Peter Verhelst, Maik Lippert
Der belgische Lyriker und Schriftsteller Peter Verhelst wurde am 28. Januar 1962 in Brügge, Belgien geboren. Peter Verhelst ist auch Theaterautor, Theatermacher und Performer und gehört damit in Flandern zu den wichtigsten zeitgenössischen Kulturträgern. Er debütierte Ende der achtziger Jahre als Dichter und hat sich seitdem außer in der Lyrik auch in den Genres Roman und Schauspiel einen Namen gemacht. Von seinen sieben oder acht Romanen sind bisher lediglich zwei in deutscher Sprache erschienen, Het “spierenalfabet” aus dem Jahre 1995, das als ‚Das Muskelalphabet’ herausgegeben wurde und das 1996 veröffentlichte Buch “De kleurenvanger”, das in Deutschland unter dem Titel ‚Der Farbenfänger’ in den Verkauf kam. Für seinen Roman Tongkat erhielt er die Literaturpreise ’De gouden uil’, ’De Jonge Gouden Uil’ und den flämischen Literaturpreis.
Alaska - Irgendwann muss uns einer von den Alaskas
ALASKA
If travel is searching
And home what’s been found
I’m not stopping
I’m going hunting
I’m a hunter
I’ll bring back the goods
But I don’t know when
BJÖRK
(Hunter)
Irgendwann muss uns einer von den Alaskas
Entwischt sein,
ein Feuerklumpen, auf seinem Weg,
fiebrig, durch die Savanne, sich von
einer Seite auf die andere werfend,
gleichgültig sandfarben, unter keuchender Sonne,
aufgegangen unter einem Dach aus Blättern, fleckig,
mit nadeldürren Pupillen schaut er uns an,
blitzend, wir beugen uns ein paar Meter tiefer
über dieses Rätsel
der sich in Luft auflösenden Spuren,
bis wir fühlen, wie uns der Blick im Nacken
brennt, wir hören, verzögert, wie sich eine Kugel in den Lauf
schiebt, es knackt, und wir lassen uns in dieser
einen luftleeren Sekunde vor der Zündung auf den
Rücken fallen, wir liegen, schießt es uns durch
Den Kopf, schon blind von einem Schneesturm
Auf der Ebene, als würden Tausende von ihnen
Gleichzeitig auf uns runtergehen, erfroren
In ihrem Sprung, Flusen, nach denen wir tasten,
ohne Chance, weil sie sich wie Schmetterlinge
zwischen unseren Fingern hindurchquetschen, um Jahre
später in uns
einen neuen Alaska aufflammen zu lassen.
Alaska - Du stehst da und
Du stehst da und
Funkelst allein
In einem Pelz aus Schnee
Und Beize umschwärmt
Von Spiegelungen die sich
Mit gespitzten Ohren voneinander
Abstoßen als wären sie ein Opfer
Der Schollenbewegung bis sie
Schließlich hervorgekrochen
Aus Spiegel und Spiegel jenseits
Der Vernunft und jenseits von
Müdigkeit unter einer merkwürdig
Eingefärbten Polarnacht daliegen und
Keuchen einer nach dem anderen
Träge wie eine Eisscholle in die Knie
Geht eine Ruhe in Resten
Aus geronnenem Fett
ein Schrei der sich in Echos
fortschleudert über eine schier endlose
Ebene abdriftet und irgendwann mal wieder fest
in deinem Gesicht landet.
Übersetzt von Thomas Kunst
Peter Verhelst (Brügge, 28. Januar 1962)
Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Maik Lippert wurde am 28. Januar 1966 in Erfurt geboren. Von 1986 bis 1991 studierte er Wirtschaft in Moskau. Zwischen 1994 und 2003 lebte er in Frankfurt am Main und war unter anderem bei der Chemag AG kaufmännisch tätig. Heute arbeitet er als Berufsschullehrer in Berlin. Er ist seit 2005 mit der Schriftstellerin Katharina Lippert verheiratet. Er publiziert in Literaturzeitschriften und Anthologien wie dem Jahrbuch der Lyrik 2007 oder Lyrik von Jetzt und ist ein Bewunderer des Werks von T. S. Eliot und Arno Schmidt. Lippert debütierte 1995 mit Suizid wird nicht länger strafrechtlich verfolgt, einer gemeinsamen Publikation mit Ekkehard Schulreich aus Leipzig im Selbstverlag. Weitere Bände sind seitdem erschienen.
