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Freitag, 9. Januar 2009

Simone de Beauvoir, Klaus Schlesinger, Benjamin Lebert

Die französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir wurde am 9. Januar 1908 in Paris geboren. Während ihres Studiums an der Sorbonne lernte sie 1929 ihren Lebensgefährten, den existentialistischen Philosophen Jean-Paul Sartre kennen. Wie weit die beiden einander in ihrem philosophischen Schaffen beeinflusst haben, bleibt bis heute unklar. Beide lebten sie im Quartier Montparnasse, jedoch in getrennten Wohnungenund führten zeitlebens eine offene Beziehung. Ihr Welterfolg Das andere Geschlecht erschien im Jahr 1949 und machte sie zur Vorzeigeintellektuellen Frankreichs. Sie wurde von Regierungen eingeladen und reiste in ganz Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika, im Nahen und Fernen Osten, in die UdSSR und nach China. Über ihre Reiseerfahrungen schrieb sie in Reportagen und Tagebüchern. 1954 erhielt sie den renommierten Prix Goncourt für ihren Roman Les Mandarins (Die Mandarins von Paris). Sie engagierte sich gemeinsam mit Sartre gegen den Vietnam- und den Algerienkrieg. Daneben verfolgte sie konsequent ihren eigenen Weg, übernahm die Redaktion der linken Zeitschrift Les Temps Modernes und engagierte sich im Feminismus. Ab den 1970er Jahren stellte sie sich „à disposition du mouvement féministe international“ („der internationalen Frauenbewegung zur Verfügung"). Als eine der Ersten trat sie für die Straffreiheit der Abtreibung ein.

Aus: Das andere Geschlecht

„Die Auseinandersetzung wird so lange dauern, als Mann und Frau sich nicht als ihresgleichen anerkennen, d. h. solange sich das Frauentum als solches weiter fortsetzt [...]
In der Tat finden die Männer in ihrer Gefährtin einen besseren Komplizen, als der Unterdrücker üblicherweise im Opfer seiner Unterdrückung findet [...] Die ganze Gesellschaft [...] lügt sie [die Frau] an, wenn sie den hohen Wert der Liebe, der Ergebenheit, der Selbsthingabe predigen und ihr dabei verheimlichen, dass weder der Geliebte noch der Ehemann noch die Kinder geneigt sind, eine solch drückende Last zu ertragen [...] Und darin liegt das schlimmste Verbrechen, das gegen sie begangen wird. Von Kindheit an und ihr ganzes Leben lang verwöhnt, verdirbt man sie, indem man ihr als ihre Berufung jene Selbstaufgabe hinstellt, die jeden Existierenden versucht, der sich vor seiner Freiheit ängstigt [...]
Es muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass es in der menschlichen Gesellschaft nichts Natürliches gibt und die Frau unter anderm ein Zivilisationsprodukt ist [...] Der Abgrund, der das junge Mädchen vom jungen Mann trennt, ist von den ersten Tagen ihrer Kindheit an ganz bewusst geschaffen worden. Später kann man nicht mehr verhindern, dass die Frau das ist, wozu man sie gemacht hat [...]
Wenn das junge Mädchen vom zartesten Kindesalter an mit dem gleichen Anspruch und der gleichen Anerkennung, mit der gleichen Strenge und der gleichen Freiheit wie ihre Brüder erzogen würde, wenn sie an denselben Studien, denselben Spielen teilnähme, wenn ihr dieselbe Zukunft offenstände, wenn sie von Männern und Frauen umgeben wäre, die ihr unbedingt gleichwertig erschienen, dann würden sich der Kastrations-Komplex und der Ödipus-Komplex von Grund auf ändern. Wenn die Mutter mit derselben Berechtigung wie der Vater die materielle und moralische Verantwortung für das Paar übernähme, würde sie dasselbe bleibende Ansehen genießen. Das Mädchen würde um sich herum eine mann-weibliche und keine männliche Welt empfinden [...] Die Erotik, die Liebe gewännen den Charakter einer freien Überschreitung und nicht den einer Selbstaufgabe...“






Simone de Beauvoir (9. Januar 1908 – 14. April 1986)





Der deutsche Schriftsteller und Journalist Klaus Schlesinger wurde am 9. Januar 1937 in Berlin geboren. Schlesinger absolvierte 1951 bis 1957 eine Ausbildung als Chemielaborant und begann daneben 1956-57 ein Studium als Chemieingenieur in Westberlin, das er abbrechen musste. Danach arbeitete er als Lebensmittelchemiker und 1958-64 als Chemielaborant am Institut für Virologie der Berliner Charité. 1972 absolvierte Schlesinger einen Fernkurs am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig und wurde 1973 Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. Die gemeinsam mit Ulrich Plenzdorf und Martin Stade im Selbstverlag geplante Veröffentlichung einer Anthologie junger DDR-Autoren unter dem Arbeitstitel "Berliner Geschichten" wurde von der Staatssicherheit durch gezielte "operative Maßnahmen" verhindert. Schlesinger wurde seit dieser Zeit von der Staatssicherheit observiert. Nach Beteiligung an mehreren Protestschreiben (gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, für die im Zusammenhang der Biermann-Proteste Verhafteten 1977 und gegen die Anwendung des Devisengesetzes gegen Robert Havemann, Wolfgang Hilbig und Stefan Heym) wurde er am 7. Juni 1979 - gemeinsam mit Kurt Bartsch, Adolf Endler, Stefan Heym, Karl-Heinz Jakobs, Klaus Poche, Rolf Schneider, Dieter Schubert und Joachim Seyppel - aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen. Daraufhin übersiedelte er 1980 mit einem dreijährigen Reisevisum nach Westberlin. Dort war er 1982 bis 1992 in der Hausbesetzer-Szene (Potsdamer Straße) aktiv. 2000 wurde Schlesinger Mitglied der Akademie der Künste und erhielt den Erich-Fried-Preis.

