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Montag, 16. März 2009

César Vallejo, Francisco Ayala

Der peruanische Dichter und Schriftsteller César Abraham Vallejo Mendoza wurde am 16. März 1892 in Santiago de Chuco, einem Dorf in den peruanischen Anden, geboren. Er begann mit 13 Jahren die ersten Gedichte zu schreiben, studierte dann Literatur an der Universidad de la Libertad in Trujillo und erlangte 1915 einen Master-Abschluss in spanischer Literatur. Als Student arbeitete er auch auf einer Zuckerplantage. Hier lernte er die Ausbeutung der Landarbeiter kennen, was ihn in seiner späteren literarischen und politischen Arbeit stark beeinflussen sollte. Nach dem Studium lebte Vallejo in Lima, wo er wichtige Vertreter der intellektuellen Linken kennenlernte. Er gab Nachhilfestunden und erhielt schließlich eine Anstellung als Lehrer. Er verlor diese Anstellung, nachdem er sich geweigert hatte, seine schwangere Geliebte zu heiraten; diese starb nach einer von ihm initiierten Abtreibung. In dieser Zeit, um 1918, schrieb er sein Erstlingswerk, den Gedichtband Los heraldos negros. Nach der Veröffentlichung von Trilce 1922 verlor César Vallejo eine weitere Lehrerstelle und emigrierte 1923 nach Europa. Hier ließ er sich in Paris nieder. In der Folgezeit nahmen kommunistische Einflüsse auf sein Werk zu, 1928 reiste er zudem nach Moskau, um den Sozialismus in diesem Land kennenzulernen. Er wurde 1931 Mitglied im Kongreß Antifaschistischer Autoren und gründete 1937 zusammen mit Pablo Neruda in Paris das Lateinamerika-Komitee zur Unterstützung der spanischen Republik. Nach seinem Tod 1938 wurde er auf dem Friedhof Montparnasse in Paris beerdigt. Obwohl während seiner Lebenszeit nur drei seiner Bücher veröffentlicht wurden, gilt César Vallejo dennoch als einer der großen poetischen Neuerer der spanischen Sprache des 20. Jahrhunderts.

JETZT UNTER UNS HIER

Jetzt, unter uns, hier,
komm mit mir, nimm deinen Körper bei der Hand,
wir wollen zusammen nachtessen gehen und einen Augenblick Leben
als Leben zu zweit verbringen, und auch unser Tod soll sein Teil davon haben.
Jetzt, komm mit dir, tu mir den Gefallen und bleibe,
in meinem Namen und im Lichte der Nebelnacht,
in der du deine Seele bei der Hand nimmst
und wir auf Fußspitzen vor uns fliehen.

Komm zu mir, ja sicher! Und zu dir, ja sicher!
Im Gleichschritt, damit wir zwei im ungleichen Schritt
den Abschiedsschritt uns vorführen sehn.
Bis zum nächsten Mal! Bis wir wiederkommen!
Bis wir lesen können, Analphabeten!
Bis zum nächsten Mal. Jetzt müssen wir gehn.

Was liegt mir an den Gewehren,
hör,
hör zu, was liegt mir an ihnen,
wenn die Kugel schon auf der Höhe meiner Unterschrift kreist?
Was gehen dich die Kugeln an,
wenn der Bauch des Gewehrs schon nach dir riecht?
Noch heute wollen wir
einen Blinden unsern Stern wiegen lassen, und
wenn du anfängst mir vorzusingen, wollen wir weinen.
Heute noch, meine Schöne, im gleichen Schritt
und mit deinem Vertrauen, bis zu dem meine Angst reicht,
wollen wir fort aus uns, zu zweit wir zwei,
bis wir blind sind,
bis
wir weinen vor soviel Rückkehr!

Jetzt,
unter uns, nimm
deine süße Person bei der Hand,
wir wollen zusammen nachtessen gehen und einen Augenblick Leben
als Leben zu zweit verbringen, und auch unser Tod soll sein Teil davon haben.
Jetzt, komm mit dir, tu mir den Gefallen
etwas zu singen
und spiel etwas auf deiner Seele und klatsch den Takt mit der Hand.
Bis zum nächsten Mal! Bis es soweit ist!
Bis wir uns trennen! Jetzt müssen wir gehn.



Übersetzt von Erwin Walter Palm








César Vallejo (16. März 1892 – 15. April 1938)





Der spanische Schriftsteller Francisco Ayala wurde am 16. März 1906 in Granada geboren. Ayala stammte aus einer wohlhabenden Familie. Er wuchs zunächst in Granada, später in Madrid auf, wo er Jura, Philosophie und Literaturwissenschaft studierte. 1925 erschien sein erster Roman Tragikomödie eines geistlosen Mannes. Er wurde Mitarbeiter der Zeitschrift Revista de Occidente, die von José Ortega y Gasset herausgegeben wurde. Von 1929 bis 1931 lebte er in Berlin. In den 1930er Jahren arbeitete er als Anwalt für die republikanische Regierung Spaniens. Während der sich abzeichnenden Niederlage der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg ging er 1939 ins Exil, zunächst nach Lateinamerika (Stationen Argentinien, Puerto Rico), schließlich in die USA. Dort war er als Universitätsprofessor für Literatur und Soziologie, als Journalist und Übersetzer literarischer Werke (u.a. Thomas Mann, Rainer Maria Rilke) tätig. Nach dem Tod Francos kehrte Ayala 1976 nach Spanien zurück. Ayala feiert heute seinen 103. Geburtstag.

