundfünfzig, Herr Berger. Seit meinem einunddreißigsten Lebensjahr arbeite ich hier. Ich bin der beste Pfleger im Haus. Mir kann niemand etwas vormachen, nicht mal Schwester Anne. Und schauen Sie, was ich tue!«
Ich war damit beschäftigt, mit einem Küchenmesser die Kaugummis zu entfernen, die Frau Schroth, die Bewohnerin des Zimmers, in zwanzig Jahren auf den Fußboden gespuckt und flachgetreten hatte. Frau Schroth war am Vorabend gestorben, neunundneunzig Jahre alt. Ich war ja eigentlich Pfleger im Heim, Oberpfleger!, nicht Hauswart, aber so konnte ich das Zimmer einem neuen Bewohner nicht übergeben. Die Putzfrauen, zwei jobbende Studentinnen aus den USA, hatten den Dreck von zwei Jahrzehnten in einer knappen Viertelstunde weggefegt, mit so viel Chemie, als wollten sie Vietnam ein zweites Mal entlauben, und Schwester Anne hatte das Zimmer abgenommen, ohne eine Sekunde zu zögern. Trotz den Flecken, die den grünen Linoleumboden wie eine Blumenwiese im Mai aussehen ließen.
Normalerweise wären die Kaugummis auch mir egal gewesen, aber in dieses Zimmer sollte an diesem Abend noch mein Vater einziehen, mein eigener Papa. Eben wegen dem Schuß auf den Postmann. Es war aus mit dem Haus am Wald. Seinen Lebensrest mußte er, ob er wollte oder nicht, mit mir verbringen, mit einem Altenpfleger, der sein Sohn war. Er war inzwischen einundachtzig. Bis vor wenigen Wochen war alles gutgegangen – er allein in dem einsamen Haus, in dem einmal in der Woche eine Mitarbeiterin der Pro Senectute nach dem Rechten sah –, aber dann hatte er damit begonnen, Treppen hinunterzustürzen und in falsche Straßenbahnen einzusteigen.”







Urs Widmer (Basel, 21. Mai 1938)

Mittwoch, 20. Mai 2009

Wolfgang Borchert, Hanna Krall

Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Er wurde Buchhändler, dann Schauspieler in Lüneburg. Briefliche Äußerungen, die angeblich den Staat gefährdeten, brachten ihm - dem schwer an Gelbsucht und Diphtherie Erkrankten - acht Monate Haft in einem Nürnberger Militärgefängnis. Er wurde zu Tode verurteilt, dann aber "zwecks Bewährung" 1941 an die Ostfront geschickt. Als er wegen seiner angegriffenen Gesundheit als untauglich entlassen wurde, trug Borchert in Hamburg Kabaretts Gedichte vor. Da er nicht schweigen konnte, landete er bald wieder im Gefängnis, diesesmal in Berlin-Moabit. 1945 kehrte er in die Trümmer Hamburgs zurück, chronisch fieberhaft, gebrochen. Zwar arbeitete er noch als Regieassistent und Kabarettist, schrieb Erzählungen und Gedichte, aber dann ging es nicht mehr: Freunde verschafften ihm eine Kuraufenthalt in der Schweiz. Es war jedoch schon zu spät, Borchert stirbt am 20. November 1947 in Basel.Großen Erfolg hatte sein Drama "DRAUßEN VOR DER TÜR" (1947), in dem er in erschütternder Weise die psychologischen Probleme der jungen, aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten behandelt.



In Hamburg

In Hamburg ist die Nacht
nicht wie in andern Städten
die sanfte blaue Frau,
in Hamburg ist sie grau
und hält bei denen, die nicht beten,
im Re gen Wacht.

In Hamburg wohnt die Nacht
in allen Hafenschänken
und trägt die Röcke leicht,
sie kuppelt, spukt und schleicht,
wenn es auf schmalen Bänken
sich liebt und lacht.

In Hamburg kann die Nacht
nicht süße Melodien summen
mit Nachtigal len tö nen,
sie weiß, daß uns das Lied der Schiffssirenen,
die aus dem Hafen stadtwärtsbrummen,
ge nau so selig macht.




Laternen traum

Wenn ich tot bin,
möchte ich immerhin
so eine Laterne sein,
und die müßte vor deiner Türe sein
und den fahlen
Abend überstrahlen.

Oder am Hafen,
wo die großen Dampfer schlafen
und wo die Mädchen lachen,
würde ich wachen
an einem schmalen schmutzigen Fleet
und dem zublinzeln, der einsam geht.

In einer engen
Gasse möcht ich hängen
als rote Blechlaterne
vor einer Taverne –
und in Gedanken
und im Nachtwind schwan ken
zu ihren Gesängen.

Oder so eine sein, die ein Kind
mit großen Augen ansteckt,
wenn es erschreckt entdeckt,
daß es allein ist und weil der Wind
so johlt an den Fensterluken –
und die Träume draußen spuken.

Ja, ich möchte immerhin,
wenn ich tot bin,
so eine Laterne sein,
die nachts ganz allein,
wenn alles schläft auf der Welt,
sich mit dem Mond unterhält –
na tür lich per Du.








Wolfgang Borchert (20. Mai 1921 - 20. November 1947)




Die polnische Schriftstellerin und Journalistin Hanna Krall wurde am 20. Mai 1937 in Warschau geboren. Ihre journalistische Tätigkeit begann sie 1955 in der Redaktion der Tageszeitung Życie Warszawy in Warschau. 1966 begann sie für das politische Wochenmagazin Polityka zu arbeiten und war von 1966 bis 1969 Auslandskorrespondentin in der Sowjetunion. Neben ihren Reportagen, die auch in Sammelbänden erschienen, veröffentlichte sie zahlreiche Prosarbeiten, die in zahlreiche Sprachen (auch ins Deutsche) übersetzt wurden. 1993 erhielt Hanna Krall den Jeanette Schocken Preis, 1999 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (Hauptpreis), 2000 wurde sie mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis, 2008 mit dem Ricarda-Huch-Preis ausgezeichnet.