Aus: Die Seele der Männer

„Mit Frauen hatte Brehm keine Probleme. Wenns darum geht, sagte er zu Andre auf dem Hof vor der Lackkammer in seinem lässigsten Tonfall, könnte er an jedem Finger zehn haben. Aber woher weiß man, welche die richtige ist?
Sie saßen auf Harzfässern, baumelten mit den Beinen und pafften den Rauch ihrer Zigaretten in den dunstigen Morgen. Eben hatte Brehm das Protokoll für die laufende Charge überbracht, von ihm selbst unterzeichnet. Seit er allein im Labor war, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Protokolle eigenhändig zu unterzeichen, auch wenn er noch Stift war. Jedesmal, wenn er seinen Namen in die rechte untere Ecke setzte, fühlte er sich ein Stück gewachsen.
Gerade weil es so viele sind, ist es schwer, sagte André, der trotz der Kühle nur ein Turnhemd trug, das seine tätowierten, außergewöhnlich muskulösen Oberarme sehen ließ.
Brehm wiegte den Kopf. Er wollte auf ein bestimmtes Thema hinaus, wußte aber nicht, wie, und warf so leicht hin, ob André denn nie Schiß habe.
Wovor Schiß? Daß du hängenbleibst bei einer?
Brehm zog an seiner Zigarette.
Abhauen kannst du jederzeit, sagte André.
Das meinte Brehm nicht. Brehm meinte, daß man sich eine Menge einfangen kann, heutzutage. Davor hatte er Schiß.
André lachte auf. Dafür gibts doch Mittel. In jeder Apotheke. Sogar im Seifenladen.
Aber, sagte Brehm zögernd, manchmal kommts ja ganz plötzlich, und du hast nichts bei, ich meine, zur Sicherheit.
Aus der halboffenen Tür zur Lackkammer hörte man die Hammerschläge, mit denen der lange Adolf die Ringe von den Kunstharzfässern schlug, deren Dauben sich dann sprungartig öffneten, als blühten sie auf.
Kein Problem, sagte André. Brehm dürfe nur nicht vorher Wasser lassen. Nie Wasser lassen vorher! Und wenn du mit allem fertig bist, gehst du um die Ecke, hältst die Vorhaut zu und schiffst los! Verstehst du?
Brehm nickte, obgleich er nichts verstand.“






Klaus Schlesinger (9. Januar 1937 – 11. Mai 2001)





Der deutsche Schriftsteller Benjamin Lebert wurde am 9. Januar 1982 in Freiburg im Breisgau geboren. Lebert ist ein Sohn des Journalisten Andreas Lebert; seine Großeltern sind die Autoren Ursula und Norbert Lebert. Sein Vater war Mitbegründer der Jugendbeilage Jetzt der Süddeutschen Zeitung. Für diese Jugendbeilage schrieb Benjamin einige Beiträge. Durch diese Beiträge wurde die Verlagslektorin Kerstin Gleba (Kiepenheuer & Witsch) auf Benjamin aufmerksam und ermutigte ihn, einen ganzen Roman zu schreiben. In dem autobiografisch geprägten Werk Crazy verarbeitet er typische Adoleszenz-Probleme, aber auch seine Behinderung, Lebert ist halbseitig gelähmt. Nach dem Erfolg seines Erstlings gab der 17-jährige Lebert Kurse an der New York University für Creative Writing. Seit dem sind Der Vogel ist ein Rabe (2003) und Kannst du (Juni 2006) erschienen. Lebert ist Gründungsmitglied des Lübecker Literaturtreffens.

Aus: Crazy

„Mit sechzehn sollte man eigentlich schon gelernt haben, ein Geodreieck zu halten", stellt Mathelehrer Rolf Falkenstein fest. Er gibt es mir zurück, ohne mir beim Zeichnen des Kongruenzsatzbeweises geholfen zu haben. Pech gehabt. Hier sitze ich also an meinem ersten Schultag. Ich schüttle den Kopf.
Dabei hatte eigentlich doch alles recht gut angefangen. Die ersten Stunden, Französisch und Englisch, waren gut gelaufen, ich hatte die so berühmte Vorstellungsarie, die ich so hasse, hinter mich gebracht. Es war die übliche Sache. Vor die Klasse treten, nicht wissen, wohin mit den Händen, und sagen: Hallo Leute. Ich heiße Benjamin Lebert, bin sechzehn Jahre alt, und ich bin ein Krüppel. Nur damit ihr es wißt. Ich dachte, es wäre von beiderseitigem Interesse.
Die Klasse 8B, in der ich mich nun befinde, hat recht ordentlich darauf reagiert: ein paar verstohlene Blicke, ein wenig Gekicher, eine erste schnelle Einschätzung meiner Person. Für die Jungen war ich nun einer der alltäglichen Idioten, mit denen man nicht mehr rechnen mußte, und für die Mädchen war ich schlicht gestorben. Soviel hatte ich erreicht.
Französischlehrerin Heide Bachmann sagte, daß es im Internat Schloß Neuseelen nicht darauf ankäme, ob man eine Behinderung habe oder nicht. In Neuseelen käme es auf liebevolle und konsequent verbindliche Werte und soziale Kompetenzen an. Gut zu wissen.
Die Klasse 8B ist nicht groß: zwölf Schüler. Mich eingeschlossen. In den staatlichen Schulen sieht das anders aus. Da sind es immer um die fünfunddreißig. Aber die müssen schließlich auch nicht zahlen. Hier zahlen wir. Und zwar bis es kracht.“






Benjamin Lebert (Freiburg im Breisgau, 9. Januar 1982)

Donnerstag, 8. Januar 2009

Waldtraut Lewin, Juan Marsé

Die deutsche Schriftstellerin und Dramaturgin Waldtraut Lewin wurde am 8. Januar 1937 in Wernigerode geboren. Nach dem Schulabschluss studierte Waldtraut Lewin von 1951 bis 1961 Germanistik, Latein und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1964 machte sie ihren Abschluss als Diplomphilosophin. Von 1961 bis 1973 war Waldtraut Lewin als Musikdramaturgin, Opernübersetzerin und Regisseurin am Landestheater Halle tätig. 1970 wurde sie für ihr musikalisches Schaffen mit dem Händelpreis des Rates des Bezirks Halle geehrt. 1973 übernahm sie eine Stelle als Opernregisseurin und Chefdramaturgin für Musiktheater am Volkstheater Rostock. Während ihrer Tätigkeit als Dramaturgin übersetzte sie insgesamt sechzehn italienische Opern Georg Friedrich Händels und schrieb das Libretto für die erste ostdeutsche Rockoper. 1971 veröffentlichte Waldtraut Lewin mit Herr Lucius und sein schwarzer Schwan ihren ersten Roman. Sechs Jahre später gab sie ihre Stelle in Rostock auf um sich fortan als freiberufliche Autorin nur noch der Schriftstellerei zu widmen. Seit 1978 lebt sie als freischaffende Autorin von Romanen, Novellen, Jugendromanen, historischen Jugendromanen, Hörspielen, Libretti, Drehbüchern und Sachbüchern.

