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Weltliteratur

Sonntag, 3. Mai 2009

Ben Elton, Juan Gelman

Der britische Schriftsteller, Bühnenautor und Komiker Benjamin „Ben“ Charles Elton wurde am 3. Mai 1959 im Stadtteil Catford im Londoner Bezirk Lewisham geboren. Er schrieb unter anderem das Libretto für das auch in Deutschland erfolgreiche Musical We Will Rock You, in dem die Musik der Gruppe Queen im Mittelpunkt steht. Ben Elton studierte an der Universität von Manchester. Seine Romane "Letzter Countdown" und "Abgefahren" waren Bestseller. Auf Ben Eltons Konto geht auch die comedy "Black Adder" mit "Mr. Bean" Rowan Atkinson.

Aus: Blind Faith

“Trafford said goodbye to his wife, kissed their tiny baby on the forehead and began to unlock the various bolts and deadlocks that secured their front door.
‘And a very good morning to you too, Trafford,’ said the voice of Barbieheart.
‘Yes, of course, good morning, Barbieheart,’ Trafford replied nervously. ‘Good morning indeed, I mean goodbye . . . I mean . . . well, I mean I don’t want to be late, you see.’
‘I’m not holding you up, Trafford.’
‘No. Absolutely.’
‘Well now, you take care to have a great day.’
‘Thank you. Thank you very much. I will.’
Trafford’s wife looked at him angrily. He knew that Chantorria suspected him of deliberately not greeting Barbieheart, as some kind of protest, some bizarre bid for independence. She was right, of course.
‘Sometimes he doesn’t even say good morning to me,’ Chantorria volunteered apologetically, waving at Barbieheart’s face on the wallscreen.
She was only trying to suck up; Trafford knew Chantorria BLIND FAITH hated Barbieheart as much as he did. But trying to keep her sweet was the right thing to do, the safe thing to do. At least one member of the family had a sense of what was proper.
Barbieheart extracted her hand from the huge sack of cheesy snacks on which she was breakfasting and waved back. She was moderator of the tenement chat room and, having grown too large to leave her apartment, she was scarcely ever absent from her post. A constant presence in every household, Barbieheart was an extra member of the family and one whom Trafford deeply resented.”







Ben Elton (Londen, 3.Mai 1959)




Der argentinische Dichter, Journalist und Übersetzer Juan Gelman wurde am 3. Mai 1930 in Buenos Aires als dritter Sohn von jüdischen Einwanderern aus Russland geboren. Er lernte sehr früh lesen und betätigte sich in seiner Jugend in verschiedenen literarischen Bewegungen. Auch als Journalist hatte er bedeutende Funktionen inne. Er lebte seit 1975 auf Grund seines politischen Engagements längere Zeit im Exil. Während der argentinischen Militärdiktatur wurde sein Sohn Marcelo entführt, gefoltert und ermordet. Gelmans zum damaligen Zeitpunkt schwangere Schwiegertochter María Claudia García de Gelman wurde ebenfalls im Rahmen der Operation Condor 1976 in Buenos Aires entführt und nach Uruguay gebracht; ihr Schicksal ist bis heute nicht ganz geklärt, sie gehört zu den ca. 30.000 Verschwundenen der Diktatur. Nach langen Jahren der Recherche konnte Juan Gelman im Jahr 2000 seine Enkeltochter Macarena Gelman in Uruguay ausfindig machen, wo sie von einem Militärangehörigen adoptiert worden war. 1997 erhielt Gelman den argentinischen Premio Nacional de Poesía (Staatspreis für Poesie), 2008 den Premio Cervantes, einen der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt. Zur Zeit (2007) lebt Juan Gelman in Mexiko.


Confidences

he sits down at the table and writes
“with this poem you won’t take power” he says
“with these verses you won’t make the Revolution” he says
“nor with thousands of verses will you make the Revolution” he says

what’s more: those verses won’t make
peons teachers woodcutters live better
eat better or him himself eat live better
nor will they make a girl fall in love with him

they won’t earn him money
they won’t get him into movies free
he can’t buy clothes with them
or trade them for wine or tobacco

no scarves no parrots no boats
no bulls no umbrellas can he get for them
they will not keep him dry in the rain
nor get him grace or forgiveness

“with this poem you won’t take power” he says
“with these verses you won’t make the Revolution” he says
“nor with thousands of verses will you make the Revolution” he says
he sits down at the table and writes



Übersetzt von Joan Lindgren





Briefe

Zwischen meinen und Deinen Armen, gäbe es da ein
Gewebe widerstreitender Kräfte, toller Hunde, Stürme, ein Liebesgewebe in dem jemand mitteilt,
daß die Untiere sich irgendwo in der Dunkelheit befanden mit den Hufen nach

Schatten tretend oder ungeduldig tretend oder wie blind oder tatsächlich blind oder ohne Augen?
Oder ein Gewebe auf das die Genossin schreibt "am 20. April um 20.05 Uhr kam
der Kleine zur Welt, den ich so lange erwartet habe, gehütet habe, beschützt habe gegen" schreibt gegen die Dunkelheit, die irgendwo bei den Untieren herrscht, gegen

das dunkle Untier, die Elektrofolter, die Tritte in den Bauch, wo er
"den ich so lange beschützt habe" schreibt "mit der Hilfe von Euch allen
meinen Begleiterinnen und Freundinnen" schreibt, und als sie ihn am 24. (Montag)
zur Nacht legte und in seine Wiege brachte

"öffneten seine kleinen Augen sich nicht und werden es nie wieder tun" schreibt
pulmonare Aktalektasie, Hämorragien sagten die Ärzte "die
Schläge, die Elektrofolter, die Vergewaltigung, die Gefangenschaft der Mutter" schreibt
das Kind "war Zeuge und Märtyrer der Sache und Held" schreibt? Oder ein Liebesgewebe,

in dem so viel Schmerz schon genug geschlafen hat und wissen
will, wo die Pferde sind? Oder wir zu lange
die Engel haben warten lassen. Gibt es
ein kleines Licht, das die Engel zu lange warten ließ, ein mildes menschliches Licht?

Gibt es Pferde, um den Feind zu vernichten? Ist nicht er, der 5 Tage gelebt hat
ein Pferd, um den Feind zu vernichten? Hat er nicht seine kleinen Hände in
ein Pferd verwandelt, um den Feind zu vernichten? Galoppiert
und rennt er nicht jetzt zwischen Deinen und meinen Armen, Geliebte?

Rennt und galoppiert er jetzt nicht etwa zwischen Deinen und meinen Armen?
So zittern unsere Liebe, unser Glück?
Oh Nacht, die Du alles zudeckst!
So also knarren die verrosteten Scharniere unserer Gewohnheit?



Übersetzt von Thomas M. Scheerer







Juan Gelman (Buenos Aires, 3. Mai 1930)

Samstag, 2. Mai 2009

Gottfried Benn, Novalis

Der deutsche Lyriker Gottfried Benn wurde am 2. Mai 1886 als zweites von acht Kindern des Pastors Gustav Benn in Mansfeld (Brandenburg) geboren. Er wuchs in Dörfern östlich der Oder auf. Auf Wunsch des Vaters immatrikulierte er sich 1903 zunächst für ein Theologiestudium in Marburg, wechselte aber zwei Jahre später zur Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärisch-ärztliche Bildungswesen in Berlin, promovierte 1912 als Mediziner und wurde Assistent im Krankenhaus Charlottenburg-Westend. Im selben Jahr befreundete Gottfried Benn sich mit Else Lasker-Schüler und veröffentlichte unter dem Titel "Morgue" seinen ersten Gedichtband.
Nach einer viermonatigen Seereise als Schiffsarzt heiratete Gottfried Benn die acht Jahre ältere Schauspielerin Eva Brandt. Während des Ersten Weltkriegs war Gottfried Benn als Militärarzt in Brüssel tätig. Im November 1917 ließ er sich als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin nieder.
Nachdem er die Nationalsozialisten anfangs bejubelt hatte distanzierte er sich 1934 von ihnen und wurde am 18. März 1938 aus der Reichsschriftkammer verstoßen, also mit einem Schreibverbot belegt. Von 1935 bis Kriegsende betätigte Gottfried Benn sich als Militärarzt in Hannover, Berlin und Landsberg an der Warthe. Als Erster erhielt Gottfried Benn am 21. Oktober 1951 den neu geschaffenen Georg-Büchner-Preis.