Aus: The Woman from Hamburg and Other True Stories (Übersetzt von Madeline Levine)

„One winter evening, in 1943, he brought home a stranger, a woman.
"This woman is a Jew. We have to help her."
His wife asked if anyone had seen themin the stairwell, and quickly made some sandwiches.
The Jewess was petite, with curly black hair, and although her eyes were blue, she looked very Semitic. They put her in a room with a wardrobe. (Wardrobes and Jews -this is, perhaps, one of the most important symbols of our century. To live in a wardrobe-a human being in a wardrobe. In the middle of the twentieth century. In the heart of Europe.)
The Jewess would go into the wardrobe whenever the doorbell rang, and since her hosts continued to be very sociable, she spent long hours inside it. Fortunately, she was a sensible woman. She never coughed; not even the slightest rustling issued from the wardrobe.
The Jewess was never the first to speak, and she responded to questions with the fewest possible words.
"Yes, I did."
"Attorney."
"In Belzec."
"We didn't have time to; we got married right before the war."
"They were taken away. I don't know, in Janowska or else in Belzec."
She did not expect sympathy. On the contrary, she rebuffed it.
"I am alive," she would say. "And I intend to remain alive."
She would watch intently as the wife (whose name was Barbara) ironed or stood beside the stove. Occasionally, she tried to help her, but did so with irritating clumsiness.“







Hanna Krall (Warschau, 20. Mai 1937)

Dienstag, 19. Mai 2009

Ruskin Bond, Rahel Varnhagen

Der anglo-indische Schriftsteller Ruskin Bond wurde am 19. Mai 1934 in Kasauli, Himachal Pradesh, geboren. Bonds Vater war Schotte, aber in Indien geboren, seine Mutter war Anglo-Inderin. Nach der Scheidung der Eltern und dem frühen Tod seines Vaters wuchs Ruskin Bond teils bei seinen Großeltern in Dehradun, teils in Internatsschulen auf. Nachdem Indien 1947 unabhängig geworden war, emigrierten Bonds Großeltern und andere Verwandte nach England. Die inzwischen mit einem Inder verheiratete Mutter blieb mit dem Sohn im Land.
Nach dem Ende seiner Schulzeit verbrachte Bond vier Jahre in England. In London begann er mit siebzehn Jahren seinen ersten Roman, The Room on the Roof, die stark autobiographisch geprägte Geschichte des elternlosen jungen Anglo-Inders Rusty, der seinem überstrengen Ziehvater, einem britischen Missionar, entflieht und eine Familie kennen lernt, die ihm erlaubt, sich in einer Kammer auf dem Flachdach ihres Hauses wohnlich einzurichten. Von dem Vorschuss, den Bond für dieses Buch erhielt, kaufte er sich ein Schiffsticket nach Bombay und kehrte zurück nach Indien. Er arbeitete einige Jahre als Journalist in Dehradun und Neu-Delhi. Seit 1963 lebt er als freier Schriftsteller in Mussoorie.
Ruskin Bonds Werk umfasst Romane, Kurzgeschichten, längere Erzählungen, Essays, Reiseberichte und Jugendbücher. In Indien sind besonders seine Kurzgeschichten beliebt und wurden mehrfach aufgelegt. Seine 1975 veröffentlichte Erzählung A Flight of Pigeons („Ein Schwarm Tauben“) wurde 1978 unter dem Titel Junoon („Wahnsinn“) von Shyam Benegal verfilmt und ging als ein Klassiker in die Geschichte des Hindi-Films ein.

Aus: Visitors from the forest

”Sometimes during the day a bird visits me- a deep blue whistling thrush, hopping about on long dainty legs, too nervous to sing. She perches on a windowsill, looking out at the rain. If I sit quietly in my chair, she will sit quietly at her windowsill, glancing now and then to make sure I keep my distance. When the rain stops, she glides away, and it is only then, confident in her freedom, that she bursts into full-throated song, her broken but enchanting melody echoing down the ravine.

I am sure that these short paragraphs would have helped you more than all my blabbering, am I right? I hope Ruskin Bond charmed you.

Ruskin Bond is an artiste par excellence. Just reading his stories gives you a warm feeling inside. It cheers you up. If you are disappointed or upset because of something, pick up one of his books and read it; you are sure to feel nice after that. There are many authors who write awesome extra interesting stories, but authors like Ruskin Bond are rare. He writes stories which are truly entertain you, but in a calm, soothing way. He is an enchanter. Do read his books, you won?t be disappointed.”







Ruskin Bond (Kasauli, 19. Mai 1934)





Die deutsche Schriftstellerin Rahel Varnhagen wurde am 19. Mai 1771 als älteste Tochter des Kaufmanns Markus Levin und seiner Frau Chaie Levin in Berlin geboren. Während der Befreiungskriege 1813 organisierte Rahel die Versorgung der Verwundeten aller Kriegsparteien in Prag und sammelte Spenden für die Hinterbliebenen. Nach mehreren unglücklichen Beziehungen ehelichte Rahel am 27. September 1814 den Diplomaten, Historiker und Publizisten Karl August Varnhagen von Ense und konvertierte zum Christentum. Sie begleitete ihren Mann auf verschiedenen Reisen, z. B. nach Wien. Nach seiner Abberufung als Geschäftsträger am badischen Hof kehrte sie mit ihm im Oktober 1819 nach Berlin zurück.Als Schriftstellerin pflegte Rahel vor allem die Gattungen Tagebuch und Brief. Damit ist sie typisch für die im 19. Jahrhundert aufblühende Frauenliteratur, die kleine, intimere Formen bevorzugt. Der Wert ihres Schaffens resultiert jedoch nicht nur aus der Dokumentation historischer und kultureller Vorgänge, sondern aus Rahels brillantem Stil und ihrer politischen Weitsicht. 1812 publizierte Rahel Teile ihres Briefwechsels mit Karl August Varnhagen, die Johann Wolfgang von Goethe betrafen und dessen Ruhm als Weimarer Dichterfürst bestärkte. Weitere Veröffentlichungen in Journalen und Almanachen folgten. Sie blieb anonym, wurde aber als Schriftstellerin in zeitgenössischen Lexikonbeiträgen genannt. Der Großteil ihrer Schriften wurde allerdings postum von ihrem Ehemann und nach dessen Tod von seiner Nichte Ludmilla Assing ediert.