Aus: Wie Hunde sterben (Muertes de perro, Übersetzt von Erna Brandenberger)

„Wir sind heute nur allzusehr daran gewöhnt, im Kino Revolutionen, Kriege, Überfälle, Aufruhr aller Art und spektakuläre Gewalttaten anzuschauen, bei denen die Bestie Mensch brüllt; wenn man all das jedoch nur im Kino gesehen hat, kann man sich - glaube ich - kaum vorstellen, mit welch verblüffender Gewöhnlichkeit es sich in der Realität abspielt, anders als wenn man - wie ich jetzt - bedauerlicherweise dazu auserkoren ist, es hautnah mitzuerleben. Spätere Generationen werden angesichts solcher Ereignisse bestimmt staunen und alle daran Beteiligten vorbehaltlos als Helden betrachten. Auf solche Ehren verzichte ich, was mich betrifft, selbstverständlich gerne und bin bestrebt, diesen Bericht in der Blöße der reinen Wahrheit abzuliefern. Tag für Tag sitze ich hier in
meinem Rollstuhl, werde Zeuge des ganzen grausamen Durcheinanders und befinde mich mitten im Wirbel, ohne daß mich bislang jemand behelligt hätte. Falls mir meine Nutzlosigkeit weiterhin von Nutzen ist und nicht doch noch jemand aus Bosheit seine Scherze mit meiner Lähmung treibt und mich mit einem Stoß in den schauerlichen Totentanz hineinbefördert, so ist es sehr wahrscheinlich, daß wir das Ende erleben und ich es selbst erzählen kann ... Denn das alles muß ja schließlich ein Ende haben; und dann ist jemand vonnöten, es zu erzählen.
Bis dahin schützt mich meine Bedeutungslosigkeit.Wer wird sich denn schon mit mir abgeben? Ich habe mehr als genug Zeit, zu beobachten und auszukundschaften, Zeit, meine Erkundigungen auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen, Zeit sogar, Beweismaterial zu sammeln, ja die Papiere zusammenzutragen, auf deren dokumentarischen Wert die Geschichte dieser verworrenen Zeitläufte sich stützen muß.“







Francisco Ayala (Granada, 16. März 1906)

Sonntag, 15. März 2009

David Albahari, Kurt Drawert

Der serbische Schriftsteller David Albahari wurde am 15. März 1948 in Peć im ehemaligen Jugoslawien geboren. In Belgrad studierte er Englische Literatur und Sprache. Sein erster Band mit Kurzgeschichten erschien 1973. Sein Buch Opis smrti (1982; dt. Beschreibung des Todes, 1993) wurde 1982 mit dem Ivo Andrić-Preis ausgezeichnet. Albahari bezeichnet das I Ging als wichtigen Einfluss auf sein Leben und Schreiben, in dessen Mittelpunkt das Persönliche und die Familie stehen.
Trotz gegenteiliger Bemühungen konnte sich Albahari als jüdischer Serbe der Politisierung seines Lebens und seiner Arbeit im Krieg in Jugoslawien nicht entziehen. 1991 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des Verbandes der jüdischen Gemeinden Jugoslawiens. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Aussiedlung der Juden Sarajevos beteiligt. Zwei Jahre später wählte er freiwillig die „Entwurzelung“ des kanadischen Exils, um der „Zwangspolitisierung“ zu entkommen, von der er sein Leben bestimmt sah. Aus der Ferne tritt jedoch die Geschichte seiner Heimat verstärkt in den Vordergrund seines Werkes. Ausgehend von seiner autobiographischen Situation als Auswanderer erzählt er in Mutterland die Lebensgeschichte seiner Mutter. Dabei setzt sich der Ich-Erzähler nicht nur mit ihrer Biographie vor dem Hintergrund der jugoslawischen Geschichte auseinander, sondern thematisiert zugleich seine Ambivalenzen gegenüber dem Umgang mit Erinnerung, Identität und Geschichte in seiner neuen Heimat. Der Roman Gec i Majer (1998; dt. Götz und Meyer, 2003) beschreibt die Suche nach im Zweiten Weltkrieg verschwundenen Juden. Sie führt den Erzähler auf die Spur zweier SS-Offiziere, die für deren Ermordung verantwortlich sind.

Aus: Fünf Wörter

“Schon immer beneidete ich Menschen, die ihre Flugreisen genießen. Die Welt ist für sie wie eine fleckige Birne, die man möglichst schnell umfliegen sollte. Vielleicht ist das ja richtig. In unserer Zeit, in der man die Langsamkeit verachtet, sind Flugzeuge kein Luxus, sondern ein Mittel, mit dem man die Zugehörigkeit zur Gegenwart dokumentiert und sogar der eigenen Vergangenheit oder Zukunft einige Stunden stehlen kann. Das ist eine Magie, der man nur schwer widersteht.
Ich widerstehe ihr schon seit vielen Jahren. Mich würde es überhaupt nicht stören, ja ich würde mich richtig freuen, wenn ich immer noch mit der Kutsche reisen könnte. Aber die Menschen haben keine Zeit mehr für den Pferdetrab, ja nicht einmal für den Galopp, und deswegen steige ich ungeachtet meines Widerstandes gegenüber dem Zauber der Geschwindigkeit demütig in das Flugzeug und höre untertänig auf die Befehle der Stewardessen. Ich lege den Sicherheitsgurt an, prüfe die Schwimmweste und kontrolliere das Fach, aus dem, wenn nötig, die Sauerstoffmaske herausfallen wird, danach folgt mein Blick dem fluoreszierenden Band, das mich im Falle einer Notlandung zum nächsten Ausgang bringen wird. Dann setze ich den Kopfhörer auf, suche den Kanal mit der Jazzmusik, schlage ein Buch auf und bemühe mich, so schnell wie möglich in Schlaf zu versinken.
So tat ich auch diesmal zu Beginn eines Flugs nach Amerika. Ich kam aus Europa zurück von einem Treffen von Schriftstellern aus Ex-Jugoslawien, das nach der Vorstellung der Stiftung, die es organisiert hatte, Wege zu einer neuen Verständigung öffnen sollte, das aber nur die alten Unterschiede wieder ans Tageslicht beförderte. Ich weiß nicht, warum ich etwas anderes erwartet hatte. Statt von Freude war ich von Bitterkeit erfüllt, die sich, während das Flugzeug auf der Startbahn beschleunigte, langsam, aber sicher in Übelkeit verwandelte, die keine Tablette lindern konnte.”







David Albahari (Peć, 15. März 1948)




Der deutsche Schriftsteller Kurt Drawert wurde am 15. März 1956 in Hennigsdorf / Brandenburg geboren. Er wuchs auf in Borgsdorf und Hohen Neuendorf bei Berlin sowie ab 1967 in Dresden. Da er sich bereits früh den Forderungen von Familie und Gesellschaft verweigerte, konnte er eine Ausbildung zum Facharbeiter für Elektronik absolvieren, holte allerdings später auf einer Abendschule das Abitur nach. Er übte verschiedene Hilfstätigkeiten aus, u.a. in einer Bäckerei, bei der Post und als Hilfskraft in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Von 1982 bis 1985 studierte er am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, wo er ab 1984 auch seinen Wohnsitz hatte. Seit 1986 ist er als freier Schriftsteller tätig. 1993 zog er nach Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Es folgte eine Reihe von Auslandsreisen, u.a. nach Australien, Brasilien und Russland. Seit 1996 lebt Drawert in Darmstadt, wo er seit 2004 das Zentrum für junge Literatur leitet.

