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Sonntag, 8. März 2009

Harry Thürk, Hafid Bouazza

Der deutsche Schriftsteller Harry Thürk wurde am 8. März 1927 in Zülz, Oberschlesien geboren. 1934 zog er mit seiner Familie nach Neustadt/OS um. Nach dem Besuch der Albert-Leo-Schlageter-Volksschule (1934-40) und der Handelsschule von Neustadt/OS (1940-42) in Oberschlesien wurde Thürk Arbeiter bei der Deutschen Reichsbahn. Im Zweiten Weltkrieg 1944 zum Fallschirm-Panzer-Korps Hermann Göring eingezogen und mit Verleihung des Eisernen Kreuzes kehrte er nach Ende des Krieges von der Front in seine Heimat zurück. Von dort floh er schließlich vor den Polen nach Westen und fand in Weimar seine zweite Heimat. Von 1946 bis 1948 war er hauptberuflicher Funktionär der Freien Deutschen Jugend und trat der SED bei. Nach diversen Gelegenheitsjobs arbeitete Thürk als Journalist für verschiedene Zeitungen und war in den Vietnamkriegen und in Korea als Reporter tätig. Dort zog er sich eine schwere Vergiftung mit dem vom US-Militär eingesetzten Giftgas „Agent Orange“ zu, die ihn später ans Bett fesselte.
Nach weiteren Ostasienreisen zwischen 1964 und 1980 (u. a. nach Laos, Kambodscha, Vietnam, Korea, China) kehrte Thürk nach Weimar zurück. Dort war er von 1971 bis 1983 Vorsitzender der Bezirksorganisation Erfurt des Schriftstellerverbandes.
Mit seinem Ende 2004 erschienen Buch „Treffpunkt Wahrheit“ hat Thürk insgesamt 60 Bücher veröffentlicht (Romane, Dokumentationen, Reportagen, Krimis, Kinderbücher u.a.) sowie 15 Drehbücher geschrieben. Seine Sujets und spannende Erzählweise machten ihn insbesondere in der DDR populär - mit einer Gesamtauflage von 9 Millionen Exemplaren in 13 Sprachen (3 Millionen allein in Deutschland) war Thürk einer der meistgelesenen und populärsten deutschen Nachkriegsautoren. Im Westen blieb er jedoch weitgehend unbekannt.

Uit: Taifun. Aufzeichnungen eines Geheimdienstmannes

"Die goldene Regel“, doziere ich wieder einmal, während ein halbes Dutzend Augenpaare mich erwartungsvoll anblickt, „man bleibt für Chinesen stets ein Ausländer, so gut man auch mit ihnen auskommt. Man bemühe sich also nie, sich ihnen durch Nachahmung ihrer Sitten anzubiedern. Respektiert wird man, wenn man ihre Sitten achtet, sich nicht über sie belustigt zeigt, so eigenartig sie auch sein mögen, die eigenen aber beibehält, und zwar unverschleiert. Weil wir Amerikaner – und das begreift jeder Chinese schnell – die höhere Zivilisation haben, die stärkere Macht, das tiefere Wissen, die bessere Technik, und weil wir allein den Weg kennen, auf dem auch die Chinesen zu allen diesen Dingen kommen können …“
Ich spreche über Eßgewohnheiten und Hygiene, über das Verhältnis der Geschlechter zueinander, die Rolle der Familie und den Ahnenkult, die Bereitschaft der Chinesen, zuzuhören, wenn Geschichten erzählt werden, ihren Humor, den wir als primitiv empfinden, ihre Sensibilität, mit der sie spüren, wenn ein Fremder nicht ehrlich sagt, was er denkt.
„Versucht nie, ihnen etwas vorzumachen“, warne ich. „Ihr geht bewaffnet nach dem Norden, um dafür zu sorgen, dass der Norden ein Vorposten Amerikas bleibt und die Kommunisten dort nicht allein schalten können, wie es ihnen beliebt: ihr seid die Vorhut der Vereinigten Staaten, was ihr tut, das tut ihr, damit China eine Demokratie wird und nicht ein kommunistisches Pseudoparadies!“
„Gut“, meldet sich Captain Birch, ein junger Mann, der einige Zeit Baptistenprediger gewesen ist, und dann als Aufklärer bei General Chennaults „Flying Tigers“ diente, jener Gruppe von Abenteurern des Luftkrieges, die in der Art einer Fremdenlegion für Tschiang Kai-shek flogen, bevor die Vereinigten Staaten in den pazifischen Krieg verwickelt und sie schließlich als 14. Luftflotte in die US-Streitkräfte eingegliedert wurden."