Durch jede Stunde...

Durch jede Stunde, durch jedes Wort
blutet die Wunde der Schöpfung fort,
verwandelnd Erde und tropft den Seim
ans Herz dem Werde und kehret heim.
Gab allem Flügel, was Gott erschuf,
den Skythen die Bügel dem Hunnen den Huf -
nur nicht fragen, nur nicht verstehn;
den Himmel tragen, die weitergehn,
nur diese Stunde ihr Sagenlicht
und dann die Wunde, mehr gibt es nicht.
Die Äcker bleichen, der Hirte rief,
das ist das Zeichen: tränke dich tief,
den Blick in Bläue, ein Ferngesicht:
das ist die Treue, mehr gibt es nicht,
Treue den Reichen, die alles sind,
Treue dem Zeichen, wie schnell es rinnt,
ein Tausch, ein Reigen, ein Sagenlicht,
ein Rausch aus Schweigen, mehr gibt es nicht.





Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke

Der Mann:
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
und diese Reihe ist zerfallene Brust.
Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.

Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Mann groß
und hieß auch Rausch und Heimat.

Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.

Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
Kein Mensch hat soviel Blut.
Hier dieser schnitt man
erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß.

Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht. - Den Neuen
sagt man: hier schläft man sich gesund. - Nur sonntags
für den Besuch läßt man sie etwas wacher.

Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.

Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort,
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.








Gottfried Benn (2. Mai 1886 – 7. Juli 1956)





Der deutsche Dichter Novalis wurde am 2. Mai 1772 als Friedrich von Hardenberg auf dem Gut Oberwiederstedt am Harz in Kursachsen geboren. Im Juni 1794 schloss Novalis das 1790 begonnene Jurastudium in Jena, Leipzig und Wittenberg mit bestem Examen ab. Im Zuge dieses Studiums hörte er 1791 Schillers Geschichtsvorlesung und knüpfte zu ihm während dessen Krankheitszeit enge persönliche Kontakte. Weiterhin begegnete er Johann Wolfgang Goethe, Johann Gottfried Herder und Jean Paul, schloss Freundschaft mit Ludwig Tieck, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und den Brüdern Friedrich und August Wilhelm Schlegel.1798 erschienen seine ersten Fragmente unter dem Titel „Blüthenstaub“ und unter der erstmaligen Verwendung des Namens Novalis als Pseudonym im Athenaeum, der Zeitschrift der Frühromantiker Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Seinen Publikationsnamen wählte Friedrich von Hardenberg nicht ohne Grund, denn er selbst bemerkte in einer Notiz an August Wilhelm Schlegel, es handele sich um einen uralten Beinamen seiner Familie: „De novali“, die „Neuland roden“, abgeleitet vom Gut seiner Vorfahren, Großenrode oder „magna Novalis“ bei Nörten. Im Spätherbst 1799 traf er in Jena auf andere Schriftsteller der so genannten „Jenaer Romantik“, nachdem er im Juli bereits die Bekanntschaft von Ludwig Tieck gemacht hatte. Schon im darauf folgenden Jahr, am 6. Dezember 1800, erfolgte die Ernennung des nun 28-Jährigen zum Supernumerar-Amtshauptmann für den Thüringischen Kreis, eine Stellung, die mit der eines heutigen Landrates vergleichbar ist. Der umtriebige und fleißige Friedrich von Hardenberg war im Jahre 1800 an der ersten geologischen Vermessung der Region beteiligt. Am 25. März 1801 starb Friedrich von Hardenberg in Weißenfels an einem Blutsturz infolge der „Schwindsucht“ (Tuberkulose).



Geschichte der Poesie

Wie die Erde voller Schönheit blühte,
Sanftumschleiert von dem Rosenglanz
Ihrer Jugend und noch bräutlich glühte
Aus der Weihumarmung, die den Kranz
Ihrer unenthüllten Kindheit raubte,
Jeder Wintersturm die Holde mied,
O! da säuselte durch die belaubte
Myrte Zephir sanft das erste Lied.
Eva lauschte im Gebüsch daneben
Und empfand mit Jugendphantasie
Dieser Töne jugendliches Leben
Und die neugeborne Harmonie,
Süßen Trieb empfand auch Philomele
Leise nachzubilden diesen Klang;
Mühelos entströmet ihrer Kehle
Sanft der göttliche Gesang.

Himmlische Begeistrung floss hernieder
In der Huldin reingestimmte Brust,
Und ihr Mund ergoss in Freudenlieder
Und in Dankgesängen ihre Lust,
Tiere, Vögel, selbst die Palmenäste
Neigten staunender zu ihr sich hin,
Alles schwieg, es buhlten nur die Weste
Froh um ihre Schülerin.

Göttin Dichtkunst kam in Rosenblüte
Hoher Jugend eingehüllt herab
Aus dem Äther, schön wie Aphrodite,
Da ihr Ozean das Dasein gab.
Goldne Wölkchen trugen sie hernieder,
Sie umfloss der reinste Balsamduft,
Kleine Genien ertönten Lieder
In der tränenlosen Luft.





Geistliche Lieder III

Wer einsam sitzt in seiner Kammer,
Und schwere, bittre Tränen weint,
Wem nur gefärbt von Not und Jammer
Die Nachbarschaft umher erscheint;

Wer in das Bild vergangner Zeiten
Wie tief in einen Abgrund sieht,
In welchen ihn von allen Seiten,
Ein süßes Weh hinunter zieht; –

Es ist, als lägen Wunderschätze
Da unten für ihn aufgehäuft,
Nach deren Schloß in wilder Hetze
Mit atemloser Brust er greift.

Die Zukunft liegt in öder Dürre
Entsetzlich lang und bang vor ihm,
Er schweift umher, allein und irre,
Und sucht sich selbst mit Ungestüm.

Ich fall ihm weinend in die Arme:
Auch mir war einst, wie dir, zumut,
Doch ich genas von meinem Harme,
Und weiß nun, wo man ewig ruht.

Dich muß, wie mich, ein Wesen trösten,
Das innig liebte, litt und starb;
Das selbst für die, die ihm am wehsten
Getan, mit tausend Freuden starb.

Er starb, und dennoch alle Tage
Vernimmst du seine Lieb und ihn,
Und kannst getrost in jeder Lage
Ihn zärtlich in die Arme ziehn.

Mit ihm kommt neues Blut und Leben
In dein erstorbenes Gebein;
Und wenn du ihm dein Herz gegeben,
So ist auch seines ewig dein.

Was du verlorst, hat er gefunden;
Du triffst bei ihm, was du geliebt:
Und ewig bleibt mit dir verbunden,
Was seine Hand dir wiedergibt.