Aus: Spiegelland

“Gewiß hätten wir auf die Frage, woher wir denn kämen, kurz und verbindlich antworten können, aber es muß in uns beiden in demselben Augenblick das Gefühl geherrscht haben, heimatlos zu sein, so daß sie "aus Sonnenstadt" antwortete und ich "aus Utopia".
Wir lachten, während der Mann etwas verwirrt war und sein freundliches Interesse an uns lächerlich gemacht sah, ohne indes verstehen zu können, daß wir nicht seine Frage, sondern die Antwort ins Lächerliche brachten, denn wir müssen sehr genau empfunden haben, daß die Stadt unserer Herkunft nicht die Stadt unserer Heimat entsprechen und mit ihr nichts zu tun haben wollen und nach ihr nicht gefragt werden und gleich gar nicht mir ihr in einem Zusammenhang erscheinen wollen, der nur ein Äußerer Zusammenhang sein kann. Und wie es weder eine Sonnenstadt gibt noch ein Utopia, so gibt es keine Heimat, sondern immer nur Herkunft, am ehesten noch, dachten wir, als wir vor einiger Zeit in einem polnischen Krankenhaus lagen, verleiht die gemeinsame Sprache dem Wort Heimat eine Bedeutung, aber die gemeinsame Sprache ist auch nur Äußerlich eine gemeinsame Sprache und kann im tieferen Sinn einer Verständigung eine ganz und gar unverständliche Sprache sein, denn es gibt keine Heimat, wenn es sie in einem selbst nicht gibt, und ich kann jede Stadt und jede Landschaft und jede Herkunft entschieden verlassen, denn ich verlasse immer eine Fremde und tausche sie aus gegen eine andere, unbekanntere Fremde, ich verlasse eine Stadt oder eine Landschaft oder eine Herkunft in dem Gefühl, einen Zusammenhang mir ihr leugnen zu müssen und nach ihr gefragt zu werden als lästig zu empfinden.”







Kurt Drawert (Henningsdorf, 15. März 1956)

Samstag, 14. März 2009

Jochen Schimmang, Volker von Törne

Der deutsche Schriftsteller und Übersetzer Jochen Schimmang wurde am 14. März 1948 in Northeim geboren. Schimmang verbrachte seine Jugend in Leer/Ostfriesland. Von 1969 bis 1974 studierte er Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ab 1977 unterrichtete er an verschiedenen Orten Deutsch als Fremdsprache. Seit 1993 arbeitet er als freier Schriftsteller. Er lebte längere Zeit in Köln, dann in Paris und seiner Heimatstadt Leer, inzwischen in Oldenburg. Schimmang erhielt neben verschiedenen Arbeitsstipendien 1982 einen Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur und 1996 den Rheinischen Literaturpreis Siegburg. 1996/97 war er Poet in residence an der Universität-Gesamthochschule Essen. 2000/2001 hatte er eine Gastprofessur am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig inne. Seine stark autobiographisch geprägten Werke haben häufig das männliche Single-Dasein der Gegenwart zum Thema. Schimmang ist außerdem seit seinem ersten Roman ein seismographischer Chronist der Lebensbefindlichkeiten und gesellschaftlichen Strömungen in der Bundesrepublik.

Aus: Zaungäste des Fortschritts

“Adorno habe ich gleichsam knapp verfehlt, und ich bin überzeugt, dass alles in meinem Leben anders gekommen wäre, wenn nur die Ereignisse des Frühjahrs 1969 anders verlaufen wären. Im Februar oder frühen März 1969 fuhr ich nach Frankfurt am Main, um mir ein Zimmer zu suchen und ein paar Wochen später mein Studium aufzunehmen, unter anderem das der Philosophie. Dass ich kein Zimmer fand, hätte sich noch reparieren lassen, dass aber die Universität Frankfurt kurz danach zu meiner Bewerbung um einen Studienplatz noch eine etwas läppische Nachfrage hatte, verärgerte mich so sehr, dass ich mich für Berlin entschied, wo ich mich ebenfalls beworben hatte und man keine weiteren Nachfragen stellte.
Ich bin bis heute überzeugt, dass das ein Fehler war. Wäre ich Adorno noch begegnet, selbst so kurz vor seinem Tod, so wäre ich gegen die ganze Tristesse der kommunistischen Parteikostümierung resistent gewesen, der ich ein knappes Jahr nach meinem Studienbeginn in Berlin erlag und die mich zwei Jahre meines Lebens kostete. Ich hätte mich einen feuchten Lehm um den Kampf zweier Linien, um Sozialfaschismus oder die Stalinfrage geschert, und ich wäre niemals auf Maidemonstrationen im disziplinierten Block voller Angst durch den Wedding oder andere bedrohliche Gegenden gelaufen, wo die Berliner Arbeiterklasse aus dem geöffneten Fenster auf uns herabschimpfte. Ich hätte nie etwas anderes sein wollen als das Bürgerkind, das ich war.”







Jochen Schimmang (Leer, 14. März 1948)




Der deutsche Schriftsteller Volker von Törne wurde am 14. März 1934 in Quedlinburg geboren. Er ging in Seesen und Gandersheim zur Schule und studierte von 1954 bis 1956 Pädagogik in Braunschweig und ab 1956 das damalige Kombistudium Politik/Wirtschaft/Arbeit an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven-Rüstersiel. Anschließend arbeitete er drei Jahre lang als Bauarbeiter. Seit 1962 lebte er in Berlin, wo er anfangs Redakteur und Mitarbeiter der Zeitschrift „Alternative“ war und ab 1963 Geschäftsführer der Aktion Sühnezeichen. In dieser Funktion reiste er häufig nach Osteuropa und Israel, wo er sich in Vorträgen für Aussöhnung, Verständigung und Frieden einsetzte. Sein schmales literarisches Werk besteht zu einem großen Teil aus engagierter Lyrik, nicht selten Sonetten, womit von Törne eine große Kunstfertigkeit offenbart. Sein Werk fand sowohl in Deutschland als auch in übersetzter Form im Ausland bei seinen Lesern großen Anklang fand, obwohl der Autor, der sich zeit seines Lebens dem Literaturbetrieb verweigert hatte.