Aus: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde.

„Montag, den 5. November 1822.
Franzosen, Engländer, sonst die Spanier und Italiäner – und natürlich auch die alten Nationen – haben Nationalmeinungen, solche Gefühle, Ehre, Ehrgeiz, und Strebungen, die sich auf theils bleibende, theils eine große Zeit lang sich wiederholende gesellige Zustände beziehen; ihre Kunst, ihre Künstler und Dichter müssen sich auch darauf beziehen, wenn sie verstanden werden wollen, wie sie auch selbst darin befangen sind. Wir Deutschen klagen schon lange, und immer öfter darüber, daß unter uns die Dichter nicht auf Autorität verehrt werden. Diesen Übelstand können wir aber ertragen, wenn wir betrachten wollen, was wir eigentlich sind. Ein Volk nicht zu einer Nation abgeformt und geschliffen: der Menschheit, und also allen Nationen noch nahe; unser Dichter sieht sich in der ganzen menschlichen Welt nach Zuständen um; erhöht sie, denkt sie sich wie sie sein könnten, müßten, nicht nur wie sie sind, und sein können in einem engen vorgefundenen Zustand, den er noch ändern will, gemein mit allen Gesetzgebern, und Erfindern; je größer solches Menschen Geist, je erhabener seine Seele, je belebter sein Herz, je reichhaltiger, vielfältiger, muß er wählen und darstellen, und Zustände kombiniren, und in dem Alten Neues sehen und zeigen: aber desto weniger auch wird er begriffen, oder desto häufiger ihm nicht gefolgt werden können, er unverstanden bleiben; und also oft nicht anerkannt werden, und von Dreisteren, die sich vieles angelernt haben, ohne das zu ahnden, was nicht angelernt werden kann, getadelt; grad'zu. Dies ist eben der Zustand, in dem sich unser Publikum mit seinen Autoren befindet. Bei weitem vorzuziehen einer nur in einer Zeit, und auch da nur von den Verständnißreichen, wahr gewesenen, jetzt zu einem Patentbeifall gewordenen, unverdauten Anerkennung; die eine gänzlich äußere wird; aber auch Ansehen, Einkünfte und Orden giebt: bei uns ist alles dies im Werden und Wachsen; ganz lebendig mit allem andern Aufstreben und Gedeihen; in einer Art von Kriegszustand unter einander, der dem Selbst- und Doppelgespräch des Gewissens zu vergleichen ist; welches uns reinigt, fördert, immer beruhigen will, und eigentlich allein nur belebt. Welchem einzelnen Menschen wäre es wohl erlaubt, sich solche Komplimente zu schneiden, wie es jede Nation gegen sich selbst gelassen und blind ausführen darf; und wovon wir unfassionirten Deutschen bis vor einiger Zeit frei waren.“






Rahel Varnhagen (19. Mai 1771 – 7. März 1833)

Montag, 18. Mai 2009

W.G. Sebald, Yi Mun-yol

Der deutsche Schriftsteller und Literaturwissenschaftler W. G. (Winfried Georg) Sebald wurde am 18. Mai 1944 in Wertach, Allgäu, geboren. W. G. Sebald wuchs mit einer älteren Schwester in Wertach auf, wo sein Großvater mütterlicherseits, in dessen Haus er geboren wurde. 1954 besucht W. G. Sebald das Realgymnasium „Maria Stern“ in Immenstadt, dann die Oberrealschule in Oberstdorf, und legte dort auch im Jahr 1963 das Abitur ab. Wegen eines Herzfehlers vom Wehrdienst befreit, schaffte er schon nach zwei Jahren Studium der Literaturwissenschaft 1966 in Fribourg in der französischsprachigen Schweiz den Studienabschluss mit der „Licence ès (en les) Lettres“.
Im selben Jahr emigrierte er nach England, heiratete 1967 eine Österreicherin. Im Jahr darauf reichte er 1968 erfolgreich seine Magister-Arbeit über Carl Sternheim ein. Er war bis 1969 Lektor an der Universität Manchester. Dann lehrte er seit 1970 an der University of East Anglia in Norwich, 1973 promovierte er über Döblin. 1986 habilitierte sich Sebald an der Universität Hamburg mit „Die Beschreibung des Unglücks“. 1988 wurde er Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur an der University of East Anglia. Neben seiner Universitätslaufbahn entstand seit Ende der 1980er Jahre sein literarisches Werk, das anfangs vor allem in Großbritannien, den USA, wo sich besonders Susan Sontag für ihn einsetzte - in beiden Ländern besitzt Sebald inzwischen Kultstatus - und Frankreich große Aufmerksamkeit fand. Dort wurde Sebald zuletzt sogar als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde auch die deutsche Literaturkritik auf ihn aufmerksam. Er hat ein schmales, höchst eigentümliches, ganz und gar originelles Oeuvre hinterlassen.

