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Weltliteratur

Mittwoch, 7. Januar 2009

Max Gallo, Zora Neale Hurston

Der französische Schriftsteller, Historiker und Politiker Max Gallo wurde am 7. Januar 1932 in Nizza als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er hat sich als Romancier und Historiker einen Namen gemacht. Eine zeitlang war er Pressesprecher Mitterrands. Gallo ist seit 2007 Mitglied der Academie francaise. Der Sohn italienischer Einwanderer war zu Beginn seiner Karriere als Journalist tätig. Während dieser Zeit war er bis 1956 Mitglied der Parti communiste français. Später unterstützte er die Parti socialiste. Vom 23. März 1983 bis 18. Juni 1984 war er Regierungssprecher der französischen Regierung unter Premierminister Pierre Mauroy, von 1984 bis 1994 Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Aus: Robespierre (Übersetzt von Pierre Bertaux und Bernd Witte)

„In der bis zum letzten Platz gefüllten Kapelle der Jakobiner, in der gespanntes Schweigen herrscht, verwirft Maximilien mit einem Satz die These von der Entführung. »Nicht meiner Person«, beginnt er, »müßte die Flucht des obersten Beamten als katastrophales Ereignis erscheinen. Der heutige Tag könnte der schönste der Revolution sein, er kann es immer noch werden.« Dann ruft er zum Handeln auf, womit er sich der Initiative der Cordeliers anschließt, und schleudert seine Anklagen heraus: »Der König hat, um seinen Posten im Stich zu lassen, einen Augenblick gewählt . . .« Und er läßt eine lange Liste von Umständen folgen, die es dem König erlauben werden, »die Nation auszuhungern«. Dennoch fürchtet Maximilien nicht so sehr, daß »alle Briganten Europas sich gegen uns zusammentun«. »Mitten unter uns jedoch, in dieser Hauptstadt, hat der flüchtige König seine Helfer zurückgelassen, auf die er rechnet, um seine Rückkehr zum Triumphzug zu machen.« Es sind diese Helfer, die Maximilien in Unruhe versetzen. Er möchte »seinen Schrecken mitteilen«, denn, und dieser Satz zielt auf La Fayette, die Truppen haben Anführer, die »es fertiggebracht haben, daß man einem Bouillé für die Bartholomäusnacht unter den Patrioten von Nancy eine öffentliche Danksagung beschlossen hat«. Schließlich kündigt er die Ankunft der Abgeordneten an und ruft aus: »Die Nationalversammlung, so behaupte ich heute, hat in zwanzig Dekreten vorgegeben, die Flucht des Königs eine Entführung zu nennen. Wollt ihr noch mehr Beweise dafür, daß die Nationalversammlung die Interessen der Nation verrät?«





Max Gallo (Nizza, 7. Januar 1932)





Die amerikanische Schriftstellerin und Anthropologin Zora Neale Hurston wurde am 7. Januar 1891 in Notasulga, Alabama geboren. Sie kam aus einer traditionsbewussten schwarzen Gemeinschaft. Ihre Mutter starb, als sie erst neun Jahre alt war. Mit 14 verließ sie ihr Zuhause.1925 kam sie nach New York. Sie trat in Kontakt mit den Schriftstellern der so genannten Harlem Renaissance und veröffentlichte erste Essays und Kurzgeschichten unter anderem im Fire!!-Magazin. Dank eines Stipendiums konnte sie bei Franz Boas Anthropologie studieren. Während vier Jahren betrieb sie ethnographische Feldstudien: In Florida, Alabama, Louisiana und auf den Bahamas sammelte sie Geschichten, Lieder und Gebete der schwarzen Bevölkerung. Nach der Veröffentlichung von Mules and Men bekam sie von der Guggenheim-Stiftung einen Forschungsauftrag, der sie in die Karibik führte. Schließlich entschied sich Zora Neale Hurston jedoch für die Schriftstellerei. In den 1930er Jahren gehörte sie zu den bedeutendsten Personen der afroamerikanischen Literatur. In ihren Werken verarbeitete sie ihre Erfahrungen und Erinnerungen an das ländliche Leben der Schwarzen im Amerika der Jahrhundertwende.


Aus: Their Eyes Were Watching God

„Ships at a distance have every man's wish on board. For some they come in with the tide. For others they sail forever on the horizon, never out of sight, never landing until the Watcher turns his eyes away in resignation, his dreams mocked to death by Time. That is the life of men.
Now, women forget all those things they don't want to remember, and remember everything they don't want to forget. The dream is the truth. Then they act and do things accordingly.
So the beginning of this was a woman and she had come back from burying the dead. Not the dead of sick and ailing with friends at the pillow and the feet. She had come back from the sodden and the bloated; the sudden dead, their eyes flung wide open in judgment.
The people all saw her come because it was sundown. The sun was gone, but he had left his footprints in the sky. It was the time for sitting on porches beside the road. It was the time to hear things and talk. These sitters had been tongueless, earless, eyeless conveniences all day long. Mules and other brutes had occupied their skins. But now, the sun and the bossman were gone, so the skins felt powerful and human. They became lords of sounds and lesser things. They passed nations through their mouths. They sat in judgment.“






Zora Neale Hurston (7. Januar 1891 – 28. Januar 1960)

Dienstag, 6. Januar 2009

Carl Sandburg, Khalil Gibran

Der amerikanische Dichter, Journalist und Historiker Carl August Sandberg wurde am 6. Januar 1878 in Galesburg in Illinois geboren. Als Dichter war er eine der wichtigsten Personen der „Chicago Renaissance“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei verwendete er vielfach die Sprache der Arbeiterklasse des Mittleren Westens („The Chicago Race Riots“ 1919, „The People, Yes“ 1936); er sammelte auch amerikanische Folksongs („The American Songbag“ 1927, „New American Songbag“ 1950). Für seine Gesammelten Gedichte erhielt er ebenfalls einen Pulitzer-Preis. Bekannt waren auch seine Kindergeschichten (ursprünglich für seine eigenen Töchter) „Rootabaga Stories“ von 1920 und „Rootabaga Pigeons“ von 1923, in denen er statt wie in europäischen Märchen Ritter und Feen den Hintergrund des amerikanischen Mittleren Westens („Rootabaga Country“) verwendete. Ebenfalls in Chicago begann er seine berühmte Lincoln-Biographie: sechs Bände von „Lincoln – The Prairie Years“ 1926 bis „Lincoln – the war years“ 1939 sowie eine Lincoln Biographie für Kinder „Abe Lincoln grows up“ 1928 und eine Biographie von Lincoln´s Ehefrau Mary Lincoln 1932. 1940 erhielt er für „Lincoln – the war years“ den Pulitzer-Preis für Geschichte. 1959 erhielt er einen Grammy für seine Aufnahme von Aaron Coplands „Lincoln Portrait“ mit den New Yorker Philharmonikern. Sein einziger Roman „Remembrance Rock“ erschien 1948. Er schrieb auch autobiographische Werke („Always the young strangers“ 1953, „Ever the winds of change“ 1983).



At a Window

Give me hunger,
O you gods that sit and give
The world its orders.
Give me hunger, pain and want,
Shut me out with shame and failure
From your doors of gold and fame,
Give me your shabbiest, weariest hunger!

But leave me a little love,
A voice to speak to me in the day end,
A hand to touch me in the dark room
Breaking the long loneliness.
In the dusk of day-shapes
Blurring the sunset,
One little wandering, western star
Thrust out from the changing shores of shadow.
Let me go to the window,
Watch there the day-shapes of dusk
And wait and know the coming
Of a little love.



Flanders

Flanders, the name of a place, a country of people,
Spells itself with letters, is written in books.

"Where is Flanders?" was asked one time,
Flanders known only to those who lived there
And milked cows and made cheese and spoke the home language.

"Where is Flanders?" was asked.
And the slang adepts shot the reply: Search me.

A few thousand people milking cows, raising radishes,
On a land of salt grass and dunes, sand-swept with a sea-breath on it:
This was Flanders, the unknown, the quiet,
The place where cows hunted lush cuds of green on lowlands,
And the raw-boned plowmen took horses with long shanks
Out in the dawn to the sea-breath.

Flanders sat slow-spoken amid slow-swung windmills,
Slow-circling windmill arms turning north or west,
Turning to talk to the swaggering winds, the childish winds,
So Flanders sat with the heart of a kitchen girl
Washing wooden bowls in the winter sun by a window."