Lied vom Terroristen Karl Heinz Pawla

Hört die Schandtat von dem frechen
Karl Heinz Pawla aus Berlin:
Dieser schwarze Sohn von Tschechen
ohne Zucht und Disziplin,
lange Haare, ungewaschen
und die Hände in den Taschen,
trat er vor das Landgericht
als ein schlimmer Bösewicht.

Finster stand der Lichtesscheue
in Justizias heil'gem Haus
ohne Demut, ohne Reue,
und zog seine Schuhe aus.
Alle Bürger war'n erschrocken,
als er dastand in den Socken,
und er grinste ins Gesicht
den hohen Herrn vom Landgericht.

Schließlich trieb er's immer bunter,
ohne Zucht und ohne Scham
ließ er seine Hosen runter,
weil ihm ein Bedürfnis kam:
In Justizias heil'gen Hallen
ließ er hinter sich was fallen
mitten in das Landgericht:
Sowas tut ein Teutsch - tscher nicht!

Das ging den Richtern an die Ehre,
ihre Würde war beschmutzt.
Des Gesetzes ganze Schwere
haben sie darob benutzt
und den Strolch ins Loch geschmissen,
weil er auf's Gericht geschissen,
und so siegten Zucht und Pflicht
vor'm Berliner Landgericht.

Die Moral von der Geschichte:
Kommt Dich ein Bedürfnis an
vorm Berliner Landgerichte,
laß nichts fallen, teutscher Mann.
Mach Dich lieber in die Hose,
als wie dieser sittenlose
Terrorist und Bösewicht
scheißen auf das Landgericht !



Text: Volker von Törne
Muzik: Holger Münzer, (1982)







Volker von Törne (14. März 1934 – 30. Dezember 1980)

Freitag, 13. März 2009

Mahmoud Darwish

Der palästinensische Dichter Mahmud Darwisch wurde am 13. März 1941 in Barwa bei Akko geboren. Darwisch flüchtete 1948 mit seiner Familie in den Libanon, wo die Familie zuerst in Jezzin, nach einigen Monaten jedoch in Damur lebte. Bald kehrte Mahmud Darwisch mit seiner Familie heimlich nach Israel zurück. Nach einer Protestaktion wurde er als 14-Jähriger in ein israelisches Gefängnis gebracht. Er lernte in der Schule Hebräisch und las daraufhin Klassiker der Weltliteratur und die Bibel auf hebräisch. Nach dem Besuch der Oberschule in Nazaret ging er nach Haifa. 1969 ging Darwisch für ein Jahr nach Moskau, um dort zu studieren. Danach lebte er im Exil in Kairo, ab 1972 in Beirut, das er wegen des Einmarschs der Israelis 1982 verließ, danach auf Zypern, in Tunis und Paris. Seit 1996 lebte er in Amman und Ramallah. Im Juli 2007 trat Darwisch zum ersten Mal wieder in Haifa auf.
Er wurde Direktor des Palestine Research Center der PLO und Herausgeber der Zeitschrift Palästinensische Angelegenheiten sowie der Literaturzeitschrift Al-Karmal (Der Karmel). Von 1987 bis 1993 war er Mitglied des Palästinensischen Nationalrats und am 14. November 1988 Mitverfasser der Proklamation des Palästinensischen Staates. Er erhielt nationale und internationale Auszeichnungen, darunter 1983 den Lenin-Friedenspreis, 2004 den Prince Claus Award und 2007 den Goldenen Kranz beim internationalen Lyrikertreffen Die Abende der Poesie in Struga (Mazedonien). Mahmud Darwisch starb am 9. August 2008 nach einer Herzoperation im Memorial Hermann Texas Medical Center in Houston. Mahmud Darwisch war einer der herausragenden zeitgenössischen Dichter in der arabischen Welt, und seine Gedichtbände erreichten Millionenauflagen. Er wurde weithin als die poetische Stimme des palästinensischen Volkes anerkannt. In Europa, besonders in Frankreich, wurde seine Poesie begeistert aufgenommen. Seine Werke sind in mehr als 20 Sprachen übersetzt worden.



Identity Card

Record !
I am an Arab
And my identity card is number fifty thousand
I have eight children
And the nineth is coming after a summer
Will you be angry?

Record !
I am an Arab
Employed with fellow workers at a quarry
I have eight children
I get them bread
Garments and books
from the rocks...
I do not supplicate charity at your doors
Nor do I belittle myself
at the footsteps of your chamber
So will you be angry?

Record !
I am an Arab
I have a name without a title
Patient in a country
Where people are enraged
My roots
Were entrenched before the birth of time
And before the opening of the eras
Before the pines, and the olive trees
And before the grass grew.

My father..
descends from the family of the plow
Not from a privileged class
And my grandfather..was a farmer
Neither well-bred, nor well-born!
Teaches me the pride of the sun
Before teaching me how to read
And my house
is like a watchman's hut
Made of branches and cane
Are you satisfied with my status?
I have a name without a title !

Record !
I am an Arab
You have stolen the orchards
of my ancestors
And the land
which I cultivated
Along with my children
And you left nothing for us
Except for these rocks..
So will the State take them
As it has been said?!

Therefore !
Record on the top of the first page:
I do not hate people
Nor do I encroach
But if I become hungry
The usurper's flesh will be my food
Beware..
Beware..
Of my hunger
And my anger !





Psalm 9

O rose beyond the reach of time and of the senses
O kiss enveloped in the scarves of all the winds
surprise me with one dream
that my madness will recoil from you
Recoiling from you
In order to approach you
I discovered time
Approaching you
in order to recoil form you
I discovered my senses
Between approach and recoil
there is a stone the size of a dream
It does not approach
It does not recoil
You are my country
A stone is not what I am
therefor I do not like to face the sky
not do I die level with the ground
but I am a stranger, always a stranger









Mahmoud Darwish (13. März 1941 – 9. August 2008)

Donnerstag, 12. März 2009

Dave Eggers, Kathrin Schmidt

Der amerikanische Schriftsteller und Herausgeber Dave Eggers wurde am 8. Januar 1970 in Chicago, Illinois, geboren. Er studierte an der University of Illinois in Urbana-Champaign. Er gründete die Magazine "Might" und "McSweeneys" sowie ein Verlagshaus gleichen Namens. Im Jahr 2000 veröffentlichte er sein bekanntestes Werk, A Heartbreaking Work of Staggering Genius (Deutsch.: Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität), das zum Bestseller und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. 2002 erschien sein Roman You Shall Know Our Velocity (Deutsch.: Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind), sowie im Jahr 2004 die Kurzgeschichtensammlung How We Are Hungry (Deutsch.: Wie hungrig wir doch sind).
Gemeinsam mit Jonathan Safran Foer und Nicole Krauss ist er Herausgeber des 2004 im Rahmen des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs erschienenen The Future Dictionary of America, eine Sammlung politischer Aufsätze von Schriftstellern wie Paul Auster, Stephen King, Richard Powers oder Joyce Carol Oates.