Aus: Die Ringe des Saturn

“Unbegreiflich erschien es mir jetzt, als ich nach Lowestoft hineinging, wie es in einer verhältnismäßig so kurzen Zeit so weit hatte herunterkommen können.(...) Gleich einem unterirdischen Brand und dann wie ein Lauffeuer hatte der Schaden sich fortgefressen, Bootswerften und Fabriken waren geschlossen worden, eine um die andere, bis für Lowestoft als einziges nur noch die Tatsache sprach, daß es den östlichsten Punkt markierte auf der Karte der britischen Inseln. Heute steht in manchen Straßen der Stadt fast jedes zweite Haus zum Verkauf, Unternehmer, Geschäftsleute und Privatpersonen versinken immer weiter in ihren Schulden, Woche für Woche hängt irgendein Arbeitsloser oder Bankrotteur sich auf, der Analphabetismus hat bereits ein Viertel der Bevölkerung erfaßt, und ein Ende der stetig fortschreitenden Verelendung ist nirgends abzusehen. Obgleich mir dies alles bekannt war, bin ich nicht vorbereitet gewesen auf die Trostlosigkeit, die einen in Lowestoft sogleich erfaßt, denn es ist eine Sache, in den Zeitungen Berichte über sogenannte unemployment blackspots zu lesen, und eine andere, an einem lichtlosen Abend durch Zeilen der Reihenhäuser mit ihren verschandelten Fassaden und grotesken Vorgärtchen zu gehen und, wenn man endlich angelangt ist in der Mitte der Stadt, nichts vorzufinden als Spielsalons, Bingohallen, Betting Shops, Videoläden, Pubs, aus deren dunklen Türöffnungen es nach saurem Bier riecht, Billigmärkte und zweifelhafte Bed&Breakfest Etablissements mit Namen wie Ocean Dawn, Beachcomber, Balmoral Albion und Layla Lorraine.”







W.G. Sebald (18. Mai 1944 – 14. Dezember 2001)




Der südkoreanische Schriftsteller Yi Mun-yol wurde am 18. Mai 1948 in Yongyang geboren. Yi gehört zu den bedeutendsten und meistgelesenen koreanischen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Romane und Erzählungen sind in viele Sprachen übersetzt worden. Kurz vor Ausbruch des Koreakrieges geboren, musste Yi schon bald ohne seinen Vater auskommen, der die Familie 1951 verließ und in das kommunistische Lager wechselte. Den Besuch der Oberschule in Andong brach er ab, um nach Obdachlosigkeit und längerer Krankheit seinen Abschluss nachzuholen. 1968 bestand er die Aufnahmeprüfung der Staatlichen Universität Seoul und studierte bis 1970 Koreanisch. Dann brach der das Studium ab, um Beamter zu werden. Er konnte aber die dafür nötige Prüfung mehrmals nicht bestehen und so trat er 1973 ins Militär ein. Nach seiner dreijährigen Dienstzeit arbeitet er als Dozent und Journalist. 1979 hatte er mit der Erzählung Saehagok seinen Durchbruch als Schriftsteller. Er bekam den Preis für Nachwuchsschriftsteller und schuf weitere Erzählungen und Romane, die mehrfach ausgezeichnet wurden. So erhielt er 1992 den Hyundae-Literaturpreis, den Koreanischen Preis für Literatur und Kunst sowie den französischen Verdienstorden für Kultur und Literatur. Von 1994 bis 1997 lehrte er koreanische Sprache und Literatur an der Sejong University. Später baute er eine kleine Akademie auf, in der er Dichter ausbildet.

Aus: Der entstellte Held (Übersetzt von Kim Hiyoul und Heidi Kang)

„Es muß Anfang Juni gewesen sein, denn die Akazien am Dammweg zu unserer Schule blühten. Yun Byongjo von der Wäscherei hatte etwas Besonderes mit in die Schule gebracht und prahlte in der Klasse damit. Es war ein teures vergoldetes Feuerzeug, eins von denen, die wir "runde Feuerzeuge" nannten. Es ging von Hand zu Hand und verursachte etwas Unruhe. Sokdae, der einen Moment draußen gewesen war, sah es, sobald er zurückkam. Er kam näher, streckte seine Hand aus und sagte:
"Zeig mal her!"
Die Schüler, die bis dahin lachend ihre Bewunderung gezeigt hatten, verstummten, und das Feuerzeug gelangte in Sokdaes Hände. Er drehte und wendete es eine Weile.
"Wem gehört es?" fragte er Byongjo ausdruckslos.
"Meinem Vater", antwortete dieser mit plötzlich erstickter Stimme.
"Hat er es dir geschenkt?"
"Nein, ich hab es nur mitgebracht."
"Wer weiß, daß du es genommen hast?"
"Nur mein Bruder."
Ein leichtes Lächeln umspielte Sokdaes Mund. Er begann, das Feuerzeug mit neuem Interesse zu untersuchen.
"Toll", sagte Sokdae schließlich, noch immer das Feuerzeug haltend, und blickte Byongjo fest an.
Ich hatte Sokdae von Anfang an beobachtet und war plötzlich gespannt. Aus meiner Erfahrung wußte ich, daß er mit seinen Worten etwas anderes meinte, als man allgemein darunter verstand.
Wenn er etwas haben wollte, das einem anderen gehörte, bedeutete sein Toll!, daß er es verlangte. Im allgemeinen reichte das aus, damit man es ihm gab, aber manchmal zögerte ein Schüler. Dann pflegte Sokdae zu sagen: "Leih es mir!" Natürlich wollte er damit sagen: "So gib schon her!" Niemand konnte sich dem widersetzen. Nie nahm er also den Jungen direkt etwas weg, es wurde ihm tatsächlich gegeben. Ich hatte damals noch keinen Begriff für indirekte Erpressung und hatte diese "Geschenke" immer in Ordnung gefunden, aber an diesem Tag erkannte ich, daß nicht einmal mehr ein Minimum an Schein gewahrt wurde.“