Carl Sandburg (6. Januar 1878 – 22. Juli 1967)





Der libanesisch-amerikanische Maler, Philosoph und Dichter Kahlil Gibran wurde am 6. Januar 1883 in Bischarri, Libanon geboren. Gibran emigrierte 1895 mit seiner Mutter, Schwestern und Halbbruder nach Boston in die USA. Gibran studierte 1897 nach Rückkehr in den Libanon Kunst, Französisch und Arabisch und arabische Literatur. 1899 kehrte er über Paris wieder nach Boston zurück. 1903 starben seine Mutter, sein Halbbruder Butrus und seine jüngere Schwester Sultanah an Tuberkulose. 1904 hatte er erste Erfolge als Maler. Ab 1908 studierte er in Paris Kunst und europäische Literatur. 1912 zog er nach New York. Der autobiografische Roman Gebrochene Flügel (Broken Wings) erschien im selben Jahr. 1918 erschien Der Narr (The Madman), das erste Buch, das er in englischer Sprache verfasst hatte. Er war Gründungspräsident der literarischen Vereinigung Arrabitah. Er gehörte der christlichen Kirche der Maroniten an. Am 10. April 1931 starb er in New York an Leberkrebs und wurde in seinem Geburtsort im Libanon beigesetzt. Sein Werk wird als Bindeglied der philosophischen Richtungen des Orients, z. B. des Sufismus, und der westlichen, durch das Christentum beeinflussten Philosophien gesehen. Der Prophet, erschienen 1923, gilt als Hauptwerk und zugleich als bekanntestes Werk Gibrans.


Aus: The Prophet

„Then said Almitra Speak to us of Love.
And he raised his head and looked upon the people,and there fell a stillness upon them
And with a great voice he said:
When Love beckons to you, follow him,
Though his ways are hard and steep
And when his wings enfold you yield to him,
Though the sword hidden among his pinions may wound you.
And when he speaks to you believe in him,
Though his voice may shatter your dreams as the North wind lays waste the garden.
For even as love crowns you so shall he crucify you.
Even as he is for your growth so he is for your pruning
Even as he ascends to your height and caresses your tenderest branches that quiver in the sun,
So shall he descend to your roots and shake them in their clinging to the earth.
Like sheaves of corn he gathers you unto himself.
He threshes you to make you naked
He sifts you to free you from your husks.
He grinds you to whiteness.
He kneads you until you are pliant;
And then he assigns to you his sacred fire, that you may become sacred bread for God's sacred feast.
And these things shall love do unto you that you know the secrets of your heart,
And in that knowledge become a fragment of Life's Heart.
But if in your fear you would seek only love's peace and love's pleasure,
Then it is better for you that you cover your nakedness and pass out of Love's threshing floor,
Into the seasonless world where you shall laugh, but not all of your laughter, and weep, but not all of your tears.
For Love gives naught but itself and takes naught but from itself.
Love possesses not nor would it be possessed;
For Love is sufficient unto Love."






Khalil Gibran (6. Januar 1883– 10. April 1931)

Montag, 5. Januar 2009

Umberto Eco, Friedrich Dürrenmatt

Der italienische Kritiker, Essayist, Schriftsteller und Semiologe Umberto Eco wurde am 5. Januar 1932 in Alessandria geboren. Im Alter von 22 Jahren erwarb er den Hochschulabschluß an der Universität Turin mit einer Magisterarbeit über die Lehre der Ästhetik des Thomas von Aquin; 1956 erschien der Band „Die Frage der Ästhetik beim Heiligen Thomas“. Nachdem Eco von 1954 bis 1959 als Kulturredakteur beim staatlichen Fernsehen RAI tätig war, lehrte er in den sechziger Jahren zuerst an der Philosophischen Fakultät der Universtiät Mailand, später an der Fakultät für Architektur der Universität Florenz und schließlich am Politechnikum in Mailand. Umberto Eco war außerdem Mitglied der Gruppe 63, in deren Kreis er sich als brillanter und herausragender Theoretiker erwies.
Von 1959 bis 1975 arbeitete er als Senior Editor im Verlagshaus Bompiani. Im Jahre 1975 wurde er als Professor für Semiotik an die Universität Bologna berufen, wo er eine lebhafte und streitbare Schule gründete. 1980 debütierte Eco mit dem aufsehenerregenden Roman „Der Name der Rose“, der ein internationaler Erfolg wurde und 1986 mit Sean Connery in der Hauptrolle in die Kinos kam. Seitdem ist Umberto Eco einer der meistgelesenen Romanautoren der Gegenwart, und auch die folgenden Romane „Das Foucaultsche Pendel “, „Die Insel des vorigen Tages“ und „Baudolino“ sind Bestseller in der ganzen Welt.

Aus: Im Namen der Rose

„Wir traten in die dritte Seitenkapelle. Der Sockel des steinernen Altars gemahnte wirklich an ein Ossarium, eine Reihe von Totenschädeln mit leeren Augenhöhlen ließen den Betrachter erschauern. Unter den Schädeln häuften sich, in wunderbarem Relief aus dem Stein gehauen, zahllose Gebebeine. William wiederholte leise die Worte, der er von Alinardus vernommen (vierter Schädel von rechts, drück in die Augen?(, führte zwei gespreizte Finger in die tiefen Augenhöhlen des entsprechenden Totenkopfes, und sogleich ertönte ein dumpfes Knirschen. Der Altar bewegte sich. Langsam drehte er sich um einen verborgenen Zapfen und gab eine dunkle Öffnung frei. Im Schein der Lampe erkannten wir feuchte Stufen. Wir stiegen behutsam hinunter, nachdem wir uns kurz beraten hatten, ob wir den Eingang hinter uns schließen sollten. Lieber nicht, hatte William gemeint, denn wer weiß, ob wir ihn hinterher wieder öffnen könnten. Und dass uns jemand zufällig entdecken würde, sein wohl auszuschließen, denn wer um diese Zeit hierher käme, kenne gewiss den Mechanismus und werde sich nicht von einem geschlossen Eingang abhalten lassen.
Nach zehn bis zwölf Stufen gelangten wir in einen schmalen Gang, in dessen Seitenwänden sich waagerechte Nischen auftaten, wie ich sie später in vielen Katakomben sah. Doch es war das erste Mal, dass ich ein Ossarium betrat, und mir pochte das Herz bis zum Hals vor Schauder. Die Gebeine zahlloser Mönche waren im Lauf der Jahrhunderte hier versammelt worden, aus der Erde gegraben und aufgehäuft in den Nischen, ohne dass man versucht hätte, sie gemäß ihrer natürlichen Ordnung im Körper zu legen. Einige Nischen enthielten nur winzige Knochen, andere nur Schädel, säuberlich zu Pyramiden gestapelt. Wahrlich ein schreckenerregender Anblick, zumal im flackernden Wechselspiel von Schatten und Licht, das meine Lampe hervorrief, während wir uns Schritt für Schritt durch den Gang vorantasteten. In einer Nische sah man nur Hände, unzählige Knochenhände, die Finger unentwirrbar verschränkt zu einem reglosen Totenreigen. Ein Schrei entfuhr mir, als ich plötzlich zwischen all diesen Gebeinen etwas Lebendiges wahrzunehmen vermeinte, ein Pfeifen und rasches Huschen im Dunkel.“






Umberto Eco (Allasandria, 5. Januar 1932)





Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Schweizer Dorf im Kanton Bern, geboren. Sein Vater war protestantischer Pfarrer des Dorfes. Noch in Konolfingen begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manche seiner Stücke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. 1976 und 1985 wurden seine Bilder in Neuchatel, 1978 auch in Zürich ausgestellt. Trotzdem begann er im Jahr 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik zu studieren, zunächst in Zürich, aber schon nach einem Semester in Bern. Er hatte es mit dem Studium nicht besonders eilig und entschied sich wohl schon 1943, nicht die akademische, sondern die schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen. Sein erstes veröffentliches Stück entstand 1945/46: Es steht geschrieben. 1947 fand die Urraufführung statt. 1950 entstand sein Theaterstück Die Ehe des Herrn Mississippi, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte. Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie Der Besuch der alten Dame. Die Physiker, er bezeichnete dieses Werk ebenfalls als Komödie, wurde das erfolgreichste Theaterstück in der Theatersaison 1962/63 und 1982/83. Dürrenmatt erhielt etliche Preise für sein Schaffen, das neben Theaterstücken, Detektivromanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst. Da wäre zum Beispiel 1959 der Mannheimer Schillerpreis, 1960 der Grosse Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und 1977 die Buber-Rosenzweig-Medaille in Frankfurt. 1969 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Temple University in Philadelphia verliehen und er erhielt Ehrenpomotionen in Jerusalem und Nizza. In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