Aus: Goethe

“"Rätin, er lebt!"
Die Konstellation war glücklich: die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig, Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig; nur der Mond, der soeben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen."
Es herrscht helle Aufregung im Haus am Hirschgraben zu Frankfurt an diesem 28. August 1749. Die junge Frau des Hauses liegt in den Wehen, es ist ihr erstes Kind und die Geburt ist alles andere als einfach. Schon am 25. August hatten die Schmerzen eingesetzt und immer noch hat die Quälerei kein Ende.
Unruhig geht Johann Caspar Goethe in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Nicht auszudenken, wenn seiner Frau etwas zustoßen sollte! Sie sind gerade ein Jahr miteinander verheiratet und Catharina Elisabeth ist einundzwanzig Jahre jünger als ihr Mann. Johann Caspar liebt seine Frau, seine "Caja", wie er sie nennt, aber ein bisschen väterlich ist sein Verhältnis zu ihr wohl auch. Immerhin hat er mit einer Heirat gewartet, bis er achtunddreißig Jahre alt war. Da war man schon fast ein "Hagestolz", ein eingefleischter Junggeselle.
Die Schreie Elisabeths dringen bis in sein Arbeitszimmer. Caspar Goethe ist am Ende mit den Nerven. Er ist ein Mann, der bekannt ist für seinen Ernst, für seine gravitätische Würde. Aber nun möchte er am liebsten fort, einfach aus dem Haus laufen, bis alles vorbei ist. Jedoch wenn er an die durchdringenden Augen seiner Schwiegermutter denkt, die seit zwei Tagen hier im Hause ist und ihrer Tochter in diesen Stunden beisteht, kommt ihm diese Idee nicht sehr glücklich vor. Mit seinen Schwiegereltern, den Textors, darf es sich Caspar auf keinen Fall verderben. Das sind hoch angesehene Frankfurter Bürger. Der Vater seiner Frau hat das Amt eines Stadtschultheißen, das heißt, er ist Bürgermeister und außerdem, genau wie Johann Caspar selbst, Jurist. Die Mutter nun gar ist eine Person, die ihre Ahnenreihe bis auf den berühmten mittelalterlichen Maler Lucas Cranach zurückführen kann. Und: Sie hat Haare auf den Zähnen. Caspar hat ziemlichen Respekt vor ihr, vor ihrer scharfen Zunge, ihrem Witz und vor allem vor dem Blick dieser Augen.”






Waldtraut Lewin (Wernigerode, 8. Januar 1937)





Der spanische Schriftsteller Juan Marsé (eigentlich Juan Faneca Roca) wurde am 8. Januar 1933 in Barcelona geboren. Er war ein schlechter Schüler und begann als Jugendlicher in einem Juweliergeschäft zu arbeiten Seine ersten Erzählungen veröffentlichte er 1958 in den Zeitschriften Ínsula und El Ciervo. Ein Jahr darauf erhielt er bereits seinen ersten literarischen Preis, den „Sésamo de cuentos“ für seine Erzählung „Nada para morir“. 1960 erschien sein erster Roman, Encerrados con un solo juguete. Von 1959 bis 1962 lebte er in Paris, wo er als Spanischlehrer, Übersetzer und Laborgehilfe am Institut Pasteur tätig war. Anschließend kehrte er nach Barcelona zurück und war er in der Werbebranche sowie als Verfasser von Filmdrehbüchern tätig; als Journalist war er Chefredakteur der Zeitschriften Boccaccio und Por favor. Die 1990er Jahre brachten seinen internationalen Durchbruch als Schriftsteller: 1990 erhielt er den Literaturpreis „Premio Ateneo de Sevilla“ für den Roman El amante bilingüe (der später auch verfilmt werden sollte); 1994 wurden ihm für El embrujo de Shanghai der „Premio de la Crítica“ und der „Aristeion-Preis“ zugesprochen.

Aus: Das rote Strumpfband auf dem braunen Schenkel (Übersetzt von Hans-Gerd Koch und Susanne Schüssler)

“Nach dem Abendessen, während sie gelangweilt in einen sauren Apfel biß, brachte Nieves den Müll hinunter auf die Straße. Sie trug ihren Bademantel und hochhackige schwarze Schuhe mit zwei schmalen, gekreuzten Riemen über den Zehen. Sie warf die Mülltüte und den Apfel in den Eimer und blieb eine Weile mit verschränkten Armen stehen, um einem prächtigen Kater zuzuschauen, der im Rinnstein saß und sich das Geschlecht leckte. Noch nie hatte sie einen Kater so etwas mitten auf der Straße tun sehen.
Als sie wieder in den Hausflur trat, versperrte ihr ein Mann den Weg, der ein Küchenmesser gezückt hielt.
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Schreien Sie nicht, dann passiert Ihnen nichts.«
»Ich habe kein Geld bei mir ...«
»Ich will kein Geld.« Der Mann trat hinter sie, und sie spürte schwach seinen Atem. Außerdem spürte sie die Messerspitze auf einer ihrer Hinterbacken.
»Gehen Sie zur Treppe und steigen Sie hinauf.«
Nieves gehorchte. Ihre Knie zitterten; sie verlor einen Schuh und tastete auf dem Boden, bis sie ihn wieder am Fuß hatte.
»Schöne Schuhe haben Sie«, sagte er.
»Bitte tun Sie mir nichts.«
»Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.«
»Wohin bringen Sie mich?«
»In Ihre Wohnung. Ich weiß, daß Sie allein leben. Wir könnten den Aufzug nehmen, aber das werden wir nicht tun. Im Aufzug müßte ich Sie auf der Stelle vergewaltigen. Außerdem leide ich an Klaustrophobie.«
»Ich wohne im vierten Stock, im sechsten eigentlich.«
»Ich weiß. Gehen Sie.«
»Ich mache, was Sie wollen, aber bitte tun Sie mir nichts.«
Sie hatte sein Gesicht kaum gesehen, aber doch bemerkt, daß er sehr jung war. Ein hochgeschossener Junge, mit großen Händen und einer Stirnlocke. Die Messerklinge war ungefähr zwanzig Zentimeter lang.
»Werden Sie brav sein«, fragte er, als sie im dritten Stock waren, »und nett zu mir auch?«
»Ja, ja.«
Sie hoffte, auf der Treppe einem der Nachbarn zu begegnen, damit der Vergewaltiger erschrak und das Weite suchte. Aber nein. Schwer atmend betraten sie die Wohnung und gingen ins Wohnzimmer. Es war eine kleine Wohnung, stickig und unaufgeräumt, mit einem kleinen Balkon zur Straße; das einzige Licht kam vom Fernseher, der ohne Ton lief, und von einer Stehlampe neben dem Sofa."