Yi Mun-yol (Yongyang, 18. Mai 1948)

Sonntag, 17. Mai 2009

Peter Høeg, Lars Gustafsson

Der dänische Schriftsteller Peter Høeg wurde am 17. Mai 1957 in Kopenhagen geboren. Als junger Erwachsener orientierte er sich in die künstlerische Richtung, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. 1984 schloss er mit dem Magister Artium in Vergleichender Literaturwissenschaft sein Studium ab. Er arbeitete in einer Vielzahl von Bereichen, u. a. als Schauspieler und Tänzer (Klassisches Ballett). Häufig befand er sich auch auf Reisen, vor allem in der Karibik und in Afrika. Zwischendurch arbeitete er als Matrose auf Yachten reicher Leute und spielte Theater in Afrika. Im Anschluss an diese Reisen gründete er auch eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Der Autor lebt als freier Schriftsteller in Jütland (Dänemark).
Sein soziales Engagement spiegelt sich auch in seinen Texten. Internationalen Ruhm erlangte er mit der Veröffentlichung des Romans Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Frøken Smillas fornemmelse for sne), der 1992 herauskam und später vom dänischen Regisseur Bille August mit Julia Ormond in der Titelrolle verfilmt wurde.

Aus: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels (Übersetzt von Angelika Gundlach)

“Das Zweitbeste, um die Vorderpartie zu stärken, nach dem Geräteturnen, war Leichtathletik, vor allem die Wurfdisziplinen, das war im Winter jedoch schwieriger, weil sie im Freien stattfand.
Die einzige Ausnahme davon war Laufen. Klastersen hatte der Juniorennationalmannschaft beigebracht, im Winter auf den gefrorenen Mooren und Seen zu trainieren, und schöne Ergebnisse erzielt. Das war eines seiner Prinzipien: Wenn man lief, gab es kein Wetter, bei dem man nicht draußen sein konnte.
Also hatte man Lauftraining zu allen Jahreszeiten, er hatte jedoch eine Vorliebe für Schnee. Bei Schnee konnte man ziemlich sicher sein, daß man auf jeden Fall die erste halbe Stunde durch den Park laufen würde.
Er selbst lief vorneweg. Das bedeutete, wenn man nicht zur Spitzengruppe gehörte oder wenn man sich sogar zurückfallen ließ, war man plötzlich allein.
Sie stand an einem Baum, mit dem Rücken zu mir. Ich sah den schwarzen Mantel. Hinter ihr war der fallende Schnee eine Wand, sie löste sich von dem Baum, ging durch die Wand und war weg.
Ich bog vom Weg ab und kam hinunter an den See. Es war an einer Stelle, die lange eisfrei war. Da stand ein Reiher, und es gab auch Schwäne. Es war, als spürten sie die Kälte nicht, und sie waren in Bewegung, als sei jemand vorbeigegangen.
Ich dachte, ich hätte sie verloren, oder vielleicht war sie es nicht gewesen. Der Schnee bildete noch immer Räume, man lief durch eine Reihe von weißen Zimmern, die nie endeten. Ich wandte mich zu dem Hügel, wo die Statuen waren, mit gefrorenen Kleidern aus Schnee auf der grünen Bronzehaut. Eine von ihnen löste sich von den anderen und ging weg. Ich marschierte los. Wir kamen hinunter an die Stelle, wo im Sommer Rosen gestanden hatten. Sie waren zurückgeschnitten und mit Tannenzweigen bedeckt.”






Peter Høeg (Kopenhagen, 17. Mai 1957)




Der schwedische Lyriker und Schriftsteller Lars Gustafsson wurde am 17. Mai 1936 in Västerås geboren. Er studierte Literatur, Philosophie und Soziologie an den Universitäten von Uppsala/Schweden und Oxford. Durch ein DAAD-Stipendium gelangte er auch nach Deutschland und lebte ab 1972 zwei Jahre in West-Berlin. 1961 promovierte er in Philosophie, 1979 schloss er seine Habilitation ab. 1981 konvertierte Gustafsson zum Judentum. 1983 bis 2006 war er Professor für Germanistische Studien und Philosophie an der University of Texas in Austin/Texas. Seit Mai 2006 lebt er in Södermalm, Stockholm. Er ist als Lyriker, Philosoph und Romancier hervorgetreten. 1957 gab er sein literarisches Debüt mit dem Roman Vägvila (Wegesrast), der eine Mischung aus Prosa und Lyrik darstellt. In der Romanreihe Die Risse in der Mauer geht es um die späten 60er und frühen 70er Jahre. Der Band umfasst die Autobiographie Herr Gustafsson persönlich (1972), das Jugenddrama Wollsachen (1974) sowie Familientreffen (1976), Sigismund (1977) und Tod eines Bienenzüchters (1978).



A Men's Choir

The voice one has when
talking to small children
and large dogs
is not the same
as that at the barber's
or from the lectern.
It comes from another life
from far, far away
one that maybe never existed

whereas the voice
one has
when caressing a woman's breast
or belly
is a third voice
that comes from a third world
(green warm moist shadow under
huge ferns, marshland, and
huge birds that fly up).
And there are many, many more.

Not my own voice—
and not exactly that of anyone else.
Is there such a thing as
the voices in between?
I recall your foot
still warm with morning.
I imagine
they must be like that.
And if one could hear
all the voices at the same time
one would get the impression
of a men's choir
defiantly executing
a breakneck series of dissonances.