Harry Thürk (8. März 1927 – 24. November 2005)




Der niederländisch-marokanische Schrifsteller Hafid Bouazza wurde am 8. März 1970 in Oujda, Marokko, geboren. Bouazza wuchs in den Niederlanden auf. Dort debütierte er mit der Novelle "Momo" und einem Band mit Kurzgeschichten. Für seinen ersten Roman "Paravion" erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den belgischen Literaturpreis "De Gouden Uil 2004".

Aus: Paravion (Überstetz von Ira Wilhelm)

„Hör zu.
"Hatscha!"
Und nochmal: "Hatscha!"
Das ist schon besser. Noch nicht perfekt, aber besser, viel besser. Er macht Fortschritte.
Das ist Paravion - siehe, seine Minarette sind schon zu erkennen. Stolz wie erhobene Mittelfinger erheben sie sich zenitwärts und lassen die demutsvoll hingekauerten Kirchtürme hinter sich. Noch höhere Minarette waren bereits im Bau, und die allerhöchsten wurden gerade entworfen. Nicht mehr lange, so lautete ein Gerücht im Teehaus, und alle Kirchen werden sich in Moscheen verwandeln. Das sei nur eine Frage der Zeit, sagte der Teppichverkäufer, der mehr mit der Spitze des Kinnbarts zu sprechen schien als mit dem Mund. Die übrigen Gäste nickten.
Der Name des Cafes lautete Bar Zach. Es war keine echte Bar, das heißt eine, in der Alkohol ausgeschenkt wurde, nein, der Wirt wollte nur einen modern klingenden Namen. Jeder aus Morea kam hierher, um unter Seinesgleichen zu sein, sich zu akklimatisieren und im neuen Land allmählich die ersten Schritte zu tun sofern man sich überhaupt bewegte. Hier trank man zischende und sprudelnde Limonaden, zum Beispiel Orangina, Crush und Judor ("Das Getränk der Jugend"). Sie schmeckten nach Orangen, Moreas Frucht par excellence. Außerdem servierte man hier das erfrischende La Cigogne, dessen Flasche ein Storchrelief zum Signet hatte. Das Getränk kitzelte in der Nase wie ein Nieser, der partout nicht raus wollte. Die beiden beliebtesten Getränke aber waren Cola Maroca und Zam Zam Cola, anregend und mit Kohlensäure, aber auch mit E 120 bis inklusive E 160 versetzt. Der Geschmack von Vaterland in Flaschen, denn die Getränke waren durchweg moreanische Marken.“







Hafid Bouazza (Oujda, 8. März 1970)

Bret Easton Ellis, Reinhard Kaiser

Der amerikanische Schriftsteller Bret Easton Ellis wurde am 7. März 1964 in Los Angeles geboren. Aufgewachsen ist Ellis in Sherman Oaks in Kalifornien. 1986 absolvierte er eine Musikausbildung am Bennington College in Vermont. Dieses College diente später als Vorlage für das fiktive "Camden Arts College", welches in seinem Roman Einfach unwiderstehlich (The Rules of Attraction) eine zentrale Rolle spielt. In den frühen 1980er-Jahren spielte er Keyboard in einigen New-Wave-Bands, z.B. bei "The Parents". Während seines Studiums gab Ellis den späteren Roman Unter Null als Arbeit für einen Creative-Writing-Kurs ab. Sein Professor war von der Arbeit beeindruckt und motivierte Ellis, den Roman zu veröffentlichen. 1987 zog er nach New York City, wo er seinen zweiten Roman Einfach unwiderstehlich veröffentlichte. 1991 stieg Ellis mit seinem dritten Roman American Psycho zum Kultautor auf. Nachdem ihn American Psycho weltweit berühmt gemacht hatte, steigerten sich Ellis' Drogenexzesse. Auf Lesetouren begleitete ihn, im Auftrag seines Verlages Vintage Books, ein Aufpasser, um Ellis' Drogenkonsum einzudämmen. Drei Jahre später, 1994, erschien sein Roman Die Informanten (The Informers), eine Kurzgeschichtensammlung. Der Roman Glamorama wurde 1999 publiziert, von den Kritikern jedoch deutlich negativer als American Psycho aufgenommen. Sein nächstes Werk, Lunar Park, war ein halb-autobiografischer Roman, dessen Hauptfigur ebenfalls Bret Easton Ellis heißt und Autor ist.