Aus: Der Verdacht

„... Es haftet dieser Gestalt, die ungezählte Opfer auf dem Ruhigen Gewissen hat, etwas Legendenhaftes und Illegales an, als ob sich auch die Nazis ihrer geschämt hätten. Und doch lebte Nehle, und niemand hat je gezweifelt, daß er existierte, nicht einmal die ausgekochtesten Atheisten; den an einen Gott, der die teuflischen Qualen ausheckt, glaubt man am schnellsten. So haben wir denn dazumal in den Konzentrationslagern immer von ihm gesprochen, wenn auch mehr wie von einem Gerücht als von einem der bösesten und unbarmherzigsten Engel in diesem Paradies der Richter und Henker... Die wenigen Häftlinge, die Torturen überstanden, wurden von der SS niedergemacht, als die Russen kamen, die dafür an den Wärtern die Gerechtigkeit vollzogen und sie aufknüpften: Nehle jedoch befand sich nicht unter den Galgenvögeln. Er mußte vorher das Lager verlassen haben. Der Mann, der mich Schmerzen hat spüren lassen, war verschwunden. Mir wurde diese unerhörte Ehre zuteil. Er hat mich operiert. Auch ich habe mich auf den blutigen Schragen gelegt, sah Nehles Messer und Zangen im Lichte des Scheinwerfers schattenhaft über mir und tauchte dann unter in die unendlich abgestuften Spiegelkabinette der Schmerzen... Auch ich ging zu ihm in der Hoffnung, doch noch einmal davonzukommen, doch noch einmal dieses gottverfluchte Lager zu verlassen... Als ich als einziger eine sinnlose Magenresektion überstand, ließ er mich gesundpflegen und schickte mich nach Buchenwald zurück, das ich jedoch nach endlosen Transporten nie erreichen sollte ...“






Friedrich Dürrenmatt (5. Januar 1921 – 14. Dezember 1990)

Sonntag, 4. Januar 2009

Emil Zopfi, Svend Fleuron

Der Schweizer Schriftsteller Emil Zopfi wurde am 4. Januar 1943 in Wald geboren. Er studierte nach einer Berufslehre zum Fernmelde- und Elektronikapparatemonteur Elektrotechnik am Technikum Winterthur und arbeitete als Programmierer und Systemingenieur. Zopfi führt mit seiner Frau Christa Schreibwerkstatt-Kurse durch und arbeitet als Erwachsenenbildner. Er ist Autor von Romanen, Hörspielen, von Kinder- und Jugendbüchern, Bergmonographien und Texten über das Texten. Wiederkehrende Themen in seinen Büchern sind der Einfluss des Computers auf das moderne Leben, Bergsteigen, der frühe Unfalltod seiner Mutter (Lebensgefährlich verletzt) und Themen aus dem Kanton Glarus.

Aus: Londons letzter Gast

„Crick steigt mit einer Kerze in der Hand die steile Treppe ins Kellergeschoss hinab. Ein Gang führt weiter in ein modriges Gewölbe, das mit Spinnweben verhangen ist. Feuchtigkeit glitzert an den Mauern. Mit feierlicher Stimme kündigt er an: "Die grosse Maschine!"
Sie bleiben vor einem unförmigen Gebilde stehen, das mit fleckigen Leintüchern zugedeckt ist. Crick reisst sie mit einem Ruck weg, als ob er ein Denkmal enthülle. Kalkstaub rieselt zu Boden. Jedes Wort betonend sagt er: "Die grosse Maschine. Analytical Engine. Die grösste Denkleistung der Geschichte, materialisiert in einer genialen Konstruktion."
Alex erblickt im Kerzenlicht ein verrostetes Monstrum aus Zahnrädern, verstaubten Nockenscheiben, Wellen, senkrecht aufragenden Ziffernwalzen, Zahnstäben, die wie Spiesse nach allen Seiten in die Dunkelheit stechen. "Speicherstäbe, dezimal", erklärt Crick andächtig, beginnt eine Handkurbel zu drehen. Ächzend und klappernd setzt sich der Mechanismus in Bewegung, so mühsam und widerborstig, als habe er die letzten hundert Jahre vor sich hin gerostet. Das soll Zukunft sein? Der Mann ist vollkommen übergeschnappt. Warum hängt sich Ann an einen solchen Spinner? Ausgerechnet sie als Corporate Security Officer in einem High-Tech Unternehmen, das die modernste Technologie der Welt einsetzt.
Crick bekommt einen roten Kopf vor Anstrengung, japst nach Atem im Takt mit dem Rattern der Maschine, dreht mit beiden Händen am Kurbelrad, bis ihm die Kraft ausgeht. "Babbage wollte die Maschine mit Dampf antreiben. Darum prägte er die Metapher vom Rechnen mit Dampf." Crick ringt nach Luft und gibt auf. "Kommen Sie."






Emil Zopfi (Wald, 4. Januar 1943)




Der dänische Schriftsteller Svend Fleuron wurde am 4. Januar 1874 auf Gut Katrinedal geboren. Fleuron wuchs als Sohn eines Gutsbesitzers auf und schlug nach seiner Schulzeit die Offizierslaufbahn ein. Im Jahre 1921 nahm er seinen Abschied vom Militär und lebte fortan als Schriftsteller auf seinen Besitzungen. Mehrere Vortragsreisen führten ihn durch Dänemark und Deutschland. Fleuron wirkte als Natur- und vor allem als Tierschriftsteller, wobei er in seinen Texten weit über reine Tierschilderungen hinausging.

Aus: Strix, Die Geschichte eines Uhus (Übersetzt von Mathilde Mann)

Im Kampf mit einem Adler

„Es ist spät am Nachmittage.
Das fahle Licht des Wintertages wird noch fahler, die Dämmerung quillt förmlich aus den Wolken herab. Die Luft ist scharf, und der Ostwind, der seit Tagesgrauen geheult hat, nimmt mehr und mehr zu.
Strix sitzt in ihrer warmen Holzhütte tief unten in dem Bauch einer alten Esche ...
Der Wald, den sie vorgefunden hat, liegt tief zwischen Hügeln, und ist der letzte, von den einstmals so zahlreichen Wäldern in dem großen Fördendistrikt. Eine öde Gegend zieht sich zwischen ihm und der Heide hin — und auf der entgegengesetzten Seite, nur eine Meile entfernt, braust das Meer.
Strix schläft am Tage und träumt und sitzt unbeweglich, als sei sie ein großes unverzehrtes Stück von dem Mark des Baumes. Aber selbst im Schlaf hört sie und hat zuverlässige Empfindungen.
Den ganzen Tag hat die Kronenwölbung gebrummt. Ein surrender, orgeltiefer Laut ist von ihr ausgegangen. Es hat so hohl, so dumpf getönt ... das ist der Gesang des Schneegesauses.
Bald ein Menschenalter hat Strix nun gelebt und den Wechsel der Jahreszeiten verfolgt; sie kennt dies Sausen nur zu gut. Es wächst, wird stärker und stärker — und wie es zunimmt, 120 während der Abend zur Rüste geht, werden alle andern Laute gedämpft; ihre Klangfarbe wird ihnen genommen. Selbst die nächsten werden gleichsam von weitem weggezogen und klingen schließlich ganz fern. Das Bum-Bum der großen Wassermühle, das Knurren dieses wunderlichen, von Menschen geliebten Raubtieres, das sie zu hören gewohnt ist, wenn ein Ostwind weht, wird schwächer und schwächer; sie merkt auch kein Fallen von Zweigen mehr, und das Heulen und Knarren der Bäume ist ohne tönenden Schallboden; jegliches Geräusch und Getöse wird gleichsam von Federn aufgefangen.“





Svend Fleuron (4. Januar 1874 – 5. April 1966)

Samstag, 3. Januar 2009

J.R.R. Tolkien, Cicero

Der englische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren in Bloemfontein/Südafrika. Tolkien lebte ab 1896 in England. Er war Professor für germanische Philologie in Oxford. Die altnordische und keltische Dichtung regten ihn zur Konzeption seines fantastisch-mythologischen Erzählwerks an, das der Fantasyliteratur entscheidende Impulse gab. Sein berühmtestes Werk ist die Romantrilogie "Der Herr der Ringe". Tolkien starb 1973 in Bournemouth.

