Robert Bly, Albert Ehrenstein
Der amerikanische Schriftsteller Robert Bly wurde am 23. Dezember 1926 in Madison, Minnesota, geboren. In den 1970er Jahren veröffentlichte Bly 11 Gedichtbände in denen er die Kraft der Mythen betonte. Bekannt wurde Bly vor allem durch Eisenhans: Ein Buch über Männer (1990), in dem er das gleichnamige Märchen der Brüder Grimm psychologisch analysiert und Wege für Männer zum Umgang mit ihrer Männlichkeit aufzeigt. In der Beschäftigung mit alten Mythen sucht Bly nach männlichen Archetypen, die er als notwendige Wesensbestandteile einer balancierten Männlichkeit ansieht.
In Danger from the Outer World
This burning in the eyes, as we open doors,
This is only the body burdened down with leaves,
The opaque flesh, heavy as November grass,
Growing stubbornly, triumphant even at midnight.
And another day disappears into the cliff,
And the Eskimos come to greet it with sharp cries--
The black water swells up over the new hole.
The grave moves forward from its ambush,
Moving over the hills on black feet,
Living off the country,
Leaving dogs and sheep murdered where it slept;
Some shining thing, inside, that has served us well
Shakes its bamboo bars--
It may be gone before we wake . . .
Moving Inward at Last
The dying bull is bleeding on the mountain!
But inside the mountain, untouched
By the blood,
There are antlers, bits of oak bark,
Fire, herbs are thrown down.
When the smoke touches the roof of the cave,
The green leaves burst into flame,
The air of night changes to dark water,
The mountains alter and become the sea.
Robert Bly (Madison, 23. Dezember 1926)
Der deutschsprachige Lyriker und Erzähler Albert Ehrenstein wurde am 23. Dezember 1886 ials Sohn jüdisch-ungarischer Eltern im späteren 16. Bezirk Wiens, Ottakring, geboren (Urkunden geben den 23. Dezember als Geburtstag an, während Ehrenstein Zeit seines Lebens darauf bestand, er sei am 22. Dezember geboren). Der Vater war Kassierer bei einer Brauerei und die Familie war arm, sein jüngerer Bruder war der Dichter Carl Ehrenstein (1892–1971). Der Ehrgeiz seiner Mutter sorgte dafür, dass Ehrenstein das Gymnasium besuchen konnte, wo er unter antisemitischen Anfeindungen zu leiden hatte. Von 1905 bis 1910 studierte er in Wien Geschichte und Philosophie und schloss 1910 mit Promotion ab. Mittlerweile hatte er sich jedoch schon für die Literatur entschieden. 1910 wurde er durch das Gedicht Wanderers Lied, das Karl Kraus in der Fackel veröffentlichte, über Nacht bekannt. Das Gedicht ist dem gerade beginnenden Expressionismus zuzurechnen. 1911 erschien Ehrensteins Erzählung Tubutsch mit Illustrationen seines Freundes Oskar Kokoschka. Durch Kokoschka kam er in Kontakt mit Herwarth Walden und veröffentlichte in der Folge in dessen Zeitschrift Der Sturm, später auch in Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion. Schnell wurde Ehrenstein zu einer der wichtigsten Stimmen des Expressionismus und stand in engem Kontakt zu Else Lasker-Schüler, Gottfried Benn und Franz Werfel.
Wanderers Lied
Meine Freunde sind schwank wie Rohr,
Auf ihren Lippen sitzt ihr Herz,
Keuschheit kennen sie nicht;
Tanzen möchte ich auf ihren Häuptern.
Mädchen, das ich liebe,
Seele der Seelen du,
Auserwählte, Lichtgeschaffene,
Nie sahst du mich an,
Dein Schoß war nicht bereit,
Zu Asche brannte mein Herz.
Ich kenne die Zähne der Hunde,
In der Wind-ins-Gesicht-Gasse wohne ich,
Ein Sieb-Dach ist über meinem Haupte,
Schimmel freut sich an den Wänden,
Gute Ritzen sind für den Regen da.
„Töte dich!" spricht mein Messer zu mir.
Im Kote liege ich;
Hoch über mir, in Karossen befahren
Meine Feinde den Mondregenbogen.
Friede
Die Bäume lauschen dem Regenbogen,
Tauquelle grünt in junge Stille,
Drei Lämmer weiden ihre Weiße,
Sanftbach schlürft Mädchen in sein Bad.
Rotsonne rollt sich abendnieder,
Flaumwolken ihr Traumfeuer sterben.
