Jane Austen, Rafael Alberti
Die britische Schriftstellerin Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 im Pfarrhaus des Ortes Steventon, Hampshire, geboren, wo ihr Vater als Geistlicher tätig war. Sie hatte sechs Brüder und eine ältere Schwester, der sie sehr nahe stand. Nach dem Tod ihres Vaters 1805 zogen Jane, ihre Mutter und ihre Schwester zunächst mit ihrem Bruder Francis und seiner Frau nach Southampton, wo sie bis 1809 lebten. Danach stellte ihnen Janes Bruder Edward, der von einem reichen Onkel adoptiert worden war, auf seinem Anwesen in Chawton ein kleines Landhaus zur Verfügung. Heute ist dieses Haus ein kleines Museum. Jane heiratete nie; eine Verlobung mit dem jüngeren Harris Bigg-Wither löste sie auf. Als etablierte Romanautorin lebte sie in relativer Zurückgezogenheit und wurde schließlich schwer krank. Ihre Werke, besonders Emma, werden oft als formal perfekt gelobt, während die moderne Rezeption immer neue Sichtweisen auf Jane Austens scharfe Kommentierung der Lage junger lediger Frauen der „Gentry“ (der höheren bürgerlichen Schicht) im England des frühen 19. Jahrhunderts zu Tage fördert. Besonders Walter Scott lobte sie sehr. Seitdem hat die Anerkennung, die man ihrer Arbeit zollt, nur zugenommen; heute gilt sie als eine der größten englischen Romanautorinnen.
Aus: Emma
“EMMA WOODHOUSE, handsome, clever, and rich, with a comfortable home and happy disposition seemed to unite some of the best blessings of existence; and had lived nearly twenty-one years in the world with very little to distress or vex her.
She was the youngest of the two daughters of a most affectionate, indulgent father; and had, in consequence of her sister's marriage, been mistress of his house from a very early period. Her mother had died too long ago for her to have more than an indistinct remembrance of her caresses; and her place had been supplied by an excellent woman as governess, who had fallen little short of a mother in affection.
Sixteen years had Miss Taylor been in Mr. Woodhouse's family, less as a governess than a friend, very fond of both daughters, but particularly of Emma. Between them it was more the intimacy of sisters. Even before Miss Taylor had ceased to hold the nominal office of governess, the mildness of her temper had hardly allowed her to impose any restraint; and the shadow of authority being now long passed away, they had been living together as friend and friend very mutually attached, and Emma doing just what she liked; highly esteeming Miss Taylor's judgment, but directed chiefly by her own.
The real evils, indeed, of Emma's situation were the power of having rather too much her own way, and a disposition to think a little too well of herself: these were the disadvantages which threatened alloy to her many enjoyments. The danger, however, was at present so unperceived, that they did not by any means rank as misfortunes with her."
Jane Austen (16. Dezember 1775 – 18. Juli 1817)
Der spanische Dichter Rafael Alberti wurde am 16. Dezember 1902 in El Puerto de Santa María (Cádiz) geboren. Er wird der sogenannten Generación del 27 zugerechnet, die nach dem 300.Todestag von Luis de Góngora benannt ist, dessen Werke sie bekannter machen wollte. Als Jugendlicher widmete er sich erst der Malerei, bevor er sich endgültig der Dichtung hingab. In Deutschland wohl am bekanntesten ist sein erster Gedichtband, Mar y tierra, später in Marinero en tierra umbenannt (dt. von "Meer und Erde" in "Matrose auf Landgang" umbenannt) und seine Memoiren La arboleda perdida (dt. Der verlorene Hain). Nachdem 1939 im Spanischen Bürgerkrieg die republikanischen Kräfte unterlagen, ging er nach Argentinien ins Exil, wo er auch nach dem Militärputsch bis 1963 blieb. Nach einigen Jahren in Italien kehrte er 1977 wieder ins demokratische Spanien zurück und saß auch für die kommunistische Partei im Parlament.
Matrose an Land
Wenn meine Stimme an Land stirbt,
bringt sie hinunter ans Meer
und laßt sie mir am Strande.
Bringt sie hinunter ans Meer
und ernennt sie zum Kapitän
auf einem weißen Kriegsschiff.
Oh, meine Stimme mit dem
großen Seemannsorden!
Über dem Herzen ein Anker
und über dem Anker ein Stern
und über dem Stern der Wind
und über dem Wind das Segel!
Getäuscht hat sich die Taube
Getäuscht hat sich die Taube.