Aus: Die Kinder Húrins (Übersetzt von Hans J. Schütz und Helmut W. Pesch)

“Am Morgen von Túrins Geburtstag überreichte Húrin seinem Sohn ein Geschenk, ein Elbenmesser, dessen Griff und Scheide silbern und schwarz waren, und er sagte: »Erbe des Hauses Hador, hier ist ein Geburtstagsgeschenk. Aber gib darauf Acht! Es ist eine scharfe Klinge, und Stahl ist nur denen von Nutzen, die damit umgehen können. Er ist ebenso imstande, die eigene Hand zu verletzen, wie irgend etwas anderes.« Damit setzte er Túrin auf einen Tisch, küsste er ihn und sagte: »Du überragst mich schon, Sohn Morwens. Bald wirst du auf eigenen Füßen so groß sein wie ich. An dem Tag werden viele deine Klinge fürchten.«

Darauf rannte Túrin aus dem Zimmer und lief allein fort, und er verspürte in seinem Herzen eine Glut gleich der Sonnenwärme, die in der kalten Erde alles zum Wachsen bringt. Er wiederholte in Gedanken die Worte seines Vaters: Erbe des Hauses Hador. Aber auch andere Worte kamen ihm in den Sinn: Sei stets freigiebig, doch verschenke nur, was dir gehört! Also lief er zu Labadal und rief: »Labadal, es ist mein Geburtstag, der Geburtstag des Erben des Hauses Hador! Ich habe dir ein Geschenk gebracht zur Erinnerung an diesen Tag. Hier ist ein Messer, gerade so eines, wie du es brauchst. Es schneidet alles, was du willst, haarfein.«






J.R.R. Tolkien (3. Januar 1892 – 2. September 1973)




Der römische Politiker, Anwalt, Schrifsteller, Redner und Philosoph Marcus Tullius Cicero wurde am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum geboren. Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt. Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind. Die Niederschlagung der Verschwörung des Catilina und die daraus resultierende vorläufige Rettung der Republik brachte ihm den Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes) ein.

Aus: Erste Rede gegen Catilina

Wie lange wirst du eigentlich noch unsere Geduld mißbrauchen Catilina? Wie lange wird deine Wut uns noch verspotten? Bis zu welcher Grenze wird sich deine zügellose Frechheit brüsten? Beeindruckt dich etwa gar nicht, die nächtlichen Wachen des Paladins, die Stadtwachen, die Furcht des Volkes, der Zusammenlauf aller Patrioten, nicht dieser äußerst befestigte Ort um eine Senatssitzung abzuhalten, nicht deren (Rede) und Anblick? Merkst du etwa nicht, daß deine Pläne offenstehen? Siehst du nicht, daß deine schon lahmgelegte Verschwörung, durch das Wissen all derer im Griff gehalten wird? Glaubst du, wir wissen nicht, was du letzte und vorletzte Nacht getan hast, wo du gewesen bist, wen du zusammengerufen hast und welche Beschlüsse du gefaßt hast? O, Was für eine Zeit! O, Was für Sitten! Der Senat hat dies durchschaut, der Konsul sieht es, dennoch lebt dieser. Er lebt? Nein, er kommt sogar noch in den Senat, er nimmt teilhaftig am Staatsrat teil, er bezeichnet und kennzeichnet mit den Augen das Blutbad eines einzelnen und das unsrige. Wir aber, die tapferen Männer, bilden uns ein den Staat zufriedenzustellen, wenn wir den Zorn und die Waffen dieses da, meiden. Schon längst hätte man dich, Catilina, den Anführer, auf Befehl des Konsuls töten müssen, das Unheil, das du gegen uns ersinnst, gegen dich vereinigen müssen.“





Cicero (3. Januar 106 v. Chr. – 7. Dezember 43 v. Chr.)

Freitag, 2. Januar 2009

Christopher Durang, André Aciman

Der amerikanische Dramatiker und Schauspieler Christopher Durang wurde am 2. Januar 1949 in Montclair, New Jersey, geboren. Nachdem Durang eine katholische Schule besucht hatte, wechselte er auf das Harvard College und später auf die Yale School of Drama. Durangs Werke, in denen er vor allem Kindesmißbrauch, die Dogmen und die Lehren der katholischen Kirche und Homosexualität thematisiert, sind vor allem bei Theaterstudenten und Anhängern des alternativen politischen Theaters beliebt. Einige seiner Stücke wurden auch am Broadway inszeniert. Für seine Arbeit und seine Werke hat Durang diverse Preise und Ehrungen erfahren. So erhielt er zwei Obie Awards und war für den „Tony Award for Best Book of a Musical“ nominiert. Er ist Mitglied der Dramatists Guild of America und an der Juilliard School mit zuständig für das Playwriting Program. 2006 wurde er für Miss Witherspoon für den Pulitzer Preis nominiert.

Aus: 'dentity Crisis

JANE. (at piano) I don't remember taking piano lessons.
SUMMERS. Maybe you've repressed it. My wife gave me the message about your attempting suicide. Why did you do it, Jane?
JANE. I can't stand it. My mother says she's invented cheese and I start to think maybe she has. There's a man living in th ehouse and I'm not sure whether he's my brohter or my father or my grandfather. I can't be sure of anything anymore.
SUMMERS. You're talking quite rationally now. And your self-doubts are a sign of health. The truly crazy person never thinks he's crazy. Now explain to me what led up to your attempted suicide.
JANE. Well, a few days ago I woke up and I heard this voice saying, "It wasn't enough."
SUMMERS. Did you recognize the voice?
JANE. Not at first. But then it started to come back to m e. When I was eight years old, someone brought me to a theatre with lots of other children. We had come to see a production of Peter Pan. And I remember something seemed wrong with the whole production, odd things kept happening. Like when the children would fly, the ropes would keep breaking and the actors would come thumping to the ground and they'd have to be carried off by the stagehands. There seemed to be an unlimited supply of understudies to take the children's places, and then they'd fall to the ground. And then the crocodile that chases Captain Hook seemed to be a real crocodile, it wasn't an actor, and at one point it fell off the stage, crushing several children in the front row.
SUMMERS. What happened to the children?
JANE. Several understudies came and took their places in the audience. And from scene to scene Wendy seemed to get fatter and fatter until finally by the second act she was immobile and had to be moved with a cart.
SUMMERS. Where does the voice fit in?"






Christopher Durang (Montclair, 2. Januar 1949)




Der egyptische Schrifsteller Andre Aciman wurde am 2. Januar 1951 in Alexandria geboren. Er zog mit seiner Familie 1965 zunächst nach Italien, dann nach Frankreich und schließlich nach New York. Er studierte Komparatistik in Harvard, lehrt Französisch am Bard College und schreibt für verschiedene New Yorker Zeitungen. Aciman lebt in Manhattan.

Uit: Letters of Transit

“On a late spring morning in New York City almost two years ago, while walking on Broadway, I suddenly noticed that something terrible had happened to Straus Park. The small park, located just where Broadway intersects West End Avenue on West 106th Street, was being fenced off. A group of workers, wearing orange reflector shins, were manning all kinds of equipment, and next to what must have been some sort of portable comfort station was a large electrical generator. Straus Park was being dismantled, demolished.
Not that Straus Park was such a wonderful place to begin with. Its wooden benches were dirty, rotting, and perennially littered with pigeon droppings. You'd think twice before sitting, and if you did sit you'd want to leave immediately. It had also become a favorite hangout for the homeless, the drunk, and the addicted. Over the years the old cobblestone pavement had turned into an undulating terrain of dents and bulges, mostly cracked, with missing pieces sporadically replaced by tar or cement, the whole thing blanketed by a deep, drab, dirty gray. Finally, the emptied basin of what used to be a fountain had turned into something resembling a septic sandbox. Unlike the fountains of Rome, this one, like the park itself, was a down-and-out affair. Never a drop flowed from it. The fountain had been turned off decades ago.“






André Aciman (Alexandrië, 2. Januar 1951)