Novalis (2. Mai 1772 - 25. März 1801)

Freitag, 1. Mai 2009

Giannis Ritsos, Ignazio Silone

Der griechische Lyriker Giannis Ritsos wurde am 1. Mai 1909 in Monemvasia als jüngster Sohn einer Landbesitzer-Familie auf der griechischen Halbinsel Peloponnes geboren. Ritsos arbeitete in den nächsten Jahren als Sekretär, Kalligraph, Regisseur und Schauspieler in verschiedenen Büros und Theatern. Dann befiel ihn die Tuberkulose, die ihn zwang, bis 1939 insgesamt sieben Jahre in Sanatorien zu verbringen. 1933 trat er der linken Kulturvereinigung „Protopori“ (Avantgardisten) bei. Seine soziale Zugehörigkeit und sein Streben nach Totalität, nach umfassender Weltsicht bekundete er bereits in den gereimten Gedichten der ersten beiden Bände „Traktor“ (1934) und „Pyramiden“ (1935), in den Gedichten „An Marx“ und „An Christus“ ebenso wie in der „Ode an die Freude“ oder in „Deutschland“, ein Gedicht, das bereits 1933 als Reaktion auf die Bücherverbrennung entstand. Das gleiche Schicksal erlitt auch Ritsos’ 3. Buch „Epitafios“ (Epitaph), das der am 4. August 1936 an die Macht gekommene General Metaxas zusammen mit vielen anderen Büchern öffentlich verbrennen ließ. Während der deutschen Okkupation wohnte Ritsos bei Freunden in Athen und wurde zum Chronisten des Widerstandswillens des griechischen Volkes. Diesen, gepaart mit einer substantiellen Verbundenheit zur Heimat, verarbeitete er in „Romiosini“ (Griechentum) und „Herrin der Weingärten“ (beide 1945-1947). Nach seiner Freilassung, die erst 1952 – nach anhaltenden internationalen Protesten, unter anderem von Aragon, Picasso und Neruda – erfolgte, wurde er sofort Mitglied der neu gegründeten linken Einheitsfrontbewegung EDA (für die er bei den Parlamentswahlen 1964 kandidierte). 1956 veröffentlichte er das Monologgedicht „Die Mondscheinsonate“, das ihm die erste öffentliche Anerkennung, den Staatspreis für Lyrik, einbrachte. Die griechische Junta-Zeit (1967-1974) begräbt noch einmal für sieben Jahre den Traum von einem demokratischen Griechenland. Ritsos gehört zu den ersten, die im April 1967 verhaftet werden, wenige Tage vor seinem achtundfünfzigsten Geburtstag. Viele Gedichte aus der Sammlung 'Die Wand im Spiegel' entstehen auf den Verbannungsinseln Gyaros und Leros, der Zyklus 'Pförtnerloge' während seines Hausarrests auf Samos 1970.



MY STAR YOU'VE SET (VASSILEPSES ASTERI MOU)

My star, you've set, fading out in the dark, aIl Creation has set,
and the sun, a black ball of twine, has gathered in its bright light

Crowds keep passing by and jostling me, soldiers trample on me,
but my own gaze never swerves ana my eyes never leave you.

The misty aura of your breath I feel against my cheek;
ah, a buoyant great light's a-float at tlie end of the road.

The palm of a hand bathed in light is wiping the tears from my eyes;
ah my son, the words you spoke rush into my innermost core.

And look now; I've risen again, my limbs can still stand firm;
a blithe light, my brave lad; has lifted me up from the ground.

Now you are shrouded in banners. My child, now go to sleep
I'm on my way to your brothers, beanng your voice with me






MY SWEET LAD YOU HAVE NOT BEEN LOST (GLYKE MOU ESSY DEN CHATHIKES)

My son, what Fate has destined you and what Fate was my doom
to kindle such buming grief, such fire inside my breast?

My sweet lad, you have not been lost, you live inside my veins.
My son, flow deep into all our veins and stay for ever alive.



Übersetzt von Amy Mims







Giannis Ritsos (1. Mai 1909 — 11. November 1990)





Der italienische Schriftsteller Ignazio Silone wurde am 1. Mai 1900 in Pescina dei Marsi / Abruzzen, geboren. Sein Geburtsname war Secondino Tranquilli; während seiner Untergrundaktivitäten gegen den Faschismus ersetzte er diesen jedoch durch das Pseudonym Ignazio Silone. Silones Vater war ein kleiner Grundbesitzer, die Mutter Weberin. Durch ein Erdbeben in der Marsica verlor Silone 1915 seine Mutter und fünf Geschwister; sein Vater scheint schon ein Jahr vorher umgekommen zu sein. Bereits in dieser Zeit begann Silone, sich politisch zu betätigen. Noch als Jugendlicher nahm er an den Kämpfen der Landarbeiter teil, denen gerade in seiner Heimatregion noch Überreste des alten feudalen Großgrundbesitzes gegenüberstanden. Hierbei kam er auch in Kontakt mit sozialistischem Gedankengut, das in seinem weiteren Leben eine wichtige Rolle spielen wird.Etwa 1930 ging Silone ins Schweizer Exil. Sein Bruder Romolo, der einzige aus seiner engeren Familie, der das Erdbeben überlebt hatte, war kurz zuvor aufgrund falscher Anschuldigungen im Zusammenhang mit einem Attentat in Mailand ins Gefängnis gebracht worden, wo ihn die Faschisten später umbrachten. Im Exil wandelte sich Silones politische Haltung. Durch seine Position als Vertreter der italienischen Kommunisten bei der Komintern konnte er den Aufstieg Stalins und die damit verbundene Ausgrenzung innerparteilicher Gegner Stalins aus nächster Nähe miterleben.Erst im Schweizer Exil begann Silones Schaffen als Schriftsteller. Hier schrieb er Fontamara und die Bücher über Pietro Spina: Pane e vino (Brot und Wein) und Il seme sotto la neve (Der Samen unter dem Schnee), in denen er sich unter anderem mit seinem eignen Leben und seiner Sichtweise über den Sozialismus auseinandersetzte.

Aus: Das Geheimnis des Luca (Übersetzt von Fritz Jaffe)

»Da hast du dir aber ein schönes Stück geleistet«, rief Don Serafino mit gespielter Entrüstung. »Darf man fragen, wo du diese Manieren gelernt hast? Bürgermeister, Beisitzer, Pfarrer und Carabinieri haben bis zwei Uhr auf dich gewartet. Was meinst du, wie sich die Ärmsten durch deine Schuld vor der Bevölkerung blamiert haben?«
»Hast du etwa nicht auch auf mich gewartet?« fragte Andrea. »Wäre schade.«
»Selbstverständlich war ich da«, antwortete Don Serafino. »Aber ich war der einzige, der wußte, daß du nicht kommen würdest, der einzige, der die Gründe deiner Abwesenheit kannte, und auch der einzige« jetzt bekannte er sich zum Scherz - »der einzige, der heimlich den Rummel genoß.«
»Du hast doch hoffentlich nicht verraten, wo ich steckte, und mit wem?«
»Nein, ich habe die ganze Litanei hergesagt, ein wahres Vergnügen. Ich habe alle Leute gegen dich aufgehetzt. Wirklich ein Skandal, sagte ich. Kein guter Anfang für das neue Regime. An Stelle des Bürgermeisters würde ich sofort mein Amt niederlegen. Ich muß gestehen, daß Don Franco besonders verbittert war. Er erwartete dich vor dem Durchgang mit ganzen Bündeln von Schriftstücken unter dem Arm. >Die Nachbargemeinden werden vor Neid bersten<<, hatte er gesagt, als er kam Sein religiöses Ideal besteht ja bekanntlich in der Förderung der Bautätigkeit. Du kannst dir also vorstellen, wie sehr du gerade ihn enttäuscht hast. Als der Bürgermeister vom Balkon aus dem Häuflein, das ausgeharrt hatte, verkündete, daß ein kleiner Reiseunfall dein Eintreffen verhindert habe, lachten ihn die Leute einfach aus. Kurz und gut, Andrea, ich muß dir sagen, du gefällst mir, du bist besser, als ich vorausgesehen hatte.«
»Hast du Freude an Skandalen?«
»Manchmal. Wenn sie der bürgerlichen Obrigkeit schaden, weide ich mich geradezu daran. Nun muß ich nur noch herausbekommen, wohin sie gegangen sind, um die Flaschen Wermut und die Torten zu vertilgen, die auf Kosten der Gemeinde für den zu deinen Ehren vorgesehenen Imbiß erstanden worden waren. « Das Stübchen des Priesters mit seiner niedrigen Decke und der dunklen Holztäfelung der Wände empfing aus zwei Fensterluken karges Licht.”