Sie hat sich getäuscht.
Um nach Norden zu fliegen, flog sie nach Süd.
Sie glaubte der Weizen sei Wasser.
Sie hat sich getäuscht.
Sie glaubte das Meer sei der Himmel,
die Nacht sei früher Morgen.
Sie hat sich getäuscht.
Die Sterne seien Tau,
die Hitze Schneegestöber.
Sie hat sich getäuscht.
Dein Rock sei deine Bluse,
in deinem Herzen sei ihr Nest.
Sie hat sich getäuscht.
(Sie schlief am Ufer. — Du
auf der Spitze eines Zweiges.)
Übersetzt von Erwin Walter Palm
Rafael Alberti (16. Dezember 1902 – 27. Oktober 1999)
Aus: Emma
“EMMA WOODHOUSE, handsome, clever, and rich, with a comfortable home and happy disposition seemed to unite some of the best blessings of existence; and had lived nearly twenty-one years in the world with very little to distress or vex her.
She was the youngest of the two daughters of a most affectionate, indulgent father; and had, in consequence of her sister's marriage, been mistress of his house from a very early period. Her mother had died too long ago for her to have more than an indistinct remembrance of her caresses; and her place had been supplied by an excellent woman as governess, who had fallen little short of a mother in affection.
Sixteen years had Miss Taylor been in Mr. Woodhouse's family, less as a governess than a friend, very fond of both daughters, but particularly of Emma. Between them it was more the intimacy of sisters. Even before Miss Taylor had ceased to hold the nominal office of governess, the mildness of her temper had hardly allowed her to impose any restraint; and the shadow of authority being now long passed away, they had been living together as friend and friend very mutually attached, and Emma doing just what she liked; highly esteeming Miss Taylor's judgment, but directed chiefly by her own.
The real evils, indeed, of Emma's situation were the power of having rather too much her own way, and a disposition to think a little too well of herself: these were the disadvantages which threatened alloy to her many enjoyments. The danger, however, was at present so unperceived, that they did not by any means rank as misfortunes with her."
Jane Austen (16. Dezember 1775 – 18. Juli 1817)
Der spanische Dichter Rafael Alberti wurde am 16. Dezember 1902 in El Puerto de Santa María (Cádiz) geboren. Er wird der sogenannten Generación del 27 zugerechnet, die nach dem 300.Todestag von Luis de Góngora benannt ist, dessen Werke sie bekannter machen wollte. Als Jugendlicher widmete er sich erst der Malerei, bevor er sich endgültig der Dichtung hingab. In Deutschland wohl am bekanntesten ist sein erster Gedichtband, Mar y tierra, später in Marinero en tierra umbenannt (dt. von "Meer und Erde" in "Matrose auf Landgang" umbenannt) und seine Memoiren La arboleda perdida (dt. Der verlorene Hain). Nachdem 1939 im Spanischen Bürgerkrieg die republikanischen Kräfte unterlagen, ging er nach Argentinien ins Exil, wo er auch nach dem Militärputsch bis 1963 blieb. Nach einigen Jahren in Italien kehrte er 1977 wieder ins demokratische Spanien zurück und saß auch für die kommunistische Partei im Parlament.
Matrose an Land
Wenn meine Stimme an Land stirbt,
bringt sie hinunter ans Meer
und laßt sie mir am Strande.
Bringt sie hinunter ans Meer
und ernennt sie zum Kapitän
auf einem weißen Kriegsschiff.
Oh, meine Stimme mit dem
großen Seemannsorden!
Über dem Herzen ein Anker
und über dem Anker ein Stern
und über dem Stern der Wind
und über dem Wind das Segel!
Getäuscht hat sich die Taube
Getäuscht hat sich die Taube.
Sie hat sich getäuscht.
Um nach Norden zu fliegen, flog sie nach Süd.
Sie glaubte der Weizen sei Wasser.
Sie hat sich getäuscht.
Sie glaubte das Meer sei der Himmel,
die Nacht sei früher Morgen.
Sie hat sich getäuscht.
Die Sterne seien Tau,
die Hitze Schneegestöber.
Sie hat sich getäuscht.
Dein Rock sei deine Bluse,
in deinem Herzen sei ihr Nest.
Sie hat sich getäuscht.
(Sie schlief am Ufer. — Du
auf der Spitze eines Zweiges.)
Übersetzt von Erwin Walter Palm
Rafael Alberti (16. Dezember 1902 – 27. Oktober 1999)
froumen - 16. Dez, 18:53