Juan Marsé (Barcelona, 8. Januar 1933)

Mittwoch, 7. Januar 2009

Max Gallo, Zora Neale Hurston

Der französische Schriftsteller, Historiker und Politiker Max Gallo wurde am 7. Januar 1932 in Nizza als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er hat sich als Romancier und Historiker einen Namen gemacht. Eine zeitlang war er Pressesprecher Mitterrands. Gallo ist seit 2007 Mitglied der Academie francaise. Der Sohn italienischer Einwanderer war zu Beginn seiner Karriere als Journalist tätig. Während dieser Zeit war er bis 1956 Mitglied der Parti communiste français. Später unterstützte er die Parti socialiste. Vom 23. März 1983 bis 18. Juni 1984 war er Regierungssprecher der französischen Regierung unter Premierminister Pierre Mauroy, von 1984 bis 1994 Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Aus: Robespierre (Übersetzt von Pierre Bertaux und Bernd Witte)

„In der bis zum letzten Platz gefüllten Kapelle der Jakobiner, in der gespanntes Schweigen herrscht, verwirft Maximilien mit einem Satz die These von der Entführung. »Nicht meiner Person«, beginnt er, »müßte die Flucht des obersten Beamten als katastrophales Ereignis erscheinen. Der heutige Tag könnte der schönste der Revolution sein, er kann es immer noch werden.« Dann ruft er zum Handeln auf, womit er sich der Initiative der Cordeliers anschließt, und schleudert seine Anklagen heraus: »Der König hat, um seinen Posten im Stich zu lassen, einen Augenblick gewählt . . .« Und er läßt eine lange Liste von Umständen folgen, die es dem König erlauben werden, »die Nation auszuhungern«. Dennoch fürchtet Maximilien nicht so sehr, daß »alle Briganten Europas sich gegen uns zusammentun«. »Mitten unter uns jedoch, in dieser Hauptstadt, hat der flüchtige König seine Helfer zurückgelassen, auf die er rechnet, um seine Rückkehr zum Triumphzug zu machen.« Es sind diese Helfer, die Maximilien in Unruhe versetzen. Er möchte »seinen Schrecken mitteilen«, denn, und dieser Satz zielt auf La Fayette, die Truppen haben Anführer, die »es fertiggebracht haben, daß man einem Bouillé für die Bartholomäusnacht unter den Patrioten von Nancy eine öffentliche Danksagung beschlossen hat«. Schließlich kündigt er die Ankunft der Abgeordneten an und ruft aus: »Die Nationalversammlung, so behaupte ich heute, hat in zwanzig Dekreten vorgegeben, die Flucht des Königs eine Entführung zu nennen. Wollt ihr noch mehr Beweise dafür, daß die Nationalversammlung die Interessen der Nation verrät?«





Max Gallo (Nizza, 7. Januar 1932)





Die amerikanische Schriftstellerin und Anthropologin Zora Neale Hurston wurde am 7. Januar 1891 in Notasulga, Alabama geboren. Sie kam aus einer traditionsbewussten schwarzen Gemeinschaft. Ihre Mutter starb, als sie erst neun Jahre alt war. Mit 14 verließ sie ihr Zuhause.1925 kam sie nach New York. Sie trat in Kontakt mit den Schriftstellern der so genannten Harlem Renaissance und veröffentlichte erste Essays und Kurzgeschichten unter anderem im Fire!!-Magazin. Dank eines Stipendiums konnte sie bei Franz Boas Anthropologie studieren. Während vier Jahren betrieb sie ethnographische Feldstudien: In Florida, Alabama, Louisiana und auf den Bahamas sammelte sie Geschichten, Lieder und Gebete der schwarzen Bevölkerung. Nach der Veröffentlichung von Mules and Men bekam sie von der Guggenheim-Stiftung einen Forschungsauftrag, der sie in die Karibik führte. Schließlich entschied sich Zora Neale Hurston jedoch für die Schriftstellerei. In den 1930er Jahren gehörte sie zu den bedeutendsten Personen der afroamerikanischen Literatur. In ihren Werken verarbeitete sie ihre Erfahrungen und Erinnerungen an das ländliche Leben der Schwarzen im Amerika der Jahrhundertwende.


Aus: Their Eyes Were Watching God

„Ships at a distance have every man's wish on board. For some they come in with the tide. For others they sail forever on the horizon, never out of sight, never landing until the Watcher turns his eyes away in resignation, his dreams mocked to death by Time. That is the life of men.
Now, women forget all those things they don't want to remember, and remember everything they don't want to forget. The dream is the truth. Then they act and do things accordingly.
So the beginning of this was a woman and she had come back from burying the dead. Not the dead of sick and ailing with friends at the pillow and the feet. She had come back from the sodden and the bloated; the sudden dead, their eyes flung wide open in judgment.
The people all saw her come because it was sundown. The sun was gone, but he had left his footprints in the sky. It was the time for sitting on porches beside the road. It was the time to hear things and talk. These sitters had been tongueless, earless, eyeless conveniences all day long. Mules and other brutes had occupied their skins. But now, the sun and the bossman were gone, so the skins felt powerful and human. They became lords of sounds and lesser things. They passed nations through their mouths. They sat in judgment.“






Zora Neale Hurston (7. Januar 1891 – 28. Januar 1960)

Dienstag, 6. Januar 2009

Carl Sandburg, Khalil Gibran

Der amerikanische Dichter, Journalist und Historiker Carl August Sandberg wurde am 6. Januar 1878 in Galesburg in Illinois geboren. Als Dichter war er eine der wichtigsten Personen der „Chicago Renaissance“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei verwendete er vielfach die Sprache der Arbeiterklasse des Mittleren Westens („The Chicago Race Riots“ 1919, „The People, Yes“ 1936); er sammelte auch amerikanische Folksongs („The American Songbag“ 1927, „New American Songbag“ 1950). Für seine Gesammelten Gedichte erhielt er ebenfalls einen Pulitzer-Preis. Bekannt waren auch seine Kindergeschichten (ursprünglich für seine eigenen Töchter) „Rootabaga Stories“ von 1920 und „Rootabaga Pigeons“ von 1923, in denen er statt wie in europäischen Märchen Ritter und Feen den Hintergrund des amerikanischen Mittleren Westens („Rootabaga Country“) verwendete. Ebenfalls in Chicago begann er seine berühmte Lincoln-Biographie: sechs Bände von „Lincoln – The Prairie Years“ 1926 bis „Lincoln – the war years“ 1939 sowie eine Lincoln Biographie für Kinder „Abe Lincoln grows up“ 1928 und eine Biographie von Lincoln´s Ehefrau Mary Lincoln 1932. 1940 erhielt er für „Lincoln – the war years“ den Pulitzer-Preis für Geschichte. 1959 erhielt er einen Grammy für seine Aufnahme von Aaron Coplands „Lincoln Portrait“ mit den New Yorker Philharmonikern. Sein einziger Roman „Remembrance Rock“ erschien 1948. Er schrieb auch autobiographische Werke („Always the young strangers“ 1953, „Ever the winds of change“ 1983).