Ignazio Silone (1. Mai 1900 – 22. August 1978)

Donnerstag, 30. April 2009

Ulla Hahn, Luise Rinser

Die deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin Ulla Hahn wurde am 30. April 1946 in Brachthausen, Sauerland, geboren. Ulla Hahn ist promovierte Germanistin. Zunächst war sie als Lyrikerin bekannt geworden. Ein großer Erfolg wurde vor allem ihr zweiter Roman Das verborgene Wort, in dem sie die Nachkriegszeit im katholisch geprägten Rheinland aus der Sicht eines Mädchens erzählt, das aus der geistigen Enge seines Elternhauses in die Welt der Bücher und Wörter flieht. Dieser Roman wurde im Winter 2006/2007 von Hermine Huntgeburth in Köln und Umgebung unter dem Titel Teufelsbraten verfilmt und am 7. März 2008 erstmals im TV (ARTE) gezeigt. Heute lebt Ulla Hahn in Hamburg und ist mit Klaus von Dohnanyi verheiratet.



Ehe

Ehe
Paar
weise und frei
willig in diese Arche
getrieben von unserem Verlangen
nach Vollendung nach
endlosem Anfang
wie die Ringe an unseren Fingern
Und wir halten einander
die Hand
vor Augen einander
verbergend
vorn am Bug
den furchtbaren Steuermann.





Leises Licht

Ganz leise leise leise geht das Licht
den ich nicht kenne geht an meiner Seite
wir gehen wie ein Paar auf schöne Art
und scheu schau ich ihm manchmal ins Gesicht

Das neben meinem liegen wird wenn alles Licht
gegangen ist wird er an meiner Seite
mich Lieben wie ein Mann auf schöne Art
und treu und bleiben und es gibt ihn nicht.




Blinde Flecken

Daß wir so uneins sind hält uns zusammen
du dort ich hier – wir sind auf andrer Fahrt:
Dein Istgewesen mein Eswirdnochkommen
zwei blinde Flecken in der Gegenwart
die uns gehört wie Träume vorm Erwachen
wenn wir schon wissen daß wir Träumer sind
die mit uns spielt ein Weilchen in den Winden
bis jedes hier und dort sich wiederfindet.






Ulla Hahn (Brachthausen, 30. April 1946)




Die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser wurde am 30. April 1911 im oberbayrischen Pitzling als Tochter eines Lehrers geboren. Nach Abschluss der Schule mit Abitur studierte sie Psychologie und Pädagogik. Ab 1935 arbeitete sie als Volkschullehrerin, kam aber ihrer Entlassung durch eigene Kündigung zuvor, da sie sich weder für die NSDAP, noch für die NS-Formation einsetzen lassen wollte. Das erste Werk von ihr mit dem Titel "Die gläsernen Ringe" kam 1941 heraus. Das Buch brachte ihr Publikationsverbot und Gefängnis ein. Rinser wurde 1944 wegen Hochverrats und Wehrkraftzersetzung verhaftet. Ihr drohte das Todesurteil, doch durch die Befreiung durch die Amerikaner wurde das Urteil nicht vollstreckt. Die Erlebnisse jener Zeit schrieb sie in ihrem Roman "Gefängnis-Tagebuch" nieder. Rinser wurde eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit. Von 1945 bis 1953 war sie freie Mitarbeiterin für die "Neue Zeitung" in München. In dieser Zeit entstanden die Bücher "Mitte des Lebens" und "Daniela". 1959 heiratete sie in zweiter Ehe den Komponisten Carl Orff, die Ehe hielt jedoch nur sechs Jahre. Ihr erster Mann fiel im Krieg. Nach der Scheidung von Orff lebte sie lange Zeit in Rocca di Papa in der Nähe von Rom.

Aus: Mirjam

“Jehuda war es, der Ordnung schuf. Er schrie Befehle. Er hieß die Leute rechts und links des Weges sich aufstellen. So konnte Jeschua zwischen ihnen hindurch gehen, sie berühren, ein paar Worte mit ihnen reden. Jehuda hielt sie im Zaum, doch war er ungeduldig und im Zwiespalt mit sich selbst, das sah ich. Er stand auf seiten der Armen, doch war ihm Flickwerk, was Jeschua tat. Ein paar Heilungen, hundert Heilungen, tausend: was bedeutete das, wenn ganz Jisrael krank war und im Elend? Nicht Kranke heilen, nicht Almosen geben: die Wurzeln ausreißen!
Er murrte, er knurrte die Leute an, doch liebte er sie, denn sie waren ihm, was sie waren: die Ausgebeuteten, die Beraubten, die, denen das Erstgeburtsrecht abgelistet worden war von den Schlauen, den skrupellos Tüchtigen, den Geschäftemachern, den Römerfreunden, denen, die buckelten vor Priestern und Hofbeamten.
Es kamen freilich nicht nur Arme, denn, so stellte Jehuda befriedigt fest: auch die Reichen wurden krank, aber sobald sie kranke Reiche waren, stand Jehuda auf ihrer Seite, denn jetzt waren sie die Minderheit und diese Minderheit litt und mußte unterstützt werden. Aber er wollte nicht dulden, daß sie wie Arme behandelt wurden, nämlich kostenlos. Ich sah, daß man ihm Geld zusteckte. Jeschua bemerkte es lange nicht, doch als ers bemerkte, packte ihn Zorn. So zornig habe ich ihn seit der Tempelszene nicht gesehen, und auch später nie mehr.
Gib mir den Beutel, Jehuda!
Der hielt ihn fest mit beiden Händen. Jehuda, den Beutel!
Jehuda drückte ihn an seine Brust. Da riß ihn Jeschua ihm weg und leerte ihn aus, mitten unters Volk. Jehuda schrie vor Wut und dann vor Triumph: die Armen kämpften um das Geld wie Hunde um Knochen.
Jehuda stampfte und schrie: Gebt das Geld zurück, sofort!
Sie gaben es erschrocken zurück und begriffen nichts. Große Verwirrung.
Da siehst du, Rabbi, rief Jehuda, wohin Almosengeben führt! Flickwerk!”







Luise Rinser (30. April 1911 – 17. März 2002)

Mittwoch, 29. April 2009

Konstantínos P. Kaváfis

Der griechische Lyriker Konstantínos P. Kaváfis wurde am 29. April 1863 als neuntes und letztes Kind von Charíklia Fotiádi und Pétros J. Kaváfis in eine griechische Kaufmannsfamilie hineingeboren, die in Alexandria mit dem Handel ägyptischer Baumwolle zu Reichtum gekommen war. Mit dem Tod des Vaters im Jahr 1870 übernimmt der älteste Bruder Geórgios die Filiale des Unternehmens in Liverpool. 1872 übersiedelt auch die Mutter mit den übrigen Kindern nach England, wo die Familie die Jahre bis 1877 wechselnd in London und Liverpool verbringt. Dort scheint Kaváfis eine englische Schule besucht zu haben. Gesichert ist der prägende Einfluss der englischen Jahre: Zeitlebens pflegte Kaváfis ein als manieriert geltendes Griechisch mit englischem Akzent, und seine ersten Gedichte schrieb er in englischer Sprache. Nach dem Konkurs (1876) des Unternehmens Cavafis & Co. kehrt die Familie 1877 nach Alexandria zurück. Kaváfis nimmt eine kaufmännische Ausbildung an einer griechischen Höheren Handelsschule auf. Politische Unruhen im Zuge der Nationalbewegung gegen das britische Kolonialregiment führen 1882 zu Angriffen auf die ausländische Bevölkerung Alexandrias, die Mutter flieht mit den jüngsten Kindern nach Konstantinopel. Hier beendet er seine kaufmännische Ausbildung und studiert, wie schon in Alexandria, die Schriften griechischer Autoren der Antike und der byzantinischen Zeit. Es wird angenommen, dass Kaváfis sich in den Jahren bis zur Rückkehr nach Alexandria (1885) seiner Homosexualität bewusst geworden ist, die Teile des späteren lyrischen Werks prägt. In Alexandria nimmt Kaváfis nach kurzen Phasen als Zeitungskorrespondent und als Makler an der Baumwollbörse 1889 eine zunächst unbesoldete Stellung als Sekretär im Amt für Wasserwirtschaft des Ministeriums für Öffentliche Bauten an. Erst nach 33 Jahren als Vertragsangestellter gab Kaváfis 1922, in der Position eines stellvertretenden Abteilungsleiters, die ungeliebte Brotarbeit auf. Unterbrochen von zwei Reisen nach Paris und London und von nur drei kurzen Aufenthalten in Athen verbringt Kaváfis auch die Jahre bis zu seinem Tode in der ägyptischen Diaspora, in einer Stadt griechischen Ursprungs. Sein Selbstverständnis hat er mit diesen Worten charakterisiert: „Ich bin kein Hellene, ich bin kein Grieche. Ich bin hellenisch.“ Nach erfolgloser Behandlung des 1932 in Athen diagnostizierten Rachenkrebses stirbt Kaváfis an seinem Geburtstag im Jahre 1933 in Alexandria.