Donnerstag, 1. Januar 2009

E. M. Forster, J.D. Salinger

Der englische Schriftsteller Edward Morgan Forster wurde am 1. Januar 1879 in London geboren. Forsters Kindheit und ein großer Teil seines Lebens als Erwachsener wurden von seiner Mutter, Anne Clara Wichelo Forster, und seinen Tanten dominiert. Er besuchte zuerst die Tonbridge School, wo er sehr stark unter der Grausamkeit seiner Klassenkameraden litt. Von 1897 bis 1901 studierte Forster am King´s College in Cambridge. Dort trat er der elitären Geheimgesellschaft Cambridge Apostles bei, unter deren Mitgliedern sich später einige Personen wie Roger Fry, John Maynard Keynes, Lytton Strachey und Leonard Woolf zur Bloomsbury Group zusammenschlossen, deren Mitglied Forster in den 1920er und 1930er Jahren war. Sein erster Roman, Where Angels Fear To Tread, erschien 1905. Im folgenden Jahr hielt er Vorlesungen über italienische Kunst und Geschichte am Cambridge Local Lectures Board. The Longest Journey erschien 1907, gefolgt von A Room With A View (1908), das teilweise auf Forsters Erinnerungen und Erfahrungen aus seinen ausgedehnten Italienreisen beruht. Während der Vorkriegsjahre schrieb Forster auch mehrere Kurzgeschichten, die in „The Celestial Omnibus“ (1914) veröffentlicht wurden. Nach Howard's End (1910), begann Forster mit einem neuen Roman, der ein damaliges Tabuthema behandelte: Homosexualität. Maurice entstand in den Jahren 1913/1914, wurde von Forster mehrmals revidiert und 1971 postum veröffentlicht. In den Jahren von 1912 bis 1913 reiste Forster nach Indien und arbeitete anschließend bis 1915 für die National Gallery in London. 1921 kehrte Forster nach Indien zurück, wo er als Privatsekretär für den Maharaja von Dewas arbeitete. In Indien spielt auch Forsters Meisterwerk A Passage To India (1924), ein Porträt des Landes unter britischer Herrschaft. Es war Forsters letzter Roman.

Aus: Where Angels Fear to Tread

„They were all at Charing Cross to see Lilia off--Philip, Harriet, Irma, Mrs. Herriton herself. Even Mrs. Theobald, squired by Mr. Kingcroft, had braved the journey from Yorkshire to bid her only daughter good-bye. Miss Abbott was likewise attended by numerous relatives, and the sight of so many people talking at once and saying such different things caused Lilia to break into ungovernable peals of laughter.
"Quite an ovation," she cried, sprawling out of her first-class carriage. "They'll take us for royalty. Oh, Mr. Kingcroft, get us foot-warmers."
The good-natured young man hurried away, and Philip, taking his place, flooded her with a final stream of advice and injunctions--where to stop, how to learn Italian, when to use mosquito-nets, what pictures to look at. "Remember," he concluded, "that it is only by going off the track that you get to know the country. See the little towns--Gubbio, Pienza, Cortona, San Gemignano, Monteriano. And don't, let me beg you, go with that awful tourist idea that Italy's only a museum of antiquities and art. Love and understand the Italians, for the people are more marvellous than the land."
"How I wish you were coming, Philip," she said, flattered at the unwonted notice her brother-in-law was
giving her.
"I wish I were." He could have managed it without great difficulty, for his career at the Bar was not so intense as to prevent occasional holidays. But his family disliked his continual visits to the Continent, and he himself often found pleasure in the idea that he was too busy to leave town."





Edward Morgan Forster (1. Januar 1879 – 7. Juni 1970)




Der amerikanische Schriftsteller Jerome David Salinger wurde am 1. Januar 1919 in New York geboren. Er besuchte die private McBurney School in Manhattan und wurde anschließend von 1934 bis 1936 an der Valley Forge Military Academy in Wayne/Pennsylvania ausgebildet. Als Verfasser von Filmkritiken und Herausgeber der Kadettenzeitschrift Crossed Sabres unternahm er dort erste schriftstellerische Versuche. 1937 hielt er sich fünf Monate in Europa auf. 1938 immatrikulierte er sich am Ursinus College, Collegeville/Pennsylvania, wo er daneben als Theaterkritiker und Kolumnist des Ursinus Weekly arbeitete. 1939 wechselte er an die Columbia University, New York, und veröffentlichte in dem einflussreichen Story-Magazin 1940 seine erste Kurzgeschichte. Das College verließ Salinger ohne Abschluss. 1942 trat er in die US-Armee ein und nahm von Invasionsbeginn bis Kriegsende an fünf Feldzügen in Frankreich teil. Sein berühmtestes Werk Der Fänger im Roggen (The Catcher in the Rye, 1951) verhalf Salinger zu Weltruhm. Obwohl Salinger nur einen Roman und 35 Kurzgeschichten geschrieben hat, gilt er bis heute als einer der meistgelesenen und meistbesprochenen amerikanischen Autoren der Nachkriegszeit Salinger lebt seit Jahrzehnten sehr zurückgezogen und hat seit 1965, als die Geschichte Hapworth 16, 1924 im New Yorker erschien, nichts mehr veröffentlicht.

Aus: The Laughing Man

“When we got out of the bus, Mary Hudson stuck right with us. I'm sure that by the time we reached the baseball field there was on every Comanche's face a some-girls-just-don't-know-when-to-go-home look. And to really top things off, when another Comanche and I were flipping a coin to decide which team would take the field first, Mary Hudson wistfully expressed a desire to join the game. The response to this couldn't have been more clean-cut Where before we Comanches had simply stared at her femaleness, we now glared at it. She smiled back at us. It was a shade disconcerting. Then the Chief took over, revealing what had formerly been a well-concealed flair for incompetence. He took Mary Hudson aside, just out of earshot of the Comanches, and seemed to address her solemnly, rationally. At length, Mary Hudson interrupted him, and her voice was perfectly audible to the Comanches. "But I do," she said. "I do, too, want to play!" The Chief nodded and tried again. He pointed in the direction of the infield, which was soggy and pitted. He picked up a regulation bat and demonstrated its weight. "I don't care," Mary Hudson said distinctly, "I came all the way to New York - to the dentist and everything - and I'm gonna play." The Chief nodded again but gave up. He walked cautiously over to home plate, where the Braves and the Warriors, the two Comanche teams, were waiting, and looked at me. I was captain of the Warriors. He mentioned the name of my regular center fielder, who was home sick, and suggested that Mary Hudson take his place. I said I didn't need a center fielder. The Chief asked me what the hell did I mean I didn't need a center fielder. I was shocked. It was the first time I had heard the Chief swear. What's more, I could feel Mary Hudson smiling at me. For poise, I picked up a stone and threw it at a tree.
We took the field first. No business went out to center field the first inning. From my position on first base, I glanced behind me now and then. Each time I did, Mary Hudson waved gaily at me. She was wearing a catcher's mitt, her own adamant choice. It was a horrible sight.
Mary Hudson batted ninth on the Warriors' lineup. When I informed her of this arrangement, she made a little face and said, "Well, hurry up, then." And as a matter of fact we did seem to hurry up. She got to bat in the first inning. She took off her beaver coat - and her catcher's mitt - for the occasion and advanced to the plate in a dark-brown dress. When I gave her a bat, she asked me why it was so heavy. The Chief left his umpire's position behind the pitcher and came forward anxiously.“





J.D. Salinger (New York, 1. Januar 1919)

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Bastian Böttcher, Nicolas Born

Der deutsche Schriftsteller und Slam-Poet Bastian („Bas“) Böttcher wurde am 31. Dezember 1974 in Bremen geboren. Böttcher hat in Weimar an der Bauhaus-Universität Mediengestaltung studiert und hat seine Wahlheimat in Berlin gefunden. Seit Anfang der 90er Jahre bringt Böttcher Rap-Poesie als neue Form von rhythmisch-körperlich vorgetragner Lyrik bei literarischen Veranstaltungen auf die Bühne. Zusammen mit DJ Loris Negro gründete er 1991 die Band Zentrifugal. Böttcher entwickelte für seine Auftritte eine verdichtete und poetische Form von Rap. Er führte nicht nur den Rap in die deutsche Lyrikszene ein, sondern brachte auch poetische Elemente in die deutschsprachige Hip-Hop-Szene. 1995 bis 1997 gewann er mehrfach den Poetry-Slam-Preis der Literaturwerkstatt Berlin. Vom Goethe-Institut wurde er zu einem Gastspiel beim Deutsch-Nuyorican-Poetry-Festival in New York eingeladen. Böttcher gilt als der erste und bekannteste deutsche Rap-Poet, der durch seine digitale Poesie seit den Neunzigern für Aufsehen sorgt Neben zahlreichen Tourneen (zum Teil für das Goethe-Institut) durch Kanada, USA, Großbritannien, Frankreich, die Schweiz, Italien und Südamerika programmierte und entwickelte er neue lyrische Ausdrucksformen für das Internet (Looppool). Nach diversen Platten- und Anthologie-Veröffentlichungen erschien im September 2004 mit dem Roman Megaherz (Rotbuch Verlag) sein erstes größeres literarisches Werk.