At a Window

Give me hunger,
O you gods that sit and give
The world its orders.
Give me hunger, pain and want,
Shut me out with shame and failure
From your doors of gold and fame,
Give me your shabbiest, weariest hunger!

But leave me a little love,
A voice to speak to me in the day end,
A hand to touch me in the dark room
Breaking the long loneliness.
In the dusk of day-shapes
Blurring the sunset,
One little wandering, western star
Thrust out from the changing shores of shadow.
Let me go to the window,
Watch there the day-shapes of dusk
And wait and know the coming
Of a little love.



Flanders

Flanders, the name of a place, a country of people,
Spells itself with letters, is written in books.

"Where is Flanders?" was asked one time,
Flanders known only to those who lived there
And milked cows and made cheese and spoke the home language.

"Where is Flanders?" was asked.
And the slang adepts shot the reply: Search me.

A few thousand people milking cows, raising radishes,
On a land of salt grass and dunes, sand-swept with a sea-breath on it:
This was Flanders, the unknown, the quiet,
The place where cows hunted lush cuds of green on lowlands,
And the raw-boned plowmen took horses with long shanks
Out in the dawn to the sea-breath.

Flanders sat slow-spoken amid slow-swung windmills,
Slow-circling windmill arms turning north or west,
Turning to talk to the swaggering winds, the childish winds,
So Flanders sat with the heart of a kitchen girl
Washing wooden bowls in the winter sun by a window."







Carl Sandburg (6. Januar 1878 – 22. Juli 1967)





Der libanesisch-amerikanische Maler, Philosoph und Dichter Kahlil Gibran wurde am 6. Januar 1883 in Bischarri, Libanon geboren. Gibran emigrierte 1895 mit seiner Mutter, Schwestern und Halbbruder nach Boston in die USA. Gibran studierte 1897 nach Rückkehr in den Libanon Kunst, Französisch und Arabisch und arabische Literatur. 1899 kehrte er über Paris wieder nach Boston zurück. 1903 starben seine Mutter, sein Halbbruder Butrus und seine jüngere Schwester Sultanah an Tuberkulose. 1904 hatte er erste Erfolge als Maler. Ab 1908 studierte er in Paris Kunst und europäische Literatur. 1912 zog er nach New York. Der autobiografische Roman Gebrochene Flügel (Broken Wings) erschien im selben Jahr. 1918 erschien Der Narr (The Madman), das erste Buch, das er in englischer Sprache verfasst hatte. Er war Gründungspräsident der literarischen Vereinigung Arrabitah. Er gehörte der christlichen Kirche der Maroniten an. Am 10. April 1931 starb er in New York an Leberkrebs und wurde in seinem Geburtsort im Libanon beigesetzt. Sein Werk wird als Bindeglied der philosophischen Richtungen des Orients, z. B. des Sufismus, und der westlichen, durch das Christentum beeinflussten Philosophien gesehen. Der Prophet, erschienen 1923, gilt als Hauptwerk und zugleich als bekanntestes Werk Gibrans.


Aus: The Prophet

„Then said Almitra Speak to us of Love.
And he raised his head and looked upon the people,and there fell a stillness upon them
And with a great voice he said:
When Love beckons to you, follow him,
Though his ways are hard and steep
And when his wings enfold you yield to him,
Though the sword hidden among his pinions may wound you.
And when he speaks to you believe in him,
Though his voice may shatter your dreams as the North wind lays waste the garden.
For even as love crowns you so shall he crucify you.
Even as he is for your growth so he is for your pruning
Even as he ascends to your height and caresses your tenderest branches that quiver in the sun,
So shall he descend to your roots and shake them in their clinging to the earth.
Like sheaves of corn he gathers you unto himself.
He threshes you to make you naked
He sifts you to free you from your husks.
He grinds you to whiteness.
He kneads you until you are pliant;
And then he assigns to you his sacred fire, that you may become sacred bread for God's sacred feast.
And these things shall love do unto you that you know the secrets of your heart,
And in that knowledge become a fragment of Life's Heart.
But if in your fear you would seek only love's peace and love's pleasure,
Then it is better for you that you cover your nakedness and pass out of Love's threshing floor,
Into the seasonless world where you shall laugh, but not all of your laughter, and weep, but not all of your tears.
For Love gives naught but itself and takes naught but from itself.
Love possesses not nor would it be possessed;
For Love is sufficient unto Love."






Khalil Gibran (6. Januar 1883– 10. April 1931)

Montag, 5. Januar 2009

Umberto Eco, Friedrich Dürrenmatt

Der italienische Kritiker, Essayist, Schriftsteller und Semiologe Umberto Eco wurde am 5. Januar 1932 in Alessandria geboren. Im Alter von 22 Jahren erwarb er den Hochschulabschluß an der Universität Turin mit einer Magisterarbeit über die Lehre der Ästhetik des Thomas von Aquin; 1956 erschien der Band „Die Frage der Ästhetik beim Heiligen Thomas“. Nachdem Eco von 1954 bis 1959 als Kulturredakteur beim staatlichen Fernsehen RAI tätig war, lehrte er in den sechziger Jahren zuerst an der Philosophischen Fakultät der Universtiät Mailand, später an der Fakultät für Architektur der Universität Florenz und schließlich am Politechnikum in Mailand. Umberto Eco war außerdem Mitglied der Gruppe 63, in deren Kreis er sich als brillanter und herausragender Theoretiker erwies.
Von 1959 bis 1975 arbeitete er als Senior Editor im Verlagshaus Bompiani. Im Jahre 1975 wurde er als Professor für Semiotik an die Universität Bologna berufen, wo er eine lebhafte und streitbare Schule gründete. 1980 debütierte Eco mit dem aufsehenerregenden Roman „Der Name der Rose“, der ein internationaler Erfolg wurde und 1986 mit Sean Connery in der Hauptrolle in die Kinos kam. Seitdem ist Umberto Eco einer der meistgelesenen Romanautoren der Gegenwart, und auch die folgenden Romane „Das Foucaultsche Pendel “, „Die Insel des vorigen Tages“ und „Baudolino“ sind Bestseller in der ganzen Welt.