Longings

Like the beautiful bodies of those who died before they had aged,
sadly shut away in a sumptuous mausoleum,
roses by the head, jasmine at the feet—
so appear the longings that have passed
without being satisfied, not one of them granted
a night of sensual pleasure, or one of its radiant mornings.



Übersetzt von Edmund Keeley / Philip Sherrard




The Afternoon Sun

This room, how well I know it. Now
they’re renting it, it and the one next door,
as offices. The whole house has been taken
over by agents, businessmen, concerns.

Ah but this one room, how familiar.

Here by the door was the couch. In front of that,
a Turkish carpet on the floor.
The shelf then, with two yellow vases. On the right―
no, opposite―a wardrobe with a mirror.
At the center the table where he wrote,
and the three big wicker chairs.
There by the window stood the bed
where we made love so many times.

Poor things, they must be somewhere to this day.

There by the window stood the bed: across it
the afternoon sun used to reach halfway.

...We’d said goodbye one afternoon at four,
for a week only. But alas,
that week was to go on forevermore.





Days of 1908

That year he found himself without a job.
Accordingly he lived by playing cards
and backgammon, and the occasional loan.

A position had been offered in a small
stationer’s, at three pounds a month. But he
turned it down unhesitatingly.
It wouldn’t do. That was no wage at all
for a sufficiently literate young man of twenty-five.

Two or three shillings a day, won hit or miss―
what could cards and backgammon earn the boy
at his kind of working class café,
however quick his play, however slow his picked
opponents? Worst of all, though, were the loans―
rarely a whole crown, usually half;
sometimes he had to settle for a shilling.

But sometimes for a week or more, set free
from the ghastliness of staying up all night,
he’d cool off with a swim, by morning light.

His clothes by then were in a dreadful state.
He had the one same suit to wear, the one
of much discolored cinnamon.

Ah days of summer, days of nineteen-eight,
excluded from your vision, tastefully,
was that cinnamon-discolored suit.

Your vision preserved him in the very act of
casting it off, throwing it all behind him,
the unfit clothes, the mended underclothing.
Naked he stood, impeccably fair, a marvel―
his hair uncombed, uplifted, his limbs tanned lightly
from those mornings naked at the baths, and at the seaside.



Übersetzt von James Merrill








Konstantínos Petros Kaváfis (29 april 1863 – 29 april 1923)
Porträt von Thalia-Flora Karavia

Dienstag, 28. April 2009

Harper Lee, Karl Kraus

Die amerikanische Schriftstellerin Nelle Harper Lee wurde am 28. April 1926 in Monroeville, Alabama, geboren. Ihr erfolgreichstes Buch ist Wer die Nachtigall stört (Originaltitel: To Kill a Mockingbird).
Harper Lee ist das jüngste von vier Kindern von Amasa Coleman Lee, einem Rechtsanwalt und Staats-Senator von Alabama, der von dem Südstaaten-General Robert Edward Lee abstammt, und Frances Cunningham Finch Lee. Sie besuchte das Huntingdon College, studierte Jura an der University of Alabama (1945-1949) und verbrachte ein Jahr in Oxford (England). Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin arbeitete sie in den 50er Jahren einige Zeit am Schalter der Fluggesellschaften Eastern Airlines und BOAC in New York. Diesen Job gab sie auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. 1957 reichte sie ein Manuskript mit Kurzgeschichten über das Leben in den Südstaaten der USA bei dem Verlag J. B. Lippincott ein. Dort ermutigte man sie diese Episoden zu einem Roman zu verarbeiten.. To Kill a Mockingbird (Wer die Nachtigall stört) erschien 1960 und erhielt im darauf folgenden Jahr den Pulitzer-Preis. Bereits 1962 wurde er mit Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch verfilmt, wofür Peck einen Oscar erhielt (insgesamt bekam der Film drei). Von Ende der 50er bis in die 60er Jahre assistierte Harper Lee ihrem Kindheitsfreund und -nachbarn Truman Capote bei den Recherchen für dessen Roman Kaltblütig (Originaltitel: In Cold Blood), der ihr gewidmet ist.

Aus: To Kill a Mockingbird

“When he was nearly thirteen, my brother Jem got his arm badly broken at the elbow. When it healed, and Jem's fears of never being able to play football were assuaged, he was seldom self-conscious about his injury. His left arm was somewhat shorter than his right; when he stood or walked, the back of his hand was at right angles to his body, his thumb parallel to his thigh. He couldn't have cared less, so long as he could pass and punt.
When enough years had gone by to enable us to look back on them, we sometimes discussed the events leading to his accident. I maintain that the Ewells started it all, but Jem, who was four years my senior, said it started long before that. He said it began the summer Dill came to us, when Dill first gave us the idea of making Boo Radley come out.
I said if he wanted to take a broad view of the thing, it really began with Andrew Jackson. If General Jackson hadn't run the Creeks up the creek, Simon Finch would never have paddled up the Alabama, and where would we be if he hadn't? We were far too old to settle an argument with a fist-fight, so we consulted Atticus. Our father said we were both right.
Being Southerners, it was a source of shame to some members of the family that we had no recorded ancestors on either side of the Battle of Hastings. All we had was Simon Finch, a fur-trapping apothecary from Cornwall whose piety was exceeded only by his stinginess. In England, Simon was irritated by the persecution of those who called themselves Methodists at the hands of their more liberal brethren, and as Simon called himself a Methodist, he worked his way across the Atlantic to Philadelphia, thence to Jamaica, thence to Mobile, and up the Saint Stephens.”






Harper Lee (Monroeville, 28. april 1926)




Karl Kraus war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts, ein Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker – vor allem ein scharfer Kritiker der Presse und des Hetzjournalismus oder, wie er selbst es ausdrückte, der Journaille. Karl Kraus wurde am 28. April 1874 als Sohn des jüdischen Papierfabrikanten und wohlhabenden Kaufmanns Jakob Kraus und seiner Frau Ernestine geboren in Jičín (deutsch: Jitschin oder auch: Gitschin), Böhmen, damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien. Im Jahr 1877 zog die Familie nach Wien. Seine Mutter starb im Jahr 1891.

1892 begann Kraus ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Wien. Ab April erschien mit einer Rezension von Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ sein erster journalistischer Beitrag in der Wiener Literaturzeitung. Seinen Versuchen in dieser Zeit, in einem Vorstadttheater aufzutreten, war kein Erfolg beschieden. Bald darauf wechselte er das Fach und studierte bis 1896 Philosophie und Germanistik, ohne jedoch das Studium abzuschließen. Aus dieser Zeit rührt auch seine Freundschaft mit Peter Altenberg her. Im selben Jahr 1896 gelang Kraus mit der Veröffentlichung der Satire Die demolirte Litteratur der erste große Publikumserfolg; symptomatisch war bereits zu diesem Zeitpunkt, dass Kraus sich die bittere Feindschaft der durch ihn bloßgestellten Literaten zuzog. Kraus wurde im Folgejahr Wiener Korrespondent der Breslauer Zeitung.