Übersetzt von John Irons






Lars Gustafsson (Västeras, 17. Mai 1936)

Samstag, 16. Mai 2009

Adrienne Rich, Friedrich Rückert

Die amerikanische Dichterin, Dozentin und Autorin Adrienne Rich wurde am 16. Mai 1929 in Baltimore, Maryland, geboren. 1951 schloss Rich das Radcliffe College ab und gewann für ihr erstes Buch A Change of World den angesehenen Wettbewerb „Yale Series of Younger Poets Competition“. W. H. Auden, der Richter bei diesem Preis, schrieb ein Vorwort für das Buch. 1953 heiratete Rich Alfred Conrad, einen Harvard-Ökonomen und zog nach Cambridge (Massachusetts), wo sie in den nächsten fünf Jahren drei Söhne gebar. 1966 zog Rich nach New York als ihr Mann einen Ruf an das City College annahm. Sie unterrichtete im Rahmen des SEEK-Programms, einem Programm, das speziell zur Verbesserung der Englischkenntnisse von angehenden Studenten aus armen schwarzen Familien sowie aus der Dritten Welt gegründet worden war. Es warf hochpolitische Fragen nach dem Aufeinanderprallen unterschiedlicher kultureller Codes und nach dem Verhältnis von Sprache und Macht auf, Fragen, die im Werk von Adrienne Rich von zentraler Bedeutung bleiben sollten. Sie war in der Zeit auch stark von dem Werk von James Baldwin und Simone de Beauvoir beeindruckt. Obwohl Rich und ihr Ehemann sich beide an Bewegungen für soziale Gerechtigkeit beteiligten, war der Schwerpunkt ihres Engagements in der Frauenbewegung. Leaflets (1969), The Will to Change (1971), und Diving into the Wreck (1973), das 1974 den National Book Award gewann, bewiesen ein zunehmendes Vertrauen in die eigene Kraft. Rich hat am Swarthmore College, an der Columbia University, Brandeis, Rutgers, Cornell, San Jose State und Stanford University unterrichtet. Seit 1976 lebt sie mit der Schriftstellerin und Lektorin Michelle Cliff. Sie ist aktiv in der Bewegung für die Rechte von Schwulen und Lesben, in der Bewegung für das Recht auf Abtreibung und in der progressiven jüdischen Bewegung New Jewish Agenda.


Burning Oneself Out

We can look into the stove tonight
as into a mirror, yes,

the serrated log, the yellow-blue gaseous core

the crimson-flittered grey ash, yes.
I know inside my eyelids
and underneath my skin

Time takes hold of us like a draft
upward, drawing at the heats
in the belly, in the brain

You told me of setting your hand
into the print of a long-dead Indian
and for a moment, I knew that hand,

that print, that rock,
the sun producing powerful dreams
A word can do this

or, as tonight, the mirror of the fire
of my mind, burning as if it could go on
burning itself, burning down

feeding on everything
till there is nothing in life
that has not fed that fire




November 1968

Stripped
you're beginning to float free
up through the smoke of brushfires
and incinerators
the unleafed branches won't hold you
nor the radar aerials

You're what the autumn knew would happen
after the last collapse
of primary color
once the last absolutes were torn to pieces
you could begin

How you broke open, what sheathed you
until this moment
I know nothing about it
my ignorance of you amazes me
now that I watch you
starting to give yourself away
to the wind








Adrienne Rich (Baltimore, 16. Mai 1929)





Der deutsche Dichter Friedrich Rückert wurde am 16. Mai 1788 in Schweinfurt geboren. Die Eindrücke seiner dort verlebten Frühjugend hat Rückert in dem 1829 entstandenen Zyklus Erinnerungen aus den Kinderjahren eines Dorfamtmannssohns in poetisch-humoristischen Genrebildern dargestellt. Nachdem er auf der lateinischen Schule in Schweinfurt die akademische Vorbildung erhalten hatte, begann er 1805 zunächst ein Studium der Rechte an der Universität Würzburg, wandte sich jedoch bald bis 1809 ausschließlich dem Studium der Philologie und Ästhetik zu. Während dieser Zeit war er auch beim Corps Franconia Würzburg aktiv. Nach einer kurzen Anstellung 1811 als Dozent in Jena und einer darauffolgenden, ebenfalls kurzen Beschäftigung als Gymnasiallehrer, zog sich Rückert für eine Weile ganz von amtlicher Tätigkeit zurück und ließ sich als Privatgelehrter in Würzburg nieder. In den folgenden Jahren wechselte er seinen Wohnsitz häufig zwischen Würzburg, Hildburghausen und seinem Elternhaus in Schweinfurt. Populär wurde Rückert zunächst mit seinen Geharnischten Sonetten, die er unter dem Pseudonym Freimund Reimar gegen die napoleonische Besatzung schrieb. 1815 ging Rückert auf Anregung des Ministers von Wangenheim nach Stuttgart, wo er die Redaktion des poetischen Teils des Cotta'schen Morgenblatts für gebildete Stände übernahm, den Kranz der Zeit (1817) und Napoleon, eine politische Komödie in zwei Stücken (1816-1818) erscheinen ließ. Im Herbst 1817 reiste Rückert nach Italien, wo er den größten Teil seiner Zeit Kontakt mit deutschen Künstlern pflegte und kehrte über Wien in die Heimat zurück. Von 1820 bis 1826 lebte Rückert als Privatgelehrter vornehmlich in Ebern und Coburg. 1821 heiratete er Luise Wiethaus-Fischer, mit der er 10 Kinder hatte. Rückert folgte 1826 einem Ruf als Professor der orientalischen Sprachen und Literaturen nach Erlangen. Erschütternd sind seine Kindertodtenlieder, in denen er den frühen Tod (Winter 1833/1834) seiner beiden Lieblingskinder beklagt.