Maik Lippert erhielt einen Preis der Zeitschrift Das Magazin (Berlin) zum MDR - Literaturwettbewerb 2000 sowie im Rahmen des Literarischen März 2001 der Stadt Darmstadt den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2001.
engelsposaune
jeden morgen der kelch
das gelb von gummihandschuhen
ein fingerzeig gottes
liegt auf dir
beim vorbeigehen am vorgarten
zur haltestelle
lukas stöbert
in den abfallkörben
den krumen nach
wandert am packpapier
die geäderte stierzunge
wie ein blatt
vom nachtschatten
noch bleich die geliebte
in der hand
das buch mit blauem einband
monologe über engelarten
und du denkst
an zierliche schulterblätter
rippenzählen
ich kam zu dir
rippenzählen
was hatte ich mehr
als deinen rücken
nach der schicht
rauchtest du erstmal
bis dein kopf ganz
porzellan war
Maik Lippert (Erfurt, 28. Januar 1966)
Alaska - Irgendwann muss uns einer von den Alaskas
ALASKA
If travel is searching
And home what’s been found
I’m not stopping
I’m going hunting
I’m a hunter
I’ll bring back the goods
But I don’t know when
BJÖRK
(Hunter)
Irgendwann muss uns einer von den Alaskas
Entwischt sein,
ein Feuerklumpen, auf seinem Weg,
fiebrig, durch die Savanne, sich von
einer Seite auf die andere werfend,
gleichgültig sandfarben, unter keuchender Sonne,
aufgegangen unter einem Dach aus Blättern, fleckig,
mit nadeldürren Pupillen schaut er uns an,
blitzend, wir beugen uns ein paar Meter tiefer
über dieses Rätsel
der sich in Luft auflösenden Spuren,
bis wir fühlen, wie uns der Blick im Nacken
brennt, wir hören, verzögert, wie sich eine Kugel in den Lauf
schiebt, es knackt, und wir lassen uns in dieser
einen luftleeren Sekunde vor der Zündung auf den
Rücken fallen, wir liegen, schießt es uns durch
Den Kopf, schon blind von einem Schneesturm
Auf der Ebene, als würden Tausende von ihnen
Gleichzeitig auf uns runtergehen, erfroren
In ihrem Sprung, Flusen, nach denen wir tasten,
ohne Chance, weil sie sich wie Schmetterlinge
zwischen unseren Fingern hindurchquetschen, um Jahre
später in uns
einen neuen Alaska aufflammen zu lassen.
Alaska - Du stehst da und
Du stehst da und
Funkelst allein
In einem Pelz aus Schnee
Und Beize umschwärmt
Von Spiegelungen die sich
Mit gespitzten Ohren voneinander
Abstoßen als wären sie ein Opfer
Der Schollenbewegung bis sie
Schließlich hervorgekrochen
Aus Spiegel und Spiegel jenseits
Der Vernunft und jenseits von
Müdigkeit unter einer merkwürdig
Eingefärbten Polarnacht daliegen und
Keuchen einer nach dem anderen
Träge wie eine Eisscholle in die Knie
Geht eine Ruhe in Resten
Aus geronnenem Fett
ein Schrei der sich in Echos
fortschleudert über eine schier endlose
Ebene abdriftet und irgendwann mal wieder fest
in deinem Gesicht landet.
Übersetzt von Thomas Kunst
Peter Verhelst (Brügge, 28. Januar 1962)
Der deutsche Lyriker und Schriftsteller Maik Lippert wurde am 28. Januar 1966 in Erfurt geboren. Von 1986 bis 1991 studierte er Wirtschaft in Moskau. Zwischen 1994 und 2003 lebte er in Frankfurt am Main und war unter anderem bei der Chemag AG kaufmännisch tätig. Heute arbeitet er als Berufsschullehrer in Berlin. Er ist seit 2005 mit der Schriftstellerin Katharina Lippert verheiratet. Er publiziert in Literaturzeitschriften und Anthologien wie dem Jahrbuch der Lyrik 2007 oder Lyrik von Jetzt und ist ein Bewunderer des Werks von T. S. Eliot und Arno Schmidt. Lippert debütierte 1995 mit Suizid wird nicht länger strafrechtlich verfolgt, einer gemeinsamen Publikation mit Ekkehard Schulreich aus Leipzig im Selbstverlag. Weitere Bände sind seitdem erschienen.
Maik Lippert erhielt einen Preis der Zeitschrift Das Magazin (Berlin) zum MDR - Literaturwettbewerb 2000 sowie im Rahmen des Literarischen März 2001 der Stadt Darmstadt den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2001.
engelsposaune
jeden morgen der kelch
das gelb von gummihandschuhen
ein fingerzeig gottes
liegt auf dir
beim vorbeigehen am vorgarten
zur haltestelle
lukas stöbert
in den abfallkörben
den krumen nach
wandert am packpapier
die geäderte stierzunge
wie ein blatt
vom nachtschatten
noch bleich die geliebte
in der hand
das buch mit blauem einband
monologe über engelarten
und du denkst
an zierliche schulterblätter
rippenzählen
ich kam zu dir
rippenzählen
was hatte ich mehr
als deinen rücken
nach der schicht
rauchtest du erstmal
bis dein kopf ganz
porzellan war
Maik Lippert (Erfurt, 28. Januar 1966)
froumen - 28. Jan, 18:52