Aus: Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind (Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann)

“ Ich sprach mit Hand, einem meiner zwei besten Freunde, dem, der noch lebte, und wir planten unsere Reise. Zu diesem Zeitpunkt gab es gute Tage, gute Wochen, wenn wir so taten, als wäre es hinnehmbar, dass Jack überhaupt gelebt hatte, dass sein Leben auch in seiner verkürzten Form vollständig gewesen war. Heute war nicht so ein Tag. Ich lief hin und her, und Hand wusste, dass ich hin und her lief, und wusste, was das bedeutete. Ich lief immer so hin und her, wenn ich nachdachte oder irgendwas plante, und ich knackte mit den Knöcheln und schnippte leise und unrhythmisch mit den Fingern und ging von der Westseite der Wohnung, wo ich die Eingangstür abschloss und wieder aufschloss, zur Ostseite, zur Glasschiebetür des Balkons, die ich rasch öffnete, um den Kopf hinauszustecken, und dann wieder schloss. Hand konnte das leise Grollen der Tür hören, die sich auf ihren Schienen vor und zurück bewegte, aber er sagte nichts. Die Luft war eiskalt, und es war Freitagnachmittag, und ich war zu Hause, trug die neue, blaue Flanellpyjamahose, die ich damals fast jeden Tag trug, drinnen wie draußen. Ein blöder und nervöser, kotfarbener Vogel flatterte zur Futterstelle auf dem Balkon und fraß von der ekeligen Körnermischung, die ich völlig grundlos dort ausgestreut hatte, was mir jetzt schon Leid tat - diese Vögel würden bald sterben, und ich wollte weder ihren Flug noch ihr Ableben beobachten. Das Haus, in dem ich wohnte, erwärmte sich nicht regelmäßig und ohne gerechte Berücksichtigung seiner Ecken, und meine Wohnung, hinten links oben, bekam nur selten, dann jedoch viel zu viel Wärme ab. Jack war sechsundzwanzig gewesen und fünf Monate zuvor gestorben, und jetzt würden Hand und ich eine Weile verreisen. Vor zwei Wochen war ich von drei dunklen Gestalten in einem Lagercontainer in Oconomowoc brutal zusammengeschlagen worden - es hatte eigentlich nichts mit Jack oder sonst wem zu tun, oder vielleicht doch, vielleicht war es indirekt Jacks und direkt Hands Schuld - und wir mussten mal eine Weile weg. Ich hatte Schorf im Gesicht und auf dem Rücken und eine böse, birnenförmige Beule oben auf dem Kopf, und ich hatte dieses Geld, das unter die Leute gebracht werden musste, und deshalb würden Hand und ich verreisen. Mein Kopf war eine Kirche, auf der ein Fluch lastete, mit Fledermäusen an der Decke, aber ich riss mich aus dieser düsteren Stimmung und wurde euphorisch, wenn ich an die Reise dachte..“







Dave Eggers (Chicago, 12. März 1970)





Die deutsche Schriftstellerin Kathrin Schmidt wurde am 12. März 1958 in Gotha geboren und wuchs ab 1964 in Waltershausen auf. Nach dem Abitur studierte sie von 1976 bis 1981 Psychologie an der Universität Jena. Nachdem sie dieses Studium mit einem Diplom abgeschlossen hatte, war sie von 1981 bis 1982 wissenschaftliche Assistentin an der Universität Leipzig und von 1983 an wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung. Daneben war sie als Kinderpsychologin an verschiedenen Ost-Berliner Krankenhäusern tätig. 1986/87 absolvierte sie ein Sonderstudium am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig. Nach der Wende in der DDR arbeitete sie am "Runden Tisch" in Ost-Berlin mit. 1990/91 war sie Redakteurin der Frauenzeitschrift "Ypsilon". Seit 1994 ist sie freie Schriftstellerin. Sie ist verheiratet, hat fünf Kinder und lebt in Berlin-Hellersdorf. Dort war sie 1997 auch Stadtschreiberin. Kathrin Schmidt, die bereits seit ihrer Jugend schrieb, hat zuerst Gedichte veröffentlicht. In ihren Romanen brilliert Schmidt durch ihre Sprachmächtigkeit und eine überbordende Fantasie, die von der Kritik mit der des frühen Günter Grass und Irmtraud Morgners verglichen wurde.

Aus: Die Gunnar-Lennefsen-Expedition

“Josepha Schlupfburgs Faible für Taschenkalender geht weit über jenes Maß hinaus, das sich aus bloßer Erwerbsarbeit ergeben könnte. Du steckst in den Kalender eine Ewigkeit, den du entblätterst bei Kaffee und Bodenfrost, murmelt sie, wenn ihre Nächte unter der Rassel eines vorsintflutlichen (falls der Leser das Wort Sintflut als Synonym für den letzten Krieg gelten zu lassen geneigt ist) Weckers regelmäßig dahinsterben, aller Schlaf einer splittrigen Scheibe Toast zum Opfer fällt und der dicke braune Aufguß der Marke Rondo Melange mindestens dreimal ihre Tasse füllt. In der Küche einer Wohnung übrigens, die Josepha Schlupfburg seit ihrem sechsten Lebensjahr mit ihrer Urgroßmutter Therese teilt, mehr in Freud denn in Leid - und doch durch die Not an Wohnungen gedrungen, seit sie erwachsen ist und gern ein Eigenes hätte, ihren Rhythmus zu finden. Gewohntem ergeben, steht die Druckerin Josepha Schlupfburg auch heute (wie eh und je) mit der fünften Stunde auf, zu der die alte Therese zum ersten Mal zur Toilette zu schlurfen pflegt. Die Außenwand bezeichneter Küche, die den Hintergrund des hier zu schildernden morgendlichen Aufbruchs abgibt, hat Josepha Schlupfburg mit exakt zweiundzwanzig bebilderten Kalendern behängt, deren erster aus dem Jahre ihrer Geburt stammt und wie die der darauffolgenden sechs Jahre von Thereses Hand mit nicht zu vergessenden Terminen, Geburts- und Namenstagen und einer Vielzahl kaum zu entschlüsselnder Zeichen, Kreuzchen und Punkte übersät worden ist. Vom Jahr ihres Schulbeginns an hat dann Josepha die Feder geführt und vermerkt, was zu vermerken ihr wichtig schien. Zu den Weihnachtsfesten brachte sich Therese den Inhabern der Buch- und Schreibwarengeschäfte als treue Kundin in Erinnerung: Sie kaufte Kalender. Die Küchenwand bietet Tier-, Zirkus-, Pferde-, Kunst-, Vogel-, Blumen-, Kirchen- und Frauenkalender, deren monatliche Seiten eine Plastspirale zusammenhält oder Papierleim. Josepha, die sich beim Frühstücken unbeobachtet weiß, hat sich mit den Jahren einen rituellen Spaß daraus gemacht, mittels der ihr innewohnenden magischen und Zeitverschiebungs-Kräfte am jeweils Ersten des Monats durch einen besonderen Klapp-Blick die entsprechende Seite aufzuschlagen.”