Dunkel über Flut und Flur.
Frosch-Wanderer springt großen Auges,
Die graue Wiese hüpft leis mit.
Im tiefen Brunnen klingen meine Sterne.
Der Heimwehwind weht gute Nacht.
Albert Ehrenstein (23. Dezember 1886 – 8. April 1950)
In Danger from the Outer World
This burning in the eyes, as we open doors,
This is only the body burdened down with leaves,
The opaque flesh, heavy as November grass,
Growing stubbornly, triumphant even at midnight.
And another day disappears into the cliff,
And the Eskimos come to greet it with sharp cries--
The black water swells up over the new hole.
The grave moves forward from its ambush,
Moving over the hills on black feet,
Living off the country,
Leaving dogs and sheep murdered where it slept;
Some shining thing, inside, that has served us well
Shakes its bamboo bars--
It may be gone before we wake . . .
Moving Inward at Last
The dying bull is bleeding on the mountain!
But inside the mountain, untouched
By the blood,
There are antlers, bits of oak bark,
Fire, herbs are thrown down.
When the smoke touches the roof of the cave,
The green leaves burst into flame,
The air of night changes to dark water,
The mountains alter and become the sea.
Robert Bly (Madison, 23. Dezember 1926)
Der deutschsprachige Lyriker und Erzähler Albert Ehrenstein wurde am 23. Dezember 1886 ials Sohn jüdisch-ungarischer Eltern im späteren 16. Bezirk Wiens, Ottakring, geboren (Urkunden geben den 23. Dezember als Geburtstag an, während Ehrenstein Zeit seines Lebens darauf bestand, er sei am 22. Dezember geboren). Der Vater war Kassierer bei einer Brauerei und die Familie war arm, sein jüngerer Bruder war der Dichter Carl Ehrenstein (1892–1971). Der Ehrgeiz seiner Mutter sorgte dafür, dass Ehrenstein das Gymnasium besuchen konnte, wo er unter antisemitischen Anfeindungen zu leiden hatte. Von 1905 bis 1910 studierte er in Wien Geschichte und Philosophie und schloss 1910 mit Promotion ab. Mittlerweile hatte er sich jedoch schon für die Literatur entschieden. 1910 wurde er durch das Gedicht Wanderers Lied, das Karl Kraus in der Fackel veröffentlichte, über Nacht bekannt. Das Gedicht ist dem gerade beginnenden Expressionismus zuzurechnen. 1911 erschien Ehrensteins Erzählung Tubutsch mit Illustrationen seines Freundes Oskar Kokoschka. Durch Kokoschka kam er in Kontakt mit Herwarth Walden und veröffentlichte in der Folge in dessen Zeitschrift Der Sturm, später auch in Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion. Schnell wurde Ehrenstein zu einer der wichtigsten Stimmen des Expressionismus und stand in engem Kontakt zu Else Lasker-Schüler, Gottfried Benn und Franz Werfel.
Wanderers Lied
Meine Freunde sind schwank wie Rohr,
Auf ihren Lippen sitzt ihr Herz,
Keuschheit kennen sie nicht;
Tanzen möchte ich auf ihren Häuptern.
Mädchen, das ich liebe,
Seele der Seelen du,
Auserwählte, Lichtgeschaffene,
Nie sahst du mich an,
Dein Schoß war nicht bereit,
Zu Asche brannte mein Herz.
Ich kenne die Zähne der Hunde,
In der Wind-ins-Gesicht-Gasse wohne ich,
Ein Sieb-Dach ist über meinem Haupte,
Schimmel freut sich an den Wänden,
Gute Ritzen sind für den Regen da.
„Töte dich!" spricht mein Messer zu mir.
Im Kote liege ich;
Hoch über mir, in Karossen befahren
Meine Feinde den Mondregenbogen.
Friede
Die Bäume lauschen dem Regenbogen,
Tauquelle grünt in junge Stille,
Drei Lämmer weiden ihre Weiße,
Sanftbach schlürft Mädchen in sein Bad.
Rotsonne rollt sich abendnieder,
Flaumwolken ihr Traumfeuer sterben.
Dunkel über Flut und Flur.
Frosch-Wanderer springt großen Auges,
Die graue Wiese hüpft leis mit.
Im tiefen Brunnen klingen meine Sterne.
Der Heimwehwind weht gute Nacht.
Albert Ehrenstein (23. Dezember 1886 – 8. April 1950)
froumen - 23. Dez, 16:21