Alles in Allem

Im Kino kann man all das in groß angucken,
was man sonst nur in klein oder gar nicht angucken kann.
Im Kino kann man was erleben ohne sich zu bewegen.
Im Kino kann man Spaß haben auch wenn der Film schlecht ist
Doch das beste am Kino ist, dass auch du ein Teil vom Kino bist.

In Anbetracht dessen und ganz allgemein
kann man sagen im Großen und Ganzen
ist alles in Allem das Kino nicht schlecht
Aber schau mal dagegen: Die Großstadt!

In der Großstadt wohnen hauptsächlich Großstädter.
Aus der Großstadt kann man jederzeit ins ländliche Umland fliehen.
In der Großstadt kann man anonym bleiben, ohne dass es überhaupt jemand bemerkt.
Doch das beste an der Großstadt ist, dass auch du ein Teil der Großstadt bist.

Und außerdem enthält halt
die Großstadt sowieso schon Kino.

In Anbetracht dessen und ganz allgemein
kann man sagen im Großen und Ganzen
ist alles in Allem das Kino nicht schlecht
und auch alles in Allem die Großstadt nicht schlecht
Aber schau mal dagegen: Die Welt!

Die Welt ist so wunderbar, dass sich sogar eine Zeitung nach ihr benannt hat.
Die Welt schenkt uns ihre Schätze, obwohl wir sie täglich mit füßen treten.
Die Welt übt auf alle ihrer Bewohner eine ganz besondere Anziehungskraft aus.
Doch das beste an der Welt ist, dass auch du ein Teil der Welt bist.

Und außerdem enthält halt
die Welt all die Großstädte sowieso und Kino.

In Anbetracht dessen und ganz allgemein
kann man sagen im Großen und Ganzen
ist alles in Allem das Kino nicht so schlecht
Und auch alles in Allem die Großstadt nicht schlecht
Und auch alles in Allem die Welt nicht schlecht
Aber schau mal dagegen: Das Weltall

Das Weltall ist einfach das Größte
Das Weltall ist so wunderbar und unerforscht,
dass man noch nicht einmal weiß, wie wunderbar und wie unerforscht es eigentlich ist.
Doch das beste am Weltall ist, dass auch du ein Teil vom Weltall bist.

Und außerdem enthält halt das Weltall
das Sonnensystem und die Welt all
die Großstädte sowieso und Kino.

In Anbetracht dessen und ganz allgemein
kann man sagen im Großen und Ganzen
ist alles in Allem das Kino nicht schlecht
Und auch alles in Allem die Großstadt nicht schlecht
Und auch alles in Allem die Welt nicht so schlecht
Und auch alles in Allem das Weltall nicht schlecht
Aber schau mal dagegen: Die Liebe!






Bastian Böttcher (Bremen, 31. Dezember 1974)




Der deutsche Schriftsteller Nicolas Born wurde am 31. Dezember 1937 in Duisburg geboren. Born wuchs am Niederrhein nahe Emmerich und in Essen auf, wo er zunächst eine Lehre als Chemigraf machte. Nach ersten Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften wurde er mit Unterstützung Ernst Meisters 1964/65 ins Literarische Colloquium geladen, wo er, unter anderem an dem Gemeinschaftsroman Das Gästehaus mitschrieb und für Zeitungen Literatur rezensierte. Im sogenannten Lehrgang Prosaschreiben von Walter Höllerer und Hans Werner Richter wollten sich junge, bisher unbekannte Autoren wie u.a. Hans Christoph Buch, Hermann Peter Piwitt und Peter Bichsel vor allem von der chiffrierten, metaphernreichen Sprache der 50er Jahre abwenden.
Born veröffentlichte 1965 mit "Der Zweite Tag" seinen ersten Roman. 1967 erschien der erste Gedichtband "Marktlage". Er nahm am International Writing Program (IWP) der University of Iowa teil und kehrte nach dem Erscheinen seines zweiten Gedichtbandes "Wo mir der Kopf steht" mit neuen Einflüssen der Pop und Beatlyrik aus Amerika zurück. 1972 erschien bei Rowohlt sein bekanntester Gedichtband "Das Auge des Entdeckers" in dem er dem "Wahnsystem Realität" utopische Glücksmomente gegenüberstellt. Nach seinem Rückzug in das niedersächsische Wendland, wo er sich gegen ein geplantes atomares Endlager und eine Wiederaufarbeitungsanlage engagierte, schrieb Born den Roman "Die erdabgewandte Seite der Geschichte", der von der Kritik weitgehend als "Ereignis" begrüßt wurde. Borns bekanntester Roman Die Fälschung, der kurz vor seinem Tod 1979 erschien, wurde 1981 von Volker Schlöndorff verfilmt.


Drei Wünsche

Sind Tatsachen nicht quälend und langweilig?
Ist es nicht besser drei Wünsche zu haben
unter der Bedingung daß sie allen erfüllt werden?
Ich wünsche ein Leben ohne große Pausen
in denen die Wände nach Projektilen abgesucht werden
ein Leben das nicht heruntergeblättert wird
von Kassierern.
Ich wünsche Briefe zu schreiben in denen ich
ganz enthalten bin -,
Ich wünsche ein Buch in das ihr alle vorn hineingehen
und hinten herauskommen könnt.
Ich möchte nicht vergessen daß es schöner ist
dich zu lieben als dich nicht zu lieben



Nachruf

Ein Mädchen das nicht viel auf sich hielt
war Yvonne (bürgerl. Karin Fell).
Jedem nahm sie die Not ab
das hielt ihr Körper nicht.
Ihr Lieblingsgetränk war Wodka
ihr Stolz der kommunistische Vater hinter Gittern.

Sie nahm Jungunternehmer
und Landtagsabgeordneter aus
und war die erste in ihrem Revier
die mit keinem Louis teilte.
Aber es gibt eine Menge Vorbestrafter
die sich durchfraßen bei ihr.
Sie liebte ihre kleine Schwester Veronika
der sie eine Summe mündelsicher hinterließ.
Sie war katholisch und bekam
ein schönes Begräbnis.






Nicolas Born (Duisburg, 31. Dezember 1937)

Dienstag, 30. Dezember 2008

Paul Bowles, Theodor Fontane

Der amerikanische Schriftsteller und Komponist Paul Bowles wurde am 30. Dezember 1910 in New York geboren. Früh zeichnete sich seine schriftstellerische und musikalische Gabe ab. Bereits 1929 wurden einige seiner Gedichte in Frankreich veröffentlicht; daraufhin verließ er die University of Virginia, an der er Musik studierte, um nach Europa zu reisen. Nach seiner Rückkehr widmete er sich erneut dem Studium der Musik. Im Jahr 1931 reiste Bowles zum ersten Mal nach Tanger und war von der Stadt und ihren Menschen fasziniert. Wieder zurück in den Vereinigten Staaten, verdiente er sein Geld als Komponist für Kammer- und Theatermusik und schrieb Theaterkritiken. 1937 lernte er Jane Auer kennen, eine 20-jährige angehende Schriftstellerin. Im Jahr darauf heirateten die beiden, obwohl Jane zuvor nur lesbische Beziehungen geführt hatte, während Bowles bisexuell lebte. Schon bald gingen beide sexuell wieder ihre eigenen Wege, bleiben aber freundschaftlich eng verbunden und unterstützten sich gegenseitig in ihrer künstlerischen Arbeit. Mit dem ersten Roman von Jane Bowles Zwei sehr ernsthafte Damen begann auch seine Karriere. Paul Bowles begann selbst zu schreiben und veröffentlichte ab 1945 Erzählungen. Während Jane an ihrem zweiten Roman arbeitete, ging Bowles 1947 nach Tanger, um dort seinen ersten Roman zu schreiben. Auf dem Weg dorthin entstand die Kurzgeschichte Pages from Cold Point. Diese Geschichte inspirierte die Beat-Bewegung der 1950er und 1960er Jahre. 1948 folgte Jane ihm, und durch weitere Autoren wie Truman Capote, Tennessee Williams, William S. Burroughs, Jack Kerouac wurde Tanger zeitweilig zum Mekka der Schriftsteller. Im Jahr 1949 erschien sein erster Roman The Sheltering Sky („Himmel über der Wüste“), der ein großer Erfolg wurde. Ausgedehnte Reisen nach Sri Lanka, Indien, Spanien und durch Marokko folgten, ebenso weitere Geschichten und Bücher.