Aus: Im Namen der Rose

„Wir traten in die dritte Seitenkapelle. Der Sockel des steinernen Altars gemahnte wirklich an ein Ossarium, eine Reihe von Totenschädeln mit leeren Augenhöhlen ließen den Betrachter erschauern. Unter den Schädeln häuften sich, in wunderbarem Relief aus dem Stein gehauen, zahllose Gebebeine. William wiederholte leise die Worte, der er von Alinardus vernommen (vierter Schädel von rechts, drück in die Augen?(, führte zwei gespreizte Finger in die tiefen Augenhöhlen des entsprechenden Totenkopfes, und sogleich ertönte ein dumpfes Knirschen. Der Altar bewegte sich. Langsam drehte er sich um einen verborgenen Zapfen und gab eine dunkle Öffnung frei. Im Schein der Lampe erkannten wir feuchte Stufen. Wir stiegen behutsam hinunter, nachdem wir uns kurz beraten hatten, ob wir den Eingang hinter uns schließen sollten. Lieber nicht, hatte William gemeint, denn wer weiß, ob wir ihn hinterher wieder öffnen könnten. Und dass uns jemand zufällig entdecken würde, sein wohl auszuschließen, denn wer um diese Zeit hierher käme, kenne gewiss den Mechanismus und werde sich nicht von einem geschlossen Eingang abhalten lassen.
Nach zehn bis zwölf Stufen gelangten wir in einen schmalen Gang, in dessen Seitenwänden sich waagerechte Nischen auftaten, wie ich sie später in vielen Katakomben sah. Doch es war das erste Mal, dass ich ein Ossarium betrat, und mir pochte das Herz bis zum Hals vor Schauder. Die Gebeine zahlloser Mönche waren im Lauf der Jahrhunderte hier versammelt worden, aus der Erde gegraben und aufgehäuft in den Nischen, ohne dass man versucht hätte, sie gemäß ihrer natürlichen Ordnung im Körper zu legen. Einige Nischen enthielten nur winzige Knochen, andere nur Schädel, säuberlich zu Pyramiden gestapelt. Wahrlich ein schreckenerregender Anblick, zumal im flackernden Wechselspiel von Schatten und Licht, das meine Lampe hervorrief, während wir uns Schritt für Schritt durch den Gang vorantasteten. In einer Nische sah man nur Hände, unzählige Knochenhände, die Finger unentwirrbar verschränkt zu einem reglosen Totenreigen. Ein Schrei entfuhr mir, als ich plötzlich zwischen all diesen Gebeinen etwas Lebendiges wahrzunehmen vermeinte, ein Pfeifen und rasches Huschen im Dunkel.“






Umberto Eco (Allasandria, 5. Januar 1932)





Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Schweizer Dorf im Kanton Bern, geboren. Sein Vater war protestantischer Pfarrer des Dorfes. Noch in Konolfingen begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manche seiner Stücke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. 1976 und 1985 wurden seine Bilder in Neuchatel, 1978 auch in Zürich ausgestellt. Trotzdem begann er im Jahr 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik zu studieren, zunächst in Zürich, aber schon nach einem Semester in Bern. Er hatte es mit dem Studium nicht besonders eilig und entschied sich wohl schon 1943, nicht die akademische, sondern die schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen. Sein erstes veröffentliches Stück entstand 1945/46: Es steht geschrieben. 1947 fand die Urraufführung statt. 1950 entstand sein Theaterstück Die Ehe des Herrn Mississippi, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte. Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie Der Besuch der alten Dame. Die Physiker, er bezeichnete dieses Werk ebenfalls als Komödie, wurde das erfolgreichste Theaterstück in der Theatersaison 1962/63 und 1982/83. Dürrenmatt erhielt etliche Preise für sein Schaffen, das neben Theaterstücken, Detektivromanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst. Da wäre zum Beispiel 1959 der Mannheimer Schillerpreis, 1960 der Grosse Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und 1977 die Buber-Rosenzweig-Medaille in Frankfurt. 1969 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Temple University in Philadelphia verliehen und er erhielt Ehrenpomotionen in Jerusalem und Nizza. In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

Aus: Der Verdacht

„... Es haftet dieser Gestalt, die ungezählte Opfer auf dem Ruhigen Gewissen hat, etwas Legendenhaftes und Illegales an, als ob sich auch die Nazis ihrer geschämt hätten. Und doch lebte Nehle, und niemand hat je gezweifelt, daß er existierte, nicht einmal die ausgekochtesten Atheisten; den an einen Gott, der die teuflischen Qualen ausheckt, glaubt man am schnellsten. So haben wir denn dazumal in den Konzentrationslagern immer von ihm gesprochen, wenn auch mehr wie von einem Gerücht als von einem der bösesten und unbarmherzigsten Engel in diesem Paradies der Richter und Henker... Die wenigen Häftlinge, die Torturen überstanden, wurden von der SS niedergemacht, als die Russen kamen, die dafür an den Wärtern die Gerechtigkeit vollzogen und sie aufknüpften: Nehle jedoch befand sich nicht unter den Galgenvögeln. Er mußte vorher das Lager verlassen haben. Der Mann, der mich Schmerzen hat spüren lassen, war verschwunden. Mir wurde diese unerhörte Ehre zuteil. Er hat mich operiert. Auch ich habe mich auf den blutigen Schragen gelegt, sah Nehles Messer und Zangen im Lichte des Scheinwerfers schattenhaft über mir und tauchte dann unter in die unendlich abgestuften Spiegelkabinette der Schmerzen... Auch ich ging zu ihm in der Hoffnung, doch noch einmal davonzukommen, doch noch einmal dieses gottverfluchte Lager zu verlassen... Als ich als einziger eine sinnlose Magenresektion überstand, ließ er mich gesundpflegen und schickte mich nach Buchenwald zurück, das ich jedoch nach endlosen Transporten nie erreichen sollte ...“






Friedrich Dürrenmatt (5. Januar 1921 – 14. Dezember 1990)

Sonntag, 4. Januar 2009

Emil Zopfi, Svend Fleuron

Der Schweizer Schriftsteller Emil Zopfi wurde am 4. Januar 1943 in Wald geboren. Er studierte nach einer Berufslehre zum Fernmelde- und Elektronikapparatemonteur Elektrotechnik am Technikum Winterthur und arbeitete als Programmierer und Systemingenieur. Zopfi führt mit seiner Frau Christa Schreibwerkstatt-Kurse durch und arbeitet als Erwachsenenbildner. Er ist Autor von Romanen, Hörspielen, von Kinder- und Jugendbüchern, Bergmonographien und Texten über das Texten. Wiederkehrende Themen in seinen Büchern sind der Einfluss des Computers auf das moderne Leben, Bergsteigen, der frühe Unfalltod seiner Mutter (Lebensgefährlich verletzt) und Themen aus dem Kanton Glarus.