Aus: Lunar Park (Übertragung Clara Drechsler und Harald Hellmann)

„»Ganz gleich, wie entsetzlich die geschilderten Ereignisse auch erscheinen mögen, eines dürfen Sie als Leser nie vergessen, wenn Sie das Buch in Händen halten: Alles beruht auf Tatsachen, jedes einzelne Wort ist wahr.
Was mich am meisten quält? Da niemand wusste, was in diesem Haus vor sich ging, hatte auch niemand Angst um uns.«
Die Änfange:
»Du siehst dir verblüffend ähnlich.«
So lautet der erste Satz von Lunar Park, der in seiner Kürze
und Einfachheit eine Rückkehr zur Form, ein Echo auf die
erste Zeile meines Debütromans Unter Null darstellen soll.
»Auf den Freeways in Los Angeles werden die Leute auch
immer rücksichtsloser.«
Von da an wurden die ersten Sätze meiner Romane, mochten sie noch so geschickt konstruiert sein, immer komplizierter und verschachtelter, überfrachtet mit der sperrigen, überflüssigen Aufzählung von Nebensächlichkeiten.
Mein zweiter Roman, Einfach Unwiderstehlich, begann zum Beispiel:
»die dich vielleicht langweilt, aber du mußt ja nicht zuhören, sagte sie mir, weil sie immer gewußt hat, daß es so kommen würde, und sie glaubt, es war ihr erstes Jahr, oder, eigentlich ein Wochenende, tatsächlich Freitag, im September, in Camden, und das ist drei oder vier Jahre her, und sie wurde so betrunken, daß sie im Bett landete, entjungfert wurde (spät, sie war schon achtzehn) in Lorna Slavins Zimmer, weil sie im ersten Jahr war, und Lorna, fällt ihr ein, im vierten oder im dritten Jahr war und normalerweise hin und wieder in der Wohnung ihres Freundes außerhalb des Campus, der ihrer Meinung nach im zweiten Jahr war und Töpfern als Hauptfach hatte, aber der in Wirklichkeit entweder ein Typ von der New York Universität war, ein Film-Student, der nur wegen der Bums-Klamotten-Fete hier in New Hampshire war, oder einer aus dem Ort.«






Bret Easton Ellis (Los Angeles, 7. März 1964)





Der deutsche Schriftsteller und Übersetzer Reinhard Kaiser wurde am 7. März 1950 in Viersen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Viersen, wo er 1968 sein Abitur machte. Von 1968 bis 1975 studierte er Germanistik, Romanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie in Berlin, Paris, Köln und Frankfurt am Main. 1974 legte er an der Universität Köln das erste Staatsexamen in den Fächern Germanistik und Sozialwissenschaften ab. Nach der Übersiedlung nach Frankfurt am Main im selben Jahr begann er, für den Suhrkamp-Verlag Übersetzungen sozialwissenschaftlicher Texte anzufertigen und als Außenlektor zu arbeiten. Von 1976 bis 1980 war er Lektor im Frankfurter Syndikat-Verlag. Seit 1980 war er als freier Lektor und Übersetzer für verschiedene Verlage tätig, u.a. von 1985 bis 1990 als Lektor der "Anderen Bibliothek" des Greno-Verlags. 1989 erschien Kaisers erstes eigenes Buch; seither ist er als freier Autor, aber auch weiter als Übersetzer, zunehmend von belletristischen Texten, tätig. Er hat zahlreiche belletristische Bücher und Sachbücher übersetzt.

Aus: Kindskopf

„Inge hatte mir von der Schaukel beim Graben zugesehen. Nach einer Viertelstunde kam sie zurückgeschlendert. Sie setzte einen Fuß auf den immer höher werdenden Erdwall, beugte sich vor und sah zu mir in die Tiefe.
»Und wozu soll das gut sein – dein Loch?«, wollte sie diesmal wissen.
Ich sagte nichts. Ich fand, die Antwort auf diese Frage verstand sich von selbst. Löcher graben war offenkundig eine ernsthafte, anstrengende Tätigkeit und folglich aus sich heraus wertvoll. Ritterburgen oder Indianerlandschaften im Sandkasten bauen – das war Spiel. Löcher graben hingegen, mit dem Spaten, den gewöhnlich Herr Wachtmann führte, der sich einmal in der Woche um unseren Garten kümmerte, war Arbeit. Es hatte mit Erwachsensein und Großwerden zu tun, und beim Großwerden fragte auch niemand: Wozu soll das gut sein?
Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Inge mit dem Zungenbrecher geantwortet, den mir Winfried Drove, ein Künstlerfreund meiner Eltern, seit einiger Zeit beizubringen versuchte. Winfried Drove liebte die Zungenbrecher. Er kam oft zu Besuch, unterhielt sich mit meiner Mutter, mit meinem Vater und auch mit mir, und seit ich von seiner Liebe zu den Zungenbrechern wusste, fragte ich ihn jedes Mal nach neuen. Wenn ihm kein neuer einfiel, bat ich ihn, die alten, die ich schon kannte, zu wiederholen: In Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Hinter Hansens Hinterhaus hängen hundert Hemden raus. Fischers Fritze fischt frische Fische."