Kathrin Schmidt (Gotha, 12. März 1958)

Mittwoch, 11. März 2009

Karl Krolow, Ernst Wichert

Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Karl Krolow wurde am 11. März 1915 in Hannover geboren. Von 1935 bis 1942 studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Göttingen und Breslau. Krolow, der bereits seit 1934 der Hitlerjugend angehört hatte, trat 1937 der NSDAP bei. Ab 1942 ließ sich der Autor als freier Schriftsteller in Göttingen nieder.
1952 zog Krolow nach Hannover, 1956 nach Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode lebte. Bereits seit den Fünfzigerjahren galt Krolow als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegsliteratur. Er ist daneben auch als Übersetzer aus dem Französischen und Spanischen und Verfasser von Prosawerken hervorgetreten. Karl Krolow war seit 1951 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1953 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (zeitweise als Präsident), seit 1960 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und seit 1962 der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Für sein umfangreiches und vielseitiges Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1956 den Georg-Büchner-Preis, das Große Bundesverdienstkreuz, den Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik, 1976 den Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt, 1983 den Hessischen Kulturpreis, 1985 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 1988 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.


Eisblumen

Blumen, zärtlich hingehaucht,
tief vom Frost umfangen,
hold in halbes Licht getaucht,
sind mir aufgegangen.

Ohne Zahl. Sind froh erwacht
aus dem Wintergrunde,
blühen mir zur nahen Nacht
Stunde wohl um Stunde.

Leben leicht und ohne Not
wie die Sommerfalter.
Leise ist ihr Blumentod,
schnell und ohne Alter.





Bare Münze

Was man für bare Münze hielt:
als Katzengold rollt es vom Tisch.
Sein Leben zahlt man bar oder stiehlt
es heimlich als bloßen Wisch –
ein Leben: nicht Fleisch und nicht Fisch.

Und bar gezahlt, heißt, nichts verschenkt,
nichts unter den Tisch gekehrt.
Aber frisch gewagt, ist schon halb gehenkt:
ein Träumer, wer anderes denkt,
wenn er sein Bares verzehrt.

Die bare Münze. Der bare Hohn
schlägt als Lachen ihm ins Gesicht.
Das bloße Leben: was gilt es schon?
Es zählt oder es zählt nicht,
je nachdem, was man sich verspricht.








Karl Krolow (11. März 1915 – 21. Juni 1999)





Der deutsche Schriftsteller und Jurist Ernst Wichert wurde am 11. März 1831 in Insterburg geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Königsberg und der Assessorenzeit in Memel wurde Ernst Wichert 1860 Kreisrichter in Prökuls (jetzt Litauen). Drei Jahre später kam er als Stadtrichter nach Königsberg zurück, wo er 1877 (nach anderen Quellen 1879) Oberlandesgerichtsrat wurde und die Ehrendoktorwürde erhielt. Ab 1888 war Wichert als Kammergerichtsrat in Berlin und ging 1896 als Geheimer Justizrat in Pension. Der Dichterjurist war der Mitherausgeber der Altpreußischen Monatsschrift und Mitbegründer der „Deutschen Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten“, die 1871 in Leipzig ins Leben gerufen wurde. Ernst Wichert hat 34 Theaterstücke, 28 Romane sowie 15 zum Großteil mehrbändige Novellen-Sammlungen veröffentlicht. In seinen Bühnenstücken ebenso wie in seinen Prosaarbeiten entsprach er dem Bedürfnis des wilhelminischen Publikums nach Bestätigung ihrer bürgerlichen Werte und ihres Glaubens an die Zukunft des von Bismarck geschaffenen Reiches. Sie bilden ein kulturhistorisch authentisches Bild des 19. Jahrhunderts.

Aus: Endrik Kraupatis

„Die große Mühle in Kraupatischken war vor zwei Jahren abgebrannt.
Man nannte sie die »große Mühle«, weil das Flüßchen, das unfern diesem Dorf in den Pregel mündete, weiter aufwärts noch zwei oder drei Mühlen trieb, die über eine geringere Wasserkraft verfügten. Aber die Mühle hatte auch wirklich zu der Zeit, in der sie angelegt wurde, und in diesem Teile von Preußisch-Litauen für ein bedeutendes Werk gelten können. Später, bei verbesserter Technik, war sie von mancher Konkurrentin überholt. Aber sie hieß noch immer im Volksmunde »die große Kraupatischker Mühle«, und so hieß sie auch, nachdem sie abgebrannt war und bis auf ein unversehrt gebliebenes Seitenhäuschen als Ruine dalag.
Es war übrigens seit dreißig oder vierzig Jahren, also ungefähr so weit zurück, als die jetzigen älteren Männer Kinder gewesen waren, üblich geworden, sie auch die »alte« Kraupatischker Mühle zu nennen. Nicht weil ihr eine neue zur Seite stand, sondern weil sie wirklich nachgerade alt, recht alt war. Davon konnten sich alle Mahlgäste überzeugen, die unter ihr mächtiges Dach traten – die ganze Mühle schien, aus einiger Entfernung gesehen, nur Dach zu sein – und das Gebälk bewunderten. Es stammte noch aus der Zeit, als an den Quellflüssen des Pregels meilenweite Wälder mit ihren Beständen von uralten Eichen das Land bedeckten – dort, wo sich unter der Herrschaft des deutschen Ordens und unter den Herzögen und viel später noch bis in die Regierungszeit des Großen Kurfürsten hinein »die Wildnis« als Schutz gegen feindliche Einfälle ausdehnte.“