Aus: Londons letzter Gast

„Crick steigt mit einer Kerze in der Hand die steile Treppe ins Kellergeschoss hinab. Ein Gang führt weiter in ein modriges Gewölbe, das mit Spinnweben verhangen ist. Feuchtigkeit glitzert an den Mauern. Mit feierlicher Stimme kündigt er an: "Die grosse Maschine!"
Sie bleiben vor einem unförmigen Gebilde stehen, das mit fleckigen Leintüchern zugedeckt ist. Crick reisst sie mit einem Ruck weg, als ob er ein Denkmal enthülle. Kalkstaub rieselt zu Boden. Jedes Wort betonend sagt er: "Die grosse Maschine. Analytical Engine. Die grösste Denkleistung der Geschichte, materialisiert in einer genialen Konstruktion."
Alex erblickt im Kerzenlicht ein verrostetes Monstrum aus Zahnrädern, verstaubten Nockenscheiben, Wellen, senkrecht aufragenden Ziffernwalzen, Zahnstäben, die wie Spiesse nach allen Seiten in die Dunkelheit stechen. "Speicherstäbe, dezimal", erklärt Crick andächtig, beginnt eine Handkurbel zu drehen. Ächzend und klappernd setzt sich der Mechanismus in Bewegung, so mühsam und widerborstig, als habe er die letzten hundert Jahre vor sich hin gerostet. Das soll Zukunft sein? Der Mann ist vollkommen übergeschnappt. Warum hängt sich Ann an einen solchen Spinner? Ausgerechnet sie als Corporate Security Officer in einem High-Tech Unternehmen, das die modernste Technologie der Welt einsetzt.
Crick bekommt einen roten Kopf vor Anstrengung, japst nach Atem im Takt mit dem Rattern der Maschine, dreht mit beiden Händen am Kurbelrad, bis ihm die Kraft ausgeht. "Babbage wollte die Maschine mit Dampf antreiben. Darum prägte er die Metapher vom Rechnen mit Dampf." Crick ringt nach Luft und gibt auf. "Kommen Sie."






Emil Zopfi (Wald, 4. Januar 1943)




Der dänische Schriftsteller Svend Fleuron wurde am 4. Januar 1874 auf Gut Katrinedal geboren. Fleuron wuchs als Sohn eines Gutsbesitzers auf und schlug nach seiner Schulzeit die Offizierslaufbahn ein. Im Jahre 1921 nahm er seinen Abschied vom Militär und lebte fortan als Schriftsteller auf seinen Besitzungen. Mehrere Vortragsreisen führten ihn durch Dänemark und Deutschland. Fleuron wirkte als Natur- und vor allem als Tierschriftsteller, wobei er in seinen Texten weit über reine Tierschilderungen hinausging.

Aus: Strix, Die Geschichte eines Uhus (Übersetzt von Mathilde Mann)

Im Kampf mit einem Adler

„Es ist spät am Nachmittage.
Das fahle Licht des Wintertages wird noch fahler, die Dämmerung quillt förmlich aus den Wolken herab. Die Luft ist scharf, und der Ostwind, der seit Tagesgrauen geheult hat, nimmt mehr und mehr zu.
Strix sitzt in ihrer warmen Holzhütte tief unten in dem Bauch einer alten Esche ...
Der Wald, den sie vorgefunden hat, liegt tief zwischen Hügeln, und ist der letzte, von den einstmals so zahlreichen Wäldern in dem großen Fördendistrikt. Eine öde Gegend zieht sich zwischen ihm und der Heide hin — und auf der entgegengesetzten Seite, nur eine Meile entfernt, braust das Meer.
Strix schläft am Tage und träumt und sitzt unbeweglich, als sei sie ein großes unverzehrtes Stück von dem Mark des Baumes. Aber selbst im Schlaf hört sie und hat zuverlässige Empfindungen.
Den ganzen Tag hat die Kronenwölbung gebrummt. Ein surrender, orgeltiefer Laut ist von ihr ausgegangen. Es hat so hohl, so dumpf getönt ... das ist der Gesang des Schneegesauses.
Bald ein Menschenalter hat Strix nun gelebt und den Wechsel der Jahreszeiten verfolgt; sie kennt dies Sausen nur zu gut. Es wächst, wird stärker und stärker — und wie es zunimmt, 120 während der Abend zur Rüste geht, werden alle andern Laute gedämpft; ihre Klangfarbe wird ihnen genommen. Selbst die nächsten werden gleichsam von weitem weggezogen und klingen schließlich ganz fern. Das Bum-Bum der großen Wassermühle, das Knurren dieses wunderlichen, von Menschen geliebten Raubtieres, das sie zu hören gewohnt ist, wenn ein Ostwind weht, wird schwächer und schwächer; sie merkt auch kein Fallen von Zweigen mehr, und das Heulen und Knarren der Bäume ist ohne tönenden Schallboden; jegliches Geräusch und Getöse wird gleichsam von Federn aufgefangen.“





Svend Fleuron (4. Januar 1874 – 5. April 1966)

Samstag, 3. Januar 2009

J.R.R. Tolkien, Cicero

Der englische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren in Bloemfontein/Südafrika. Tolkien lebte ab 1896 in England. Er war Professor für germanische Philologie in Oxford. Die altnordische und keltische Dichtung regten ihn zur Konzeption seines fantastisch-mythologischen Erzählwerks an, das der Fantasyliteratur entscheidende Impulse gab. Sein berühmtestes Werk ist die Romantrilogie "Der Herr der Ringe". Tolkien starb 1973 in Bournemouth.

Aus: Die Kinder Húrins (Übersetzt von Hans J. Schütz und Helmut W. Pesch)

“Am Morgen von Túrins Geburtstag überreichte Húrin seinem Sohn ein Geschenk, ein Elbenmesser, dessen Griff und Scheide silbern und schwarz waren, und er sagte: »Erbe des Hauses Hador, hier ist ein Geburtstagsgeschenk. Aber gib darauf Acht! Es ist eine scharfe Klinge, und Stahl ist nur denen von Nutzen, die damit umgehen können. Er ist ebenso imstande, die eigene Hand zu verletzen, wie irgend etwas anderes.« Damit setzte er Túrin auf einen Tisch, küsste er ihn und sagte: »Du überragst mich schon, Sohn Morwens. Bald wirst du auf eigenen Füßen so groß sein wie ich. An dem Tag werden viele deine Klinge fürchten.«

Darauf rannte Túrin aus dem Zimmer und lief allein fort, und er verspürte in seinem Herzen eine Glut gleich der Sonnenwärme, die in der kalten Erde alles zum Wachsen bringt. Er wiederholte in Gedanken die Worte seines Vaters: Erbe des Hauses Hador. Aber auch andere Worte kamen ihm in den Sinn: Sei stets freigiebig, doch verschenke nur, was dir gehört! Also lief er zu Labadal und rief: »Labadal, es ist mein Geburtstag, der Geburtstag des Erben des Hauses Hador! Ich habe dir ein Geschenk gebracht zur Erinnerung an diesen Tag. Hier ist ein Messer, gerade so eines, wie du es brauchst. Es schneidet alles, was du willst, haarfein.«






J.R.R. Tolkien (3. Januar 1892 – 2. September 1973)




Der römische Politiker, Anwalt, Schrifsteller, Redner und Philosoph Marcus Tullius Cicero wurde am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum geboren. Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt. Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind. Die Niederschlagung der Verschwörung des Catilina und die daraus resultierende vorläufige Rettung der Republik brachte ihm den Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes) ein.