Aus: Kindertotenlieder

Der Liebe Leben ist schnell vollbracht

Der Liebe Leben ist schnell vollbracht,
Es keimet, es reift in einer Nacht;
Frühmorgens erwacht,
Noch eh du's gedacht,
Hüpfts Kindlein frisch

Durch Blütengebüsch,
Und regt die Glieder
Mit Macht, mit Macht.
Kommts Abendroth,
Ists Kindlein todt,
Es legt sich nieder,
Ersteht nicht wieder,
Ist nimmer erwacht,
Gute Nacht, gute Nacht!
Dein Lauf ist vollbracht,
Dein Grab ist gemacht,
Gute Nacht, gute Nacht!





So kurz war euer Beider Leben

So kurz war euer Beider Leben,
Von euch ist wenig zu berichten
In Staats- und Zeit- und Weltgeschichten;
Es muß, euch irgend zu erheben,
Der Leichenstein so wie daneben
Der Leichenprediger verzichten;
Und nur der Liebe könnt ihr geben
Stoff zu unendlichen Gedichten.








Friedrich Rückert (16. Mai 1788 – 31. Januar 1866)
Statue in Schweinfurt

Freitag, 15. Mai 2009

Arthur Schnitzler, Judith Hermann

Der österreichische Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien. Von 1871 bis 1879 besuchte er das Akademische Gymnasium und legte am 8. Juli 1879 die Matura mit Auszeichnung ab. Danach studierte er an der Universität Wien Medizin und wurde am 30. Mai 1885 zum Dr. med. promoviert. 1885 bis 1888 arbeitete er als Assistenz- und Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien und war danach bis 1893 Assistent seines Vaters an der laryngologischen Abteilung der Poliklinik in Wien, betätigte sich aber bereits in dieser Zeit als Schriftsteller. Nach dem Tod seines Vaters 1893 verließ er die Klinik und eröffnete seine eigene Praxis, zuerst am Burgring 1, dann in der Frankgasse 1. An dem 1895 posthum erschienenen Klinischen Atlas der Laryngologie seines Vaters hatte er noch mitgewirkt. Ab 1890 war Schnitzler gemeinsam mit seinen Freunden Hugo von Hofmannsthal und Richard Beer-Hofmann einer der Hauptvertreter des Jungen Wien, der literarischen Wiener Moderne, deren bevorzugter Treffpunkt das Café Griensteidl war. Schnitzler besuchte aber auch gerne das Restaurant Leidinger in der Kärntner Straße 61 und war auch mit Sigmund Freud gut bekannt. Er ist einer der bedeutendsten Kritiker der österreichisch-ungarischen K.u.k.-Gesellschaft und ihrer Entwicklung um die Jahrhundertwende.
Seit Anfang des 20. Jahrhundert gehörte der Literat zu den meistgespielten Dramatikern auf deutschen Bühnen. Nach der Veröffentlichung von Leutnant Gustl, in dem er den Ehrenkodex des österreichischen Militärs angreift, wurde ihm am 14. Juni 1901 der Offiziersrang als Oberarzt der Reserve aberkannt.Schnitzlers Werke beschäftigen sich häufig mit Themen wie Ehebruch (z.B. im Drama Der Reigen), heimlichen Affären und Frauenhelden (Anatol, Dramenzyklus).
Nicht zufällig war es Schnitzler, der mit seiner Novelle Leutnant Gustl (1900) den inneren Monolog in die deutsche Literatur einführte. Mithilfe dieser besonderen Perspektive gelang es ihm, dem Leser einen tieferen, direkteren Einblick in die inneren Konflikte seiner Figuren zu geben. Er führte diese Erzählform auch in Fräulein Else fort.

Aus: Reigen

„Morgen, gegen sechs Uhr.
Ein ärmliches Zimmer; einfenstrig, die gelblich-schmutzigen Rouletten sind heruntergelassen. Verschlissene grünliche Vorhänge. Eine Kommode, auf der ein paar Photographien stehen und ein auffallend geschmackloser, billiger Damenhut liegt. Hinter dem Spiegel billige japanische Fächer. Auf dem Tisch, der mit einem rötlichen Schutztuch überzogen ist, steht eine Petroleumlampe, die schwach brenzlich brennt; papierener, gelber Lampenschirm, daneben ein Krug, in dem ein Rest von Bier ist, und ein halb geleertes Glas. Auf dem Boden neben dem Bett liegen unordentlich Frauenkleider, als wenn sie eben rasch abgeworfen worden wären. Im Bett liegt schlafend die Dirne; sie atmet ruhig. – Auf dem Diwan, völlig angekleidet, liegt der Graf, im Drapp-Überzieher; der Hut liegt zu Häupten des Diwans auf dem Boden.