Ernst Wichert (11. März 1831 – 21. Januar 1902)

Dienstag, 10. März 2009

Jakob Wassermann, Joseph von Eichendorff

Der deutsche Schrifsteller Jakob Wassermann wurde am 10. März 1873 in Fürth geboren. Wassermanns Vater war ein jüdischer Spielwarenfabrikant. Nach der Schulzeit ging Wassermann bei seinem Onkel in Wien in die Lehre, die er jedoch bald abbrach. Nach dem Militärdienst arbeitete er als Versicherungsangestellter in Nürnberg. Ab 1894 arbeitet er in München und wurde er dem Verleger Albert Langen als Autor empfohlen. Während seiner dreijährigen Tätigkeit als Lektor beim "Simplicissimus" lernte er Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal kennen. Später war er Theaterkorrespondent in Wien.

Aus: Mein Weg als Deutscher und Jude

“Ohne Rücksicht auf die Gewöhnung meines Geistes, sich in Bildern und Figuren zu bewegen, will ich mir – gedrängt von innerer Not und Not der Zeit – Rechenschaft ablegen über den problematischesten Teil meines Lebens, den, der mein Judentum und meine Existenz als Jude betrifft, nicht als Jude schlechthin, sondern als deutscher Jude, zwei Begriffe, die auch dem Unbefangenen Ausblick auf Fülle von Mißverständnissen, Tragik, Widersprüchen, Hader und Leiden eröffnen.
Heikel war das Thema stets, ob es nun mit Scham, mit Freiheit oder Herausforderung behandelt wurde, schönfärbend von der einen, gehässig von der anderen Seite. Heute ist es ein Brandherd. Es verlangt mich, Anschauung zu geben. Da darf denn nichts mehr gelten, was mir schon einmal als bewiesen gegolten hat. Auf Beweis und Verteidigung verzichte ich somit überhaupt, auf Anklage und jede Art konstruktiver Beredsamkeit. Ich stütze mich auf das Erlebnis.

Unabweisbar trieb es mich, Klarheit zu gewinnen über das Wesen jener Disharmonie, die durch mein ganzes Tun und Sein zieht und mir mit den Jahren immer schmerzlicher fühlbar und bewußt worden ist. Der unreife Mensch ist gewissen Verwirrungen viel weniger ausgesetzt als der reife. Dieser, sofern er an eine Sache hingegeben ist oder an eine Idee, was im Grunde dasselbe besagt, entringt sich nach und nach der Besessenheit, in der das Ich den Zauber des Unbedingten hat, und Welt und Menschheit kraft einer angenehmen und halbfreiwilligen Täuschung dem gebundenen Willen in den Transformationen der Leidenschaften zu dienen scheinen.”







Jakob Wassermann (10. März 1873 – 1. Januar 1934)
Porträt von Emil Orlik





Der deutsche Lyriker und Schrifsteller Joseph Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloß Lubowitz bei Ratibor / Oberschlesien geboren. Eichendorff entstammte einer katholischen Adelsfamilie. Nach dem Besuch des kath. Gymnasiums in Breslau 1801-1804 begann er ein Jurastudium in Halle 1805/06, das er 1807/08 in Heidelberg fortsetzte. 1808 unternahm er eine Bildungsreise nach Paris und Wien, von wo aus er 1810 nach Lubowitz zurückkehrte und dort den Vater bei der Verwaltung der Güter unterstützte. Den Winter 1809/10 verbrachte er in Berlin, besuchte Vorlesungen bei Fichte und kam mit Arnim, Brentano und Kleist zusammen. In Wien setzte er 1810 das Studium fort und schloß es 1812 ab. 1813-1815 nahm er an den Befreiungskriegen teil. 1816 trat er in den preußischen Staatsdienst als Referendar in Breslau., wurde 1821 katholischer Kirchen- und Schulrat in Danzig, 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg. 1831 übersiedelte er mit der Familie nach Berlin und war dort in verschiedenen Ministerien beschäftigt, bis er 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt wurde; 1844 ging er in Pension.
Seine von höchster Musikalität und Innigkeit geprägte Lyrik ist von zahlreichen Komponisten, insbesondere von Schuhmann und Hugo Wolf, vertont worden. Weltruhm hat auch seine Novelle " Aus dem Leben eines Taugenichts" erlangt. Sein großer Roman " Ahnung und Gegenwart" ist weniger bekannt. Neben seinem dichterischen Schaffen sind seine literaturhistorischen Schriften zu nennen. Daneben Übersetzungen, insbesondere der geistlichen Schauspiele Calderons.



Frühlingsnacht

Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt's schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, mochte weinen,
Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen's,
Und in Träumen rauscht's der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen's:
Sie ist Deine, sie ist dein!




Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
Gegangen Hand in Hand,
Vom Wandern ruhn wir beide
Nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
Es dunkelt schon die Luft,
Zwei Lerchen nur noch steigen
Nachträumend in den Duft.

Tritt her, und laß sie schwirren,
Bald ist es Schlafenszeit,
Daß wir uns nicht verirren
In dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot
Wie sind wir wandermüde -
Ist das etwa der Tod?