Aus: Erste Rede gegen Catilina

Wie lange wirst du eigentlich noch unsere Geduld mißbrauchen Catilina? Wie lange wird deine Wut uns noch verspotten? Bis zu welcher Grenze wird sich deine zügellose Frechheit brüsten? Beeindruckt dich etwa gar nicht, die nächtlichen Wachen des Paladins, die Stadtwachen, die Furcht des Volkes, der Zusammenlauf aller Patrioten, nicht dieser äußerst befestigte Ort um eine Senatssitzung abzuhalten, nicht deren (Rede) und Anblick? Merkst du etwa nicht, daß deine Pläne offenstehen? Siehst du nicht, daß deine schon lahmgelegte Verschwörung, durch das Wissen all derer im Griff gehalten wird? Glaubst du, wir wissen nicht, was du letzte und vorletzte Nacht getan hast, wo du gewesen bist, wen du zusammengerufen hast und welche Beschlüsse du gefaßt hast? O, Was für eine Zeit! O, Was für Sitten! Der Senat hat dies durchschaut, der Konsul sieht es, dennoch lebt dieser. Er lebt? Nein, er kommt sogar noch in den Senat, er nimmt teilhaftig am Staatsrat teil, er bezeichnet und kennzeichnet mit den Augen das Blutbad eines einzelnen und das unsrige. Wir aber, die tapferen Männer, bilden uns ein den Staat zufriedenzustellen, wenn wir den Zorn und die Waffen dieses da, meiden. Schon längst hätte man dich, Catilina, den Anführer, auf Befehl des Konsuls töten müssen, das Unheil, das du gegen uns ersinnst, gegen dich vereinigen müssen.“





Cicero (3. Januar 106 v. Chr. – 7. Dezember 43 v. Chr.)

Freitag, 2. Januar 2009

Christopher Durang, André Aciman

Der amerikanische Dramatiker und Schauspieler Christopher Durang wurde am 2. Januar 1949 in Montclair, New Jersey, geboren. Nachdem Durang eine katholische Schule besucht hatte, wechselte er auf das Harvard College und später auf die Yale School of Drama. Durangs Werke, in denen er vor allem Kindesmißbrauch, die Dogmen und die Lehren der katholischen Kirche und Homosexualität thematisiert, sind vor allem bei Theaterstudenten und Anhängern des alternativen politischen Theaters beliebt. Einige seiner Stücke wurden auch am Broadway inszeniert. Für seine Arbeit und seine Werke hat Durang diverse Preise und Ehrungen erfahren. So erhielt er zwei Obie Awards und war für den „Tony Award for Best Book of a Musical“ nominiert. Er ist Mitglied der Dramatists Guild of America und an der Juilliard School mit zuständig für das Playwriting Program. 2006 wurde er für Miss Witherspoon für den Pulitzer Preis nominiert.

Aus: 'dentity Crisis

JANE. (at piano) I don't remember taking piano lessons.
SUMMERS. Maybe you've repressed it. My wife gave me the message about your attempting suicide. Why did you do it, Jane?
JANE. I can't stand it. My mother says she's invented cheese and I start to think maybe she has. There's a man living in th ehouse and I'm not sure whether he's my brohter or my father or my grandfather. I can't be sure of anything anymore.
SUMMERS. You're talking quite rationally now. And your self-doubts are a sign of health. The truly crazy person never thinks he's crazy. Now explain to me what led up to your attempted suicide.
JANE. Well, a few days ago I woke up and I heard this voice saying, "It wasn't enough."
SUMMERS. Did you recognize the voice?
JANE. Not at first. But then it started to come back to m e. When I was eight years old, someone brought me to a theatre with lots of other children. We had come to see a production of Peter Pan. And I remember something seemed wrong with the whole production, odd things kept happening. Like when the children would fly, the ropes would keep breaking and the actors would come thumping to the ground and they'd have to be carried off by the stagehands. There seemed to be an unlimited supply of understudies to take the children's places, and then they'd fall to the ground. And then the crocodile that chases Captain Hook seemed to be a real crocodile, it wasn't an actor, and at one point it fell off the stage, crushing several children in the front row.
SUMMERS. What happened to the children?
JANE. Several understudies came and took their places in the audience. And from scene to scene Wendy seemed to get fatter and fatter until finally by the second act she was immobile and had to be moved with a cart.
SUMMERS. Where does the voice fit in?"






Christopher Durang (Montclair, 2. Januar 1949)




Der egyptische Schrifsteller Andre Aciman wurde am 2. Januar 1951 in Alexandria geboren. Er zog mit seiner Familie 1965 zunächst nach Italien, dann nach Frankreich und schließlich nach New York. Er studierte Komparatistik in Harvard, lehrt Französisch am Bard College und schreibt für verschiedene New Yorker Zeitungen. Aciman lebt in Manhattan.

Uit: Letters of Transit

“On a late spring morning in New York City almost two years ago, while walking on Broadway, I suddenly noticed that something terrible had happened to Straus Park. The small park, located just where Broadway intersects West End Avenue on West 106th Street, was being fenced off. A group of workers, wearing orange reflector shins, were manning all kinds of equipment, and next to what must have been some sort of portable comfort station was a large electrical generator. Straus Park was being dismantled, demolished.
Not that Straus Park was such a wonderful place to begin with. Its wooden benches were dirty, rotting, and perennially littered with pigeon droppings. You'd think twice before sitting, and if you did sit you'd want to leave immediately. It had also become a favorite hangout for the homeless, the drunk, and the addicted. Over the years the old cobblestone pavement had turned into an undulating terrain of dents and bulges, mostly cracked, with missing pieces sporadically replaced by tar or cement, the whole thing blanketed by a deep, drab, dirty gray. Finally, the emptied basin of what used to be a fountain had turned into something resembling a septic sandbox. Unlike the fountains of Rome, this one, like the park itself, was a down-and-out affair. Never a drop flowed from it. The fountain had been turned off decades ago.“






André Aciman (Alexandrië, 2. Januar 1951)

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