Der Funktionär

Entgegenkommend zu sein und verbindlich
des k.k. Beamten äußerstes Lob war,
das in der Amtssprache jemals empfindlich,
wenn er nicht hinsichtlich dessen auch grob war.

Um die Bestandteile gut zu verbinden,
mußte der Funktionär konnivent sein,
nach oben, nach unten, nach hinten sich winden,
hauptsächlich, weil mr eh schon am End sein.

Nun, da sie doch auseinandergegangen,
was soll ihm noch seine Verbindlichkeit frommen?
Höchstens, um rücksichtlich anzufangen,
unserem Ende entgegenzukommen.





Das arme Leben


Tust du nicht unrecht diesen Freuden?
Verbergen sie nicht Gram und Qual?
Verzittert nicht das tiefste Leiden
in einem Tränenbach-Kanal?

Hat doch der Glaube sie zum Narren,
daß jeder Schritt ins Freie drängt,
wenn sie in diese Enge starren,
die sich nur immer mehr verengt.

Bange macht jedem jede Stunde,
die von ihm abnimmt Stück für Stück,
und jeder zieht mit einer Wunde
in sein Verhängnis sich zurück.

Wer fühlt das Leben nicht vertropfen
und wie es in den Tod verfällt!
Sie hören ihre Herzen klopfen,
und eben darum lärmt die Welt.

Jeglicher Blick verkürzt das Dauern
von der bemessnen Wartezeit,
und jeder Atemzug ist Schauern,
und jeder Gang ein Grabgeleit.

Wenn sie verrucht den andern nahmen
den zugeteilten Henkerschmaus,
es hat zum vorbestimmten Amen
der vollste Magen nichts voraus.

Heben vergebens ihre Hände,
eh sie vereint das letzte Band.
Sie reichen alle doch am Ende
einander ihre Totenhand.







Karl Kraus (28. April 1874 – 12. Juni 1936)
Karl Kraus von Oskar Kokoschka, 1925

Montag, 27. April 2009

Cecil Day Lewis, Hovhannes Shiraz

Der britisch-irische Schriftsteller und Dichter Cecil Day-Lewis wurde am 27. April 1904 in Ballintubber, County Mayo (Irland) geboren. Während seines Studiums an der University of Oxford trat er einem von W. H. Auden und Stephen Spender geprägten marxistischen Schriftstellerkreis bei. Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte er 1925. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er zunächst als Lehrer, bis er sich ab 1935 als freier Schriftsteller betätigte. Seinen Unterhalt sicherte er dabei vor allem mit dem Schreiben von Kriminalromanen unter dem Pseudonym Nicholas Blake. Bis 1966 schuf er eine Serie von 16 Romanen und mehreren Geschichten. Dabei bediente er sich einem von T. S. Eliot inspirierten sozialistischen Idealismus und verfasste in einer von sozialen Unruhen geprägten Zeit Werke wie The Magnetic Mountain (1933), in denen er auch Slang gebrauchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste sich Day-Lewis von der marxistischen Ideologie und wandte sich in seiner Dichtung den privaten Lebensbereichen zu. Von 1951–1956 war er der Professor of Poetry an der Universität Oxford. Königin Elisabeth II. ernannte ihn 1968 zum Poet Laureate (Hofdichter).


Come, live with me and be my love

Come, live with me and be my love,
And we will all the pleasures prove
Of peace and plenty, bed and board,
That chance employment may afford.

I’ll handle dainties on the docks
And thou shalt read of summer frocks:
At evening by the sour canals
We’ll hope to hear some madrigals.

Care on thy maiden brow shall put
A wreath of wrinkles, and thy foot
Be shod with pain: not silken dress
But toil shall tire thy loveliness.

Hunger shall make thy modest zone
And cheat fond death of all but bone –
If these delight thy mind may move,
Then live with me and be my love.




Where Are The War Poets ?

They who in folly or mere greed
Enslaved religion, markets, laws,
Borrow our language now and bid
Us to speak up in freedom’s cause.

It is the logic of our times,
No subject for immortal verse –
That we who lived by honest dreams
Defend the bad against the worse.








Cecil Day Lewis (27. April 1904 – 22. Mai 1972)




Der armenische Dichter Hovhannes Schiraz wurde am 27. April 1915 in Alexandrapol, Armenien, heute Gjumri, geboren. Sein 1935 veröffentlichtes erstes Werk heißt Anfang des Frühlings. Der Romancier Adrbed gab dem begabten Dichter später den Beinamen „Schiraz“ und begründete dies mit: „Die Gedichte dieses jungen Mannes duften, als wären sie die Rosen von Schiraz, frisch und mit Tau bedeckt“. Die iranische Stadt Schiraz ist berühmt für ihre Dichter und ihre Rosen. Die meisten Publikationen von Schiraz waren Gedichte. Sein Sohn Ara Shiraz ist Bildhauer.



MIRACLE NUMBER 1

In my dreams my door was knocked at,
"Who is it?" I asked from inside.
Some elderly lady from the outside
Answered and said, "I'd sacrifice myself for you."

"I've come to ask for a piece of bread as charity
I'm a poor orphan woman with no one to support me."
At this point I opened my door immediately,
Only to find a miracle; it was my deceased mother indeed!

I was shocked but fell into her arms;
And my mother said, "It's me, it's me,
I've come to try you and to check on you.
I hope life hasn't changed your spirit and also you?!"

I came in the form of a beggar
So that the whole world can be a witness
To see if your conscience, my dear son,
If your conscience also died along with me?!"



Übersetzt von Daniel Janoyan







Hovhannes Shiraz (27. April 1915 – 14. März 1984)

Sonntag, 26. April 2009

Bernard Malamud, Hannelies Taschau

Der amerikanische Schriftsteller Bernard Malamud wurde am 26. April 1914 in Brooklyn geboren als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer. Das schlug sich auch in den Themen seiner Erzählungen nieder, die eine moderne Interpretation des aus der jüdischen Literatur bekannten Schlemiel-Typus, des Pechvogels einfacher Herkunft, unschuldig leidend, aber gerade darin moralisch gross, geben. Nach Beendigung seiner Schulausbildung am City College von New York studierte er an der dortigen Columbia University, war anschliessend als Regierungsangestellter tätig und unterrichtete an Abendschulen. Von 1949 bis 1961 lehrte er Englisch an der Oregon State University, seit 1961 am Bennington College in Bennington (Vermont) Literatur- und Sprachwissenschaft und kreatives Schreiben. Erst in den späten 1940er Jahren hatte er zu schreiben begonnen; zunächst Kurzgeschichten, später auch Romane. Hierfür reiste er u. a. nach Europa, in die Sowjetunion sowie nach Israel. Er schrieb zahlreiche Kurzgeschichten und einige Romane, die sich vorrangig der Stadt New York mit jüdischem Bezug widmen. Sein bekanntester Roman Der Fixer (angeregt durch den Beilis-Prozess) gewann 1966 den National Book Award und den Pulitzerpreis in der Sparte Fiktion. Malamuds Roman "The Natural" war die Vorlage des Films Der Unbeugsame mit Robert Redford in der Hauptrolle.