Joseph von Eichendorff (10. März 1788 – 26. November 1857)

Montag, 9. März 2009

Peter Altenberg, Ota Filip

Der österreichische Schriftsteller Peter Altenberg (eigentlich Richard Engländer) wurde am 9. März 1859 in Wien geboren. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, ein normales Berufsleben zu beginnen, attestierte ihm ein Arzt die Unfähigkeit einen Beruf auszuüben wegen einer Überempfindlichkeit des Nervensystems. Seither führte er das Leben eines Bohèmiens und verbrachte die meiste Zeit im Kaffeehaus. Von kurzen Eindrücken, flüchtigen Begegnungen und zufällig mitgehörten Gesprächen inspiriert, schrieb Altenberg als Gelegenheitskünstler kleine Prosastücke. Diese stellen eine impressionistische Studie des Wiener Lebens und der Gesellschaft dar. Trotz Erfolges blieb Altenberg von Spenden abhängig, zu denen seine Freunde – u.a. Karl Kraus und Adolf Loos – aufriefen. Nachdem er seine letzten zehn Lebensjahre zu einem großen Teil in Alkoholentzugs- und Nervenheilanstalten verbracht hatte, starb er 1919. Er wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Aus: Café-Chantant

“Nach der Vorstellung, Mitternacht, soupieren die Kavaliere mit den »Stars«.
Fünf junge Damen sind es, Schwestern. Vier sind hellblond, mit tiefen Scheiteln in ihren seidenen leichten Haaren. Eine ist hellbraun, mit tiefem Scheitel in ihren seidenen leichten Haaren.
Alle fünf tragen weite seidene schwarze Kleider und hellgraue Empire-Hüte mit drei schwarzen Straußfedern. Eine sechste ist in Reserve da. Plötzlich ist sie verschwunden. Wohin?! Niemand könnte es ergründen. Entführt, versunken?!?
Siehst Du, wie gut es ist, daß eine in der Reserve ist?! Gleich bestellt man einen neuen Reservisten und ein schwarzes Seidenkleid und einen Hut Empire.
Ein Graf schrieb der wunderbaren Mage einmal in ihr englisches Stammbüchlein: »Wenn Sie haben eine üble Laune, mein Herr, so nehmen Sie nicht Beechams Pillen, sondern soupieren sie mit Mage, und Ihre Krankheit wird fort sein, ganz fort.«
Viele Herren versuchten seitdem dieses einfache Mittel und allen half es. Frohen Sinn verbreitet sie wirklich, wie ein Kind bei seinen Großeltern.
Ein Baron sagte einmal während eines Soupers: »Fünf little dogs wird man euch schenken, ihr Süßen, gelbe Hündchen mit dunklen Schnäuzchen. Alle werden zu gleicher Zeit auf eurem Schoße sitzen und – – –«
»Und?!« fragten die fünf jungen Mädchen.
»Und – – –. Kleine Hunde können nichts dafür.«
Die fünf Fräulein lachten darüber wie Kanarienvögel im Sonnenlichte. Ganze Trillerketten rollten sie, wie man bei »Harzern« sich auszudrücken pflegt.
»You are ein kleines Swein,« sagte Mage zu diesem Kavaliere und tippte ihn auf seine Glatze, welche er in höchstem Maße besaß.
Die Kavaliere bestellten fünf Eierpünsche. Dafür schwärmen die jungen Fräulein. »Keinen Champagner! Keinen Rheinwein! Eierpunsch! Eierpunsch, o bitte – –!«
»Ich vermutete gar nicht, daß im Eierpunsche soviel Poesie läge«, sagte einer der Kavaliere und leckte Mages Löffelchen ab.”








Peter Altenberg (9 maart 1859 – 8 januari 1919)
Porträt von Oskar Kokoschka, 1909




Der deutsch- und tschechischsprachigee Schriftsteller Ota Filip wurde am 9. März 1930 in Schlesisch Ostrau geboren. Ota Filip arbeitete nach Abitur und Journalistik-Studium in der Tschechoslowakei als Redakteur in verschiedenen Zeitungen und im Rundfunk, ab 1960 bis Ende 1967 als Hilfsarbeiter. In dieser Zeit begann er aus Langeweile den Roman Cafe an der Straße zum Friedhof zu schreiben, für den er 1967 den Großen Preis der Stadt Ostrau erhielt. Ab 1968 arbeitete er als Verlagslektor. Ein Jahr nach der Okkupation des Landes, im Jahr 1969, wurde er wegen „Unterwühlung der sozialistischen Gesellschaft“ verurteilt und war 14 Monate inhaftiert. Danach war er als Möbelmonteur, Lastwagenfahrer und Bauarbeiter tätig. 1974 wurde er mit seiner Familie ausgebürgert und lebt seitdem als freier Schriftsteller in Oberbayern. 1986 wurde ihm der Adelbert-von-Chamisso-Preis für deutschsprachige Migrantenliteratur verliehen.

Aus: Im Licht der goldenen Stadt

Was blieb nach 1945 von der grossartigen, natürlich vorwiegend deutschsprachigen jüdischen Kultur in Prag zurück? Der alte jüdische Friedhof mitten in Prag mit seinen in vier Jahrhunderten künstlich aufgeschütteten zwölf Erdschichten, mit ebenso vielen Gräberschichten und mit mehr als 12|000 Grabsteinen, ist heute - leider - eine Touristenattraktion; es blieben die Alt-Neue Synagoge, ein jüdisches Museum, mehr als 77|000 von den Nazis ermordete böhmische Juden und dann nur Geschichten, Legenden, Märchen und Erzählungen aus einer grossen, mehr als tausendjährigen Geschichte des Prager Judentums. Und Franz Kafka? Der wird in Prag inzwischen ganz geschickt vermarktet. Es wird nicht lange dauern, und westliche Touristen werden sich in Prag schicke T-Shirts mit der Aufschrift »I love Kafka« oder Wandteller mit Kafkas traurigem Gesicht kaufen können. Erst dann wird es in Prag richtig »kafkaesk«. Aber wenn Sie Kafkas Prag erleben wollen, dann besuchen Sie Franz Kafka auf dem jüdischen Teil des Friedhofs in Prag- Olgany. Hier werden Sie bestimmt keine oder nur wenige Touristen antreffen. Der neue jüdische Friedhof kann den Besuchern nämlich nicht wie der alte, von Touristen überlaufene in der Nähe der Pariser Strasse das Grab des legendären Prager Rabbi Loewy bieten, der den berühmten Golem schuf (Gustav Meyrink schrieb 1915 über den Golem einen herrlichen Roman), auch keine Berühmtheiten aus der Geschichte des Prager Ghettos, sondern nur den schlichten Grabstein mit Franz Kafkas Namen, mit den Namen seiner Eltern und Schwestern, und dann die Stille zwischen den schwarzen, von wilden Holundersträuchern überwachsenen Marmorsteinen mit ihren goldenen, längst vergessenen Namen von einst ehrwürdigen jüdischen Familien aus Prag und Umgebung. Die Geschichte wiederholt sich nicht, nicht einmal die Geschichte einer Literatur. Diese Regel trifft auch auf die Geschichte der grossartigen deutschen oder deutschsprachigen Literatur in Prag zu."







Ota Filip (Ostrau, 9 maart 1930)

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