Reinhard Kaiser (Viersen, 7. März 1950)

Gabriel García Márquez, Günter Kunert

Der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez wurde am 6. März 1928 in dem Dorf Aracataca als ältestes von sechzehn Kindern eines Telegraphisten geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er bei seinen Großeltern. Er studierte Jura in Bogotá, dann in Cartagena, bevor er sich ausschließlich dem Schreiben zuwandte. Als Journalist arbeitete er u.a. für El Espectador in Bogotá. Aufenthalte in Rom und Paris. 1957 reiste er als Reporter in die DDR und die UDSSR. Er vertrat die kubanische Presseagentur Prensa Latina in Bogotá und New York. 1967 gelang ihm mit »Hundert Jahre Einsamkeit« der literarische Durchbruch. Mit einer weltweiten Auflage von weit über zehn Millionen Exemplaren machte dieser Roman ihn zum meistgelesenen lateinamerikanischen Autor. 1982 wurde Gabriel García Márquez mit dem Nobelpreis geehrt.

Aus: Leben, um davon zu erzählen (Übersetzt von Dagmar Ploetz)

"So wurde also in Aracataca der erste von sieben Söhnen und vier Töchtern geboren, am 6. März 1927, bei einem für die Jahreszeit höchst ungewöhnlichen Platzregen, während am Horizont das Sternbild des Stiers aufzog. Der Knabe wäre fast von der Nabelschnur stranguliert worden, da die Hebamme der Familie, Santos Villero, im ungünstigsten Augenblick die Übersicht verlor. So auch Tante Francisca, die zur Eingangstür rannte und wie bei einer Feuersbrunst schrie: 'Ein Junge! Ein Junge!' Und gleich darauf, wie beim Sturmläuten: 'Rum her, er erstickt.' ... Ich hätte eigentlich Olegario heißen sollen, das war der Heilige des Tages, doch niemand hatte einen Heiligenkalender zur Hand, also gaben sie mir in der Eile den Namen meines Vaters, und dazu noch den des Tischlers, José, weil er der Patron von Aracataca und März sein Monat war. Misia Juana de Freytes schlug noch einen dritten Namen vor, um der allgemeinen Versöhnung zu gedenken, die innerhalb der Familie und des Freundeskreises mit meiner Geburt stattgefunden hatte, aber auf dem offiziellen Taufschein, der drei Jahre später ausgestellt wurde, vergaß man ihn: Gabriel José de la Concordia."







Gabriel García Márquez (Aracataca, 6. März 1928)




Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Günter Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren. Nach dem Besuch der Volksschule war es Günter Kunert auf Grund der nationalsozialistischen Rassengesetze (seine Mutter war Jüdin) nicht möglich, eine höhere Schule zu besuchen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges studierte er in Ost-Berlin fünf Semester Grafik, brach sein Studium dann jedoch ab. 1948 trat er der SED bei. Er lernte Bertolt Brecht und Johannes R. Becher kennen.
1972/73 war er Gastdozent an der University of Texas in Austin, 1975 an der University of Warwick in England. Er gehörte 1976 zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Daraufhin wurde ihm 1977 die SED-Mitgliedschaft entzogen. 1979 ermöglichte ihm ein mehrjähriges Visum das Verlassen der DDR. Kunert ließ sich mit seiner Frau Marianne in Kaisborstel bei Itzehoe nieder, wo er bis heute als freier Schriftsteller lebt. Kunert gilt als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Gegenwartsschriftsteller.



Leute

Kleine Leute, große Leute
gab es gestern, gibt es heute,
wird es sicher immer geben,
über, unter, hinter, neben

dir und mit und ihm und ihr:
Kleine, Große sind wie wir.
Größer als ein Großer kann
aber sein ein kleiner Mann.

Klein und groß sagt gar nichts aus,
sondern nur, was einer draus
für sich selbst und alle macht.
Darum habe darauf acht:

Wer den andren hilft und stützt
und sich nicht nur selber nützt,
hat das richtige Format -
ob ein Zwerg er oder grad

lang wie eine Latte ist
oder einen Meter mißt.
Kleine Leute, große Leute
gab es gestern, gibt es heute.





Der alte Mann

Der alte Mann
studiert die Todesanzeigen
mit Befriedigung:
Generaldirektor Sowieso
verstarb im sechzigsten Lebensjahr.
Da fühlt man sich gleich besser
und gesünder und fast
glücklich. Wie im Krieg, wo
die Granaten links und rechts
einschlugen. Es trifft
immer die anderen. Gott sei Dank,
daß ich kein anderer bin.







Günter Kunert (Berlin, 6. März 1929)

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Zuletzt aktualisiert: 23. Jan, 19:14

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