Aus: The Complete Stories

„When he was a boy, Morris Lieberman saw a burly Russian peasant seize a wagon wheel that was lying against the side of a blacksmith's shop, swing it around, and hurl it at a fleeing Jewish sexton. The wheel caught the Jew in the back, crushing his spine. In speechless terror, he lay on the ground before his burning house, waiting to die.
Thirty years later Morris, a widower who owned a small grocery and delicatessen store in a Scandinavian neighborhood in Brooklyn, could recall the scene of the pogrom with the twisting fright that he had felt at fifteen. He often experienced the same fear since the Nazis had come to power.
The reports of their persecution of the Jews that he heard over the radio filled him with dread, but he never stopped listening to them. His fourteen-year-old son, Leonard, a thin, studious boy, saw how overwrought his father became and tried to shut off the radio, but the grocer would not allow him to. He listened, and at night did not sleep, because in listening he shared the woes inflicted upon his race.
When the war began, Morris placed his hope for the salvation of the Jews in his trust of the French army. He lived close to his radio, listening to the bulletins and praying for a French victory in the conflict which he called "this righteous war."
On the May day in 1940 when the Germans ripped open the French lines at Sedan, his long-growing anxiety became intolerable. Between waiting on customers, or when he was preparing salads in the kitchen at the rear of the store, he switched on the radio and heard, with increasing dismay, the flood of reports which never seemed to contain any good news. The Belgians surrendered. The British retreated at Dunkerque, and in mid-June, the Nazis, speeding toward Paris in their lorries, were passing large herds of conquered Frenchmen resting in the fields.“








Bernard Malamud (26. April 1914 – 18. März 1986)





Die deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin Hannelies Taschau wurde am 26. April 1937 in Hamburg geboren. ist. Sie wuchs in Schwaben und in Essen auf. Nach frühen Schreibversuchen wurde sie 1959 von dem Verleger V. O. Stomps entdeckt, der ihren ersten Gedichtband in seiner "Eremitenpresse" veröffentlichte. Von 1962 bis 1964 hielt sich die Autorin in Paris auf. Von 1972 bis 1974 war sie Mitherausgeberin der AutorenEdition im Bertelsmann-Verlag. Seit den Siebzigerjahren hat sie zahlreiche Reisen unternommen, u. a. in die Sowjetunion, nach Norwegen und Island. Seit 1996 ist sie Mitglied der Literaturkommission des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie lebt in Hameln.
Hannelies Taschaus Werk umfasst sowohl Lyrik als auch Prosa, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher. Ihr Thema sind Selbstfindungs- und Entwicklungsprozesse von Frauengestalten sowie die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zuständen und der Zeitgeschichte der Bundesrepublik. Taschau ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Sie erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: 1968 einen Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, 1995 den Kunstpreis des Landes Niedersachsen in der Sparte Literatur.



Gartenwindlicht aus gebürstetem Zinn

Aus Gartenwind gebürsteter Zinn mit
aus Gartenzinn gebürstetem Wind
für unseren Vorrat so lange die
Kunden reichen Zinn aus dem Garten des
gebürsteten Windes Präzisionsgewinde
zum Abschrauben der Höhe Dankdem Licht Wind Dank
Der spitze Halt fast überall leicht sicher
spitz der Stab
Romantischer Abend zu zweit Das
laue Wie Die Idyllischen Freien Ein
Dinner ummantelt die Atmosphäre
Dank des hohen sicheren
Windes schützt der Zylinder vor Licht





Erster Versuch

Rasen lüften
in Nagelschuhen aus dem Versandhaus
in Potsdam Herrenhausen Pyrmont Ich lüfte Rasen
wer will soll zusehen es hat nichts Trotziges eine
von herkömmlichen Ausdrucksformen befreite
Bewegung
Sie muss nicht verstanden werden Alles liegt bei
mir
keine Botschaft nur Hingabe nur ruhiges Verfügen
über sich selbst








Hannelies Taschau (Hamburg, 26. April 1937)

Samstag, 25. April 2009

James Fenton, Walter John de la Mare

Der englische Lyriker, Schriftsteller und Journalist James Fenton wurde am 25. Aprol 1949 in Lincoln, Großbritannien, geboren. Er studierte Psychologie und Philosophie in Oxford und wurde bereits als Student 1968 für seinen ersten Gedichtzyklus, »Our Western Furniture«, mit dem Newdigate Prize ausgezeichnet. Ein Jahr später trat er mit einem zweiten Gedichtband, »Put Thou Thy Tears into My Bottle«, an die Öffentlichkeit. Seine Karriere als Journalist begann er bei der Zeitung »New Statesman«, für die er über Politik und Literatur schrieb. Seine langjährige Tätigkeit als freiberuflicher Indochina-Korrespondent beeinflußte sein künstlerisches Schaffen nachhaltig. Als Reporter für »The Guardian« verbrachte er auch ein Jahr in Deutschland. In dieser Zeit entstand u.a. das Gedicht »A German Requiem« (1981), das mit dem Southern Arts Literature Award for Poetry ausgezeichnet wurde.



In Paris With You

Don't talk to me of love. I've had an earful
And I get tearful when I've downed a drink or two.
I'm one of your talking wounded.
I'm a hostage. I'm maroonded.
But I'm in Paris with you.

Yes I'm angry at the way I've been bamboozled
And resentful at the mess I've been through.
I admit I'm on the rebound
And I don't care where are we bound.
I'm in Paris with you.

Do you mind if we do not go to the Louvre
If we say sod off to sodding Notre Dame,
If we skip the Champs Elysées
And remain here in this sleazy

Old hotel room
Doing this and that
To what and whom
Learning who you are,
Learning what I am.

Don't talk to me of love. Let's talk of Paris,
The little bit of Paris in our view.
There's that crack across the ceiling
And the hotel walls are peeling
And I'm in Paris with you.

Don't talk to me of love. Let's talk of Paris.
I'm in Paris with the slightest thing you do.
I'm in Paris with your eyes, your mouth,
I'm in Paris with... all points south.
Am I embarrassing you?
I'm in Paris with you.





Wind

This is the wind, the wind in a field of corn.
Great crowds are fleeing from a major disaster
Down the green valleys, the long swaying wadis,
Down through the beautiful catastrophe of wind.

Families, tribes, nations, and their livestock
Have heard something, seen something. An expectation
Or a gigantic misunderstanding has swept over the hilltop
Bending the ear of the hedgerow with stories of fire and sword.

I saw a thousand years pass in two seconds.
Land was lost, languages rose and divided.
This lord went east and found safety.
His brother sought Africa and a dish of aloes.

Centuries, minutes later, one might ask
How the hilt of a sword wandered so far from the smithy.
And somewhere they will sing: 'Like chaff we were borne
In the wind. ' This is the wind in a field of corn.








James Fenton (Lincoln, 25. April 1949)




Der englische Dichter Walter John de la Mare wurde am 25. April 1873 in Charlton, Grafschaft Kent geboren. Seine Familie stammt von französischen Hugenotten ab. Seine erste Arbeitsstelle bei einem Ölunternehmen erlaubte ihm genug Freizeit, um sich dem Schreiben zu widmen. Er publizierte zunächst unter dem Pseudonym Walter Ramal. Später arbeitete er achtzehn Jahre lang als Buchhalter. Ein Regierungsstipendium von 100 britischen Pfund ermöglichte ihm, sich ab 1908 als freier Schriftsteller zu betätigen und er zog mit seiner Familie nach Buckinghamshire. Seine Dichtkunst brachte ihm hohe Anerkennung ein und er wurde mit Ehrendoktorwürden der Universitäten Oxford, London und Bristol ausgezeichnet. An seinem Wohnhaus, dem Southend House in Twickenham, in dem er von 1940-1956 lebte, wurde eine Gedenktafel angebracht.



All That's Past

Very old are the woods;
And the buds that break
Out of the brier's boughs,
When March winds wake,
So old with their beauty are--
Oh, no man knows
Through what wild centuries
Roves back the rose.
Very old are the brooks;
And the rills that rise
Where snow sleeps cold beneath
The azure skies
Sing such a history
Of come and gone,
Their every drop is as wise
As Solomon.

Very old are we men;
Our dreams are tales
Told in dim Eden
By Eve's nightingales;
We wake and whisper awhile,
But, the day gone by,
Silence and sleep like fields
Of amaranth lie.




Wanderers


Wide are the meadows of night,
And daisies are shinng there,
Tossing their lovely dews,
Lustrous and fair;

And through these sweet fields go,
Wanderers amid the stars --
Venus, Mercury, Uranus, Neptune,
Saturn, Jupiter, Mars.

'Tired in their silver, they move,
And circling, whisper and say,
Fair are the blossoming meads of delight
Through which we stray.