Aus: The Stories of Paul Bowles

„The melting snow dripped from the balconies. People hurried through the little street that always smelled of frying fish. Now and then a stork swooped low, dragging his sticklike legs below him. The small gramophones scraped day and night behind the walls of the shop where young Amar worked and lived. There were few spots in the city where the snow was ever cleared away, and this was not one of them. So it gathered all through the winter months, piling up in front of the shop doors.

But now it was late winter; the sun was warmer. Spring was on the way, to confuse the heart and melt the snow. Amar, being alone in the world, decided it was time to visit a neighboring city where his father had once told him some cousins lived.

Early in the morning he went to the bus station. It was still dark, and the empty bus came in while he was drinking hot coffee. The road wound through the mountains all the way.

When he arrived in the other city it was already dark. Here the snow was even deeper in the streets, and it was colder. Because he had not wanted to, Amar had not foreseen this, and it annoyed him to be forced to wrap his burnous closely about him as he left the bus station. It was an unfriendly town; he could tell that immediately. Men walked with their heads bent forward, and if they brushed against a passer-by they did not so much as look up. Excepting the principal street, which had an arclight every few meters, there seemed to be no other illumination, and the alleys that led off on either side lay in utter blackness; the white-clad figures that turned into them disappeared straightway.

"A bad town," said Amar under his breath. He felt proud to be coming from a better and larger city, but his pleasure was mingled with anxiety about the night to be passed in this inimical place. He abandoned the idea of trying to find his cousins before morning, and set about looking for a fondouk or a bath where he might sleep until daybreak.

Only a short distance ahead the street-lighting system terminated. Beyond, the street appeared to descend sharply and lose itself in darkness. The snow was uniformly deep here, and not cleared away in patches as it had been nearer the bus station. He puckered his lips and blew his breath ahead of him in little clouds of steam. As he passed over into the unlighted district he heard a few languid notes being strummed on an oud. The music came from a doorway on his left. He paused and listened. Someone approached the doorway from the other direction and inquired, apparently of the man with the oud, if it was "too late."





Paul Bowles (30. Dezember 1910 – 18. November 1999)




Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. Er stammte aus einer in Preußen heimisch gewordenen Hugenottenfamilie. Der Vater war Apotheker. Fontane besuchte das Gymnasium Neuruppin (1832) und die Gewerbeschule Berlin (1833). Im Jahre 1836 begann auch er eine Ausbildung zum Apotheker. Seine erste Novelle Geschwisterliebe veröffentlichte Fontane 1839. Fontane gab 1849 seinen Apothekerberuf auf; er arbeitete dann mit Unterbrechung bis 1859 als freier Mitarbeiter im Büro eines Ministeriums. Er lebte von 1855-1859 in England als Berichterstatter. Mit dem Regierungswechsel im preußischen Königshaus vertraute er auf eine künftige Liberalisierung in Preußen und beendete seine Korrespondententätigkeit in London, um nach Hause zurückzukehren. Hier fand er jedoch keine redaktionelle Anstellung und widmete sich nun der Reiseliteratur, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Boom erlebte, denn nur wenige Menschen konnten sich das Reisen leisten. So fanden Artikel und Bücher über Reisen in den Orient, nach Europa und in andere Gebiete sowie die damit verbundenen Abenteuer und Gefahren reichliche öffentliche Aufmerksamkeit. Es erschienen die ersten Artikel über seine Heimatstadt Neuruppin, so etwa „Der Tempelgarten“ (ehemalige Gartenanlage des Kronprinzen Friedrich in Preußen) in der Kreuzzeitung. Aus den Reiseberichten, angereichert mit Geschichte und Geschichten, entstand 1861 das Büchlein Grafschaft Ruppin, das bereits ein Jahr später die zweite Auflage mit dem Obertitel Wanderungen durch die Mark Brandenburg erhielt. Bis wenige Jahre vor seinem Tode überarbeitete Fontane diesen ersten Band, der insgesamt fünf Auflagen erlebte, änderte und ergänzte ihn. Von 1860 bis 1870 arbeitete er als Redakteur der Berliner "Kreuz-Zeitung". 1870-1889 war er Theaterkritiker bei der "Vossischen Zeitung".


Aus: Effie Briest

„Solche Karten trafen nun täglich ein, aus Innsbruck, aus Verona, aus Vicenza, aus Padua, eine jede fing an: »Wir haben heute vormittag die hiesige berühmte Galerie besucht«, oder wenn es nicht die Galerie war, so war es eine Arena oder irgendeine Kirche »Santa Maria« mit einem Zunamen. Aus Padua kam, zugleich mit der Karte, noch ein wirklicher Brief. »Gestern waren wir in Vicenza. Vicenza muß man sehen wegen des Palladio; Geert sagte mir, daß in ihm alles Moderne wurzele. Natürlich nur in bezug auf Baukunst. Hier in Padua (wo wir heute früh ankamen) sprach er im Hotelwagen etliche Male vor sich hin: 'Er liegt in Padua begraben', und war überrascht, als er von mir vernahm, daß ich diese Worte noch nie gehört hätte. Schließlich aber sagte er, es sei eigentlich ganz gut und ein Vorzug, daß ich nichts davon wüßte. Er ist überhaupt sehr gerecht. Und vor allem ist er engelsgut gegen mich und gar nicht überheblich und auch gar nicht alt. Ich habe noch immer das Ziehen in den Füßen, und das Nachschlagen und das lange Stehen vor den Bildern strengt mich an. Aber es muß ja sein. Ich freue mich sehr auf Venedig. Da bleiben wir fünf Tage, ja vielleicht eine ganze Woche. Geert hat mir schon von den Tauben auf dem Markusplatz vorgeschwärmt, und daß man sich da Tüten mit Erbsen kauft und dann die schönen Tiere damit füttert. Es soll Bilder geben, die das darstellen, schöne blonde Mädchen, 'ein Typus wie Hulda', sagte er. Wobei mir denn auch die Jahnkeschen Mädchen einfallen. Ach, ich gäbe was drum, wenn ich mit ihnen auf unserem Hof auf einer Wagendeichsel sitzen und unsere Tauben füttern könnte. Die Pfauentaube mit dem starken Kropf dürft ihr aber nicht schlachten, die will ich noch wiedersehen. Ach, es ist so schön hier. Es soll auch das Schönste sein. Eure glückliche, aber etwas müde Effi.«
Frau von Briest, als sie den Brief vorgelesen hatte, sagte:
»Das arme Kind. Sie hat Sehnsucht.«
»Ja«, sagte Briest, »sie hat Sehnsucht. Diese verwünschte Reiserei ...«
»Warum sagst du das jetzt? Du hättest es ja hindern können. Aber das ist so deine Art, hinterher den Weisen zu spielen. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, decken die Ratsherren den Brunnen zu.«
»Ach, Luise, komme mir doch nicht mit solchen Geschichten. Effi ist unser Kind, aber seit dem 3. Oktober ist sie Baronin Innstetten. Und wenn ihr Mann, unser Herr Schwiegersohn, eine Hochzeitsreise machen und bei der Gelegenheit jede Galerie neu katalogisieren will, so kann ich ihn daran nicht hindern. Das ist eben das, was man sich verheiraten nennt.«
»Also jetzt gibst du das zu. Mir gegenüber hast du's immer bestritten, immer bestritten, daß die Frau in einer Zwangslage sei.«
»Ja, Luise, das hab ich. Aber wozu das jetzt. Das ist wirklich ein zu weites Feld.«





Theodor Fontane (30. Dezember 1819 – 20. September 1898)

Montag, 29. Dezember 2008

William Gaddis, Brigitte Kronauer

Der amerikanische Schriftsteller William Thomas Gaddis wurde am 29. Dezember 1922 in New York City geboren. Nach dem High School Abschluss begann er 1941 ein Literaturstudium an der Harvard-Universität, die er aber nach vier Jahren wegen schlechten Benehmens verlassen musste. Er arbeitete für die Zeitschrift The New Yorker und später als Dokumentarfilmer für die US Army. Im Jahr 1956 veröffentlichte er seinen ersten, mehr als tausend Seiten starken Roman The Recognitions (dt. „Die Fälschung der Welt“). Als Inspirationsquelle diente ihm der Kunstfälscher Han van Meegeren. The Recognitions wurde von den Kritikern verrissen und vom Publikum weitgehend verschmäht, doch entwickelte sich um den Roman eine kleine Kultgemeinde. Erst 1975 erschien sein zweiter Roman JR, in dem ein elfjähriger Junge ein milliardenschweres Finanzimperium aufbaut. Der von Larry Hagman gespielte Bösewicht in der Fernsehserie Dallas wurde nach ihm benannt. Für JR erhielt Gaddis den National Book Award, der ihm 1994 für seinen vierten Roman A Frolic of his own (dt. „Letzte Instanz“), der das amerikanische Justizwesen zum Gegenstand hat, erneut zugesprochen wurde.