Graf bewegt sich, reibt die Augen, erhebt sich rasch, bleibt sitzen, schaut um sich Ja, wie bin ich denn... Ah so... Also bin ich richtig mit dem Frauenzimmer nach Haus... Er steht rasch auf, sieht ihr Bett Da liegt s' ja... Was einem noch alles in meinem Alter passieren kann. Ich hab' keine Idee, haben s' mich da heraufgetragen? Nein... ich hab' ja gesehn – ich komm in das Zimmer... ja... da bin ich noch wach gewesen oder wach 'worden... oder... oder ist vielleicht nur, dass mich das Zimmer an was erinnert?... Meiner Seel', na ja... gestern hab' ich's halt g'sehn... Sieht auf die Uhr was! gestern, vor ein paar Stunden – Aber ich hab's g'wusst, dass was passieren muss... ich hab's g'spürt... wie ich ang'fangen hab' zu trinken gestern, hab' ich's g'spürt, dass... Und was ist denn passiert?... Also nichts... Oder ist was...? Meiner Seel... seit... also seit zehn Jahren ist mir so was nicht vorkommen, dass ich nicht weiss... Also kurz und gut, ich war halt b'soffen. Wenn ich nur wüsst', von wann an... Also, das weiss ich noch ganz genau, wie ich in das Hurenkaffeehaus hinein bin mit dem Lulu und... nein, nein... vom Sacher sind wir ja noch weg'gangen... und dann auf dem Weg ist schon... ja richtig, ich bin ja in meinem Wagen g'fahren mit'm Lulu... Was zerbrich ich mir denn viel den Kopf. Ist ja egal. Schaun wir, dass wir weiterkommen. Steht auf. Die Lampe wackelt Oh! Sieht auf die Schlafende Die hat halt einen g'sunden Schlaf. Ich weiss zwar von gar nix – aber ich werd' ihr 's Geld aufs Nachtkastel legen... und Servus... Er steht vor ihr, sieht sie lange an Wenn man nicht wüsst', was sie ist! Betrachtet sie lang Ich hab' viel 'kennt, die haben nicht einmal im Schlafen so tugendhaft ausg'sehn. Meiner Seel'... also der Lulu möcht' wieder sagen, ich philosophier', aber es ist wahr, der Schlaf macht auch schon gleich, kommt mir vor; – wie der Herr Bruder, also der Tod... Hm, ich möcht' nur wissen, ob... Nein, daran müsst' ich mich ja erinnern... Nein, nein, ich bin gleich da auf den Diwan herg'fallen und nichts is g'schehn... Es ist unglaublich, wie sich manchmal alle Weiber ähnlich schauen... Na gehn wir. Er will gehen Ja richtig. Er nimmt die Brieftasche und ist eben daran eine Banknote herauszunehmen.








Arthur Schnitzler (15. Mai 1862 – 21. Oktober 1931)





Die deutsche Schriftstellerin Judith Hermann wurde am 15. Mai 1970 in Berlin-Tempelhof geboren. Sie begann ein Germanistik- und Philosophie-Studium mit der Absicht, als Journalistin zu arbeiten. Sie brach dieses ab und entschied sich für ein Praktikum in New York. Dort besuchte sie eine Journalistenschule. 1997 nahm sie an der Autorenwerkstatt Prosa im Literarischen Colloquium Berlin teil; im selben Jahr erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin. In Amerika schrieb sie ihre ersten literarischen Texte und entdeckte bald die Kurzgeschichte als „ihr“ Genre. 1998 veröffentlichte sie schließlich ihren ersten Prosaband Sommerhaus, später. Nach ihrem ersten Erfolg verstrichen mehrere Jahre, in denen sie – nach eigener Aussage – lernen musste, mit dem Druck, der durch Verlage, Medien und Öffentlichkeit auf sie ausgeübt wurde, umzugehen. 2003 folgte der zweite Erzählungsband Nichts als Gespenster. Für ihre Veröffentlichungen hat Hermann einige Auszeichnungen erhalten: 1999 wurde sie mit dem Bremer Literaturförderpreis ausgezeichnet. Für Sommerhaus, später erhielt sie 1999 den Hugo-Ball-Förderpreis sowie 2001 den Kleist-Preis. 2009 wurde Hermann der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg zuerkannt.

Aus: Alice

„Nach fünfzig Metern, hatte Conrad geschrieben, treffen sich fünf Wege. Ihr nehmt den Weg durch das
schmiedeeiserne Tor hindurch, den »Fünften«. Auf das gelbe Haus zu.
Der fünfte Weg war ein Sandweg. Links ein kleiner Wasserlauf, ein Olivenhain, zwischen den Bäumen
Ziegen, die gelangweilt die Köpfe hoben. Das Auto schaukelte. In der Kurve oben am Hang ein alter großer Stall, ausgebaut, hohe Fenster zum See hin, die Läden zugezogen. Vor ihnen, am Ende des Weges, das gelbe Haus. Italienischer Palazzo. Geschlossene Läden. Efeu. Zwei Balkone, einer zum Berg hin, der andere zum See. Eine Terrasse, Feigenbäume, Agaven, Bougainvillea. Man kann ja Tatsache die Zikaden hören, sagte Anna von der Rückbank aus, andächtiges Staunen in der Stimme. Sie stiegen aus dem Auto, ließen die Türen offenstehen, gingen sofort auseinander.
Alice lief den Sandweg zurück und rauf zu Conrads und Lottes Haus. Steinchen in den Sandalen. Sie sah zu dem schwarzen Berg hinter dem Haus hoch und duckte sich. Stieg über breite Stufen zwischen riesigen, tropischen Lavendelbüschen hindurch. Feuerkäfer, leuchtend rot, die Leibchen aneinandergekettet. Hatten es eilig. Und Rauschen in den Bäumen, leichter Wind. Auf derTerrasse saß Lotte. DieTerrasse war, bis auf eine Kugel aus grauem Stein und dem Stuhl, auf dem sie saß, leer. Im unteren Teil des Hauses drei Türen, zwei geschlossen, die mittlere einen Spalt offen. Lotte stand auf, als Alice die Terrasse betrat, kam ihr entgegen, und sie begrüßten sich mit einer tastenden Umarmung, so vorsichtig, als könnte die andere sich bei einer Berührung in Luft auflösen.
Da bist du, sagte Lotte. Sie lächelte und hörte wieder auf zu lächeln, wenn sie nicht lächelte, waren die Falten um ihre Augen herum weiß. Lotte war siebzig Jahre alt. Conrad auch. Über ein Vierteljahrhundert älter als Alice. Ist alles gutgegangen, sagte Lotte. Hattet ihr eine gute Reise. Sie stellte Fragen im Ton von Feststellungen, erwartete aber trotzdem eine Antwort.“







Judith Hermann (Berlijn-Tempelhof, 15. Mai 1970)

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