Walter John de la Mare (25. April 1873 – 22. Juni 1956)

Freitag, 24. April 2009

Carl Spitteler, Anthony Trollope

Der Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist Carl Friedrich Georg Spitteler wurde am 24. April 1845 in Liestal bei Basel geboren. Er verbrachte seine Jugend (ab 1849) in Bern. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums und des Pädagogiums in Basel, wo er von seinem Lehrer Jacob Burckhardt stark geprägt wurde, trennte er sich 1864 aufgrund von Unstimmigkeiten über seine Berufslaufbahn von seiner Familie und zog nach Luzern. Dort studierte er ab 1865 Jura und in Zürich und Heidelberg (1867/68) protestantische Theologie, obwohl er von seiner Weltanschauung her Atheist war. Einer Pfarrstelle in Graubünden entging er 1871 durch Annahme einer Stelle als Privatlehrer in der Familie eines finnischen Generals, wodurch er Kontakte zu finnischen und baltischen Adelkreisen in Sankt Petersburg und Finnland knüpfte. Als Spitteler 1893 durch eine Erbschaft seines verstorbenen Schwiegervaters finanziell unabhängig wurde, liess er sich in Luzern mit seiner Familie als freier Schriftsteller nieder. Sein Erstlingswerk, wie auch weitere lyrische Arbeiten, blieben weitgehend ohne Echo. Erst sein grosses Versepos Olympischer Frühling (1900-1905), in dem Spitteler in rund 20.000 Versen Figuren und Handlungsstränge der griechischen Mythologie in seine eigene, moderne Erlebniswelt transportierte, erfuhr positive Resonanz. Eingebettet in ein mythologisches Märchen, zeichnete Spitteler ein düsteres Bild vom Universum, das seiner pessimistischen Weltsicht entsprach. 1905 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich, 1915 von Lausanne. 1905 veröffentlichte Spitteler in seiner pessimistischen Weltsicht zwanzig Aphorismen gegen den Zeitgeist in einer Zugabe zu seinem Essayband "Lachende Wahrheiten" (1905): "Ein Büschel Aphorismen". Romain Rolland, Preisträger von 1915, schlug Spitteler 1919 für den Literaturnobelpreis vor, der ihm als ersten Schweizer 1920 verliehen wurde. Im selben Jahr wurde er mit dem Grossen Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet.



Das Begräbnis

Mir war im Traum, sie täten dich begraben,
An einem Sonntag, draußen unterm wald,
Mit Singen und mit Beten. Leisen Trittes
Durch eine Seitenpforte naht ich traurig,
Entblößten Haupts von hinten der Versammlung.

Da stockte plötzlich der Gesang. Erstaunt,
Mit scheuen Blicken starrten sie nach mir.
Die Mesner zischelten. Ein Gärtnerjunge
Schob mir mit dienstbeflißnem Grinsen heimlich
Durch meine Finger einen Kranz von Dornen.
Aber die Menge teilend trat der Pfarrer
Mir feierlich entgegen, schrieb das Kreuz
Auf meine Stirne, hielt die Heilige Schrift
Mir auf die Brust und las mit lauter Stimme:
"Vergib, auf daß man dir vergebe", las er.
Da regte sichs im Dornenkranz und wuchs
Und quoll wie Blust im Frühling. Rote, samtne,
Großmächtge Königsrosen fraßen wuchernd
Die lichte Luft, den leiderfüllten Kirchhof.
Blieb nichts mehr übrig als ein stilles Antlitz,
Von Schmerz verschönt, die lieben Heimataugen,
Wehmütigen Blicks mich grüßend durch die Rosen.





Der Gymnasiast
Walzer.

Geigen und Pfeifenschall
Alles beim Maskenball
Ich bin zu jung.
Mir bleibt als Hochgenuß
Titus', ach! Livius'
Lederner Schwung.

Kratzt etwas an der Thür.
Schieb' ich den Riegel für?
Laß ich es dar?
Hupft eine Römerin,
Duckt sich zum Büblein hin,
Zupft' ihn am Haar.

»Weißt auch, o Gymnasiast,
Was Du für Augen hast?
Schau mich nicht an!
Gott! wenn er wüßte, daß
Ich bei Dir sitze, was
Sagte mein Mann.

Schande Dir, Herzensdieb!
Hast mich ein wenig lieb?
Rede, bekenn'!
Guck' nicht so stumm und dumm
Mir im Gesicht herum!
Küsse mich denn!«

Geigen und Pfeifenschall,
Alles beim Maskenball.
Wir sind allein.
Ri-ra-ro-Römerin!
O welchen süßen Sinn,
Hat Dein Latein!








Carl Spitteler (24. April 1845 – 29. Dezember 1924)
Porträt von Ferdinand Hodler




Der englische Schriftsteller Anthony Trollope wurde am 24. April 1815 in London geboren. 1834 flüchtete der Vater samt Familie wegen Verschuldung nach Belgien. Trollope betätigte sich hier als Hilfslehrer, kehrte aber nach wenigen Monaten nach London zurück und war als Postangestellter beruflich tätig. In dieser Zeit unterstützte ihn gelegentlich seine Mutter finanziell mit Geld, welches sie als Autorin verdiente. An ihrem Beispiel erkannte Trollope, dass eine schriftstellerische Tätigkeit finanziell einträglich sein kann. 1841 schickte ihn die Post als Beamten nach Irland. Hier heiratete er, 29-jährig, die Engländerin Rose Heseltine. In den folgenden Jahren führten ihn verschiedene berufliche Aufgaben zeitweise nach England, aber auch nach Übersee, beispielsweise nach Ägypten und auf die Westindischen Inseln. 1859 kehrte er mit seiner Familie zurück nach England. Während seines Aufenthaltes in Irland veröffentlichte Trollope 1847 seinen ersten Roman The Macdermots of Ballycloran. Dieser fiel, ebenso wie die beiden folgenden, bei Kritik und Publikum weitgehend durch, erst sein vierter Roman The Warden (1855) verschaffte ihm einige Anerkennung und ermutigte ihn letztlich, das Schreiben fortzusetzen. In den folgenden Jahren verfolgte Trollope seine Doppelkarriere als Postbeamter und Schriftsteller konsequent weiter. Da er tagsüber als Postaufsichtsinspektor seinem Beruf nachging, schrieb er vorwiegend in den frühen Morgenstunden, meist nach einem strengen Reglement, dass er sich selbst auferlegte. Nach diesem hielt er es für die angemessene Produktionsmethode, eine Seite (250 Worte) in fünfzehn Minuten zu schreiben. Der Arbeitsfortschritt wurde in der Regel in einer Art Tagebuch dokumentiert. Auf diese Art veröffentlichte er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Postdienst im Jahr 1867 elf weitere Romane sowie etliche Sammlungen von Reiseskizzen und Kurzprosa.

Aus: The Warden

„The Rev. Septimus Harding was, a few years since, a beneficed clergyman residing in the cathedral town of ———; let us call it Barchester. Were we to name Wells or Salisbury, Exeter, Hereford, or Gloucester, it might be presumed that something personal was intended; and as this tale will refer mainly to the cathedral dignitaries of the town in question, we are anxious that no personality may be suspected. Let us presume that Barchester is a quiet town in the West of England, more remarkable for the beauty of its cathedral and the antiquity of its monuments, than for any commercial prosperity; that the west end of Barchester is the cathedral close, and that the aristocracy of Barchester are the bishop, dean, and canons, with their respective wives and daughters.
Early in life Mr. Harding found himself located at Barchester. A fine voice and a taste for sacred music had decided the position in which he was to exercise his calling, and for many years he performed the easy but not highly paid duties of a minor canon. At the age of forty a small living in the close vicinity of the town increased both his work and his income, and at the age of fifty he became precentor of the cathedral.
Mr. Harding had married early in life, and was the father of two daughters. The eldest, Susan, was born soon after his marriage; the other, Eleanor, not till ten years later. At the time at which we introduce him to our readers he was living as precentor at Barchester with his youngest daughter, then twenty-four years of age; having been many years a widower, and having married his eldest daughter to a son of the bishop, a very short time before his installation to the office of precentor“.






Anthony Trollope (24. April 1815 – 6. Dezember 1882)

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