Aus: Letzte Instanz (A Frolic of His Own, übersetzt von Nikolaus Stingl)

„–Frank Gribble, Ace Worlwide Fidelity, darf ich hereinkommen? im schwarzenAnzug, –na, wie gehts uns denn? Darf ich mich setzen?, und schon saß er, legte sich eine Aktenmappe aus Kunstleder platt auf den Schoß, –ich hoffe, Sie haben keine Schmerzen?, und holte einen gelben Notizblock hervor, –Also, wir wollen Ihre kostbare Zeit nicht allzu sehr in Anspruch nehmen, Mister Crease. Wenn Sie mir einfach erzählen könnten, waspassiert ist. –Natürlich kann ich, ich...–In ihren eigenen Worten.–Ja, natürlich. Die Zündung hat nicht funktioniert. Deshalb musste ich zum Anlassen des Wagens die Motorhaube öffnen und ein Kabel von der Zündspule an den Plus-Pol der Batterie halten. –Kurzschließen nennt man das wohl. Wir bekommen ständig Meldungen über Autos, die auf diese Weise gestohlen werden, bitte fahren sie fort.–Es handelt sich um mein eigenes Auto, Mister Gribble.–Aber ja, ja, ich wollte damit nicht...–Der Wagen stand auf Park. Ich habe das Kabel an die Batterie gehalten, der Wagen ist angesprungen, hat auf Drive geschaltet und mich angefahren.–Aha. Dann können wir also annehmen, dass sie vor dem Wagen gestanden haben? Warum haben sie vor dem
Wagen gestanden, Mister Crease.–Weil neben dem Wagen eine Schlammpfütze war, Mr. Gribble, und ich es nicht für ratsam hielt, Wasser und Strom in Verbindung zubringen. Aber das ist sowieso allesunerheblich. Der Wagenbesitzer ist ja versichert, nicht?–Aber soweit ich verstanden habe, sind sie der Besitzer.–Ich bin außerdem das Unfallopfer, Mister Gribble. Normalerweise wäre es nun wohl so, dass die Versicherung des Besitzers sich an den Fahrer hält, aber...–Aber soweit ich verstanden habe, ist niemand gefahren. –Womit Ihnen vermutlich nur die Alternative bliebe, den Hersteller aufProdukthaftung zu verklagen. Der Wagen hat ohne fremdes Zutun von Park auf Drivegeschaltet, oder? Wenn er von Anfang an auf Drive gestanden hätte, wäre er überhaupt nicht angesprungen. Res ipsa loquitur, Mister Gribble, so eindeutig, wie wenn ihnen derKronleuchter auf den Kopf fällt.–Tja, also ein bisschen schwierig könnte es schon werden, vielleicht wenn wir ein paar ähnliche Fälle ausgraben könnten und dann müssten wir natürlich auch den Wagenuntersuchen.–Den Wagen untersuchen, selbstverständlich, ich will schließlich nur Gerechtigkeit.–Untergestellt ist er an Ihrem, am Unfallort, im Moment kann ich die Adresse nicht, was ist es überhaupt für ein Wagen?–Ein Sosumi.–Ich habe es ernst gemeint, Mister Crease.–Ich auch! Es ist ein japanischer Wagen, ein Sosumi. –Ach so. mein Gott, ja, Entschuldigung, es ist so schwer, heutzutage auf demLaufenden zu bleiben. Letzte Woche ist eine ganze Familie in einem Isuyu ums Lebengekommen, den hab ich auch nicht gekannt. Ich denke, wir haben dann vorläufig alles soweit erledigt, Mister Crease, ich will Sie auch nicht ermüden. Sie hören umgehend von uns, ich glaube nicht, dass es mit Ihren Krankenhausrechnungen hier ein Problem gibt, vielleicht kann ich sogar noch die Miete für den Fernseher darin unterbringen, ohne dass es jemand merkt, alles kein Thema. Im Augenblick müssen wir nur zusehen, dass Sie die allerbeste Pflege bekommen, wenn Sie bitte eben rasch hier unterschreiben, dann sind Sie ruckzuck wieder auf den Beinen und können, hier ist ein Stift...–Baseball spielen?“






William Gaddis (29. Dezember 1922 - 16. Dezember 1998)





Die deutsche Schriftstellerin Brigitte Kronauer wurde am 29. Dezember 1940 in Essen geboren. Sie ist mit Romanen wie »Frau Mühlenbeck im Gehäus« (1986) und »Teufelsbrück« (2000) bekannt geworden. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet.
2004 erschien ihr von der Kritik gefeierter Roman »Verlangen nach Musik und Gebirge«. 2005 wurde ihr der Bremer Literaturpreis für diesen Roman verliehen. 2005 hat Brigitte Kronauer auch den Büchner-Preis der Darmstädter Akademie erhalten. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Hamburg.

Aus: Die Kleider der Frauen

„Dunkel erinnere ich mich an eine gewisse Frau John, dunkel, wie sie es selbst ja auch war.
Eigentlich keine gewisse, sondern eine sehr ungewisse Frau. Das lief aber auf dasselbe hinaus. "Frau John kommt, Frau John kommt", hieß es, wenn sie ihren Besuch durch einen kleinen Boten ankündigen ließ. Sofort wurde im Wohnzimmer abgestaubt. Ungewiß deshalb, weil man als Kind nichts Genaues über sie wissen konnte. Nein, über Frau John nicht! Und so war immer die Reihenfolge. Zuerst der Ruf: "Frau John kommt!",
dann das Abstauben, das Eintreffen der Tanten und Nachbarinnen, Frau Johns Absätze im Flur, zum Schluß das falsche "Endlich!" der zurückbleibenden Frauen und erst dann der Spruch von Frau Petz.
Frau John schien Pianistin zu sein, vielleicht auch nur Schauspielerin, irgendeine Künstlerin oder die Direktrice einer vornehmen Bar. Immer trug sie, die äußerst schlanke Person, was besonders an ihren wendigen Hüften auffiel und wohl den Neid der Tanten erregte, ein schwarzes Kostüm, ein Hütchen aus Filz und Federn und eine Perlenkette im tiefen Ausschnitt. Damals wußte ich noch nicht, daß es ein Zeichen für etwas sein sollte. Es waren ein, zwei oder sogar drei Perlenschnüre, und sie wurden treulich von den Anwesenden, meiner Mutter, den Tanten und Freundinnen, lauthals bewundert. Das aber merkte ich natürlich schon: Wie sie das Bewundern spielten, und ihnen das Übertreiben Spaß machte und die Frau John dieses Spiel von ihnen strikt verlangte, sonst wäre sie dann leider nicht
mehr gekommen.
Sie ging immer zu früh von uns weg und nahm die gute Laune mit. Die Zurückgebliebenen sagten trotzdem: "Endlich!", aber nur, um sich über ihren Verlust und den entschwundenen teuren Duft" zu beruhigen. Ich selbst machte es nicht anders. "Endlich!" sagte ich, worauf die Tanten sehr lachten, hoch über ihren großen Brüsten, und ihre Verdrossenheit vergaßen. Ich horchte dem straffen Ton von Frau Johns Absatzgeklapper auf den Flurkacheln nach, einem ganz leisen Schmatzen. Die
Absatzplättchen wurden vom Boden kurz angesogen, um sich dann umso stolzer abzustoßen und dabei zu entfernen. Tsitt tsitt, tsött tsött, plöck plock, plock plöck."





Brigitte Kronauer (Essen, 29. Dezember 1940)

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